Ezo (Volk)

Ezo (Volk)

Ezo (jap. 蝦夷), veraltet Yezo, ist ein altjapanischer Name für die Bevölkerung Ost- und Nordjapans, die von den Yamato-Japanern als ein anderes Volk angesehen wurde. Im Altertum wurde das Volk entweder Emishi oder Ebisu (veraltet Yemishi bzw. Yebisu) genannt.

Seit Ende der Heian-Zeit wurde das Volk Ezo genannt. Mit der Zeit änderte sich jedoch die Bedeutung dieses Begriffs.

Inhaltsverzeichnis

Emishi

Die älteste Beschreibung der Emishi befindet sich im Nihonshoki, dem ältesten Geschichtsbuch Japans. Dem Buch nach sind die Emishi Einwohner im Osten, die mit der Yamato-Regierung (Yamato Chōtei oder Yamato Ōken) verfeindet waren. Ihre Einflusssphäre reichte bis an Osthonshu. Es ist aber noch nicht bewiesen, ob diese Beschreibung historischen Tatsachen entspricht.

Ein bedeutender Feldzug fand 658–60 am japanischen Meer bis Tsugaru unter dem Kommando von Abe no Hirafu statt. Ziel waren die reichen Fischgründe und die Gewinnung von Kombu-Algen – die noch heute in jeden japanischen Suppenfond gehören. Auch war im Jahre 749 in Mutsu Gold entdeckt worden, das man sich aneignen wollte. Kaiser Kammu (781–806) hatte die Wehrpflicht für den Feldzug des Sakanoue no Tamuramaro 794–806 in Tohoku verwirklicht. (Theoretisch waren ein Drittel aller voll steuerpflichtigen Männer zum Militärdienst verpflichtet, Aushebungen kamen jedoch selten vor.)

Etwa im 7. Jahrhundert siedelten die Emishi im Tōhoku-Gebiet nördlich der Mitte der heutigen Miyagi- bis hin zur heutigen Yamagata-Präfektur und in Hokkaidō. Je mehr die Yamato-Regierung ihre Macht nach Norden hin ausweitete, desto öfter kämpften die Emishi um ihren Lebensraum. Die Emishi, die vor der Yamato-Regierung kapitulierten, wurden Fushū genannt. Es handelte sich dabei um einige wenige Überlebende der bis kurz nach 800 andauernden Ausrottungsfeldzüge dieses Jomon- bzw. Kofun-Volkes. Trotz der teilweisen Kapitulation und zwangsweisen küstenfernen Umsiedlung kämpften Emishi weiter gegen die Yamato. Gewöhnlich trieben sie Handel mit Japanern. Handelswaren waren Riementang, Pferde, Pelze, Federn usw. Im Gegenzug erhielten sie Reis, Tuch, Eisen usw.

Im 9. Jahrhundert endeten die Eroberungen des Yamato-Reichs in der Mitte der heutigen Präfekturen Akita- und Iwate. Beamte der Yamato-Regierung und Stammeshäupter der Fushū mischten sich jedoch in innere Auseinandersetzungen der Emishi ein. Infolgedessen verloren die Emishi ihre Unabhängigkeit im Laufe des 12. Jahrhunderts.

Ezo

Nach der Edo-Zeit gehen die wissenschaftlichen Theorien über die Emishi auseinander.

  1. Es gibt die Emishi-Ainu-Theorie (Emishi ainu setsu) derzufolge die Emishi ab dieser Zeit gleichbedeutend mit den Ainu sind.
  2. Und es gibt die Theorie, derzufolge Emishi in entlegenen Gegenden wohnende Japaner bezeichnet (Emishi henmin setsu). Diese Theorie sieht die Emishi als Japaner an, die sich nicht der Yamato-Regierung unterwarfen.

Die erste Theorie ist zwar einflussreich, aber sie ist wissenschaftlich nicht unumstritten. Besonders in älterer Literatur gilt Emishi = Ainu, was nicht haltbar ist.

Seit dem Mittelalter bedeutet Ezo das gleiche wie Ainu. Geschichtsbücher bestätigen die Existenz von Ezo, den heutigen Ainu, seit dem 13. Jahrhundert. Seit dieser Zeit wird Hokkaidō entweder Ezo-ga-shima (蝦夷ヶ島, Insel der Ezo) oder Ezochi (蝦夷地, Ezo-Land) genannt.

Literatur

  • Zur Anthropologie: Nakanishi Susumu: Emishi to wa nanika (= Kadokawa sensho 247). Kadokawa shoten, Tokyo 1993, ISBN 4-04-703247-6 (Japanisch).
  • Bruno Lewin: Die japanischen Beziehungen zu den Emishi um das Jahr 800. In Oriens. Bd. 18/19, 1965/1966, ISSN 0078-6527, S. 304–326.

Siehe auch

Weblinks

Kurze Zusammenfassung (englisch)


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