Friedrich Ernst Fehsenfeld

Friedrich Ernst Fehsenfeld
Friedrich Ernst Fehsenfeld

Friedrich Ernst Fehsenfeld (* 16. Dezember 1853 in Groß Lengden bei Göttingen; † 16. September 1933 in Freiburg im Breisgau) war ein deutscher Verleger. Er war ein wichtiger Verleger des deutschen Schriftstellers Karl May und Mitbegründer des Karl-May-Verlags.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Am 16. Dezember 1853 wurde Fehsenfeld als Sohn eines Pastors in Groß Lengden bei Göttingen geboren. Mit acht Jahren wurde er von seinem Vater, der noch 13 weitere Kinder zu versorgen hatte, nach Berlin in den Haushalt seiner Tante gegeben, die mit einem damals bekannten Literaturhistoriker verheiratet war. In diesem Haus verkehrten Literaten und Wissenschaftler wie Ferdinand Freiligrath, Fritz Reuter, die Gebrüder Grimm, Theodor Mommsen, Wilhelm Dilthey und Iwan Sergejewitsch Turgenew.

Nach dem Besuch eines humanistischen Gymnasiums musste Fehsenfeld aber aus finanziellen Gründen den Buchhändler-Beruf erlernen. Nach seiner Lehrzeit in Hannover und den folgenden Gesellenjahren kaufte er 1879 eine Universitätsbuchhandlung in Gießen, die er jedoch nach sechs Jahren wieder abstieß. Er kam nach Freiburg im Breisgau und eröffnete dort am 1. April 1890 eine eigene Verlagsbuchhandlung.

1880 hatte er geheiratet. Das Ehepaar hatte drei Kinder, zwei Töchter und einen Sohn, der aber schon mit elf Jahren an einer Blinddarmentzündung verstarb. Eine seiner Töchter war mit dem Freiburger Zoologen Konrad Guenther verheiratet, der den Großteil seiner Bücher von seinem Schwiegervater verlegen ließ.

1891 traf Fehsenfeld das erste Mal mit Karl May zusammen, nachdem er eine Erzählung von ihm gelesen hatte. Das war der Beginn einer langen und sehr erfolgreichen, wenn auch keineswegs spannungsfreien Zusammenarbeit. Neben den Werken Karl Mays und dazu passenden Postkarten, die Szenen aus den Erzählungen illustrierten, brachte Fehsenfeld aber auch andere Abenteuer-Literatur heraus. Er ließ unter anderem das Dschungelbuch von Rudyard Kipling, Wolfsblut von Jack London und Die Schatzinsel von Robert Louis Stevenson ins Deutsche übersetzen und veröffentlichte diese Romane in seiner Reihe „Welt der Fahrten und Abenteuer“.

Nach dem Tod von Karl May im Jahr 1912 wollte er sich von dessen Werken trennen, und auch Mays Witwe suchte einen neuen Verlag. Als dies jedoch nicht gelang, wurde am 1. Juli 1913 in Radebeul von Mays Witwe Klara als Universalerbin der Rechte und Nachlassverwalterin, dem Juristen Euchar Albrecht Schmid und Fehsenfeld als Gesellschaftern der Verlag Fehsenfeld & Co. gegründet, der am 1. Januar 1915 umbenannt wurde in Karl-May-Verlag Fehsenfeld & Co.. Seit 1960 ist der Verlag, verkürzt in Karl-May-Verlag, in Bamberg beheimatet. 1921 schied Fehsenfeld aus dem Karl-May-Verlag aus und lebte dann noch fast mittellos bis zu seinem Tod am 16. September 1933 in seinem Haus, dem 1898 erworbenen „Lehenhof“ bei Ehrenstetten im Breisgau, wo er auch begraben ist. Seinen eigenen Verlag verkaufte seine Witwe dann an den Paul-List-Verlag in Leipzig.

Fehsenfeld war ein großgewachsener (184 cm) sportlicher Mensch, Schlittschuhläufer, Schwimmer und einer der ersten Schneeschuhfahrer im südlichen Schwarzwald. Mit dem Hochrad fuhr er über den Gotthard-Pass. Als er durch den guten Absatz der Werke Mays wohlhabend geworden war, konnte er sich ein Automobil leisten, zur damaligen Zeit noch eine Seltenheit. Eine weitere Leidenschaft war die Jagd, der er rund um sein Haus auf dem Lande ausgiebig nachgehen konnte.

Das Verhältnis zu Karl May

Nachdem Fehsenfeld 1891 die im „Deutschen Hausschatz“ erschienene Erzählung „Giölgeda padishanün“ (Im Schatten des Großherrn) von Karl May gelesen hatte, war er so begeistert, dass er sofort Kontakt mit dem Autor aufnahm. Auf Einladung Mays reist er nach Kötzschenbroda, wo er freundlich empfangen wird. Man ist sich rasch einig, die bisher zerstückelt in Zeitschriften erschienenen Erzählungen und neue Texte in Buchform zu veröffentlichen. Im November 1891 wird ein Verlagsvertrag geschlossen, der vorsieht, dass May ein Voraushonorar pro Band bekommen sollte und dann jeweils nach dem Absatz von 5000 Exemplaren eine weitere Zahlung. Später wollte May mehr. 1907 wurde vereinbart, dass der Reingewinn hälftig geteilt werden sollte. May brauchte ständig Geld, da er sehr großzügig, ja verschwenderisch war und auch seine diversen Prozesse einige Mittel verschlangen.

Mit dem Erfolg der Bücher ging aber eine zunehmende Missstimmung einher, die nicht zuletzt in dem sehr unterschiedlichen Charakter der Partner begründet war. May lebte seine Phantasien und fühlte sich als einer seiner literarischen Helden, hatte also immer ein etwas kritisches Verhältnis zur Realität. Fehsenfeld dagegen war ein klarer, offener Mensch, der sich nicht verstellen konnte. Er empfand Mays Wesen als etwas unwahrhaftig, was ihm fremd war. Neider, Schmeichler und solche, die gerne an dem Erfolg der Bücher partizipiert hätten, verleumdeten Fehsenfeld bei May. Dieser wurde misstrauisch und zweifelte an der Ehrlichkeit seines Verlegers. Er ließ heimlich Erkundigungen über die Auflagen einziehen und versuchte vergeblich sogar, das Verlegen selbst in die Hand zu nehmen, weil er meinte, der Verleger verdiene zu viel an seinen Büchern. Trotzdem stand Fehsenfeld stets loyal zu seinem Autor. Als May 1910 öffentlich diskreditiert wurde, trat Fehsenfeld in einem öffentlichen Aufruf für ihn ein.

Im Roman „Im Reiche des Silbernen Löwen“ porträtiert May seinen Verleger als „Pedehr“, Vater, als hilfreichen Heilkundigen, der Liebe für die Seinen verströme und dafür auch Liebe empfange. Die beschriebenen auffallenden Augen entsprechen denen Fehsenfelds.

Quellen

  • Ekke W. Guenther: Karl May und sein Verleger Friedrich Ernst Fehsenfeld. Vortrag, gehalten auf der 4. Tagung der Karl-May-Gesellschaft in Freiburg am 22. Oktober 1977. In: Jahrbuch 1978 der Karl-May-Gesellschaft (Onlinefassung des Beitrags)

Literatur

  • Karl May: Briefwechsel mit Friedrich Ernst Fehsenfeld. Bd. 1: 1891–1906. Mit Briefen von und an Felix Krais u.a. Hrsg. von Dieter Sudhoff. (Gesammelte Werke und Briefe, Bd. 91). Karl-May-Verlag Bamberg-Radebeul, 2007 ISBN 978-3-7802-0091-4
  • Karl May: Briefwechsel mit Friedrich Ernst Fehsenfeld. Bd. 2: 1891–1906. Mit Briefen von und an Felix Krais u.a. Hrsg. von Dieter Sudhoff und Hans-Dieter Steinmetz. (Gesammelte Werke und Briefe, Bd. 92). Karl-May-Verlag Bamberg-Radebeul, 2008, ISBN 978-3-7802-0092-1
  • Umfangreiche Literaturübersicht

Weblinks


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