Großer Zapfenstreich der Nationalen Volksarmee

Großer Zapfenstreich der Nationalen Volksarmee

Der Große Zapfenstreich der Nationalen Volksarmee war die Form des feierlichen Zapfenstreichzeremoniells, die zwischen 1981 und 1989 in der DDR zu besonderen Anlässen aufgeführt wurde. Obwohl darin Elemente des traditionellen Zapfenstreichs, wie er seit Mitte des 19. Jahrhunderts in Preußen und später im Deutschen Reich aufgeführt wurde, enthalten waren, wies der Ablauf doch wesentliche, ideologisch begründete Unterschiede dazu auf.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung

Am 1. März 1962, am „Tag der Nationalen Volksarmee“, wurde zum ersten Mal in der DDR ein als Großer Zapfenstreich bezeichnetes Abendzeremoniell öffentlich aufgeführt. Trotz der Bezeichnung hatte diese Aufführung eigentlich nichts mit dem althergebrachten Zapfenstreichzeremoniell zu tun, es handelte sich schlichtweg um eine Aneinanderreihung von Märschen, Arbeiterliedern und der Nationalhymne als Abschluss, ein Zeremoniell, das richtiger als „Serenade“ hätte bezeichnet werden müssen. Die ausgewählten Stücke sowie der Ablauf wurden auch nicht als verbindlich für eventuelle spätere Aufführungen festgesetzt. Zum X. Parteitag der SED im Jahr 1981, der mit dem Jubiläum des 25-jährigen Bestehens der NVA zusammenfiel, wurde dann ein völlig neu konzipierter, reglementierter Großer Zapfenstreich zusammengestellt. Für die Zusammenstellung der Musikstücke und die Arrangements zeichnete der damalige Chef des Musikwesens der NVA, Oberst Gerhard Baumann, verantwortlich. Der Große Zapfenstreich in seiner neuen Form wurde am 28. Februar 1981 an der Neuen Wache (damals: Mahnmal der Opfer des Faschismus und Militarismus) in Berlin uraufgeführt. Auch die späteren Aufführungen sollten dann an diesem Ort stattfinden. Übliche Anlässe waren jeweils der Tag der NVA am 1. März und der Nationalfeiertag der DDR am 7. Oktober.

Zur Uraufführung hieß es von offizieller Seite:

„Die NVA der DDR [...] verlieh dem „Großen Zapfenstreich“ einen neuen Inhalt, verband ihn mit den demokratischen und humanistischen Traditionen der deutschen Militärgeschichte[...]. Er ist zudem im Ablauf attraktiver und bietet den stets zahlreichen Zuschauern ein noch eindrucksvolleres Erlebnis [als der ursprüngliche Große Zapfenstreich].“

Ablauf

Bestandteile des Großen Zapfenstreichs der NVA waren mindestens ein Musikkorps (üblicherweise das Zentrale Orchester der NVA), ein Ehrenbataillon der NVA und eine Abteilung Fackelträger.

  • Anmarsch des Großen Zapfenstreiches zu den Klängen des NVA-Parademarsches Nr. 1
  • Einnehmen der Positionen und der Aufmarsch der Fackelträger
  • Abspielen der nach sowjetischem Vorbild gestalteten Paradefanfare und Meldung an den Abnehmenden
  • Locken zum Zapfenstreich (Spielmannszug)
  • Preußischer Zapfenstreichmarsch (Musikkorps)
  • „Festliche Zapfenstreichmusik“ (Musikkorps). Die „Festliche Zapfenstreichmusik“ war eine etwa 15 Minuten dauernde Zusammenstellung von traditionellen Arbeiter- und Parteiliedern (z.B. „Wir sind des Geyers schwarzer Haufen“, „Im Januar um Mitternacht“, „Brüder, zur Sonne, zur Freiheit“ und das „Lied der Partei“).
  • Ehrung der Opfer des Faschismus und Militarismus (Vortreten und Senken der Truppenfahne vor dem Mahnmal, Abspielen des traditionellen russischen Trauermarsches „Unsterbliche Opfer“)
  • Nationalhymne der DDR
  • Zapfenstreichfinale (Konzertante Bearbeitung des Liedes „Für den Frieden der Welt“)
  • Vorbeimarsch des Ehrenbataillons und des Musikkorps vor dem Mahnmal zu den Klängen des Yorckschen Marsches

Unterschiede zum traditionellen Großen Zapfenstreich

  • Aufmarsch eines Ehrenbataillons mit Vertretern aller drei Teilstreitkräfte (Heer, Luftwaffe, Marine)
  • Mitführen einer Truppenfahne
  • Verzicht auf das Spielen des Yorckschen Marsches beim Einzug
  • Einfügen der Paradefanfare
  • Verzicht auf die Retraite (Zapfenstreichsignale der Kavallerie)
  • Verzicht auf eine Serenade (mehrere vom Anlass bzw. Wunsch des Abnehmenden abhängige beliebige Musikstücke), stattdessen die „Festliche Zapfenstreichmusik“
  • Verzicht auf das Gebet, stattdessen „Gedenken an die Opfer des Faschismus und Militarismus“
  • Einfügen eines weiteren konzertanten Stücks nach dem Spielen der Nationalhymne (Zapfenstreichfinale)
  • Vorbeimarsch des Ehrenbataillons und des Musikkorps vor dem Ehrenmal nach Beendigung des eigentlichen Zapfenstreichzeremoniells

Siehe auch


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