Hafengruppe Bremen/Bremerhaven

Hafengruppe Bremen/Bremerhaven
Seehäfen an der Weser- und Jade-Mündung
Containerschiff am Container-Terminal Bremerhaven

Die Bremischen Häfen umfassen die Hafengruppen Bremerhaven und Bremen. Die Bremischen Häfen sind der zweitgrößten deutschen Universalhafen. Sie werden durch die bremenports GmbH & Co. KG verwaltet.

In den Bremischen Häfen werden jährlich rd. 70 Mio. Tonnen Güter umgeschlagen, darunter 3 Mio. Container und knapp 2 Mio. Autos. Der Seehafen Bremerhaven ist mit Abstand der weltweit größte Umschlagplatz für Automobile. Über die Hafengruppe Bremerhaven werden vorrangig Container und Automobile umgeschlagen. Die Hafengruppe Bremen trägt mit Massengütern, darunter Erze und Kohle, zum Umschlagaufkommen bei.

Die Bremischen Häfen zählen in Europa zur sogenannten „Hamburg-Antwerp-Range“, den Seehäfen an der südlichen Nordsee, und stehen im Wettbewerb mit den anderen Häfen dieses Gebietes, insbesondere mit Rotterdam und Antwerpen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Schiffsverkehr zu den Bremer Häfen wurde bereits zu Beginn des 17. Jahrhunderts durch die Versandung der Weser erschwert. Hochseeschiffe steuerten nicht mehr die in der Stadtmitte gelegenen Häfen Schlachte, sondern flussabwärts gelegene Häfen, zunächst Vegesack, später Brake (Unterweser) und ab 1827 Bremerhaven an.

Das Abfertigungsgebäude des Norddeutschen Lloyd in Bremerhaven um 1870

Seitdem verlief die Entwicklung der Hafenanlagen zweigleisig: sowohl in Bremen als auch in Bremerhaven wurden Hafenkapazitäten erweitert und erschlossen. Bremerhaven hat standortbedingt den Vorteil des tieferen Fahrwassers. Über Schleusenanlagen sind tideunabhängige Hafenbereiche geschaffen worden. Dem Bremer Senat gelang es 1827 nördlich vom Ort Geestendorf ein geeignetes Gelände vom Königreich Hannover zu erwerben, dort den Ort Bremerhaven zu gründen und ein erstes künstliches Hafenbecken, den Alten Hafen anzulegen. 1847 wurde Bremerhaven Ausgangspunkt der ersten Dampfschiffslinie von Europa nach Amerika. 1845 gründete das Königreich Hannover im Süden Bremerhavens unweit der alten Siedlung Geestendorf eine neue Siedlung und legte ebenfalls einen Hafen als Konkurrenz zu Bremerhaven an. Die Neuanlage erhielt den Namen Geestemünde.

Der Bremer Freihafen 1918

In Bremen wurde ab 1887 ein flussabwärts des Stadtkerns gelegener Hafen, der Europahafen, gebaut, um den lukrativen Handel und Schiffsverkehr wieder in die Stadt zu holen. Im Zuge des Beitritts der Freien Hansestadt Bremen zum Zollverein 1888 wurde der Europahafen zum Freihafen. Das Hafenbauprojekt war erfolgreich, nach dem ersten Hafenbecken folgten weitere Hafenbecken flussabwärts, zuletzt 1906 der Überseehafen. Der Hafenbetrieb an der Schlachte wurde eingestellt. Um Bremerhaven wurden 1924 die in der Preußischen Provinz Hannover gelegene Stadt Geestemünde und der Ort Lehe zur kreisfreien Stadt Wesermünde vereinigt. 1938 wurde das Hafengebiet Bremerhavens ausgegliedert und der Stadt Bremen angeschlossen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg diente Bremerhaven als Nachschubhafen für die USA - Port of Embarkation. Durch eine Übereinkunft der britischen und amerikanischen Besatzungsbehörden wurden 1947 das Stadt- und Landgebiet Bremens sowie der Stadtkreis Wesermünde, einschließlich Bremerhaven, zu "einem als Land zu bezeichnenden Verwaltungsgebiet" erklärt.

Briefmarke 1973 zu Bremen aus der Serie Fremdenverkehr

In den 1950er Jahren wuchs der Außenhandel. Die in Bremen auf der rechten Weserseite vorhandenen Umschlagkapazitäten reichten dafür nicht aus. Die Stadt entschloss sich 1960 dazu, ein 1,6 km² großes Gebiet auf der linken Weserseite zu erschließen. 1964 nahm dort der Neustädter Hafen als Freihafen seinen Betrieb auf; 1968 wurde er um ein Containerterminal erweitert, das heute nur noch unwesentlich zum Umschlag beiträgt.

In den 1970er und 1980er Jahren wurde in Bremerhaven ein neuer Hafen direkt an der Weser gebaut. 1971 waren die ersten Liegeplätze am Containerterminal I (CT I) fertig. Die zunehmende Containerisierung, der größere Tiefgang für größer werdende Schiffe und die Zeitersparnisse führten zu einer Verlagerung des Verkehrs von Bremen nach Bremerhaven. Im September 2008 wurde schließlich, als letzter Bauabschnitt, das Containerterminal IV (CT 4) eingeweiht.

Einzelstandorte

Bremer Handelshäfen: Holz- und Fabrikenhafen
Neustädter Hafen
Bremerhaven

In Bremerhaven befinden sich im stadtbremischen Überseehafengebiet

  • das tideabhängige Containerterminal, einer der größten Containerhäfen der Welt mit einer durchgehenden Stromkaje von rund 5 km Länge, mit 14 Liegeplätzen und 3 km² Stellflächen,
  • die tideunabhängigen Dockhäfen mit den Kaiserhäfen, dem Autoumschlagshafen und der Lloyd Werft
  • der Passagierhafen mit der über 1200 Meter langen Columbuskaje.
Bremen

Im Bremer Stadtteil Häfen befinden sich

  • der kleine Hohentorshafen,
  • die Industriehäfen mit 6 Hafenbecken, dem Hüttenhafen, Kohlehafen (Kraftwerk Hafen), Kalihafen, Hafen E, Hafen F und Hafenkanal Hafen A
  • der Neustädter Hafen mit 2 Hafenbecken und das Güterverkehrszentrum

Im Ortsteil Überseestadt, der zum Stadtteil Walle gehört, befinden sich

  • der Europahafen,
  • der Holz- und Fabrikenhafen und
  • der Getreidehafen
Farge
  • Das Kohlekraftwerk Farge hat einen eigenen Seehafen.
  • Für das Treibstoffdepot des Bundes gibt es einen speziellen Tankerhafen.

Hafenumschlag

Ein- und ausgehende Fracht,
Schiffe und Passagiere
1990 2000 2006 2007 2008 2009 2010
Güterverkehr über See in Mio. t. 30,2 44,8 64,6 69,1 74,5 63,1 68,9
davon: Stückgut in Mio. t. 19,5 33,8 53,7 58,2 64,9 55,1 59,7
Massengut in Mio. t. 10,7 10,9 10,8 10,9 9,5 7,9 9,2
Container in Mio. t. 11,4 27,7 44,8 48,7 54,9 48,8 51,9
Container in Mio. Stück 0,77 1,65 2,64 2,92 3,24 2,74
Container in Mio. TEU 1,20 2,75 4,44 4,89 5,45 4,6 4,9
Autos in Mio. Stück 0,71 1,10 1,89 2,07 2,08 1,23 1,6
Seeschiffe, Anzahl 9946 10018 9646 7485 7136
Mittlere Schiffsgröße, (BRZ je Schiff) 17500 18900 20800 23600 25600
Binnenschiffe, Anzahl 8000 5824 7026 7816 7352 6024 6745
Binnenschiffsfracht in Mio. t 5,18 5,07 5,61 6,43 5,88 5,00
Kreuzfahrtpassagiere in Tausend 37,5 53,5 69,9 74,5 127,2 125,9 57,4

Die Umschlagleistung in den Bremischen Häfen ist durch starken Zuwachs in den Jahren zwischen 1990 und 2007 geprägt. Die Umschlagmenge hat sich verdoppelt, die Anzahl der umgeschlagenen Automobile verdreifacht. Durch die weltweite Finanzkrise kam es 2008 und 2009 zu deutlichen Rückgängen, insbesondere bei Automobilen. Dieser Einbruch in den Umschlagmengen konnte 2010 weitgehend ausgeglichen werden, das Niveau von 2007 konnte in etwa wieder erreicht werden. Langfristig wird von deutlichen Steigerungen, insbesondere beim Containerumschlag ausgegangen.

Massen- und Stückgutumschlag
(ohne Container)
2005 2006 2007 2008 2009 2010
Gesamt (in Tsd. Tonnen) 16856 19753 20366 19591 14284 16920
davon:
Erze und Metallabfälle 3915 5033 5268 4286 3522 4488
Eisen, Stahl,NE-Metalle 2415 2976 3401 3562 2236 2721
Fahrzeuge, Maschinen u.ä. 3594 4002 4360 4764 2855 3557
Mineralölerzeugnisse 2068 2276 1524 1638 1307 1379
Kohle, Koks u.ä. 1216 1715 1951 1647 1395 1757
land- u. forstwirtsch. Erzeugnisse 1154 1105 1156 846 662 734
andere Nahrungs- u. Futtermittel 676 658 687 626 867 683
übrige Waren 1818 1988 2019 2222 1440 1601

Im Jahr 2010 legten 7136 Seeschiffe mit insgesamt 182 Mio. BRZ in der Hafengruppe Bremen/Bremerhaven an, davon 3762 Containerschiffe, 1223 Stückgutfrachtschiffe, 1156 Ro-Ro-Schiffe/Fährschiffe und Fahrzeugtransportschiffe und 213 sonstige Schiffe. Die 53 % der Containerschiffe hatten dabei einen Anteil von 76 % am Hafenumschlag über See. In den fünf Jahren zwischen 2005 und 2010 ist die durchschnittliche Schiffsgröße um 50 % von 17000 auf rund 20000 BRZ (Bruttoraumzahl) gestiegen. Dieser Trend wird vor allem durch Containerschiffe geprägt und sich weiter fortsetzen, worauf mit einer Unterweservertiefung reagiert wird.

Der Seegüterumschlag stieg von 2009 auf 2010 um 9 %. Der Umschlag von Containern wurde um über 7 Prozent und der von Automobilen um 32 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesteigert. Der Gesamtumschlag der bremischen Häfen stieg danach von 63 Mio. Tonnen auf 68,9 Mio. Tonnen. Der Containerumschlag stieg von 4,6 Mio. TEU auf 4,9 Mio. TEU. Der nicht containerisierte Umschlag des Stückguts stieg um 22 Prozent besonders stark. 16 Prozent des Zuwachses entfielen auf die Häfen in Bremen-Stadt.[1]

Handelspartner

Bremens wichtigste Handelspartner waren (Zahlen von 2009 in Millionen Tonnen):

  • Import: USA: 3,53 - VR China: 3,51 - Norwegen: 2,9 - Russland: 2,2 - Schweden: 1,85 - Niederlande: 1,81 - Polen: 1,4 - Finnland: 1,3 - Großbritannien: 0,98 - Lettland 0,83 - Kanada: 0,82
  • Export: USA: 4,9 - Russland: 2,5 - VR China: 2,4 - Polen: 1,2 - Italien: 0,99 - Vereinigte Arabische Emirate: 0,95 - Finnland: 0,9 - Hongkong: 0,8 - Norwegen: 0,79 - Indien: 0,75 - Singapur: 0,73

Knapp die Hälfte der Warenumschläge finden zu Staaten in Europa statt.[2]

Containerhäfen

Bremerhaven

Das Container-Terminal Bremerhaven gehört seit Jahren zu den größten Containerhäfen der Welt. 1968 entstand die erste Stromkaje von 700 m Länge. Bis 2008 wurde sie auf 5.000 m verlängert. Die Stellfläche von 3 Mio. m² ist die größte geschlossene Stellfläche der Welt und im Guinness-Buch der Rekorde eingetragen. Umgeschlagen wurden 2008 rund 3,24 Mio. Container mit rund 55 Mio. Tonnen Gewicht und bei 5,45 Mio TEU (Einheiten).

Der Umschlagsbereich wird von drei Firmen betrieben:

  • Gemeinschaftsbetrieb BLG / Eurokai KGaA (Eurogate)
  • Gemeinschaftsbetrieb Eurogate/MSC (MSCgate)
  • Gemeinschaftsbetrieb Eurogate/Maersk (NTB)

Im Containerverkehr über See sind in TEU gerechnet die VR China (749.226), USA (662.599), Russische Föderation (390.712), Polen (196.256), Finnland (168.535), Schweden (131.601) und Norwegen (124.562) die führenden Länder, die von der Hafengruppe aus beliefert werden.

Bremen

Das Containerterminal im Neustädter Hafen wurde ab 1964 geschaffen. Er hat inzwischen im Containerverkehr nur noch eine untergeordnete Bedeutung.

Hinterlandverkehr
Hafenhinterlandverkehr durch Containerumschlag

2010 wurden von den 4,9 Mio. TEU durch seeseitigen Feederverkehr rund 3,0  Mio. TEU transportiert.1,9 Mio. TEU gehörten zum Hinterlandtransport. Diese Containeran- und -abtransporte wurden zu 51  % über die Straße, zu 45 % über die Schiene und nur zu 4 % per Binnenschiff abgewickelt. Der Anteil des Schienenverkehrs hat im Zeitraum 2005 bis 2010 von 37 auf 45 % zugenommen.[3]

Schifffahrtslinien

Die wichtigsten Schifffahrtslinien führen nach Nordamerika, Südamerika, in den mittleren Osten und nach Asien.

Passagierverkehr

Im Bereich des Passagierverkehrs sind von der Columbuskaje, dem „Kreuzfahrt-Terminal Bremerhaven“, im Jahr 2009 rund 126.000 Passagiere auf Kreuzfahrtschiffen abgefahren oder angekommen. Früher legten hier die weltbekannten Schiffe mit dem Blauen Band wie die „Bremen“ (1929), die "Europa" (1928) vom Norddeutschen Lloyds und die "United States" (1952) von der United-States-Line an und ab.

Autoumschlag

Bezüglich des Autoumschlages ist Bremerhaven mit rund 2 Mio. Fahrzeugen im Jahr 2007 mit Abstand der weltweit größte Umschlagplatz für Automobile.

Autoumschlag gibt es auch an der tideabhängigen Stromkaje in Blumenthal.

Binnenschifffahrt

Die Hafengruppe Bremen/Bremerhaven ist mit einem Güterumschlag von jährlich 5 bis 6,5 Mio. Tonnen, die von 6 bis 7 Tausend Binnenschiffen transportiert werden, in der Binnenschifffahrt einer der größten Binnenhäfen in Deutschland (Rang 8). Bedingt durch die vielen einzelnen Häfen ist dieser Verkehr sehr dezentral.

Siehe auch

Stadtteile und Ortsteile mit Hafenbezug

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Newsletter der Pressestelle des Senats vom 27. Januar 2011
  2. Weser-Kurier: 1. April 2011, S. 18
  3. Bremenports GmbH & Co. KG: Zahlen, Daten, Fakten 2010 [1]

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