Hermann Detzner

Hermann Detzner
Hermann Philipp Detzner. Titelbild in seinem Buch "Vier Jahre unter Kannibalen"

Hermann Philipp Detzner (* 16. Oktober 1882 in Speyer, Kurpfalz; † 1. Dezember 1970 in Heidelberg) war ein Hauptmann der deutschen Schutztruppe in Deutsch-Neuguinea und Schriftsteller. Er versteckte sich 1914 mit wenigen Männern vier Jahre im Busch von Neuguinea und kapitulierte erst nach Ende des Ersten Weltkriegs im November 1918.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Hermann Detzner nahm von 1907 bis 1909 und von 1912 bis 1913 an britisch-deutschen Expeditionen in Kamerun teil. 1914 erhielt Detzner vom Reichskolonialamt den Auftrag, eine Expedition nach Deutsch-Neuguinea durchzuführen, um die Umsetzung der Festlegungen der britisch-deutschen Grenzkommission von 1909 zu kontrollieren. Immer wieder kam es vor, dass Goldsucher aus dem unter australischer Verwaltung stehenden ehemals britischen Teil Neuguineas die Grenze zu Deutsch-Neuguinea überschritten. Dies machte eine exakte Feststellung des Grenzverlaufs erforderlich.

Am 18. Januar 1914 traf Detzner - noch im Rang eines Oberleutnants - in Rabaul auf der Insel Neupommern ein. Im Februar begann seine Expedition im Kaiser-Wilhelmsland auf der Insel Neuguinea. Ende März hatte er festgestellt, dass der Grenzkorridor um 650 m in südlicher Richtung von der vereinbarten Grenze am 8. Breitengrad südlicher Breite abwich. Hermann Detzner war auf dem Weg ins Landesinnere, als am 4. August 1914 mit der - von Deutschland durch den Einmarsch in das neutrale Belgien provozierten - britischen Kriegserklärung an das Deutsche Reich, der Erste Weltkrieg auch im Pazifik begann. Deutsch-Neuguinea wurde schnell von australischen Streitkräften besetzt. Als am 21. September 1914 die deutschen Kolonialtruppen kapitulierten, ergab sich Detzner nicht. Obwohl er von den Australiern gesucht wurde, gelang es ihm, sich mit wechselnden Begleitern bis nach Kriegsende im Dschungel von Neuguinea zu verbergen.

Hermann Detzner unternahm drei Versuche das neutrale Niederländisch-Neuguinea zu erreichen. Dabei durchquerte er als erster Europäer die Täler des zentralen Hochlands im Hagen-Gebirge. Im Burrumtal am Sattelberg, in der Nähe von Finschhafen hatte Detzner ein geheimes Standlager, zu dem er von seinen Expeditionen stets wieder zurückkehrte. Die Missionare der in der Nähe gelegenen Neuendettelsauer Mission versorgten ihn im Urwald mit Lebensmitteln, Büchern und englischen Zeitungen.

1917 versuchte Hermann Detzner mit zwei Kanus auf dem Seeweg das besetzte Deutsch-Neuguinea zu verlassen. Er kam bis zum Erimahafen in der Nähe von Madang. Dort lag ein australisches Kriegsschiff, die HMAS Una, der frühere deutsche Regierungsdampfer SMS Komet, und blockierte die Weiterfahrt. Detzner musste umkehren, er wurde krank und verbrachte seine Zeit mit der Erforschung der Menschen sowie der Flora und Fauna der Huon-Halbinsel.

Am 11. November 1918 brachte ein Arbeiter von der Neuendettelsauer Mission auf dem Sattelberg Detzner die Nachricht vom Ende des ersten Weltkriegs. Hermann Detzner schrieb einen Brief an den befehlshabenden australischen Offizier Nelson in Morobe, in dem er seine Kapitulation anbot. Er wurde mit Respekt behandelt. In seiner vollen Uniform ergab sich Detzner in Finschhafen und wurde am 5. Januar 1919 nach Rabaul in das Hauptquartier des Administrators Johnston gebracht. Nach einem kurzen Internierungsaufenthalt im Lager Holdsworthy bei Liverpool kehrte er nach Deutschland zurück. Sein 1921 veröffentlichtes Buch Vier Jahre unter Kannibalen. Von 1914 bis zum Waffenstillstand unter deutscher Flagge im unerforschten Innern von Neuguinea, brachte ihm in Deutschland, aber auch in Großbritannien große Popularität ein.

Nach dem Krieg war er im Reichskolonialamt in leitender Stellung mit Entschädigungsfragen befasst.[1]

Kritik

Bereits Anfang der 1930er Jahre wurden geografische Angaben, die Detzner in seinem Buch Vier Jahre unter Kannibalen gemacht hatte, in Zweifel gezogen. Die schärfste Kritik kam von den Missionaren der Neuendettelsauer Missionsgesellschaft in Finschhafen, Christian Keyser und Otto Thiele, deren Forschungsergebnisse Detzner in seinem Buch zum Teil als eigene Erfahrungen mitverarbeitet hatte. 1932 musste Herrmann Detzner eingestehen, dass er in seinem Buch wissenschaftliche Erkenntnisse und Fiktion vermischt hatte. Eine diesbezügliche Erklärung ist in der Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin 1932 (S. 307f.) abgedruckt. Er gestand ein, dass er 1914 bei seinem Versuch nach Niederländisch-Neuguinea zu fliehen, den Joseph-Berg an der Grenze zum ehemals britischen Teil der Insel nicht erreicht hatte. Die von ihm behauptete Ost-West-Durchquerung des Kaiser-Wilhelmslands hatte nie stattgefunden. Auch die Information, dass die Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin Detzner für seine Leistungen bei der Erkundung Neuguineas mit der Gustav-Nachtigal-Medaille geehrt habe, ist falsch; sie geht ebenfalls möglicherweise auf Detzner selbst zurück.

Detzner zog sich aus der Öffentlichkeit zurück. Er siedelte später nach Heidelberg um, wo er als Geschäftsführer eines Verlagshauses tätig war, und starb 1970 im Alter von 88 Jahren.[2]

Hermann Detzners Übertreibungen führten dazu, dass der reale Teil seiner Geschichte bislang kaum gewürdigt wurde.

Werke

  • Vier Jahre unter Kannibalen. Von 1914 bis zum Waffenstillstand unter deutscher Flagge im unerforschten Innern von Neuguinea, Scherl, Berlin 1921. [1] (download ]
  • Im Lande der Dju-Dju. Reiseerlebnisse im östlichen Stromgebiet des Niger, Scherl, Berlin 1923.

Literatur

  • Heinrich Schnee (Hrsg.): Deutsches Kolonial-Lexikon. Band 1, S. 752, Leipzig 1920
  • Hermann Joseph Hiery (Hrsg.): Die Deutsche Südsee 1884-1914, Ein Handbuch. Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2001, ISBN 3-506-73912-3
  • Johannes W. Grüntzig, Heinz Mehldorn: Expedition ins Reich der Seuchen, Medizinische Himmelfahrtskommandos der deutschen Kaiser- und Kolonialzeit. Spektrum Akademischer Verlag, München 2005, ISBN 3-8274-1622-1

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Biographisches Handbuch Deutsch-Neuguinea; Fassberg 22002 (keine ISBN), S 72
  2. Jürgen Ritter: Der Münchhausen der Südsee., Der Spiegel

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