Klein-Radisch

Klein-Radisch
Klein-Radisch
Radšowk
Gemeinde Boxberg/O.L.
Koordinaten: 51° 21′ N, 14° 39′ O51.34166666666714.645833333333137Koordinaten: 51° 20′ 30″ N, 14° 38′ 45″ O
Höhe: 137 m ü. NN
Fläche: 2,416 km²
Einwohner: 39 (31. Dez. 2008)
Eingemeindung: 1. März 1973
Eingemeindet nach: Klitten
Postleitzahl: 02943
Vorwahl: 035895

Klein-Radisch, obersorbisch Radšowk, ist mit unter 50 Einwohnern der kleinste der 18 Ortsteile der ostsächsischen Gemeinde Boxberg/O.L. im Landkreis Görlitz. Das Namenspräfix (im Sorbischen mit -suffix) dient der Abgrenzung von der rund 10 Kilometer entfernten Ortschaft Groß Radisch (Radšow).

Inhaltsverzeichnis

Geographie

In Form eines Straßendorfes liegt Klein-Radisch östlich von Klitten, südlich der Straße nach Kreba. Östlich des Ortes verläuft das Weigersdorfer Fließ. Östlich und südlich der Ortslage befinden sich Reste eines ehemals ausgedehnten Niedermoorkomplexes.

Umgebende Ortschaften sind Reichwalde im Norden, Kreba und Tschernske im Osten, Neudorf und Mücka im Südosten, Förstgen im Süden, Tauer und Zimpel im Südwesten, Klitten mit Jahmen und Klein-Oelsa im Westen und Dürrbach im Nordwesten.

Geschichte

Ortsgeschichte

Erstmals urkundlich erwähnt wird das Dorff Radisch 1519 in einer Teilungsurkunde der Herrschaft Baruth, zu der es sicherlich schon Ende des 15. Jahrhunderts gehört. Das nach Klitten eingepfarrte Dorf wird später vom Rittergut Mücka gekauft.

Anfang des 20. Jahrhunderts wird unter dem Dorf Braunkohle entdeckt. Durch den Verkauf der Gehöfte an die Eintracht Braunkohlenwerke und Brikettfabriken AG, bei dem bis zum Ortsabbruch Wohnrecht gewährt wird, kommt es erst 1948 nach einer gesellschaftspolitischen Umwälzung zur Elektrifizierung des Dorfes.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wird in Klein-Radisch bis Januar 1945 ein Außenlager des KZ Groß-Rosen betrieben, dessen Häftlinge in der Landwirtschaft Zwangsarbeit verrichten müssen.

Zusammen mit Zimpel-Tauer wurde Klein-Radisch am 1. März 1973 nach Klitten eingemeindet.[1]

Bevölkerungsentwicklung

Jahr Einwohner
1825 [2] 78
1863 [3] 110
1871 103
1885 105
1905 102
1925 83
1939 67
1946 55
1971 55
1999 44
2003 42
2008 39

Im Jahr 1777 leben in Klein-Radisch verteilt auf elf Wirtschaften fünf besessene Mann, zwei Gärtner und vier Häusler.

Die Bevölkerung von Klein-Radisch ist nie sehr groß. Abgesehen von einer Periode Mitte des 19. Jahrhunderts bis Anfang des 20. Jahrhunderts liegt die Einwohnerzahl immer unter 100. Seit dieser Zeit fällt sie langsam aber kontinuierlich. Sind 1925 mit 83 Einwohnern noch fünf mehr vorhanden, als dies 100 Jahre zuvor der Fall ist, so werden 1946 nur noch 55 und zur Jahrtausendwende noch 44 Einwohner gezählt, die in 13 Gehöften leben.

Noch im 19. Jahrhundert ist die Bevölkerung überwiegend sorbisch. Im Jahr 1863 sind 95 der 110 Einwohner Sorben,[3] etwa 20 Jahre später ermittelt Arnošt Muka unter den 102 Einwohnern 85 Sorben.[4] Dies entspricht einem 86-prozentigem sorbischen Bevölkerungsanteil im Jahr 1863 und einem 83-prozentigem Anteil im Jahr 1884.

Ortsname

Der Ortsname ist wie bei Groß Radisch sicherlich von einem Personennamen abgeleitet worden. Der heutige sorbische Name Radšowk ist eine Bildung aus dem sorbischen Namen Groß Radischs, Radšow, mit dem Verkleinerungssuffix -k.[5]

In früherer Zeit erfolgt die Bildung sicherlich mit -c, worauf die deutsche Namensform Ratzschholtz aus dem Jahr 1658 hindeutet. Das Suffix -holz wird in sorbischen Namen häufig durch -owc gebildet, welches bei Radšowc vorhanden ist. Ein Namenspräfix ist 1737 mit Klein Radischholz nachweisbar, 1791 entfällt bei Klein-Radisch auch das Suffix -holz.

Jüngere Vorkommen des sorbischen Namens sind Maly Raczowczk (1800), Maly Radšow (1835), Mały Radšow (1843) und Radšowk (1969).

Sehenswürdigkeiten

An der Straße von Klitten nach Klein-Radisch steht ein spätmittelalterliches, etwa ein Meter großes Sühnekreuz in Malteserform. Vergleichbar mit dem Merzdorfer Sühnekreuz in Bärwalde ist auch das Klein-Radischer Kreuz an einem Arm deformiert, zudem auch am Kopf.

Quellen und weiterführende Literatur

Literatur

  • Von der Muskauer Heide zum Rotstein. Heimatbuch des Niederschlesischen Oberlausitzkreises. Lusatia Verlag, Bautzen 2006, ISBN 978-3-929091-96-0, S. 276 f.
  • Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft. Eine landeskundliche Bestandsaufnahme im Raum Lohsa, Klitten, Großdubrau und Baruth. In: Werte der deutschen Heimat. Bd. 67, Böhlau Verlag, Köln 2005, ISBN 3-412-08903-6, S. 180 f.

Fußnoten

  1. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7.
  2. Klein-Radisch im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  3. a b Von der Muskauer Heide zum Rotstein, S. 277.
  4. Ernst Tschernik: Die Entwicklung der sorbischen Landbevölkerung. In: Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin – Veröffentlichungen des Instituts für Slawistik. 4, Akademie-Verlag, Berlin 1954, S. 117.
  5. Ernst Eichler, Hans Walther: Ortsnamenbuch der Oberlausitz – Studien zur Toponymie der Kreise Bautzen, Bischofswerda, Görlitz, Hoyerswerda, Kamenz, Löbau, Niesky, Senftenberg, Weißwasser und Zittau. I Namenbuch. In: Deutsch-slawische Forschungen zur Namenkunde und Siedlungsgeschichte. Bd. 28, Akademie-Verlag, Berlin 1975, S. 245.

Weblinks


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