Lloyd Aéreo Boliviano

Lloyd Aéreo Boliviano
Lloyd Aéreo Boliviano
LAB Airlines Logo
Boeing 727-200 CP-1366 in Cochabamba
IATA-Code: LB
ICAO-Code: LLB
Rufzeichen: LLOYDAEREO
Gründung: 1925
Betrieb eingestellt: 2010
Sitz: Cochabamba, BolivienBolivien Bolivien
Drehkreuz:

Santa Cruz-Viru Viru, Cochabamba

Heimatflughafen: Santa Cruz-Viru Viru
Mitarbeiterzahl: ca. 1.600
Vielfliegerprogramm: Líder Club
Flottenstärke: 4
Ziele: Lateinamerika, USA, Spanien
Lloyd Aéreo Boliviano hat den Betrieb 2010 eingestellt. Die kursiv gesetzten Angaben beziehen sich auf den letzten Stand vor Einstellung des Betriebes.

Lloyd Aéreo Boliviano, abgekürzt LAB, war eine bolivianische Fluggesellschaft mit Sitz in Cochabamba.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Lloyd Aéreo Boliviano S.A. (LAB) wurde am 15. September 1925 gegründet. Sie war 2010 somit die älteste, noch heute unter ihrem Gründungsnamen operierende lateinamerikanische Airline. Dies konnte zuvor die kolumbianische Avianca für sich beanspruchen, die jedoch Anfang des neuen Jahrtausends in Konkurs ging und nun nach jahrelanger Unterbrechung als New Avianca wieder fliegt.

Erste Jahre

Im Juli 1925 trafen Vertreter der South American Junkers Mission, einer Vertriebstochter des Junkers Flugzeugwerks, mit einer Junkers F 13 in Bolivien ein. Vorher hatten diese die Maschine bereits in Argentinien erfolgreich vorgeführt. Auch in Bolivien erwies sich die Junkers F 13 als Attraktion - unter anderem am 5. August 1925 während der Feiern zum 100. Jahrestag der Unabhängigkeit Boliviens in Sucre, der konstitutionellen Hauptstadt. Die deutsche Gemeinde in Bolivien, welche schon länger mit der schlechten Infrastruktur unzufrieden war, zeigte sich äußerst beeindruckt von dem Flugzeug. So wurde am 15. September 1925 die Lloyd Aéreo Boliviano (LAB) gegründet und der Junkers-Mission die Vorführmaschine abgekauft. Am 24. Dezember 1925 begann der reguläre Flugbetrieb zwischen Cochabamba und Santa Cruz mit der auf den Namen El Oriente getauften Junkers F-13. Durch eine Regierungsbeteiligung konnte LAB schon nach kurzer Zeit drei weitere F-13 erwerben. Allerdings brachten Abstürze und nicht mehr einsatzfähige Flugzeuge das Unternehmen bald in Schwierigkeiten. Junkers entsandte Hilfe nach Südamerika und beteiligte sich auch finanziell an LAB. So war es dieser möglich, die größere Junkers W34 zu kaufen. Im Jahr 1930 nahm die LAB mit der W34 einen Luftpostdienst vom bolivianischen Regierungssitz La Paz nach Corumbá in Brasilien auf. Von dort flog die Syndicato Condor, eine Tochter der Lufthansa, weiter nach Rio de Janeiro.

Chaco-Krieg

Im Jahr 1932 beschaffte LAB mit einer Ford AT-5 Trimotor, welche nach wenigen Monaten verloren ging, sowie einer Junkers Ju 52/3m für bis zu 16 Passagiere die ersten mehrmotorigen Flugzeuge. Außerdem stellte der bolivianischen Staat der LAB zwei weitere Junkers Ju52/3m zur Verfügung, im Gegenzug leistete die LAB mit ihren Flugzeugen Logistikunterstützung im Krieg gegen Paraguay um das El-Chaco-Gebiet (Chacokrieg von 1932 bis 1935). Nachdem der Krieg für Bolivien mit einer Niederlage endete, übergab der Staat im Jahr 1935 die zwei Ju 52/3m endgültig der LAB und erhielt dafür eine 48-prozentige Beteiligung.

Im Jahr 1936 bestand die Flotte der LAB aus insgesamt 11 Flugzeugen: drei Junkers F 13, zwei Junkers W 33, zwei Junkers W34, einem Flugboot Sikorsky S-38B sowie drei Junkers Ju 52/3m.

Verstaatlichung und Beginn des Düsenzeitalters

Am 14. Mai 1941 erwarb der Staat die Aktienmehrheit der finanziell stark angeschlagenen LAB, um sie zu stabilisieren. Dies gelang, und den 1950er Jahren konnte die LAB erfolgreich expandieren. 1968 entschied sich die LAB für den Einstieg ins Düsenzeitalter und bestellte Jets vom Typ Boeing 727. Die erste Boeing 727-100 (CP-861) wurde 1970 ausgeliefert und in Dienst gestellt. In den 1970ern konnte die LAB ihr Streckennetz mit den neuen Jets ausbauen und Non-Stop-Verbindungen nach Rio de Janeiro, Sao Paulo, Buenos Aires und Chile aufnehmen.

Privatisierung

Im Rahmen der neoliberalen Wirtschaftspolitik ab Ende der 1980er Jahre wurden die meisten staatlichen Großbetriebe teil-privatisiert ("kapitalisiert"), wobei der Staat die Aktienmehrheit an private Investoren veräußerte und nur Minderheitsbeteiligungen behielt, um die Unternehmen weiterhin zu kontrollieren und mit Dividenden am unternehmerischen Erfolg teilzunehmen und die Rentenkasse zu finanzieren.

1995 übernahm die brasilianische VASP 50% der Aktien und die Betriebsführung. Die Farbgebung der LAB-Maschinen wurde optisch an die der VASP angeglichen. Nach wenigen Jahren wurde deutlich, dass die finanziell angeschlagene VASP systematisch Kapital aus der LAB abzog und sie finanziell an den Rand des Ruins brachte. Im Dezember 2001 wurde der Aktienanteil der VASP unter politischem Druck der bolivianischen Regierung an den bolivianischen Unternehmer Ernesto ("Tito") Asbún Gazaui verkauft, der auch die Geschäftsführung übernahm. LAB war wieder ein rein bolivianisches Unternehmen.

Finanzieller Niedergang

Anfang Februar 2006 traten die Piloten der LAB in einen Generalstreik, da sie seit Monaten keine Gehälter mehr erhalten hatten. Nach 9 Tagen Streik wurde die LAB für 90 Tage unter provisorische staatliche Zwangsverwaltung gestellt, um den Flugbetrieb wieder anlaufen zu lassen. Hierdurch sollten die wirtschaftlichen Schäden für gestrandete Reisende und der entstehende Imageschaden für Bolivien im Ausland begrenzt werden.

Der Zwangsverwalter stellte eine kritische finanzielle Situation fest:

  • LAB war mit den Raten für ihre geleasten Flugzeuge erheblich im Rückstand. Ende Februar 2006 ließ die Aviation Capital Group zwei geleaste Boeing 727-200 pfänden, Ende März 2006 erwirkte auch die Pegasus Aviation die Pfändung ihrer beiden Boeing 767, woraufhin LAB ihren Inlandsflugverkehr einschränken und die Flüge nach Madrid ganz einstellen musste.
  • Die staatliche Rentenkasse Boliviens gab bekannt, dass LAB seit Jahren keine Sozialbeiträge mehr abgeführt hatte und drohte wegen der Rückstände in Millionenhöhe ebenfalls, die verbleibenden Flugzeuge zu pfänden.
  • LAB ist mit den Mitgliedsbeiträgen bei der IATA in Rückstand, weswegen sie aus dem Buchungs- und Abrechnungssystem der IATA ausgeschlossen wurde.

Die staatliche Zwangsverwaltung wurde vom Obersten Gerichtshof für ungültig erklärt und aufgehoben. Da hierdurch die provisorischen staatlichen Garantien wegfielen, wurde LAB zahlungsunfähig, gleichzeitig streikte die Belegschaft gegen den Geschäftsführer Asbún, dessen Misswirtschaft sie für die Krise des Unternehmens verantwortlich machen. Asbún bot schließlich an, seine Aktien zu verkaufen.

Danach versuchte die Regierung zusammen mit Lufthansa Consulting ein Umstrukturierungs- und Sanierungskonzept für die LAB zu erarbeiten, während ein sehr eingeschränkter Flugverkehr (Ende Juni 2006 verfügte LAB nur noch über zwei betriebsbereite Flugzeuge) aufrechterhalten wurde.

Dieses Konzept war nicht erfolgreich. Zum April 2007 kulminierte die schleichende Insolvenz in der Festnahme dreier Geschäftsführer, Franklin Taendler, Luis Durán und Fernando Rocha. Ihnen wird Betrug vorgeworfen, sie sollen Tickets für drei Flüge nach Madrid verkauft haben, obwohl nur einer geplant war. Zwischen Ende 2007 und Anfang waren fast alle Flüge der LAB bis auf weiteres eingestellt, nur einige wenige Charterflüge wurden geleistet, danach wurden keine Flüge mehr geflogen.[1] Im Jahr 2010 wurde die Fluglizenz entzogen[2]

Ziele

LAB betrieb mit ihrer Flotte neben einem inländischen Streckennetz internationale Verbindungen in die Nachbarländer Argentinien, Brasilien, Chile und Peru sowie nach Kolumbien, Mexiko, Panama, Venezuela, in die USA (Miami, Washington DC) und nach Spanien (Madrid).

Flotte

Im Dezember 2010 bestand die Flotte der LAB aus vier Flugzeugen[3]:

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. List of defunct airlines at airlinehistory.co.uk
  2. List of Bolivian airlines at airlineupdate.com.
  3. ch-aviation.ch - Flotte der Lloyd Aéreo Boliviano (englisch) abgerufen am 12. Dezember 2010

Weblinks


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