Brasilien

Brasilien
República Federativa do Brasil

Föderative Republik Brasilien

Flagge Brasiliens
Wappen Brasiliens
Flagge Wappen
Wahlspruch: Ordem e Progresso

(Port. für „Ordnung und Fortschritt“)

Amtssprache Portugiesisch
Hauptstadt Brasília
Staatsform Präsidiale Bundesrepublik
Staatsoberhaupt und Regierungschef Präsidentin Dilma Rousseff
Fläche 8.514.215 km²
Einwohnerzahl 195 Mio. (Volkszählung 2010)
Bevölkerungsdichte 22,4 Einwohner pro km²
Bruttoinlandsprodukt
  • Total (PPP)
  • Total (Nominal)
  • BIP/Einw. (PPP)
  • BIP/Einw. (Nominal)
2009
  • Int.-$ 2.108 Milliarden (9.)
  • $ 1.574 Milliarden (8.)
  • Int.-$ 10.514 (76.)
  • $ 8.220 (61.)
Human Development Index 0.699 [1] (73.) (Nov. 2010)
Währung Real
Unabhängigkeit von Portugal 1822 erklärt, 1825 anerkannt
Nationalhymne Hino Nacional Brasileiro
Zeitzone UTC-4 Brazil Western Standard Time (BWST)

UTC-3 Brazilia Time (BRT) Standardzeit Brazil Western Daylight Time (BWDT) UTC-2 Brazil Eastern Standard Time (BEST) Brazilia Summer Time (BRST)

Kfz-Kennzeichen BR
Internet-TLD .br
Telefonvorwahl +55
Brazil on the globe (South America centered).svg
Brasilien topo.jpg

Brasilien (portugiesisch Brasil, gemäß Lautung des brasilianischen Portugiesisch [bɾaˈziʊ] Aussprache?/i) ist der flächen- und bevölkerungsmäßig fünftgrößte Staat der Erde und mit über 195 Millionen Einwohnern[2] der bevölkerungsreichste Südamerikas. Er nimmt 47 Prozent des Kontinents ein und grenzt (von Nordosten gegen den Uhrzeigersinn gesehen) an Französisch-Guayana, Suriname, Guyana, Venezuela, Kolumbien, Peru, Bolivien, Paraguay, Argentinien, Uruguay und den Atlantik. Brasilien hat so mit jedem südamerikanischen Land außer Chile und Ecuador eine gemeinsame Grenze.

Der Name Brasilien geht auf den portugiesischen Namen Pau-brasil des Brasilholz-Baumes (Caesalpinia echinata) zurück. Brasa bedeutet im Portugiesischen „Glut“ und „glühende Kohlen“; das Adjektiv brasil („glutartig“) bezieht sich auf die Farbe des Holzes, das, wenn geschnitten, rot leuchtet und in Europa zum Färben von Stoffen benutzt wurde. Diese heute vom Aussterben bedrohte Baumart war zur Zeit der frühen Kolonisation in den Wäldern der brasilianischen Atlantikküste weit verbreitet und lieferte ein wichtiges Ausfuhrprodukt der Region.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Brasiliens Landschaft ist von ausgedehnten Regenwäldern des Amazonas-Tieflands im Norden und Hochebenen, Hügeln und Gebirgen im Süden geprägt. Während die landwirtschaftliche Basis des Landes im Süden und in den Savannengebieten des Mittelwestens (Cerrado) liegt, lebt der Großteil der Bevölkerung in der Nähe der Atlantikküste, wo sich auch fast alle Großstädte befinden.

Brasilien hat zehn Nachbarstaaten. Es grenzt (von Nordosten gegen den Uhrzeigersinn gesehen) an Französisch-Guayana mit (730 km), Suriname mit (593 km), Guyana mit (1.298 km), Venezuela mit (1.819 km), Kolumbien mit (1.645 km), Peru mit (2.995 km), Bolivien mit (3.400 km), Paraguay mit (1.290 km), Argentinien mit (1.132 km) und Uruguay mit (985 km). Die gesamte Grenzlänge beträgt 15.887 km und ist damit nach der Volksrepublik China und Russland die drittlängste Landgrenze der Erde.

Der kontinentale Teil Brasiliens liegt in zwei Zeitzonen, einige vorgelagerte Inseln gehören zu einer dritten. Siehe hierzu: Zeitzonen in Brasilien.

Höchste Berge

Der höchste Gipfel ist der 2.994 m hohe Pico da Neblina, der im gleichnamigen Nationalpark nahe der Grenze zu Venezuela und Guayana liegt. Der zweithöchste Berg ist der Pico 31 de Março (2.973 m). Der dritthöchste Berg ist der Pico da Bandeira (2.891 m). Berühmter allerdings ist der Corcovado (710 m) wegen seines Blickes über Rio de Janeiro und der 30 m hohen Erlöser-Statue.

Gewässer

Der wichtigste Fluss ist der Amazonas, seine Wasserführung von 209.000 m³/s macht ihn zum weitaus größten Fluss der Erde, größer als die sieben nächstkleineren Flüsse der Welt zusammen. Der längste Fließweg seines Flusssystems misst 6.448 km; in dieser Hinsicht wird er nur noch vom wesentlich wasserärmeren Nil übertroffen. Die bedeutendsten Nebenflüsse, der Rio Madeira und der Rio Negro, sind bereits mit den größten Strömen anderer Kontinente vergleichbar. Es folgen der Rio Icá und der Rio Tapajós.

Iguaçu – Wasserfälle am Dreiländereck Argentinien/Brasilien/Paraguay

An der Grenze zu Argentinien befindet sich der Fluss Iguaçu mit dem gleichnamigen Nationalpark. Dort befinden sich die Iguaçu-Wasserfälle, die dreimal größer als die Niagarafälle sind. Der Paraná (3.998 km) ist wegen des zweitgrößten Wasserkraftwerkes der Welt (Itaipú) bekannt.

Siehe auch: Liste der Flüsse in Brasilien

Die Lagoa dos Patos bei Porto Alegre ist mit über 10.000 km² die größte Lagune Brasiliens und die zweitgrößte Südamerikas. Danach kommt die weniger als halb so große Lagoa Mirim, südlich der Stadt Rio Grande.

Inseln

Zum brasilianischen Hoheitsgebiet gehören auch einige Inseln im Atlantik, z.B. die etwa 800 km vor der Küste gelegenen Sankt-Peter-und-Sankt-Pauls-Felsen, die nur mit einem Leuchtturm bebaut sind, und die ehemalige Sträflingskolonie Fernando de Noronha, die nicht weit von der Felsgruppe entfernt ist. Beide liegen auf dem mittelatlantischen Rücken. Vulkanischen Ursprungs sind die Inseln Trindade und Martim Vaz, die zum Bundesstaat Espírito Santo gehören. Das ovale Rocas-Atoll erstreckt sich über mehrere Kilometer und wurde aufgrund der außergewöhnlichen Tier- und Pflanzenwelt als Weltnaturerbe aufgenommen.

Die größte Insel aber ist Marajó zwischen der Mündung des Amazonas und der Meeresbucht Rio Pará, die tektonischen Ursprungs ist und zum Mündungsgebiet des Rio Tocantins gehört. Sie ist mit einer Fläche von etwa 48.000 km² größer als beispielsweise die Schweiz. Da aber große Teile in der Regenzeit überschwemmt sind, ist die Insel nur an einigen Orten besiedelt. Die Ilha do Bananal gilt mit ihrer Fläche von 20.000 km² als größte Flussinsel der Welt. Sie liegt in einem Nationalpark im Bundesstaat Tocantins im Rio Araguaia und ist größer als beispielsweise Jamaika.

Klima

Schnee im Hochland von Urubici in Santa Catarina

Das Klima Brasiliens, das zwischen 5° nördlicher Breite und 34° südlicher Breite liegt, ist überwiegend tropisch mit geringen jahreszeitlichen Schwankungen der Temperaturen. Nur im subtropischen Süden herrscht ein gemäßigteres Klima. Besonders im Amazonasbecken gibt es reichhaltige Niederschläge, man findet jedoch auch relativ trockene Landstriche mit teilweise lang anhaltenden Dürrezeiten, besonders im Nordosten des Landes. In den höheren Lagen im Süden des Landes fällt im Winter der Niederschlag gelegentlich als Schnee.

Im Süden befindet sich an der Grenze zu Bolivien und Paraguay ein ausgedehntes Feuchtgebiet, das Pantanal.

Flora und Fauna

Noch vor Kolumbien, Mexiko und Indonesien ist Brasilien das artenreichste Land der Erde. Entdeckt wurden bislang unter anderem rund 55.000 Blütenpflanzen-, fast 3000 Süßwasserfisch-[3], 864 Amphibien-,[4] 730 Reptilien-[5] und 51 Primaten-Arten. Weil die Waldfläche stetig verkleinert wird, ist ein hoher Anteil dieser Tierarten in seinem Bestand gefährdet, (vgl. Abschnitt Umwelt).

Der immergrüne tropische Regenwald des Amazonasgebiets ist die größte zusammenhängende Waldfläche. Bislang wurden dort mehr als 2.500 Baumarten entdeckt. Fast alle dieser bis zu 60 m hohen Bäume finden sich im von Überschwemmungen verschonten Eté-Wald der Terra firme, die 98 % des Amazonasgebiets umfasst. In diesem Gebiet wachsen u.a. der Gummibaum (caucho), verschiedene Farb- und Edelhölzer (z. B. Palisander), Fruchtbäume (z. B. Paranussbaum) und Heilpflanzen. Auffällig sind die etwa 1.000 verschiedenen Farn- und Orchideenarten. Neben der Terra firme gibt es die Várzea, die bei Hochwasser überschwemmt ist. Dort wachsen Jupati- und Miriti-Palmen. Das Igapó-Gebiet ist dagegen ständig überschwemmt. Als typische Pflanze in diesem Gebiet gilt die Açaí-Palme. Auf dem Amazonas, aber vor allem auf seinen Nebenflüssen, wachsen Seerosen, deren Blüten 30 bis 40 cm groß werden können. Entlang der Küste Amazoniens (mit Ausnahme der eigentlichen Amazonasmündung) finden sich ausgedehnte Mangrovenwälder, die allerdings mit sechs Mangrovenbaum-Arten verhältnismäßig artenarm sind.

Jaguar

Besonders bekannt sind im gesamten Amazonasgebiet vor allem Papageien, Tukane und Kolibris. Es sind extrem viele Insekten- und Schmetterlingsarten bekannt. Größere Waldtiere sind der Tapir, das Wildschwein (Pekari), der Jaguar und der Puma. Daneben bevölkern kleinere Wildkatzen, Affen, Faultiere, Gürteltiere und Ameisenbären den Regenwald. An den Ufern und Flachwässern leben Anakondas, Kaimane und Capybaras („Wasserschweine“ - die größten Nagetiere der Welt) und weitere Säugetiere wie Riesenotter, Flussdelfine und Seekühe im tieferen Wasser. Auch zahlreiche Fischarten (etwa 1.500) sind im Amazonas beheimatet. Darunter der größte bekannte Süßwasserfisch der Welt: Der Pirarucú ist 2 m lang und wiegt etwa 100 kg. Ein Zitteraal, der 800-Volt-Stromschläge austeilt, und die Piranhas, manche Arten gut 30 cm lang, sind ebenso außergewöhnlich.

Der äußerste Nordosten Brasiliens, früher ebenso aus Regenwald bestehend, wird mittlerweile fast ausschließlich für Zuckerrohr-Plantagen und den Anbau von Baumwolle genutzt. Vereinzelt lassen sich noch Mangroven und Palmenhaine finden.

Die typische Vegetation des semiariden Berglandes im Zentrum und Nordosten des Landes (Sertão) ist die Baumsavanne, nach Nordosten hin zunehmend mit Laubbäumen durchsetzte Strauchsavanne. Gebietsweise werden diese auch als Cerrado bezeichnet. Typische Bewohner dieser Trockenzonen sind Großer Ameisenbär, Mähnenwolf, Pampashirsch, Nandu und verschiedene Gürteltiere. All diese Arten und daneben auch große Raubkatzen, wie Jaguare und Pumas werden etwa im Emas-Nationalpark, der eine Welterbestätte bildet, geschützt.

Das Pantanal weist eine noch größere Tier- und Pflanzenvielfalt auf. Charakteristisch sind neben zahlreichen Vogelarten Flachlandtapir, Sumpfhirsch, Wasserschwein und Kaiman. Die Sumpfregion im Mittelwesten des Landes steht sieben Monate im Jahr unter Wasser. Höher gelegene Gebiete der Region sind überwiegend Savanne. Wie auch in denen des Cerrado und sogar im Amazonasgebiet machen sich dort Weiden für Rinder breit.

In den küstennahen Gebirgen des Südens und Südostens finden sich die Schwerpunkte der kolonialen Erschließung und die am dichtesten besiedelten Gebiete. Anstelle des ursprünglichen atlantischen Regenwaldes, Lebensraum für Affen und zahlreiche andere Tierarten, dominieren Kaffeeplantagen. Die ursprüngliche Vegetation ist nur noch in einigen Nationalparks zu finden.

Der Süden zeigt subtropische Vegetation; die ursprünglichen Wälder aus Araukarien, die eine Höhe von bis zu 40 m erreichen, wurden größtenteis für Holzgewinnung zerstört. Heute sind Niedergrassteppen in dieser Region häufiger.

Umwelt

Der tropische Regenwald im Amazonasgebiet ist eines der größten Waldgebiete der Welt. Landnutzungsänderungen vor allem für plantagenartige Land- und Forstwirtschaft (z.B. Jari Projekt) zerstören dieses riesige Ökosystem, aber auch Infrastrukturprojekte wie Straßen (zum Beispiel die Transamazônica und die Perimetral Norte), Minen (z.B. Carajás) und Großstaudämme selbst an direkten Nebenflüssen des Amazonas wie Tucuruí oder Belo Monte tragen ihren Teil dazu bei. Dabei wirkt sich nicht nur der Flächenverbrauch durch das Bauobjekt selbst aus; durch Straßen erschlossene Gebiete des Regenwaldes werden für anschließende Umwandlungen und Holzeinschlag erreichbar, der häufig illegal betrieben wird. Das Holz aus diesen Wäldern wird nur zum Teil von der lokalen Bevölkerung genutzt (z. B. als Feuerholz, oder bereits in Brasilien selbst zu höherwertigen Produkten wie Sperrholz, Zellstoff oder Baumaterial) verarbeitet. Ein großer Teil wird international gehandelt. In Brasilien gibt es rund 2.500 Unternehmen, die tropisches Hartholz kaufen und verkaufen. Die meisten von ihnen sind ausländische Großunternehmen. Zwar ist Mahagoni mittlerweile gesetzlich geschützt, der Handel aber geht illegal weiter.

Ein weiteres Umweltproblem ist der Bauxit- und Goldtagebau, der die Flüsse vergiftet und die indigene Bevölkerung gefährdet. Schäden entstanden auch im Zusammenhang mit den Goldgräbern, den sogenannten Garimpeiros. Zum Auswaschen des Goldes verwendeten sie Quecksilber, das in Luft und Gewässer freigesetzt wird und schließlich in die Böden bzw. das Grundwasser und führten stellenweise zu Verseuchung von Natur und Lebensgrundlagen anderer Bewohner.

Nach Angaben der FAO waren 2010 noch 60,1 % der Landesfläche mit Urwald bedeckt, im Vergleich zu 66,9 % im Jahr 1990, ohne Berücksichtigung aufgeforsteter Flächen. Im Zeitraum 2000-2005 lag der Urwaldverlust bei jährlich 3.2 Mio. ha[6]. 2006 wurden 14.039 km² Regenwald vernichtet, 2005 waren es sogar 18.793 km². Von August 2003 bis August 2004 wurden in Brasilien 26.130 km² Regenwald vernichtet (das entspricht fast der Fläche Brandenburgs). Den Rückgang des Verlustes von Primärwald führte die Regierung Brasiliens auf die Durchsetzung ihrer Umweltstandards zurück, Umweltschützer sehen die Stärke des Real und die fallenden Sojapreise als Gründe.[7] In den letzten fünf Monaten des Jahres 2007 gingen in Brasilien jedoch 3.235 km² verloren, alleine im Dezember 2007 sogar 948 km².[8] In der Folge beriet im Januar 2008 ein Notfallkabinett der Regierung über Maßnahmen.[9] Die Behörden zum Schutz des Regenwaldes haben mit Geld- und Personalmangel sowie Korruption zu kämpfen. Nur im Rahmen von Schutzgebieten erfährt der Amazonaswald eine relative Sicherung. So konnte 2002 das weltweit größte Schutzgebiet (Tumucumaque) eines tropischen Regenwalds im Norden Brasiliens gegründet werden.

Brasilien hat Mitte 2008 einen Fonds zum Schutz des Amazonas-Regenwaldes ins Leben gerufen und erstmals einen Zusammenhang zwischen diesem Schutz und der globalen Erwärmung akzeptiert[10]. Die Regierung plant bis zum Jahr 2021 Investitionen von mehreren Millionen Euro, um an Stelle der Rodung nachhaltige wirtschaftliche Grundlagen für die Amazonasbevölkerung zu entwickeln. Das Land verhält sich aber gegenüber ausländischen Einflussnahmen in seine Amazonas-Politik abwehrend.[11]

Regenwaldboden ist nährstoffarm, daher ist er auf die Wiederverwertung der Nähr- und Mineralstoffe im Laub angewiesen. Im herrschenden feuchten Klima zersetzen Mikroorganismen Laubstreu in sehr kurzer Zeit. Wenn aber kein Wald mehr vorhanden ist und damit auch keine tote Biomasse mehr auf dem Unterboden liegt, trocknet dieser aus und es kommt zu Erosion. Sind die gerodeten Flächen größer, kann sich der Wald dort nicht regenerieren. Bäume binden Kohlendioxid, das in der Atmosphäre einenTreibhauseffekt bewirkt. Die in Brasilien freigesetzten Treibhausgase gehen zu drei Vierteln auf Brandrodungen und zu einem Viertel auf die Verbrennung fossiler Brennstoffe zurück.

Wie überall zieht die Förderung von Erdöl Probleme nach sich: 2000 erlitt der Fluss Iguaçu eine Ölpest. Ein Jahr später sank vor der brasilianischen Küste die damals größte Ölplattform der Welt und bedrohte das dortige Ökosystem. In den Städten hat man mit Luftverschmutzung und Abwasserproblemen zu kämpfen.

In Brasilien wird dem Kraftstoff eine gewisse Menge Alkohol beigemischt. Neben umwelttechnischen Gründen (Reduzierung der Schadstoffemissionen) sind dafür hauptsächlich die Kosten verantwortlich: Ethanol ist deutlich billiger als Automobil- und Flugbenzin. Der Anteil an Ethanol im Benzin ist gesetzlich geregelt und wurde 2006 von ehemals 25 % auf 20 % gesenkt. In Brasilien kann man Autos fahren, die einen Ethanol-, Benzin- oder einen Flex-Fuel-Motor besitzen. Das dreimillionste Flex-Fuel-Auto wurde im Dezember 2005 verkauft. Auch die ersten Flugzeuge fliegen mit Ethanol, was die Luftverschmutzung insgesamt reduziert. Das erste mit Alkohol betriebene Flugzeug der Welt, die EMB-202 Ipanema, wurde 2002 von Embraer in Brasilien gebaut. Brasilien ist der viertgrößte Auto- und mit 12.000 Flugzeugen der zweitgrößte Flugzeug-Produzent der Welt.

Brasilien hat sich an diesen Umweltabkommen beteiligt: Ramsar-Konvention (1971), Washingtoner Artenschutzübereinkommen CITES (1973), Biodiversitäts-Konvention (1992), Basler Konvention (1989), Rahmenübereinkommen über Stoffe, die zum Abbau der Ozonschicht führen, Kyoto-Protokoll (1997).

Bevölkerung

Demographische Struktur

Bevölkerungsentwicklung ×1000

Die brasilianische Bevölkerung ist sehr jung. 28,2 % sind unter 15 Jahre alt, 65,8 % sind 15 bis 64 Jahre alt und nur 6,0 % über 65 (Stand: 2009). Das mittlere Alter beträgt 27,4 Jahre, die mittlere Lebenserwartung liegt bei 71,4 Jahren. Sie lag 2003 bei der männlichen Bevölkerung bei 65,4 Jahre und bei der weiblichen bei 73,3 Jahren.

2003 betrug die Geburtenziffer 19,5 Neugeborene auf 1.000 Einwohner. Die durchschnittliche Kinderzahl je Frau betrug 2,1. Die Sterbeziffer betrug 6,7 auf 1.000 Einwohner.

83,3 % der Bevölkerung lebten im Jahr 2003 in den Städten, die sich durch rasantes Wachstum und Wildwuchs auszeichnen; in den Außenbezirken haben sich Favelas genannte Armensiedlungen gebildet.

Bevölkerungsdichte Brasiliens

Verteilung der Bevölkerung in Brasilien

Etwa 90 % der Bevölkerung konzentrieren sich auf die Bundesstaaten der Ost- und Südküste Brasiliens mit einer Bevölkerungsdichte von 20 bis über 300 Einwohner/km². Der Rest Brasiliens, mit dem Amazonas und den Bergregionen, hat zwar die weitaus meiste Fläche, aber nur eine Bevölkerungsdichte von unter 5 bis 20 Einwohner/km². Der Hauptstadtdistrikt Distrito Federal do Brasil als Stadtstaat und der Bundesstaat Rio de Janeiro haben eine Bevölkerungsdichte von über 300 Einwohner/km².

Siehe auch: Einwanderung nach Brasilien

Ethnien

Sklaverei in Brasilien, Gemälde von Jean-Baptiste Debret

Ursprünglich vier Bevölkerungsgruppen bilden die brasilianische Bevölkerung. Sie sind heute jedoch so umfassend vermischt, dass eine klare Zuordnung oft nicht mehr möglich ist. Diese Gruppen sind:

  • die Portugiesen, die ursprünglichen Kolonialisten
  • die Afrikaner, die als Sklaven nach Brasilien verschleppt wurden
  • verschiedene Einwanderergruppen, hauptsächlich aus Europa (Italiener, Deutsche, Spanier, Polen und Ukrainer), dem Nahen Osten (Libanesen und Syrer) und Asien (Japaner und Koreaner), die sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts in Brasilien angesiedelt haben. Seit 1818 sind über 300.000 Deutsche eingewandert (siehe auch Deutschbrasilianer), überwiegend in den Süden des Landes; in den Staaten Paraná, Rio Grande do Sul und Santa Catarina sind heute ca. 40 % der Bevölkerung deutscher Herkunft. Eine große japanische Bevölkerungsgruppe lebt in Brasilien (vor allem in São Paulo), außerdem viele Polen und Ukrainer (vorwiegend in Paraná).
  • einheimische Volksgruppen der Tupi- und Guarani-Sprachfamilien (200 ethnische Gruppen mit insgesamt etwa 500.000 Mitgliedern). Etwa zehn Prozent der Fläche Brasiliens ist für Indianer reserviert.

Etwa die Hälfte der brasilianischen Bevölkerung hat einen nicht unerheblichen Anteil afrikanischer Vorfahren, die vom 16. bis zum 19. Jahrhundert als afrikanische Sklaven in das Land gebracht wurden. Die Schwarzen haben sich jedoch im Laufe der Zeit stark mit der europastämmigen Bevölkerung vermischt.

Nach einer Erhebung des IBGE im Jahre 2005 bezeichnen sich rund 49,9 % der Brasilianer selbst als Weiße, 43,2 als Mischlinge (pardo) und 6,3 % als Schwarze, 0,7 % als Gelbe oder Indigene. Der größte Teil der afrobrasilianischen Bevölkerung lebt im Nordosten.

Indigene Bevölkerung

Die indigenen Völker in Brasilien lebten partiell von Jagd, Fischfang und Sammeln, zudem von dem fragilen Ökosystem angepasster Bodenbewirtschaftung. Ein großer Teil der einheimischen Bevölkerung starb im Zuge der europäischen Kolonialisierung, meist an eingeschleppten Krankheiten, aber auch in Folge von Zwangsarbeit oder durch Versklavung. Der Großteil der außerhalb des Regenwalds lebenden Indianer, insbesondere der in den Städten, sofern er Gewalt und Epidemien überlebte, wurde assimiliert und vermischte sich mit den europäischen Einwanderern. Von schätzungsweise fünf bis sechs Millionen Indios in der Zeit um 1500 brach die Bevölkerungszahl bis zum Jahr 1950 auf 100.000 ein.

Traditionelle Behausungen der Xingu-Indianer

Bis 1997 wuchs die indigene Bevölkerung wieder auf etwa 300.000. Nach Angaben der brasilianischen Botschaft leben heute ungefähr 410.000 Indios im Land, was rund 0,2 % der Bevölkerung entspricht. 2005 gab es Berichte über einen erneuten Anstieg der Zahl der in Brasilien lebenden Indios auf etwa eine halbe Million. Das größte indigene Volk Brasiliens sind die Guaraní mit circa 46.000 Angehörigen in sieben Bundesstaaten.[12]

100.000 bis 200.000 Indios leben heute in Städten, wodurch die indianische Kultur zunehmend verloren geht. Es bestehen zwar zahlreiche Reservate im Amazonasgebiet, doch leben nur wenige nach ihrer eigenen Kultur. Durch die Abholzung des Urwalds wird ihr Lebensraum rapide zerstört. Dabei werden die erwirtschafteten Erlöse aus dem Amazonasgebiet heraustransferiert, es mangelt also an Investitionen vor Ort oder gar Entschädigungen. Minenarbeiter und Goldgräber belasten nicht nur Flüsse und Böden mit schwerem Gerät und giftigen Chemikalien, sie bringen auch Krankheiten und Gewalt. Der Regierung wird dabei Mitschuld vorgeworfen, da Mörder nur selten strafrechtlich verfolgt werden. Außerdem vergibt sie Genehmigungen zur wirtschaftlichen Nutzung von Gebieten (z. B. zur Ölförderung), die von Indios bewohnt sind. Aufgrund dieser extrem schlechten Erfahrungen meiden an die hundert Völker möglichst jeden Kontakt.

Sprachen

Brasilien ist das einzige portugiesischsprachige Land Amerikas. Das brasilianische Portugiesisch hat einen eigenen Charakter. Es unterscheidet sich in der Aussprache und durch eine leicht abgewandelte Orthographie und Grammatik von der europäischen Variante. Das (brasilianische) Portugiesisch ist alleinige Amtssprache und für mindestens 97 % der Bevölkerung Muttersprache. Die Indianersprachen werden nur noch von etwa 0,1 % der Bevölkerung gesprochen, dazu zählen Guaraní, Makú, Tupi und Gês, wobei die letzten beiden vorrangig im Amazonasgebiet verbreitet sind, wo der Einfluss der Europäer gering blieb. In den Küstengegenden sind die Indianersprachen praktisch vollständig verdrängt worden. Guaraní hatte zu Kolonialzeiten eine größere Bedeutung und ist nur knapp daran gescheitert, Amtssprache des Landes zu werden. Insgesamt werden in Brasilien 188 verschiedene Sprachen und Idiome gesprochen.

Minderheitensprachen

Starker Einfluss deutscher Einwanderer in Blumenau

Aufgrund der Einwanderung gibt es in Brasilien zahlreiche Minderheitensprachen. Bis zu 1,5 Millionen Brasilianer sprechen Deutsch als Muttersprache; wobei Teilnehmer und Nachfahren der Auswanderungswelle aus Pommern zuweilen das Pommersche (Niederdeutsch) wesentlich besser beherrschen während ihr Hochdeutsch kein muttersprachliches Niveau erreicht. Eine besonders starke pommersche Minderheit lebt im Bundesstaat Espírito Santo. Weiterhin sprechen etwa 500.000 Menschen Italienisch, 380.000 Japanisch und 37.000 Koreanisch. Dabei muss berücksichtigt werden, dass bei den Sprachminderheiten die Zahl der Sprecher sehr optimistisch berechnet ist. Diese Volksgruppen gehörten teilweise zu den ersten Siedlern und ihre Nachfahren verstehen fast nur noch Portugiesisch. In den Ortschaften, die als Zentren für Einwanderer galten, entstanden oftmals brasilianische Dialekte der Einwanderersprache. Beispiele sind Talian, brasilianisches Italienisch, oder das Riograndenser Hunsrückisch, brasilianisches Deutsch.

Bis ins 20. Jahrhundert hinein gab es (besonders im Süden) ganze Gemeinden, in denen ausschließlich Deutsch oder Italienisch gesprochen wurde, da insbesondere die deutschen Auswanderer und deren Nachfahren über eine gute Infrastruktur aus Schulen, Vereinen u. ä. verfügten und zumeist in relativ geschlossenen Kolonien lebten. Als während des autoritären Regimes des Estado Novo (1937–1945) eine Nationalisierungskampagne durchgeführt wurde, geriet die deutsche Gemeinschaft zunehmend unter Druck, da der Staat den Assimilierungsprozess forcierte. Der Eintritt Brasiliens in den Zweiten Weltkrieg bot den entsprechenden Anlass, um die Sprachen der Feindstaaten zu verbieten und deutsche und italienische Schulen zu schließen, woraufhin das Portugiesische auch in diesen Ortschaften Einzug hielt.

Fremdsprachen

Englisch ist als Fremdsprache noch nicht so etabliert wie in europäischen Ländern. Obwohl Englisch normalerweise in den Schulen unterrichtet wird, fasst die Sprache nur langsam Fuß in Brasilien. Auch in den Großstädten ist es nicht selbstverständlich, dass die Leute Englisch sprechen oder verstehen. Für gewöhnlich verstehen die Brasilianer aber zumindest ansatzweise Spanisch, auch wenn sie die Sprache selbst nicht sprechen. Als Folge der verstärkten wirtschaftlichen Zusammenarbeit der lateinamerikanischen Länder im Mercosul wird die Bedeutung des Spanischen gegenüber dem Englisch noch zunehmen. In den Grenzgebieten zu anderen südamerikanischen Ländern bildete sich das sogenannte Portunhol heraus, eine Mischsprache aus Portugiesisch und Spanisch, das die Verständigung erleichtert. Besonders im Grenzgebiet zu Paraguay ist diese Mischsprache häufig anzutreffen. Dies vor allem deshalb, weil die Grenzstadt Ciudad del Este ein wichtiger Handelsplatz für die brasilianischen Straßenhändler („Sacoleiros“) ist.

Religionen

Nach dem Zensus des Jahres 2000[13] bekannten sich 73,6 % der Bevölkerung zur römisch-katholischen Kirche. 1960 lag dieser Anteil noch bei 91 %, bis 1985 nahm er auf 83 % ab und ist laut einer Studie des CPS der Fundação Getulio Vargas bis 2009 auf 68,43 % gesunken.[14] Teile des brasilianischen Katholizismus sind stark von afrobrasilianischen Traditionen beeinflusst.

15,4 % der Bevölkerung sind Protestanten. Diese Konfession kam seit dem 19. Jahrhundert mit deutschen Einwanderern ins Land. Im 20. Jahrhundert haben aber vor allem nordamerikanische Missionskirchen Erfolge erzielt. So gab es seit etwa 1960 eine Zunahme protestantischer Sekten und Freikirchen. Heute gibt es 35.000 Freikirchen in Brasilien.

1,3 % sind Anhänger des Spiritismus, 0,3 % bekannten sich zu afro-brasilianischen Religionen wie Candomblé und Umbanda.

Des Weiteren gibt es etwa 1.100.000 Zeugen Jehovas, 600.000 Mormonen, 215.000 Buddhisten, meist Nachkommen japanischer Einwanderer, 150.000 Juden, 27.000 Muslime, meist Nachkommen syrisch-libanesischer Einwanderer und knapp 3.000 Hindus.

6,72 % erklärten, keiner Religion anzugehören (Studie CPS, 2009).[15]

Soziales

Land- und Vermögensverteilung

Es herrscht eine große Kluft zwischen arm und reich, wie in den meisten Schwellenländern. Dies gilt besonders bei der in der Landwirtschaft tätigen Bevölkerung. So waren bis 1998 2,8 % der Bauern Großgrundbesitzer mit zusammen 57 % der Agrarfläche, wohingegen 90 % der Bauern sich 22 % der Fläche teilen mussten. Etwa fünf Millionen Familien gelten als landlos.

Afro-Brasilianer, die 7 % der Bevölkerung ausmachen, sind überproportional in der armen Bevölkerung vertreten. Nicht viel besser ergeht es den Indios. Ein Gleichstellungs- und Anti-Hunger-Programm gilt seit 2003.

Bildungswesen und Wissenschaft

siehe auch: Brasilianisches Bildungssystem

Die Alphabetisierungsrate des Landes liegt 2003 bei 88,4 %, das Schulabgangsalter bei 16 Jahren. Die Schule zu besuchen ist Pflicht. In die Bildung fließt ein ähnlich großer Teil des Bruttosozialprodukts wie in Europa; in absoluten Zahlen ist das Bildungsbudget etwa so groß wie das deutsche (2004). In Brasilien teilt sich diese Summe jedoch auf eine mehr als doppelt so große und im Durchschnitt wesentlich jüngere Bevölkerung auf. Die staatlichen Schulen genießen einen schlechten Ruf. Deshalb schicken finanziell besser gestellte Eltern ihre Kinder auf private Schulen. Diese unterscheiden sich von der Höhe des Schulgeldes und der Qualität des Unterrichts erheblich.

In 150 Universitäten werden fast 2,8 Millionen Studenten unterrichtet. Etwas mehr als die Hälfte der Hochschulen sind staatlich. Sie sind für alle Menschen mit qualifizierendem Schulabschluss nach einer Aufnahmeprüfung frei zugänglich und gebührenfrei. Die privaten Hochschulen finanzieren sich über unterschiedlich hohe Studiengebühren. Entsprechend schwankt ihre Ausstattung und die Qualität der Lehre. An den staatlichen Hochschulen werden zweimal jährlich einheitliche und offizielle Aufnahmeprüfungen, sogenannte vestibulares, durchgeführt. Die Bewerberzahl übersteigt meist bei weitem die Anzahl der vorhandenen Studienplätze. Bewerber bereiten sich deshalb nach dem Abitur oft mit sogenannten cursinhos auf das vestibular vor, die von privaten Bildungseinrichtungen angeboten werden und dementsprechend kostenpflichtig sind. Wer im vestibular keinen Studienplatz erhält, hat die Möglichkeiten, bis zum nächsten Semester zu warten und das vestibular erneut zu absolvieren oder auf einer der privaten Hochschulen zu studieren.

Bekannt sind die Forschungen zur Nutzung regenerativer Energien, die zum Beispiel beim Bau des Wasserkraftwerks Itaipú (Vorbild des Dreischluchtendamms) Anwendung fanden. Auch der Motorenbau verdient Beachtung: Das erste Auto mit Alkoholmotor lief 1979 in Brasilien vom Band und der Ingenieur Vincente Camargo entwickelte im Jahr 2005 den ersten Alkoholmotor (Methanol) für Flugzeuge, der von der Flugzeugbaufirma (Neiva-Embraer) als erstes erprobt wurde. Die Forschung in der Luftfahrt findet besondere Beachtung in Brasilien. Alberto Santos-Dumont – nach dem der nationale Flughafen in Rio de Janeiro benannt ist – führte die weltberühmten Luftschiffflüge um den Eiffelturm durch. Vieles tat er als Erster: Das gilt für seine Luftschiffe 1898 in Paris, die dabei benutzten Sicherheitsgurte, er erwähnte 1902 die Funktion eines Flughafens, demonstrierte bei einem Flug 1904 die Fliegeruhr, eröffnete 1905 das erste Luftfahrtmuseum in Paris, absolvierte 1906 die ersten beglaubigten und öffentlichen Motorflüge in Bagatelle und entwickelte das erste Motorflugzeug nach dem Modell Plano esporte 1909. Der ehemalige US-Präsident Bill Clinton bezeichnete ihn als „Vater der Luftfahrt“.

2004 wurden in Brasilien 21.742 Patente angemeldet, davon stammt die Hälfte von brasilianischen Personen bzw. Unternehmen.

Gesundheit

Gesundheit (Daten von 2005)
Lebenserwartung (in Jahren) 66 (m) / 73 (w)
Kindersterblichkeit 3,9 % (m) / 3,2 % (w)
Ausgaben für Gesundheit 7,9 % des BSP
Aids-Tote (2003) 15.000
Gemeldete AIDS-Neuerkrankungen (2003) 25.123
Quelle: Weltgesundheitsorganisation, UNAIDS

Da dem staatlichen Gesundheitswesen nur wenig Geld zur Verfügung steht, sind viele Krankenhäuser stark renovierungsbedürftig und veraltet. Obwohl nur 15 % der Ausgaben für Gesundheit in die Krankheitsprävention fließen, konnte die Säuglingssterblichkeit seit 1970 um zwei Drittel gesenkt werden. Ein Arzt betreut im Durchschnitt 633 Patienten, 87 % der Bevölkerung erhalten sauberes Trinkwasser. Die häufigsten Todesursachen sind Herzerkrankungen, Krebs, aber auch Unfälle und Gewalt.

In Brasilien wird jeder im Krankenhaus oder beim Arzt behandelt, ohne eine Krankenversicherung zu besitzen. Dennoch haben viele eine Privatkrankenversicherung, die ihnen die Behandlung in privaten Häusern ermöglicht.

Anfang des Jahrzehnts verklagten Pharmakonzerne aus der ganzen Welt den Staat wegen Patentrechtsverletzungen. Dem zugrunde lag die Forderung der brasilianischen Regierung, die teuren ausländischen Medikamente zu verbilligen und somit auch den erkrankten Brasilianern zugänglich zu machen, die sich die entsprechenden Medikamente nicht leisten können. Da die Konzerne dieser Forderung nicht nachkamen, stellte Brasilien für über 100.000 der mittlerweile etwa 660.000 HIV-Infizierten kostenlose AIDS-Medikamente zur Verfügung. 2001 wurde die Klage jedoch fallengelassen. 2005 kam es zu einem ähnlichen Streit zwischen Brasilien und der US-Pharmaindustrie.

Innere Sicherheit

Armenviertel in Rio de Janeiro

Die Kriminalitätsrate liegt über dem weltweiten Durchschnitt. So starben gemäß einer Statistik von 2009 mindestens 43.909 Menschen durch Mord oder Totschlag. Dies entspricht einer Zahl von über 120 Tötungsdelikten pro Tag. Die Polizei hat vor allem in den Städten mit Morden, Entführungen, Raubüberfällen und organisierten Drogen- und Kriminellensyndikaten (wie etwa das Comando Vermelho in Rio de Janeiro und das Primeiro Comando da Capital in São Paulo) zu kämpfen. Das Polizistengehalt ist niedrig, deswegen gilt die Polizei als besonders korruptionsanfällig. Es ereignen sich zudem zahlreiche Fälle, in denen Polizeiangehörigen Machtmissbrauch bis hin zu Erpressung und Mord vorgeworfen wird. Auch innerhalb der Justiz ist Korruption weit verbreitet. Gefängnisaufstände in den überfüllten Haftanstalten sind keine Seltenheit. Das Leben der Kleinbauern und Indios auf dem Land ist durch Konflikte mit Großgrundbesitzern und Unternehmen gefährdet, die nach Rohstoffen suchen.

Um die hohe Zahl an Gewaltopfern zu verringern, wurde im Januar 2004 ein Gesetz vorgeschlagen, das den privaten Waffenbesitz verbieten sollte. Dieser Gesetzesvorschlag ist 2005 per Volksreferendum abgelehnt und deshalb ausgesetzt worden. Als einer der Gründe dafür wurde mangelndes Vertrauen in die Polizei genannt.

Laut einem Bericht der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC, seine Abkürzung in Englisch) vom 7. Oktober 2011 lag die Mordrate bei 22,7 Delikten pro 100.000 Einwohner. Sao Paulo wird im Bericht als vorbildlich bei der Bekämpfung von Gewalt angeführt. Prävention, Projekte und Maßnahmen der Repression gegen kriminelle Organisationen waren demnach die Hauptursachen. Touristen sollten zudem bestimmte Bezirke in den Großstädten meiden.

Trotz als fortschrittlich geltender Gesetzgebung zur Gleichberechtigung Homosexueller ist die Anzahl der gewalttätigen Übergriffe auf Lesben und Schwule im internationalen Vergleich sehr hoch. Dies wird auf der jährlichen Parada do Orgulho GLBT de São Paulo, der weltweit größten Gay-Pride-Parade, thematisiert.

Geschichte

Indianische Kulturen

Die ältesten Spuren menschlichen Lebens wurden in der Caverna da Pedra Pintada im Bundesstaat Piauí gefunden. Die ältesten datierten Funde stammen aus der Zeit um 11.700 BP. Um 7580 BP wurde dort Keramik genutzt (Paituna-Phase). Ebenfalls zu den ältesten Kulturen zählt die Itaparica-Phase, am Abrigo do Sol in Mato Grosso do Sul fanden sich ähnlich alte Spuren aus der Zeit zwischen 11.500 und 6.000 BP (Dourado-Tradition). Skelettfunde belegen, dass die Küstengebiete des heutigen Brasilien um 8.000 v. Chr. bewohnt waren.[16] Die Nutzung von Nussbäumen lässt sich bis 8500 v. Chr. in Amazonien zurückverfolgen, echte Landwirtschaft setzte zwischen 6000 und 2700 v. Chr. ein - hier ist noch Vieles unklar. Vielfach wurde durch Brand das Wachstum bestimmter Pflanzen, wie etwa Palmen gefördert, die Nahrung lieferten, ein Prozess, der spätestens im 4. oder 3. vorchristlichen Jahrtausend nachweisbar ist; hinzu kam Gartenbewirtschaftung und eine zunehmende Sesshaftigkeit vieler Gruppen. Im 2. Jahrhundert n. Chr. muss die Bodennutzung äußerst intensiv gewesen sein, worauf die sogenannte Amazonian Dark Earth hinweist.

Die frühen Bewohner veränderten durch Anpflanzung bestimmter Pflanzenarten sowie durch Bodenverbesserung das Ökosystem des Amazonasbeckens grundlegend. Auch ihre Ansiedlungen - etwa auf der riesigen Flussinsel Marajó - waren weit größer als lange angenommen. Darüber hinaus bauten viele Gruppen sogenannte Mounds, häufig Begräbnishügel, die an der Küste Brasiliens, wenn sie aus Muscheln bestanden, als sambaquis bezeichnet werden. Andere stellten zeremonielle Zentren oder Residenzen dar. Der Mound-Komplex von Ibibate im bolivianischen Amazonien umfasst 11 ha, auf Marajo fanden sich allein 40 Mounds.[17]

In der Provinz Mato Grosso fanden sich zahlreiche geplante Orte, in denen Fischzucht und Landwirtschaft bis in die Zeit um 1500 betrieben wurden. Die bis zu 60 ha großen Städte waren durch ein Straßennetz miteinander verbunden - obwohl in den meisten Gebieten das Kanu das Fortbewegungsmittel war -, es fanden sich Dämme und künstliche Teiche. Wie an vielen Stellen Amerikas dürften die Menschen am Xingu Epidemien zum Opfer gefallen sein, vor allem den Pocken.[18]

Portugiesische Kolonialzeit

Schon 1494 beschlossen Portugal und Spanien die Aufteilung Südamerikas im Vertrag von Tordesilhas. Das Land wurde nach dem in Europa sehr beliebten Brasilholz, einem roten Edelholz, das heute höchst selten ist, benannt. Dort wurde unter Vermittlung von Papst Alexander VI. eine Trennung der Interessensphären festgeschrieben, so dass die gesamte Westküste spanische, und die (zu diesem Zeitpunkt noch allgemein unbekannten) Küstenabschnitte des heutigen Brasiliens portugiesische Kolonie würden. Am 22. April 1500 landete der portugiesische Seefahrer Pedro Alvares Cabral dann beim heutigen Porto Seguro (im Süden des Bundesstaates Bahia) an der brasilianischen Küste an und nahm das Land für die portugiesische Krone in Besitz. Die Zeit von 1500 bis 1530 war von Tauschhandel mit den Einheimischen geprägt.[19] Um jedoch den Franzosen, die unter Missachtung des Vertrags von Tordesillas auch mit den Indios Tauschgeschäfte für Rotholz machten, Einhalt zu gebieten, beschloss die portugiesische Krone, europäische Siedler nach Brasilien zu schicken.[20]

1549 wurde das heutige Salvador da Bahia (São Salvador da Bahía de Todos os Santos) zur Hauptstadt ernannt. Ab 1530 wurden Indios aus dem Landesinnern an die Küste gebracht, die die Arbeit auf den Zuckerrohrplantagen im Nordosten verrichten mussten.[21] Wegen harter Arbeit, Verfolgung und Anfälligkeit der Indios für europäische Krankheiten starben viele von ihnen. Die Kolonialherren versuchten daraufhin, die verlorengegangene Arbeitskraft durch Sklaven aus Afrika zu ersetzen. Bis 1580 brachten die Portugiesen das ganze Land faktisch unter ihre Kontrolle.

1629 hatten sich die Niederländer in der Nähe des heutigen Recife niedergelassen und 1637 unter Führung von Johann Moritz von Nassau-Siegen diese Anbaugebiete erobert, die daraufhin nochmals kurz aufblühten. Bis 1654 stand der Nordosten, v.a. das Gebiet um Pernambuco, unter niederländischer Kontrolle. In der Schlacht von Guararapes wurden die niederländischen Truppen im selben Jahr entscheidend geschlagen und wieder vertrieben.

Reiche Barockstädte entwickelten sich im 17. Jahrhundert, als Bandeirantes-Expeditionen das Hinterland erkundeten und neben anderen Bodenschätzen auch Gold und Diamanten entdeckten. Im selben Jahrhundert bauten entflohene Sklaven einfache Siedlungen, sogenannte Quilombos, auf. Als in den Quilombos Aufstände gegen die Unterdrückung der Schwarzen ausbrachen, zerstörte man bis 1699 alle Siedlungen wieder. 1763 wurde Rio de Janeiro zur Hauptstadt ernannt, weil sich das wirtschaftliche Zentrum des Landes auf den Süden verlagerte. 25 Jahre später führte der Offizier und Zahnarzt Tiradentes einen Aufstand an, der aber scheiterte. 1792 wurde der heutige Nationalheld Brasiliens hingerichtet. Gleichzeitig begann ein Konflikt mit Spanien, weil die Bandeirantes-Expeditionen die Westgrenze Brasiliens entgegen den Vereinbarungen verschoben.

König- und Kaiserreich Brasilien

Hauptartikel: Kaiserreich Brasilien

1807 fielen französische Truppen von Napoléon Bonaparte nach Portugal ein, woraufhin der portugiesische König João VI. unter britischem Schutz nach Brasilien (erst Bahia, später Rio de Janeiro) flüchtete und dort erstmals den bis dahin strikt verbotenen Auslandshandel erlaubte. Mit der Übersiedlung des Königs und des gesamten Hofstaates bekam Brasilien den Status eines gleichberechtigten Mitglieds des Mutterlandes, und die Hauptstadt Rio de Janeiro war faktisch das Zentrum des damaligen portugiesischen Weltreichs mit Ausnahme des französisch besetzten Portugals. Auf dem Wiener Kongress 1815 wurde Brasilien mit Portugal gleichgestellt.

Nach Abzug der französischen Truppen aus Portugal musste König João VI. 1821 gegen seinen Willen wieder nach Portugal zurückkehren, um seinen Thronanspruch zu sichern. Er überließ die Herrschaft über Brasilien seinem Sohn Pedro. Pedro I. erklärte am 7. September 1822 in São Paulo die Unabhängigkeit Brasiliens von Portugal und machte sich am 22. September zum ersten brasilianischen Kaiser. Zwei Jahre später begann die gezielte deutsche Einwanderung in Brasilien mit Gründung der ersten Kolonie São Leopoldo in Rio Grande do Sul. 1828, nach drei Kriegsjahren gegen Argentinien, löste sich die Provinz Uruguay und erklärte ihre Unabhängigkeit von Brasilien. Drei Jahre später kam es zu einem Militäraufstand, weswegen König Pedro I. abdankte und die Herrschaft auf seinen fünfjährigen Sohn Pedro II. übertrug. Pedro I. ging zurück nach Portugal und trat dort als portugiesischer König Pedro IV. das Erbe seines Vaters an.

Ein Zusatzpunkt der 1822 geschaffenen Verfassung ermöglichte noch am Tag der Abdankung Pedros I. einige Reformen. So wurde die Einsetzung eines einzigen Regenten beschlossen. In der Farrapen-Revolution 1835 spaltete sich mit Rio Grande do Sul erneut eine Provinz ab, die fortan die Republik Piratini bildete, bis sie nach einem zehnjährigen Krieg mit den Regierungstruppen wieder ins Kaiserreich eingegliedert wurde. In der Regentenzeit gab es eine Reihe von weiteren Aufständen im Norden und Nordosten, die relativ schnell niedergeschlagen wurden und vor allem vielen Armen das Leben kostete.

Zweites Kaiserreich Brasilien

Pedro II. von Brasilien

1840, also noch vor seiner Volljährigkeit, wurde Pedro II. zum Kaiser gekrönt. 1864 erklärte Paraguay Brasilien den Krieg. Nach fünf Jahren besiegten Brasilien, Uruguay und Argentinien die Truppen Paraguays im blutigsten Krieg der lateinamerikanischen Geschichte. Obwohl die Kriegsjahre dem Land zusetzten, erlebte Brasilien aufgrund des Kautschukbooms eine gute wirtschaftliche Entwicklung. Brasilien besaß das Monopol auf Kautschuk und konnte deshalb durch dessen Export große Einnahmen erzielen.

Die Sklaverei wurde 1888 von Kronprinzessin Isabella, einer Tochter Pedros II., mit dem „Goldenen Gesetz“ (Lei Áurea) offiziell abgeschafft. Obwohl Sklaverei bereits seit 1853 geächtet worden war, führte das Verbot zu Aufständen von Großgrundbesitzern und der Armee. In der Folge putschte sich das Militär an die Macht, woraufhin der Kaiser am 15. November 1889 ins Pariser Exil ging und den Weg für die erste Republik freimachte.

Republik und Zeit der Weltkriege

Die erste brasilianische Republik mit föderativer Verfassung wurde am 24. Februar 1891 von Marschall Manuel Deodoro da Fonseca als Vereinigte Staaten von Brasilien (República dos Estados Unidos do Brasil) ausgerufen. In der Folgezeit etablierte sich ein oligarchisches System. Der Wohlstand war durch die große Kaffee-Nachfrage gesichert und die Wirtschaft konzentrierte sich auf diesen Zweig. In den Ersten Weltkrieg trat Brasilien offiziell auf Seite der Alliierten gegen Deutschland ein, beteiligte sich aber nicht aktiv. In den Kriegsjahren ging die Nachfrage nach Kaffee stark zurück. In den 1920er Jahren forderten große Teile der Bevölkerung ein Ende der Oligarchie. Als dann 1930 die Kaffee-Preise nochmals einbrachen, führte Getúlio Vargas, der „Vater der Armen“, einen Aufstand an und wurde so Präsident. In den ersten Monaten seiner Regierungszeit wuchs die Wirtschaft Brasiliens spürbar. 1937 wurde die Herrschaft Vargas als „wohlwollender Diktator“ festgeschrieben, 1942 erklärte er auf Druck der USA den Krieg gegen die Achsenmächte. Er entsandte eine 25.000 Mann starke Division nach Italien, die unter anderem in der Schlacht um Monte Cassino eingesetzt wurde. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Vargas von der Armee abgesetzt.

Rückkehr zur Demokratie

Getúlio Vargas (links) mit Franklin Delano Roosevelt, 1943.[22]

Schon fünf Jahre später wählte ihn das Volk erneut zum Präsidenten. Weil sich die USA gegen die sozialistische Politik Brasiliens stellte und daraufhin Rechte und die Armee Vargas' Rücktritt forderten, beging er 1954 Selbstmord. Vargas' Nachfolger Juscelino Kubitschek sorgte mit Hilfe der Partido Trabalhista Brasileiro (PTB) für neue, ausländische Investoren, die die brasilianische Wirtschaft in den späten 1950er Jahren ankurbelten. 1960 wurde dann Jânio da Silva Quadros zum Präsidenten gewählt. Nach seinem Amtsantritt 1961 versuchte er die Abhängigkeit zu den USA zu lösen und den defizitären Staatshaushalt zu konsolidieren. Nach nur wenigen Monaten im Amt trat er wieder zurück, sein Nachfolger wurde der bisherige Vize-Präsident João Goulart, kurz nachdem die neue Hauptstadt Brasília nach drei Jahren Bauzeit eingeweiht wurde. Auch Goulart war in der Bevölkerung nicht unumstritten, weshalb seine Befugnisse in den ersten drei Präsidentschaftswahlen nur eingeschränkt waren.

Zeit der Militärdiktatur

1964 putschte das Militär und setzte João Goulart ab. Das neue Regime unter Marschall Humberto Castelo Branco unterdrückte die linke Opposition und entzog etwa 300 Personen die politischen Rechte. Ein 1965 verabschiedetes Gesetz schränkte die bürgerlichen Freiheiten ein, sprach der Nationalregierung weitere Machtbefugnisse zu und bestimmte die Wahl des Präsidenten und Vizepräsidenten durch den Kongress.

Der ehemalige Kriegsminister Marschall Artur da Costa e Silva, Kandidat der Regierungspartei ARENA (Aliança Renovadora Nacional; deutsch: Allianz zur nationalen Erneuerung) wurde 1966 zum Präsidenten gewählt. Die Brasilianische Demokratische Bewegung (MDB, Movimento Democrático Brasileiro), die einzige legale Oppositionspartei, weigerte sich aus Protest, einen Kandidaten für die Wahl aufzustellen, weil die Regierung alle ernst zu nehmenden Gegenkandidaten nicht zugelassen hatte. 1966 gewann die ARENA auch die National- und Parlamentswahlen. Das Jahr 1968 stand im Zeichen von Studentenunruhen und Streiks. Das Militärregime reagierte mit politischen Säuberungsaktionen und Zensur. Im August 1969 wurde Costa entmachtet. Das Militär bestimmte General Emílio Garrastazu Médici zu seinem Nachfolger, der Kongress wählte ihn zum Präsidenten. Unter Médici wurden die Repressionen verstärkt und in der Folge nahmen die revolutionären Aktivitäten zu. Der römisch-katholische Klerus erhob seine kritische Stimme immer öfter und prangerte die Bedingungen der armen Bevölkerung an.

1974 wurde General Ernesto Geisel, nach seiner Militärkarriere Präsident der Petrobras, der staatlichen Ölmonopolgesellschaft, zum brasilianischen Präsidenten gewählt. Aufgrund der relativen politischen Stabilität und gezielter Förderung der Industrie war die Zeit der Militärmachthaber zugleich eine Zeit des Wirtschaftsbooms; viele Investoren – auch aus Deutschland – haben in den 70er Jahren in Brasilien investiert. So avancierte São Paulo zur „größten deutschen Industriestadt außerhalb Deutschlands“, was sicherlich auch heute noch zutrifft.

Anfang der 80er Jahre schwächte die Militärregierung die Repression deutlich ab, bis schließlich 1985, auch aus Mangel an eigenen Optionen aus dem Militärkader und bereits inmitten einer Wirtschaftskrise mit galoppierender Inflation, freie Wahlen zugelassen wurden.

Demokratie seit 1985

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Der Wahlsieger Tancredo Neves wurde kurz vor seiner Amtseinsetzung in Brasília ins Krankenhaus eingeliefert. Wegen eines Magengeschwürs wurde er sieben Mal operiert. Er starb am 21. April 1985 an Infektionen, die er sich bei der Operation zugezogen hatte. Präsident wurde dann der zum Vizepräsidenten gewählte José Sarney. Sarney hatte mit enormen Auslandsschulden, Hyperinflation und Korruption zu kämpfen, was er mit dem „Plano Cruzado“ zuerst recht erfolgreich versuchte. Darüber hinaus musste er die neue Demokratie stabilisieren.

In demokratischen Wahlen wurde 1990 Fernando Collor de Mello zum Nachfolger Sarneys gewählt. Die ersten Monate seiner Amtszeit verbrachte er mit der Bekämpfung der Inflation, die zeitweise 25 % monatlich erreichte. Am 26. April 1991 wurde Mercosur (portugiesisch Mercosul) gegründet. Dieser Gemeinsame Markt des Südens, den die Staaten Argentinien, Paraguay und Uruguay gemeinsam mit Brasilien gründeten, ist ein Binnenmarkt mit mehr als 230 Millionen Einwohnern, der die Wirtschaft der Mitgliedsländer und dadurch die Stellung Lateinamerikas in der Welt stärken sollte.

Im Jahr 1992 wurde Collor von seinem Bruder Pedro der Korruption bezichtigt, was zu Untersuchungen durch Kongress und Presse führte. Die dichter werdenden Beweise für Bestechlichkeit und Veruntreuung von Staatsmitteln führte zu Massendemonstrationen und Unruhen in den großen Städten Brasiliens. Im Oktober des gleichen Jahres stimmte der Kongress dafür, Collor abzusetzen, der daraufhin zurücktrat. Verfassungsgemäß wurde Vizepräsident Itamar Franco sein Nachfolger.

1993 konnte die Bevölkerung Brasiliens in einem Referendum über die Staatsform entscheiden. Die Wahl fiel dabei eindeutig auf die Republik. 1994 wurde eine umfassende Währungsreform beschlossen, wodurch die Hyperinflation beendet werden konnte. Hauptverantwortlich für die Einführung der neuen Währung sowie einer Reihe weiterer Maßnahmen (insgesamt als „Plano Real“ bezeichnet) war Fernando Henrique Cardoso, der diesen Erfolg bei seiner Präsidentschaftskandidatur nutzen konnte und im Oktober 1994 sowie ein weiteres Mal im Oktober 1998 zum Präsidenten gewählt wurde. Zur Sanierung des Haushalts beschloss das Parlament die Privatisierung von Staatsmonopolen, dennoch stieg die Staatsverschuldung unter der Präsdientschaft von Cardoso von 28,1% auf 55,5% des Bruttoinlandsprodukts an.[23] Von 2003 bis 2011 war Luiz Inácio Lula da Silva von der Arbeiterpartei PT Präsident Brasiliens. Er priorisierte eine Verringerung der Staatsverschuldung, setzte aber auch soziale Programme wie „Null Hunger“ (Fome Zero) und Bolsa Família um. 2004 führte Brasilien erstmals in seiner Geschichte UN-Friedenstruppen an, das Militär entsandte 1.470 Soldaten nach Haiti. Seit 2011 ist Dilma Rousseff Präsidentin.

Politik

Lula (rechts), Präsident von 2003 bis 2011, mit Vizepräsident José Alencar
Siehe auch: Liste der Staatsoberhäupter Brasiliens

Politische Entwicklung

Brasilien wurde 1964 bis 1985 vom Militär regiert. In dieser Zeit litten vor allem die Indios unter Menschenrechtsverletzungen, die Wirtschaft wurde zwar unterstützt, gleichzeitig wurden jedoch große Prestigeprojekte (Transamazônica, Wasserkraftwerk Itaipú, Atommeiler in Angra dos Reis, viele Autobahnen) durchgeführt. Zurück blieben Schulden (zwischenzeitlich hatte Brasilien höhere Auslandsschulden als alle anderen Staaten der Welt) und Staatsbetriebe, die finanziell am Ende waren.

Die Verfassung aus dem Jahr 1988 gewährt der Bundesregierung weitgehende Befugnisse. Der Präsident wird für eine Amtsperiode von vier Jahren direkt vom Volk gewählt. Seit 1998 kann er einmal wiedergewählt werden. Er besitzt eine weitreichende exekutive Gewalt, ist Staatsoberhaupt und Regierungschef und stellt das Kabinett zusammen.

Nach einer Übergangsbestimmung wurde 1993 ein Referendum über die Staats- (Monarchie oder Republik) und Regierungsform (Präsidial- oder parlamentarisches System) abgehalten. Die Bevölkerung entschied mit jeweils großer Mehrheit (87 % bzw. 69 %) für die Republik und ein Präsidialsystem. Im vierten Versuch wurde Luiz Inácio Lula da Silva, genannt Lula, 2002 zum Präsidenten gewählt.

Ein politisches Problem Brasiliens sind schwache Parteien ohne ideologisch begründete Programme. Diese bilden Koalitionen, die bisher nur kurz hielten, somit müssen Gesetze meist durch Absprachen verabschiedet werden. Viele kleine Parteien und Korruption (1992 wurde der damalige Präsident Fernando Collor de Mello aus diesem Grund des Amtes enthoben) führen zu einer politisch sehr instabilen Lage und zu einer nahezu zur Untätigkeit verdammten öffentlichen Verwaltung. Auch der vor allem beim einfachen Volk beliebte Ex-Präsident Lula da Silva musste sich mit seiner Parteiführung Korruptionsvorwürfen stellen, die nicht ausgeräumt wurden.

Parlament

Das Kongressgebäude in Brasília

Das brasilianische Parlament, der Nationalkongress oder Congresso Nacional, besteht aus zwei Kammern:

  • Der föderative Senat oder Senado Federal setzt sich aus 81 Abgeordneten zusammen, von denen jeweils drei aus jedem der Bundesstaaten entsendet werden.
Die Senatsabgeordneten werden nach dem Mehrheitswahlrecht für Amtsperioden von acht Jahren bestimmt.
  • Neben dem Senat gibt es die Abgeordnetenkammer oder Câmara dos Deputados mit 513 Sitzen, deren Mitglieder nach dem Verhältniswahlrecht für Amtsperioden von vier Jahren gewählt werden.

Nach den Wahlen von 2006 haben zwanzig Parteien den Einzug in die Abgeordnetenkammer geschafft, wobei zwei Drittel der Abgeordneten von fünf Parteien gestellt werden. Die stärkste Kraft ist die Partido do Movimento Democrático Brasileiro (PMDB) mit 91 vor der Partido dos Trabalhadores (PT) mit 82 Angeordneten. Im Senat sind derzeit dreizehn Parteien vertreten. Die meisten Senatoren (jeweils 23 %) gehören der PMDB und den Democratas (ehemals PFL) an.

Parteien

Im Senat sind derzeit (Stand Mai 2007) mit mehr als zwei Senatoren folgende Parteien vertreten (in Klammern Anzahl der Senatoren):

Im Abgeordnetenhaus sind derzeit 20 Parteien vertreten. Davon haben folgende mehr als zehn Sitze:

Daneben sind folgende Parteien mit zusammen 26 Sitzen im Parlament vertreten: PSC, PAN, PMN, PRB, PTC, PHS, PTdoB und PRB.

Wichtige Parteien des letzten Jahrhunderts, die mittlerweile aufgelöst sind:

  • Partido Comunista Brasil (PCB): kommunistische Ausrichtung, Gründung: 1922, Auflösung: Ende der 1980er Jahre
  • União Democrático Nacional (UDN): gemäßigt konservative Ausrichtung, Gründung: 1945, Auflösung: 1965
  • Aliança Renovadora Nacional (ARENA): vom Militär kontrollierte Partei, Gründung: 1966, Auflösung: 1979
  • Movimento Democrático Brasileiro (MDB): gegen die Militärregierung gerichtet, Gründung: 1966, Auflösung: 1979

Innenpolitik

Die Wahl 2002, die in einem klaren Sieg der Arbeiterpartei PT endete, hatte einen hohen Stellenwert für die Entwicklung der noch jungen Demokratie, denn erstmals wurde ein größerer Machtwechsel vollzogen. Im ersten Jahr der Regierung gelang eine wirtschaftliche Stabilisierung, der wieder einsetzenden Inflation und anderen Problemen wurde konsequent entgegen gewirkt. Auch eine Rentenreform wurde gegen Protest aus den eigenen Reihen beschlossen. Der Kampf gegen die Armut wird derzeit mit verschiedenen Programmen angegangen. Antiamerikanismus ist in weiten Bevölkerungsteilen stark ausgeprägt. Viele Brasilianer betrachten die US-Politik als „neoimperialistisch“ oder zumindest „hegemoniell“ und befürchten eine zu starke Einflussnahme der USA auf Lateinamerika. Besonders kritisch werden daher auch die amerikanischen Versuche betrachtet, eine gesamtamerikanische Freihandelszone zu errichten. Lula setzt sich seinerseits für ein starkes Lateinamerika ein und geht auf vorsichtige Distanz zur amerikanischen Politik. In der bisherigen Außenpolitik wurde ein offener Streit mit den USA aber vermieden. Gleichzeitig distanziert sich Lula auch vom stark linksgerichteten Kurs des venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez.

Die schwerste Krise der Legislaturperiode durchlebte die Regierung Lulas im Sommer 2005. Der PTB, Koalitionspartei in der Regierung, wurde Korruption vorgeworfen, was deren Vorsitzender Roberto Jefferson massiv bestritt und ähnliche Vorwürfe gegen zwei andere Regierungsparteien richtete. Sie würden ein Monatsgeld erhalten und dann den Gesetzesvorschlägen kollektiv zustimmen. Finanziert werde das angeblich durch Spenden großer Unternehmen, die dafür Staatsaufträge bekommen hätten. Daraufhin nahmen die Polizei und Untersuchungsausschüsse des Kongresses Ermittlungen auf, die immer mehr finanzielle Nebengeschäfte der Politiker aufdecken konnten. Dutzende Politiker – auch Berater des Präsidenten und Minister der Regierungsparteien, insbesondere des sich bis dahin als „sauber“ präsentierenden PT – legten ihr Mandat im Kongress nieder. Auch wenn eine persönliche Verwicklung bisher nicht nachgewiesen werden konnte, litt das Ansehen des Präsidenten stark unter den Vorwürfen. Reformen zum Wahl- und Parteifinanzierungssystem wurden in Angriff genommen, aber noch nicht beschlossen.

Außenpolitik

Brasilien ist Mitglied u. a. folgender internationaler Organisationen:

Militär

Die Fregatte BNS Rademaker (F 86) der Greenhalgh-Klasse im Oktober 2005

Nach den Jahrzehnten der Militärdiktatur herrscht in Politik und Bevölkerung eine gewisse Vorsicht gegenüber den Streitkräften. Daher ist die Truppenstärke eher gering, wenn man die Einwohnerzahl und die Größe Brasiliens betrachtet. Darüber hinaus sieht sich das Land keiner wirklichen äußeren Bedrohung gegenüber. Die lateinamerikanischen Staaten sind untereinander militärisch verbündet, was Sicherheit und Stabilität in der Region festigt. Insbesondere steht Brasilien mit allen Nachbarstaaten in einem freundschaftlichen Verhältnis. Auch auf internationaler Ebene unterhält das Land gute Beziehungen mit den meisten anderen Staaten der Welt. Diese Faktoren machen ein starkes Militär zurzeit nicht erforderlich.

Es besteht eine allgemeine Wehrpflicht für wehrfähige Männer über 18 Jahren. Der Etat des Verteidigungsministeriums liegt bei über zehn Milliarden US-Dollar (1,5 % des BIP[24]).

Mit etwa 190.000 Mann ist das Heer die bei weitem größte Teilstreitkraft Brasiliens. Während die Infanterie gut ausgerüstet ist, mangelt es aber an Maschinerie. Mit etwa 500 Kampfpanzern und 1500 gepanzerten Fahrzeugen wäre das Land im Ernstfall kaum in der Lage, das weite und schwer zugängliche Hinterland zu sichern. In Friedenszeiten wird die Armee auch zum Katastrophenschutz und Rettungsdienst sowie für wissenschaftliche Dienste (auf der Antarktis-Forschungsstation Comandante Ferraz) eingesetzt. Zudem werden die Bundesstraßen vom Militär gebaut. Innerstaatliche Bedrohungen, wie Kriminalität oder Terrorismus sind in Brasilien Sache der Polizeikräfte. Das Militär kann auf Anfrage des Governeurs im betroffenen Bundesstaat auch für polizeiliche Taetigkeiten eingesetzt werden, sofern der Notstand deklariert wird, so z. B. in der Stadt Rio de Janeiro 2008.

Die Luftwaffe beschäftigt 73.500 Personen (2005) und ist damit die größte in Lateinamerika. Ihr kommt in Brasilien eine hohe Bedeutung zu, da sie sowohl für die riesigen Landflächen als auch für weite Seegebiete am besten geeignet ist. Daher ist die Luftwaffe sehr modern ausgestattet. Flugzeuge und Helikopter stammten zumeist aus den USA oder aus Europa; neuere Anschaffungen kommen vermehrt vom brasilianischen Flugzeugbauer Embraer, um das Militär unabhängig von ausländischen Importen zu machen.

Auch die Marine ist modern und gut ausgerüstet. Durch das große Flusssystem, das sich bis weit ins Landesinnere erstreckt, ist die Marine auch im Inland einsetzbar. Sie besitzt daher viele Patrouillenboote und leichte Kampfschiffe, die die Binnengewässer sichern. In dieser Funktion unterstützt die Marine auch das brasilianische Heer und besitzt Amphibienfahrzeuge und sogar Kampfpanzer. Für den Einsatz auf hoher See stehen mehrere Kampfschiffe zur Verfügung sowie einige modifizierte U-Boote aus deutscher Fabrikation. Brasilien unterhält außerdem einen Flugzeugträger samt Ausstattung. Es handelt sich dabei aber eher um ein Prestigeobjekt, das die Vormachtstellung Brasiliens im lateinamerikanischen Raum unterstreichen soll.

Auch die Rüstungsindustrie ist gut entwickelt. Brasilien ist der fünftgrößte Waffenexporteur der Welt. Während der Militärdiktatur bestand ein langjähriges, geheimes Kernwaffenprojekt. Deutschland war Brasiliens wichtigster Partner auf dem Gebiet der (friedlich genutzten) Kernenergie und unterstützte das Land unter anderem mit der Lieferung von Kernreaktoren und Anlagen zur Uran-Anreicherung. Wie viel deutsches Wissen und Erfahrung tatsächlich in das Kernwaffenprogramm floss, und inwiefern die deutsche Regierung über das brasilianische Atomprojekt wusste, lässt sich allerdings nur schwer sagen. Wahrscheinlich gab es auch eine Kooperation mit Argentinien, das ebenfalls ein geheimes Atomprogramm unterhielt. In den 80er Jahren war das Kernwaffenprojekt bereits sehr weit entwickelt und man nimmt an, dass Brasilien kurz vor der Atombombe stand.
Aber mit dem Übergang in die Demokratie hat Brasilien schließlich auch das Vorhaben aufgegeben, Kernenergie für militärische Zwecke zu nutzen. Die offizielle Aufgabe des Atomwaffenprogramms erfolgte 1998 mit der Unterzeichnung des Atomwaffensperrvertrags.

Im Jahr 2004 übernahm das Land zum ersten Mal in seiner Geschichte eine größere Verantwortung und Rolle im Rahmen einer UN-Friedensmission in Haiti. 1.470 Soldaten sind in dem Karibikstaat stationiert und im Juli 2004 hat Brasilien die Führung der internationalen Truppen übernommen.

Am 10. Juli 2007 gab Präsident Luiz Inacio Lula da Silva bekannt, das brasilianische Atomprogramm einschließlich der Anreicherung von Uran und dem etwaigen Bau eines Atom-U-Boots auszuweiten. Dafür sind im Haushalt bis 2015 insgesamt 1,040 Milliarden Real (rund 395 Millionen Euro) geplant.

Administrative Gliederung

Regionen Brasiliens
  • (1) Mittelwesten
  • (2) Nordosten
  • (3) Norden
  • (4) Südosten
  • (5) Süden
siehe auch: Administrative Gliederung Brasiliens

Brasilien ist in 26 Bundesstaaten und einen Bundesdistrikt (Distrito Federal) gegliedert. Diese sind statistisch in fünf Regionen aufgeteilt:

  • Norden (Região Norte):
Acre, Amapá, Amazonas, Pará, Rondônia, Roraima (seit 1988[25]), Tocantins
Der Norden macht 45,27 % der Fläche Brasiliens aus. Gleichzeitig ist es die Region mit den wenigsten Einwohnern. Der Nordwesten ist industriell vergleichsweise wenig entwickelt und nicht sehr gut erschlossen. Dafür beherbergt er mit dem Amazonasbecken das größte Ökosystem der Erde.
  • Nordosten (Região Nordeste):
Alagoas, Bahia, Ceará, Maranhão, Paraíba, Pernambuco, Piauí, Rio Grande do Norte, Sergipe
Knapp ein Drittel der Brasilianer leben im Nordosten. Die Region ist kulturell sehr vielseitig. Sie ist geprägt von der portugiesischen Kolonialherrschaft, von der afrikanischen Kultur der ehemaligen Sklaven und nicht zuletzt von indianischen Einflüssen.
  • Mittelwesten (Região Centro-Oeste):
Goiás, Mato Grosso, Mato Grosso do Sul, Distrito Federal Brasília
Die Region verdankt ihre Bedeutung vor allem ihrem Reichtum an Rohstoffen. Dennoch ist der Mittelwesten nicht besonders gut erschlossen. Es werden aber intensive Bemühungen unternommen, die Region zu stärken, u.a durch die Verlegung der Hauptstadt nach Brasília.
  • Südosten (Região Sudeste):
Espírito Santo, Minas Gerais, Rio de Janeiro, São Paulo
Im Südosten leben mehr Menschen als in jedem anderen südamerikanischen Land. Mit den Ballungsräumen São Paulo und Rio de Janeiro ist diese Region der wirtschaftliche Motor des Landes.
Curitiba, Paraná, Süden
  • Süden (Região Sul):
Paraná, Santa Catarina, Rio Grande do Sul
Der Süden ist die kleinste Region Brasiliens. Die klimatischen Verhältnisse entsprechen etwa denen Südeuropas. Die Region zeigt deutliche kulturelle Einflüsse von deutschen und italienischen Einwanderern, die sich bevorzugt in diesem Gebiet niederließen. Etwa 85 % der Bewohner sind Weiße.

Bundesdistrikt

Während des brasilianischen Kaiserreichs war Rio de Janeiro Hauptstadt Brasiliens und hatte den Status Município Neutro (Neutrale Stadt), was in etwa einem Hauptstadtdistrikt gleichzusetzen ist. Mit der Schaffung des Bundesstaats und der einhergehenden Umwandlung der Provinzen in Bundesstaaten wurde 1889 aus dem Município Neutro ein Distrito Federal (Bundesdistrikt). 1960 wurde die Hauptstadt nach Brasília verlegt, ebenso der Distrito Federal. Der Sonderdistrikt um Rio de Janeiro war zeitweilig in den Bundesstaat Guanabara umgewandelt, bis Guanabara 1975 in den Bundesstaat Rio de Janeiro eingegliedert wurde.

Der Distrito Federal hat eine besondere Bedeutung. Er ist in der Verfassung festgeschrieben und ist direkt der brasilianischen Regierung unterstellt.

Wichtige Städte und Großräume

Die bevölkerungsreichsten Großräume (jeweils mit ihrer Hauptstadt) sind São Paulo mit etwa 20,5 Millionen Einwohnern (2005), Rio de Janeiro mit etwa 11,4 Millionen (2005), Belo Horizonte mit etwa 4,3 Millionen (2002), Porto Alegre mit etwa 4 Millionen (2004), Recife mit etwa 3,6 Millionen (2005), Fortaleza und Salvador da Bahia mit jeweils etwa 3,4 Millionen (2005) und Brasília mit etwa 2,2 Millionen Einwohnern.

São Paulo ist die größte Stadt Brasiliens, Südamerikas und gleichzeitig auch die größte der südlichen Hemisphäre und der wirtschaftliche Motor Brasiliens. São Paulo ist das größte deutsche Investitionszentrum außerhalb der EU und der USA. Als industrielles Zentrum des Landes zieht die Stadt kontinuierlich Einwanderer an, so dass sich die Einwohnerzahl innerhalb von 40 Jahren verdoppelte. Dieser rapide Bevölkerungszuwachs brachte der Stadt eine vorrangige Stellung in Bezug auf Finanzen, Kultur und Wissenschaft ein, aber auch Verkehrsprobleme, Umweltverschmutzung und Kriminalität.

Rio de Janeiro war fast 200 Jahre lang Hauptstadt Brasiliens, bis im Jahre 1960 Brasília zur Hauptstadt ernannt wurde. Dennoch ist Rio de Janeiro die bekannteste Stadt des Landes. Bei Touristen ist sie beliebt wegen des Karnevals und der Strände, die zu den schönsten der Welt zählen. Der Tourismus hat in Rio einen hohen wirtschaftlichen Stellenwert, aber auch produzierende Industrie ist in der Stadt beheimatet. Abseits der Urlaubszentren hat die Stadt mit den typischen Problemen einer Großstadt zu kämpfen, vorrangig mit Kriminalität und Armut großer Bevölkerungsteile.

Die Hauptstadt Brasília wurde in den 1960er Jahren innerhalb von drei Jahren erbaut. Es handelt sich um eine klassische Planhauptstadt. Sie wurde von Lúcio Costa im Auftrag des damaligen Präsidenten Kubitschek geplant, Oscar Niemeyer entwarf die Regierungsgebäude. Brasília sollte ursprünglich als glänzendes städtisches Vorbild dienen. Allerdings ging die Entwicklung in wichtigen Punkten nicht so voran, wie es die Pläne vorsahen, und so ist Brasília in den äußeren Bezirken mittlerweile ebenfalls von Favelas geprägt. Heute hat die Stadt knapp 200.000 Einwohner, die Metropolregion zählt etwa 2,2 Millionen Menschen.

70 % der Bevölkerung Brasiliens lebt in den Großstädten.

Siehe auch: Liste der Städte in Brasilien

Wirtschaft

wirtschaftliche Indikatoren
Bruttoinlandsprodukt (Atlas) 2030 Mrd. US-$ (2010)
Bruttoinlandsprodukt pro Kopf 2180 US-$ (2010)
Bruttosozialprodukt 604,9 Mrd. US-$ (2005)
Wirtschaftswachstum 4,2 % (2007)
Inflationsrate 3,6 % (2007)
Arbeitslosenrate 9,5 % (2007)
Armutsrate 22 % (2004)
wirtschaftliche Struktur (2004)
Landwirtschaft 10,4 %
Industrie 40,0 %
Dienstleistungen 49,6 %
Bilanzen (2004)
Exporte 109 Mrd. US-$
Importe 80,1 Mrd. US-$
Nettoeinkommen -20,5 Mio. US-$
Zahlungsbilanz 11,7 Mio. US-$
Quelle: Weltbank

Mit einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) von ca. 1.720 Mrd. USD (2010) ist Brasilien die achtgrößte Volkswirtschaft der Welt. Das Pro-Kopf-Einkommen betrug zur gleichen Zeit ca. 8.400 USD. Die Erwirtschaftung des BIP erfolgt zu etwa 65 % im Dienstleistungsbereich, zu 29 % in der Industrie und zu 6 % in der Landwirtschaft. Die brasilianische Wirtschaft befindet sich in einem guten Zustand. Rekorde beim Wachstum, beim Außenhandel, bei Investitionen und auch beim Beschäftigungszuwachs erhöhen das wirtschaftspolitische Interesse an Brasilien. Brasilien ist einer der am schnellsten wachsenenden Volkswirtschaften der Welt. Es wird erwartet, dass das Land bis zum Jahr 2015 die fünftgrößte Volkswirtschaft der Welt sein wird. Wirtschaftsreformen haben das Land neue internationale Anerkennung gebracht. Brasilien ist ein Gründungsmitglied der BRIC-Staaten.

Das wichtigste wirtschaftspolitische Maßnahmenpaket ist seit Januar 2007 das Programm zur Beschleunigung des Wirtschaftswachstums (PAC – Programa de Aceleração do Crescimento) dar. Das Gesamtvolumen der vor allem für Infrastrukturprojekte vorgesehenen PAC-Mittel beträgt über 1,1 Bio. Reais (ca. 380 Mrd. €). Ein Großteil der Investitionen soll durch öffentliche und private Unternehmen erfolgen (Anteil öffentlicher Haushalte und Sozialversicherungen beträgt etwa 14 %). Nach Regierungsangaben wurden bis Ende Dezember 2010 ca. 619 Mrd. R$ der geplanten Investitionssumme ausgegeben und von insges. ca. 1.500 Vorhaben über 94,1% bis Ende Dezember abgeschlossen.

2010 ist der PAC mit einem „PAC2“ verlängert noch einmal kräftig aufgestockt worden: Das Konjunkturprogramm für den Zeitraum 2011-2014 hat seinen Schwerpunkt in den Bereichen Energie, Infrastruktur und sozialem Städtebau. Es sieht ein Ausgabevolumen von 980 Mrd. R$ (ca. 400 Mrd. €) vor, den größten Teil davon im Energiebereich (465 Mrd. R$).

Ölkonzern Petrobras. Die Staatsfirma zählt zu den größten Energieunternehmen der Welt und zu den wenigen, deren Erdölproduktion weiter zunimmt. 2008 wurde in der Tiefsee vor Rio de Janeiro das Ölfeld Tupi entdeckt, der weltweit größte Fund der vergangenen Jahre. Brasilien zählt inzwischen zu den Ölexporteuren, Petrobras sieht sich als führend in der Technik der Tiefseebohrung.

Der Bergbaukonzern Vale ist das profitabelste Unternehmen Lateinamerikas und der größte Eisenerzproduzent der Welt. Neben Bergwerken und Verladehäfen gehört ihm auch ein Großteil des brasilianischen Bahnnetzes. 1997 wurde der Staatsbetrieb privatisiert. Indirekt hat die öffentliche Hand aber noch großen Einfluss, über staatliche Pensionsfonds und die Investitionsbank BNDES. Im Jahr 2007 übernahm Vale, geführt von Roger Agnelli, den kanadischen Wettbewerber Inco, den größten Nickelproduzenten der Welt.

Auch der Flugzeughersteller Embraer hat einen staatlichen Hintergrund, gehört inzwischen aber mehrheitlich privaten Eignern. Unter dem Chef Mauricio Botelho entkam der Konzern einer schweren Krise. Embraer hat sich auf kleine Regional- und Firmenjets spezialisiert. Hinter den Platzhirschen Airbus und Boeing sicherte sich die Firma so Platz drei auf dem Weltmarkt - ein erfolgreiches Beispiel für den Export brasilianischen Know-hows. Auch die Lufthansa hat nun bei Embraer bestellt.

Brasilien wird im Allgemeinen ein großes ökonomisches Potential zugeschrieben. Das liegt unter anderem an der fortgeschrittenen Industrialisierung, politischer Stabilität und an der großen Menge an Rohstoffen, insbesondere gewaltiger Vorkommen an Eisen. Ebenso stärkt die südamerikanische Zollunion Mercosul den Markt in Lateinamerika und eröffnet auch der brasilianischen Wirtschaft weitreichende Möglichkeiten. Neben den lateinamerikanischen Staaten sind die Volksrepublik China, die USA und die Europäische Union die wichtigsten Handelspartner. Im Außenhandel hat die Volksrepublik China die USA im März 2009 als wichtigsten Handelspartner Brasiliens überholt.

Ein besonderer Wachstumsschub wird von der Fußball-Weltmeisterschaft 2014, den Olympischen Spielen 2016 und der Erschließung der 2008 entdeckten umfangreichen Rohöl- und Erdgasvorkommen an der südöstl. Atlantikküste erwartet. Geplant sind umfangreiche Investitionen privater und öffentlicher Unternehmen für die sportlichen Großereignisse.

Entwicklung

Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts lebte die Bevölkerung vor allem vom Export von Agrarprodukten. Dann gab es aufgrund der beginnenden Industrialisierung des Landes einen zunehmenden Mangel an Arbeitskräften, der nach der Abschaffung der Sklaverei im Jahre 1888 noch weiter verschärft worden war. Dies lockte eine große Zahl von Einwanderern an, die größten Gruppen unter ihnen waren neben Portugiesen und Spaniern, Deutsche, Italiener, Polen und Japaner.

Während des ersten Weltkriegs geriet das Land in eine wirtschaftliche Krise, weil die wichtigsten Export-Artikel (Kaffee, Zucker, etc.) von einem enormen Preisverfall betroffen waren. Hilfe kam mit Kapital und Einwanderern aus Großbritannien. Mit Ausnahme des ersten Weltkriegs wuchs die Wirtschaft und das Verkehrsnetz in den ersten 30 Jahren des 20. Jahrhundert stetig.

1917 kam es zu ersten großen Streikwellen in São Paulo und Rio de Janeiro, auf die die Regierung mit Unterdrückung reagierte. In den 1920er Jahren bildeten sich Arbeiterparteien und Gewerkschaften, doch dies führte nicht zu einer stärkeren Stellung im Staat, da sie keine Vertretung in oberen Schichten hatten. Auch die Leutnantbewegung Tenentismo ab 1922 konnte daran nichts ändern, da Versuche einer Revolution scheiterten.

Ein aktuelles Problem der brasilianischen Wirtschaft ist die steigende Urbanisierung und Zuwanderung der Landbevölkerung in die Städte. Allein in Brasilia steigt sie pro Jahr um drei Prozent, was in den Armenvierteln katastrophale Auswirkungen hat.

Mit großen, gut entwickelten Landwirtschafts-, Bergbau-, Produktions-, und Dienstleistungssektoren auf der einen Seite und einem großen Vorrat an Arbeitskräften auf der anderen ist die brasilianische Wirtschaft heute die kräftigste Südamerikas und gewinnt auf dem Weltmarkt an Bedeutung. Die wichtigsten Exportprodukte sind Kaffee, Kakao, tropische Früchte, Sojabohnen, Zucker und Eisenerz. 40 % der brasilianischen Agrarausfuhren gehen in die EU, 17 % in die USA.

Anfang 2011 betrug die Anbaufläche für Soja 24,08 Mio. Hektar (240 800 km²). Eine Steigerung von 611 000 Hektar im Vergleich zum Erntejahr 2009/2010.

Die Zuckerindustrie in Brasilien ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor des Landes. Mit einer Produktion von mehr als 500 Millionen Tonnen Zuckerrohr, die zu etwa gleichen Teilen zu Zucker und Bioethanol und zu einem kleinen Teil zu Zuckerrohrschnaps verarbeitet werden, ist die Zuckerindustrie Brasiliens mit Abstand die größte weltweit. Auf den meist von „Zuckerbaronen“ beherrschten Zuckerrohrplantagen herrschen äußerst schlechte Bedingungen. Menschen arbeiten teilweise in sklavenähnlichen Verhältnissen in riesigen Monokulturen.

Zu den größten Herausforderungen für die brasilianische Wirtschaft zählen nach wie vor die Inflation und die Kluft zwischen einer wohlhabenden, gut ausgebildeten Bevölkerungsminderheit und der schlecht ausgebildeten Mehrheit, die größtenteils am Rande des Existenzminimums lebt. Es gibt eine große Bewegung von Landlosen, die Movimento dos sem terra (MST), die für eine Landreform kämpfen.

Wichtige brasilianische Unternehmen sind: Petrobras (Erdöl), Companhia Vale do Rio Doce (Bergbau), Gerdau (Metallverarbeitung), AmBev (Getränke), Embraer (Flugzeugbau), Norberto Odebrecht (Baugewerbe), Sadia (Lebensmittel). Auch große ausländische Unternehmen wählten Brasilien zum Schwerpunkt ihrer südamerikanischen Aktivitäten, so der Volkswagen-Konzern, Nestlé, Parmalat oder der Fiat-Konzern.

Entwicklung wichtiger Wirtschaftskennzahlen

Die wichtigen Wirtschaftskennzahlen Bruttoinlandsprodukt, Inflation, Haushaltssaldo und Außenhandel entwickelten sich in den letzten Jahren folgendermaßen:

Veränderung des Bruttoinlandsprodukts (BIP), real
in % gegenüber dem Vorjahr
Jahr 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010
Veränderung in % gg. Vj. 0,4 0,3 4,3 1,3 2,7 1,1 5,7 3,2 4,0 5,4 5,2 -0,2 ~7,5
Quelle: IBGE[26], Allianz Economic Research & Corporate Development[27] ~ = geschätzt
Entwicklung des BIP (nominal)
absolut (in Mrd. US$) je Einwohner (in Tsd. US$)
Jahr 2004 2005 2006 Jahr 2004 2005 2006
BIP in Mrd. US$ 604 796 967 BIP je Einw. (in Tsd. US$) 3,3 4,3 5,2
Quelle: bfai[28]
Entwicklung der Inflationsrate Entwicklung des Haushaltssaldos
in % gegenüber dem Vorjahr in % des BIP
(„minus“ bedeutet Defizit im Staatshaushalt)
Jahr 2003 2004 2005 2006 Jahr 2003 2004 2005 2006
Inflationsrate 14,7 6,6 6,9 ~ 4,5 Haushaltssaldo -5,0 -2,6 -3,3 ~ -3
Quelle: bfai[28] ~ = geschätzt
Haupthandelspartner (2005)
Ausfuhr (in %) nach Einfuhr (in %) von
USA 19,5 USA 17,5
Argentinien 8,4 Argentinien 8,5
VR China 5,8 Deutschland 8,4
Niederlande 4,5 VR China 7,3
Deutschland 4,2 Japan 4,6
Mexiko 3,4 Algerien 3,9
Chile 3,1 Frankreich 3,7
sonstige Länder 51,1 sonstige Länder 46,1
Quelle: bfai[28]
Hauptprodukte des Außenhandels (2005)
Ausfuhrgüter (Anteil in %) Einfuhrgüter (Anteil in %)
Transportausrüstung 16,2 Chemikalien und chemische Produkte 19,9
Metalle und Metallwaren 10,7 Kraftstoffe 18,3
Soja 8,0 Maschinen 13,7
Erdöl und Erdölprodukte 7,7 Elektronik 11,9
Fleisch 6,8 Kfz u. Kfzteile 5,7
Eisenerz 6,8 Elektrotechnik 5,4
chemische Produkte 6,3
Maschinen 5,9
Quelle: bfai[28]
Entwicklung des Außenhandels
in Mrd. US$ und seine Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %
2003 2004 2005 2006
Mrd. US$  % gg. Vj. Mrd. US$  % gg. Vj. Mrd. US$  % gg. Vj. Mrd. US$
(1.Hj.)
 % gg.Vj.
Einfuhr 48 2 63 30 74 17 42 22
Ausfuhr 73 21 97 32 118 23 60 14
Saldo 24,8 33,7 44,7 18,6
Quelle: bfai[28]

Bodenschätze

Brasiliens Stahlproduktion im Vergleich zu der der USA. Im Weltvergleich knapp 2,5 %
Brasilien ist der größte Stahlproduzent Lateinamerikas, mit mehr als der Hälfte der Gesamtproduktion

Folgende Rohstoffe werden in Brasilien abgebaut: Eisen, Mangan, Kohle, Bauxit, Nickel, Erdöl, Zinn, Silber, Diamanten, Gold, Erdgas, Uran. Täglich werden 1,5 Millionen Barrel Erdöl gefördert, Uran ist im Landesinnern vorhanden, der Bauxit-Tagebau verschmutzt die Flüsse und gefährdet so die Umwelt. Brasilien ist der weltgrößte Lieferant für Eisen. Die Vorkommen sollen den Eisenbedarf der Erde für die nächsten 500 Jahre decken. Darüber hinaus stammen etwa 60 % aller verarbeiteten Edelsteine (ausgenommen Diamanten) aus Brasilien.

Tourismus

Luftbild der Wasserfälle des Iguaçu (links ist Argentinien, rechts Brasilien)

Der Tourismus ist in Brasilien noch nicht sehr bedeutend und macht nur etwa 0,5 % des Bruttosozialprodukts aus. Der weltweite Durchschnitt liegt bei 10 %. Die jährliche Besucherzahl liegt bei etwa 4,8 Millionen. Beliebt sind vor allem die Strände und der Karneval von Rio de Janeiro, die Hauptstadt Brasília, das Amazonasbecken, der Nordosten mit seinen Stränden und Kultur und die Wasserfälle von Iguaçu. Die relativ geringe Anzahl an Touristen (auf einen Besucher kommen in Brasilien 37 Einheimische, in Deutschland nur etwa 4,6) ist auf verschiedene Faktoren zurückzuführen. Die Infrastruktur muss ausgebaut werden. Die In- und Auslandsflüge sind teuer, da es im ganzen Land noch wenige Charterflüge gibt. Der Nordosten, sehr beliebt bei den Inlandtouristen, wird langsam von den Europäern entdeckt. Nicht nur die Natur und die reiche Kultur, sondern auch die Entfernungen spielen eine Rolle. Fortaleza liegt z.B. etwa sieben Flugstunden von Lissabon und etwa acht Flugstunden von Madrid entfernt. Es gibt mittlerweile direkte Flüge (Sowohl Charter- als auch Linienflüge) aus verschiedenen europäischen Städten nach Fortaleza, Natal, Recife und Salvador. Ab Kap Verde mit der TACV fliegt man weniger als vier Stunden nach Fortaleza. Es gibt auch Direktflüge z.B. aus Cayenne (französisch Guayana) und Helsinki.

Finanzmarkt

Der brasilianische Finanzmarkt ist zunehmend in das internationale Finanzsystem integriert. Den Mittelpunkt des brasilianischen Finanzmarktes bilden die internationalen und nationalen Banken und der Aktienmarkt. Zweiterer wird dabei durch eine hohe Transparenz (im Vergleich zu anderen BRIC-Staaten) und Teilnahme internationaler Akteure gekennzeichnet. Auch in Amerika und Europa werden brasilianische Firmen mittels ADRs gehandelt. Heutige Zentralbank Brasiliens ist die Banco Central do Brasil. Die frühere Zentralbank Banco do Brasil gab 1986 diese Funktion ab und ist mittlerweile die größte Bank Brasiliens. Größte Regionalbank ist daneben die Banco do Estado de São Paulo. Zu den größten Privatbanken Brasiliens gehören die Banco Bradesco, die Banco Itaú, die UNIBANCO, die HSBC sowie die Banco Real. Die größten Banken sind dabei mittlerweile zumeist international tätig. Daneben existieren lokale Banken (Caixa), die den Bundesstaaten oder Bezirken zuzurechnen sind bzw. privatisiert wurden.

Mittlerweile sind auch viele der großen deutschen Banken wie die Deutsche Bank, Commerzbank, Landesbank Baden-Württemberg, WestLB und BHF-Bank in Brasilien vertreten.

Internationalem Kapital sind wenig Schranken gegeben. Der brasilianische Real kann frei gegen andere Währungen floaten, jedoch kann die Regierung mittels der Zentralbank durch sog. Open Market Aktionen Einfluss darauf ausüben.

Eine zunehmend wichtigere Rolle kommt lokalen Asset Managern wie Maua Investimentos zu, die zunehmend zu einer eigenständigen Entwicklung brasilianischer Hedgefonds und Private-Equity-Gesellschaften beitragen. Sie verringern so die Abhängigkeit von internationalen Managern und weiten den Derivatemarkt aus. Viele dieser brasilianischen Beteiligungsunternehmen haben auch Projekte in anderen lateinamerikanischen Ländern.

Eine wichtige Grundlage der weiteren Entwicklung liegt neben den politischen Rahmenbedingungen auch in der universitären Ausbildung. Einige Universitäten, wie etwa die PUC in Rio, oder die USP in São Paulo sind stark mit lokalen Finanzakteuren vernetzt und verfügen über eine gute Reputation in Lateinamerika.

Ausländische Direktinvestitionen (ADI) erreichten 18,2 Milliarden US$ im Jahre 2004 und Brasilien stieg auf den siebten Platz in der von AT Kearney publizierten Liste der attraktivsten ADI-Länder.

Staatshaushalt

Der Staatshaushalt umfasste 2007 Ausgaben von umgerechnet 220 Mrd. US-Dollar, dem standen Einnahmen von umgerechnet 244 Mrd. US-Dollar gegenüber. Daraus ergibt sich ein Haushaltsüberschuss in Höhe von 1,9 % des BIP.[29]
Die Staatsverschuldung betrug 2009 900 Mrd. US-Dollar oder 60,0 % des BIP.[30]

2006 betrug der Anteil der Staatsausgaben (in % des BIP) folgender Bereiche:

Infrastruktur

Verkehrsnetze

Straßenverkehr

Rodovia dos Imigrantes (SP-160)

Das Straßennetz Brasiliens ist mit etwa zwei Millionen km das zweitlängste der Welt, annähernd 200.000 km sind asphaltiert. Der brasilianische Name für Fernstraße ist Rodovia. Annahmen zufolge nehmen jährlich mehr als 1,2 Milliarden Reisende den Weg über die Fernstraßen, nur 80 Millionen fliegen.[32]

Die Straßen befinden sich allerdings oft in desaströsem Zustand, im Norden allgemein schlechter als im Süden. An allen größeren Überlandstraßen befinden sich deshalb auch Borracharias (Pannenstellen für Reifen) am Straßenrand. Busse verkehren zwischen allen größeren Städten in regelmäßigen Intervallen und auch zwischen kleineren Städten einigermaßen zuverlässig. Es gibt verschiedene Preisklassen vom einfachen Reisebus bis hin zum vollklimatisierten Bus mit Fernsehern und Reisebegleitern.

Es herrscht Rechtsverkehr. Die Bezeichnung der Fernstraßen enthält den Bundesstaat, in dem sie liegen, und die Richtung, in die sie verlaufen. Ein Sonderfall sind Fernstraßen, die nach Brasília führen:

  • Fernstraßen mit den Nummern 000–099 führen nach Brasília
  • Fernstraßen mit den Nummern 100–199 verlaufen von Norden nach Süden
  • Fernstraßen mit den Nummern 200–299 verlaufen von Westen nach Osten
  • Fernstraßen mit den Nummern 300–399 verlaufen diagonal (von Nordwest nach Südost oder von Nordost nach Südwest)
  • Fernstraßen mit den Nummern 400–499 sind Fernstraßen von regionaler Bedeutung. Sie verbinden meist nur eine Stadt mit einer größeren Fernstraße in der Nähe.

So liegt zum Beispiel die Autobahn SP-280 im Bundesstaat São Paulo und verläuft von West nach Ost. Neben ihrem offiziellen Namen sind einige Straßenverbindungen auch noch nach berühmten Persönlichkeiten benannt.

Siehe auch: Brasilianische Bundesstraße

Schienenverkehr

Die Bahnverbindungen wurden ausgedünnt, aber es besteht noch ein Schienennetz von fast 30.000 km Länge. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war die Eisenbahn für den wirtschaftlichen Aufschwung besonders wichtig. Mit dem rasanten Ausbau des Straßennetzes verlor sie diese herausragende Stellung. Mittlerweile hat diese in Brasilien nur noch geringe bis gar keine Bedeutung mehr. Der Güterverkehr wird mit LKWs oder Schiffen abgewickelt; für den öffentlichen Personenfernverkehr werden normalerweise Busse verwendet. Auf Strecken durch die Berglandschaft verkehren noch nostalgische Züge, die als touristische Attraktionen dienen.

Flugverkehr

Wegen der sehr großen Entfernungen werden auch Flugreisen innerhalb Brasiliens immer wichtiger. Allerdings sind die Kosten für die meisten Brasilianer zu hoch, so dass sie auch lange Reisen mit dem Bus unternehmen. Es etablieren sich aber immer mehr Fluggesellschaften, die nach Vorbild europäischer Billigfluglinien erschwingliche Flüge innerhalb des Landes anbieten. Der größte Flughafen des Landes ist der Aeroporto Internacional de São Paulo/Guarulhos in Guarulhos bei São Paulo mit jährlich fast 13 Millionen Passagieren. Um die zwei überlasteten Flughäfen von São Paulo zu entlasten, ist in Campinas, in 80 km Entfernung von São Paulo, der Ausbau des dortigen Flughafens Viracopos zum größten Flughafen Lateinamerikas mit einer Kapazität von jährlich bis zu 55 Millionen Passagieren in Planung.

Schiffsverkehr

Die Binnenschifffahrtswege haben insgesamt eine Länge von rund 50.000 km. Die Handels- und Frachtflotte besteht aus etwa 475 Schiffen. Die größten brasilianischen Häfen liegen in Belém, Fortaleza, Ilhéus, Imbituba, Manaus, Paranaguá, Porto Alegre, Recife, Rio de Janeiro, Rio Grande, Salvador, Santos und Vitória. Liste der Seehäfen in Brasilien.

Telekommunikation

In Brasilien gab es 2005 39,7 Millionen Telefone, was einen Anstieg um 20 Millionen Anlagen im Vergleich zu 1997 bedeutet. Außerdem sind etwa 80 Millionen Mobiltelefone im Umlauf. Auch hier ist der Anstieg zu 1997 (4 Millionen Mobiltelefone) deutlich. Das Telefonsystem funktioniert gut. Ortsgespräche sind teilweise kostenlos. Es existieren drei Koaxial-Tiefsee-Kabel, national ist das Funk-Relais-System gut ausgebaut, auch das Satellitensystem funktioniert gut.

Energie

Pipelines mit reinem Erdöl haben in Brasilien eine Länge von knapp 3.000 km, Erdöl-Produkte werden in einem Pipeline-Netz mit einer Länge von knapp 5.000 km transportiert und die Erdgasleitungen haben insgesamt eine Länge von etwa 4.250 km.

Kultur

Brasilianische Kinospielfilmproduktion[33]
Jahr Anzahl
1975 90
1985 83
1995 18
2005 90

Medien

Im Jahre 2002 wurde die Verfassung in der Hinsicht verändert, dass die Anteile ausländischer Unternehmen an den nationalen Medien nicht größer als 30 % sein dürfen.

In Brasilien gibt es etwa 530 Tageszeitungen, die eine geschätzte Gesamtauflage von 6,5 Mio. Exemplare haben.[34] Die bekanntesten von ihnen sind Folha de São Paulo, Estado de São Paulo, O Día und O Globo. Letztere gehört zur Globo-Gruppe, die die brasilianische Medienlandschaft beherrscht, und der vorgeworfen wird, einzelne Parteien oder Kandidaten zu favorisieren. Rede Globo ist auch einer der Marktführer, was die Produktion an Telenovelas angeht. Rund 80 % der Produktionen werden exportiert. Ihre jetzige Stellung wird aber von internationalen Konzernen und dem Internet bedroht.

Es gibt einen staatlichen Radiosender neben über 2.900 privaten Stationen. In ganz Brasilien gab es 1997 etwa 70 Millionen Radiogeräte. Darüber hinaus gibt es 19 staatliche und etwa 250 private Fernsehsender. Die Reichweite des Mediums Fernsehen ist in Brasilien relativ groß: 90,3 % der Haushalte hatten 2003 einen Fernseher.

Im Jahre 1999 gab es 200 Internetdienstanbieter. Fünf Jahre später (2004) galten gut 19,3 Millionen Brasilianer als Internet-User. Eine Zensur des Online-Angebots gibt es nicht.

Kunst

In Brasilien hat sich die Kunst aus der Religion entwickelt. Während der Kolonialzeit war die Sakralkunst dominierend. Unter anderem wurden zahlreiche Kirchen der verschiedenen Konfessionen künstlerisch gestaltet. Die Zusammenarbeit zwischen Holzschnitzern, Steinmetzen und Malern verlief so eng, dass auch die Farbwahl untereinander abgestimmt war und die Kirchen heute zu den schönsten Amerikas zählen. Üppig ausgestattet waren die Kirchen schon im 17. Jahrhundert, die größten und wertvollsten Kunstwerke entstanden aber erst im 18. Jahrhundert.

Im 20. Jahrhundert gewann der Impressionismus, der in Europa schon in den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts auftrat, immer mehr an Bedeutung. Bedeutende Künstler dieser Zeit waren Anita Malfatti, Manuel Santiago und José Pancetti, noch angesehener war aber Candido Portinaris. Er selbst gilt als größter Künstler Brasiliens des vergangenen Jahrhunderts. Da er mit hochgiftigen Farben malte, erkrankte er an Krebs und verstarb früh. Seine berühmten Kunstwerke hängen in Gebäuden wie der UN-Zentrale in New York. Kunstkritikern zufolge wird in seinen Werken die Originalität Brasiliens am besten hervorgehoben.

Das Kunstmuseum „Museu de Arte de São Paulo“

In den 1940er und 1950er Jahren entwickelte sich der soziale Realismus. Portinaris Kunstwerke mit sozialen Themen werden diesem Stil zugeordnet. Aus der abstrakten Kunst der 1960er bis 1980er Jahre stechen vor allem die Brüder Thomaz und Arcangelo Ianelli und die Grafikerin Fayga Ostrower hervor. Eine bedeutende Gruppe brasilianischer Künstler ist unter dem Namen Gruppe der 19 bekannt. Ihr gehören zum Beispiel die Surrealisten Mario Gruber und Otavio Araujo an. Marcelo Grassman, ebenfalls einer der 19, erstellte mittelalterliche Stiche. Das vierte Mitglied ist Lena Milliet, die zu den ersten brasilianischen Frauen zählt, die in der Kunst Anerkennung fanden. Daneben ist Carlos Araujo, der mit riesigen Ölbildern berühmt wurde, zu nennen. Mit demselben Stil arbeitet Nora Beltran, die die politischen und sozialen Zustände in Brasilien karikiert. Gustavo Rosa malt zwar nicht surrealistisch, dennoch ironisch.

Heutzutage ist die Biennale von São Paulo das größte Kunstereignis in Brasilien. In dieser Veranstaltung liegt der Schwerpunkt auf Gemälden von international renommierten Künstlern. Auch Rio de Janeiro ist ein Kunstzentrum. Kleinere, weniger bekannte Orte haben bei Experten aber ebenfalls ein hohes Ansehen, beispielsweise der zentralbrasilianische Ort Goiás. Recife ist für João Camara und Gilvan Samico bekannt. Fortaleza ist für Raimundo Cela und Antonio Bandeira bekannt. Brasiliens berühmtester und in den Augen vieler bester Holzschnitzer ist Maurino Araujo, weshalb auch seine Heimatstadt Minas Gerais unter Kunstliebhabern bekannt ist.

Die Kunst der Indianer ist sehr vergänglich. Für aufwändige Körperbemalungen benötigt man oft mehrere Tage, doch die Farben halten oftmals nicht viel länger. Auch der bunte Federschmuck als Kopfbedeckung ist nur selten in Museen zu sehen.

Musik

Hauptartikel: Brasilianische Musik
José Maurício Nunes Garcia, brasilianischer Komponist der Klassik

Die brasilianische Musik ist von portugiesischen, afrikanischen und indigenen Musiktraditionen beeinflusst worden. Über die indigene Musik der vorkolonialen Zeit ist kaum etwas bekannt, die erste Beschreibung datiert aus dem Jahre 1568. Ein französischer Pastor beschrieb damals in einem Buch über seine Reise in das Land die Tänze und Gesänge der Ureinwohner. Die Musik veränderte sich unter dem Einfluss der europäischen Siedler und afrikanischen Sklaven.

Die Kunstmusik wird in Brasilien als música erudita, gelehrte Musik, bezeichnet. Lange Zeit beschränkte sie sich auf die Kirchenmusik und konzentrierte sich während dieser als barocco mineiro bezeichneten Epoche auf Minas Gerais und in geringerem Maße Rio de Janeiro. Zwischen 1760 und 1800 gab es in Minas Gerais fast 1.000 Musiker,[35] viele davon freie Mulatten. Zu diesen gehörte José Maurício Nunes Garcia (1767-1830), dessen Werk vor allem Kirchenmusik, aber auch einige weltliche Werke umfasst und der von der Wiener Klassik beeinflusst war.

Einen bedeutenden Entwicklungsschub erfuhr die brasilianische Musik, als 1808 der portugiesische Hof aufgrund des napoleonischen Krieges nach Rio de Janeiro flüchtete. Das Königshaus beschäftigte nun zahlreiche einheimische Musiker und die neue Residenz zog auch europäische Musiker an. Auf diese Weise kamen neue, weltliche musikalische Impulse ins Land. Die Rückkehr des portugiesischen Hofes nach Lissabon hatte 1822 eine schwere Krise für die música erudita zur Folge.

Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts entfaltete sich das musikalische Leben wieder durch die verstärkte Einwanderung europäischer Immigranten nach Brasilien. Nachdem in den 1830er Jahren verschiedene Musikgesellschaften und ein Konservatorium in Rio gegründet worden waren, entstanden in den größeren Städten mehrere Theater, von denen vier ein eigenes Orchester besaßen. Vor allem in der Hauptstadt Rio wurden europäische, vor allem italienische Opern bereits kurz nach ihrer Erstaufführung gespielt. Mit der Oper A Noite de São João von Elias Álvares Lôbo wurde 1860 die erste brasilianische Oper uraufgeführt. 1870 feierte die Oper O Guarani von Antônio Carlos Gomes sogar an der Mailänder Scala Premiere und wurde anschließend in ganz Europa gespielt. Weitere Uraufführungen seiner Opern in Mailand folgten in den nächsten Jahren.

Vor der Jahrhundertwende orientierten sich die brasilianischen Musiker zunehmend an der deutschen und französischen Kunstmusik, wenn auch die italienische Oper beim Publikum weiterhin großen Erfolg hatte. In den Vordergrund rückte jetzt kammermusikalische und symphonische Musik. Ihre Ausbildung hatten fast alle Komponisten in Europa erhalten.

1922 kam es durch die Semana de Arte Moderna (Woche der modernen Künste) zu einer musikalischen Revolution. Mit Heitor Villa-Lobos an der Spitze entstand eine Gruppe neuer Komponisten, die Elemente der brasilianischen Folklore in ihre moderneren Lieder einbauten. In den 1950er Jahren kam der Bossa Nova auf. Diese Musikrichtung gilt als die „brasilianische Variante des Jazz“: sie lehnt sich an nordamerikanischen Jazz an, bleibt aber geprägt von südamerikanischen und afrikanischen Rhythmen. Als bekanntester Vertreter und Mitbegründer des Bossa Nova gilt Antônio Carlos Jobim. Er verhalf dem Stil in den 1960ern zu großem internationalem Erfolg. Sein Wirken erreichte für Brasilien eine derart große Bedeutung, dass man u.a den internationalen Flughafen von Rio de Janeiro nach ihm benannte. Einer der größten Hits des Bossa Nova in den 60er Jahren schrieb und sang Sérgio Mendes mit Mas que nada. Dieser Titel wurde später unzählige Male kopiert. Heute wird der Bossa Nova vorwiegend von den älteren Brasilianern gehört. Der Tropicalismo (auch Tropicália) entstand Ende der 1960er Jahre zur Zeit der Militärdiktatur. Musikalisch handelt es sich um eine Mischung aus Bossa Nova, Folk und Rock, das wesentliche Element ist aber ein gemeinsames politisches Bewusstsein der Künstler. Ihre Abneigung gegen die Diktatur und die Einschränkung ihrer Rechte fand im Tropicalismo ihren Ausdruck. Die Texte sind daher im allgemeinen regimekritisch. Nicht wenige Musiker mussten ins Exil gehen. Wichtige Vertreter sind Gilberto Gil und Chico Buarque, die es mit geschickter Chiffrierung ihrer Liedtexte sogar geschafft haben, die Zensur zu umgehen und ihre Lieder in Brasilien zu veröffentlichen. Gilberto Gil übte vom 1. Januar 2003 bis 30. Juli 2008 das Amt des Kulturministers von Brasilien aus. Seine Zielsetzung war, den Zugang zur Kultur zu demokratisieren. Er unternimmt Reisen in entlegene Gebieten des Landes, um den Menschen dort zu sagen, dass sie wichtige Träger der brasilianischen Kultur sind.

Entgegen ihrem Namen hat die Música Popular Brasileira, oft mit MPB abgekürzt, nur wenig mit dem gemeinsam, was man hierzulande unter Popmusik versteht. Die Bezeichnung umfasst eine Vielzahl an Stilrichtungen, die aber stets typische Elemente aus einzelnen Regionen des Landes aufgreifen. In Brasilien gilt MPB als Ausdruck des musikalischen und nationalen Selbstverständnisses. In diesem Sinne stellt MPB gewissermaßen eine Weiterentwicklung der brasilianischen Folklore dar.

Die wohl bekannteste brasilianische Musikform ist der Samba. Er entstand aus der Musik der afrikanischstämmigen Bevölkerungsteile und ist sehr rhythmuslastig. Populär wurde der Samba durch den jährlichen Karneval in Rio. Dort präsentieren sich die größten und renommiertesten Sambaschulen in riesigen Paraden im Wettstreit um den Titel der „besten Sambaschule Brasiliens“. Neben den Umzügen zur Karnevalszeit spielen die Bands manchmal auch auf den Straßen oder unterstützen mit ihrer Musik politische Demonstrationen und Streiks.

Es gibt eine unüberschaubare Zahl an regionaltypischen Musikstilen, die sich entsprechend den verschiedenen kulturellen Eigenheiten der jeweiligen Gebiete entwickelt haben. Música Nordestina ist ein Sammelbegriff für die Musik aus dem Nordosten, der eine besonders große musikalische Vielfalt besitzt. Hier sind Instrumente wie Akkordeon und Gitarre vorherrschend. Recife im Speziellen ist bekannt für den Frevo, der auch Einflüsse aus der Militärmusik besitzt. Forró wird von Trios mit Trommel, Triangel und Akkordeon gespielt. Ein traditioneller afro-brasilianischer Stil ist Maracatu, der mit großen Trommeln, Glocken und Rasseln gespielt wird.

Eine besondere Rolle als musikalischer Impulsgeber spielt Salvador da Bahia. Seit 1949 nehmen hier Afoxé-Blocos an den Karnevalszügen teil, die ihre Wurzeln in der Musik des Candomblé haben und auch im Zusammenhang mit der Freiheitsbewegung der afrobrasilianischen Bevölkerung zu sehen sind. Seit den 1980er Jahren ist in Salvador der Samba-Reggae entstanden.

Besonders in den regionaltypischen Musikrichtungen kommen Instrumente afrikanischen Ursprungs zum Einsatz, so zum Beispiel die Berimbau, ein bogenförmiges Rhythmusinstrument mit einem hohlen Kürbis an einem Ende, oder die Xequerê, ein mit Muscheln bestücktes Schüttelinstrument.

In den letzten Jahren setzte sich vor allem bei den Jugendlichen die Musikrichtung Axé durch, insbesondere im Bundesstaat Bahia. Axé ist eine Mischung aus Samba, Pagode und Pop, enorm rhythmusbetont und gut tanzbar. Sie wird gegenüber dem Samba immer mehr bevorzugt (ausgenommen in der Karnevalszeit).Bekannte Sängerinnen des Axé sind Daniela Mercury, Ivete Sangalo und Claudia Leitte. In den offenen Cafés in Brasilien, in denen das Publikum meist um die 30 oder 40 Jahre alt ist, wird aber in erster Linie Pagode gespielt. .

Im brasilianischen Hinterland ist die Música Sertaneja (oder "Música Caipira") ein populärer und typisch brasilianischer Musikstil. Er zeigt Einflüsse der portugiesischen Musik und wird mit der viola caipira, einer zwölfsaitigen Variante der Gitarre, gespielt. Bekannte Sänger des "Música Sertaneja" sind Sérgio Reis, Renato Teixeira und Almir Sater, sowie Duos wie Zezé di Camargo & Luciano, Chitãozinho & Xororó und César Menotti & Fabiano.

Im Bundesstaat Rio Grande do Sul gibt es eine besondere Musiktradition der Gauchos mit Einflüssen aus Uruguay und Argentinien.

Eine neue Entwicklung ist der Drum & Bossa Sound, ein Mix aus dem englischen Drum ’n’ Bass und dem brasilianischen Bossa Nova.

Literatur

Machado de Assis; Foto von 1890
Hauptartikel: Brasilianische Literatur

Das erste erhaltene Dokument, das als brasilianische Literatur bezeichnet werden kann, ist ein Brief von Pero Vaz de Caminha an Manuel I. von Portugal, in dem Brasilien im Jahre 1500 beschrieben wurde. In den nächsten beiden Jahrhunderten machten Beschreibungen von Reisenden über das „Portugiesische Amerika“ und seine Einwohner die brasilianische Literatur aus, so wurden zum Beispiel die Berichte des deutschen Soldaten Hans Staden berühmt. Außerdem wurde aus dieser Zeit religiöse Literatur gefunden. Neoklassizismus war in der Mitte des 18. Jahrhunderts weit verbreitet. In der Kolonialzeit war der für seine Goldminen bekannte Bundesstaat Minas Gerais Zentrum der Literatur. Ab etwa 1836 beeinflusste die Romantik die brasilianische Literatur. In dieser Zeit entstanden die ersten Standardwerke der Landesliteratur. Auf die Romantik folgte der Realismus, bei dem Joaquim Maria Machado de Assis als bester und populärster brasilianischer Schriftsteller hervorstach. Zwischen 1895 und 1922 ist kein einheitlicher Stil zu erkennen, doch einige Züge der Moderne gab es schon, so dass diese Periode „Vor-Moderne“ genannt wird. Seit der Semana de Arte Moderna (Woche der modernen Künste) 1922 wurde die Moderne der dominierende Stil.

Die berühmtesten Autoren dieser Zeit sind Mário de Andrade und Oswald de Andrade; ebenfalls internationale Bekanntheit erlangt hat Jorge Amado. Der brasilianische Erfolgsautor Paulo Coelho ist zurzeit der weltweit meistgelesene Autor. 2004 erhielt Lygia Bojunga Nunes den bedeutenden Astrid-Lindgren-Gedächtnis-Preis für Kinderliteratur.

Brasilien: mit 108 Lizenzen im Jahr 2004 Deutschlands zweitwichtigster Lizenzabnehmer auf dem amerikanischen Kontinent (nach den USA mit 175 Lizenzen). Fehlende Sprachkenntnisse und hohe Übersetzungskosten sind trotzdem noch Barrieren. Die Buchmesse São Paulo ist die vielleicht wichtigste Südamerikas.

Kulinarisches

Hauptartikel: Brasilianische Küche

Aufgrund der Größe des Landes ist es schwierig, die brasilianische Küche zu definieren. Es ist gesichert, dass sie durch die portugiesische Kolonisation beeinflusst wurde. Als Nationalgericht gilt die Feijoada, ein Bohneneintopf aus schwarzen Bohnen mit allerlei Fleisch. Üblicherweise wird Feijoada mit Reis, Farofa (ein Maniokmehl) und Orangenscheiben serviert. Wegen des großen Abstands zwischen den Orten sind die Verpflegungsstationen an Fernstraßen wichtig. Hier wird zwischen kommerziell betriebenen Snackbars mit großem Angebot an Sandwiches und anderen einfachen Gerichten und kleinen, familiären Haltepunkten, die meist nur ein Gericht (Reis, Kartoffeln oder Bohnen mit einer Fleischsorte) bieten.

Architektur

Im Amazonasbecken herrschen die primitiven Indianerhütten vor, in anderen Bundesstaaten, zum Beispiel Minas Gerais, sind dagegen prachtvolle und historische Städte, erbaut im Barock, und ebenso prachtvoll dekorierte Kirchen zu finden (Ouro Preto, Mariana, Congonhas). Kolonialarchitektur bestimmt in einigen Küstenstädten des Nordosten noch das Bild (Olinda). Die größten Architekten des Landes Oscar Niemeyer, der als Wegbereiter der brasilianischen Architektur gilt, sein früherer Dozent Lúcio Costa und Roberto Burle Marx gestalteten gemeinsam den schönsten brasilianischen Wohnpark „Pampulha“ in Belo Horizonte. Niemeyer hat weltweit schon einige Gebäude entworfen. So stammen der New Yorker Hauptsitz der UN oder das aufsehenserregende Parteigebäude der Kommunistischen Partei Frankreichs aus seiner Feder. Der damalige Initiator war der spätere Präsident Juscelino Kubitschek, der in einer seiner ersten Amtshandlungen als mächtigster Mann im Staat das dreiköpfige Team erneut zusammenrief, um das Projekt Brasília zu beschließen.

Denn die Hauptstadt Brasília ist Höhepunkt brasilianischer Architektur, sie wurde erst in den 1960er Jahren errichtet und unterliegt einem genauen Plan. Nach einer Ausschreibung, bei der der Sieger mit Lúcio Costa schon vorher feststand, plante Costa den Aufbau der Stadt, Niemeyer war wie schon in Pampulha für die meisten Gebäude zuständig und Burle Marx entwarf Plätze und Parks. Brasília ist heute berühmt für modernistische Gebäude.

Sport

Siehe auch: Fußball in Brasilien

National- und auch Volkssport des Landes ist Fußball. Die brasilianische Fußballnationalmannschaft ist fünfmaliger Weltmeister und damit die erfolgreichste Nationalmannschaft der Welt. Darüber hinaus gewann Brasilien achtmal die Copa América, die Südamerika-Meisterschaft. Für viele Fußballfreunde gilt darüber hinaus Pelé als einer der besten Fußballer aller Zeiten. Auch andere Spieler wie Arthur Friedenreich, Garrincha und Zico zählten zu den besten ihrer Zeit. Die Auszeichnung als Weltfußballer des Jahres erhielten zudem Romário, Ronaldo, Rivaldo, Ronaldinho und Kaká. Auch in der aktuellen Mannschaft spielen viele international bekannte Stars. Die Nationalmannschaft der Damen gehört ebenfalls zur Weltspitze, auch wenn ihr ein WM- oder Olympiasieg noch nicht gelang, und hat mit Marta Vieira da Silva die wohl beste Spielerin der Welt in ihren Reihen. Ein Großteil der Bevölkerung spielt aber Fußball unter einfacheren Verhältnissen, beispielsweise in den Favelas auf Sandplätzen (Campos). Für viele Kinder und Jugendliche in den Favelas ist die Aussicht, Fußballprofi zu werden, eine der wenigen Möglichkeiten, der Armut zu entgehen.

Brasilien wird innerhalb von gut zwei Jahren Schauplatz der beiden bedeutendsten Sportereignisse der Welt sein: 2014 wird in Brasilien die Fußballweltmeisterschaft ausgetragen. Das Land war einziger Bewerber für den Austragungsort der WM. 2016 finden die Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro statt. Dies wird die erste Austragung olympischer Spiele auf dem südamerikanischen Kontinent.

Sehr beliebt ist auch Volleyball. Die Nationalmannschaft der Herren wurde 2002, 2006 und 2010 Weltmeister, die der Damen 2008 Olympiasieger. Besonders für Beachvolleyball ist das südamerikanische Land bekannt, bei Weltmeisterschaften gewann es mehr Medaillen als jedes andere Land. Zudem wurde Footvolley, eine Mischung aus Fuß- und Volleyball, in Brasilien erfunden. Eine weitere beliebte Mannschaftssportart ist Basketball. Die Nationalmannschaft der Herren wurde zweimal Weltmeister, die Damen-Nationalmannschaft gewann 1994 den WM-Titel.

Brasilien ist Gastgeber des Großen Preises von Brasilien, des letzten im Formel-1-Rennkalender verbliebenen lateinamerikanischen Grand Prix. Das Land hat mit Emerson Fittipaldi, Nelson Piquet und Ayrton Senna drei mehrfache Weltmeister hervorgebracht. Starke Anteilnahme fand in der Bevölkerung die Beerdigung Ayrton Sennas 1994. Zwei Rennstrecken wurden für Formel-1-Rennen genutzt: Das Autódromo Internacional Nelson Piquet bei Rio de Janeiro und das Autódromo José Carlos Pace bei Interlagos.

Erfolgreichster Tennisspieler Brasiliens ist Gustavo Kuerten, der drei Mal die French Open gewinnen konnte, bedeutendster Leichtathlet des Landes war der Dreispringer und zweifache Olympiasieger Adhemar Ferreira da Silva. Der Olympiasieger und mehrfache Weltmeister César Cielo ist der erfolgreichste Schwimmer des Landes. Auch im Segelsport ist Brasilien erfolgreich. Mit Rodrigo Pessoa, Olympiasieger 2004 und Weltmeister 1998 und seinem Vater Nelson, Europameister 1966, besitzt Brasilien auch erfolgreiche Springreiter.

Als typisch brasilianisch kann Capoeira bezeichnet werden, was besser mit dem Begriff Kampftanz denn mit Kampfsportart kategorisiert wird. Capoeira wurde von der schwarzen Bevölkerung praktiziert. Da es den Sklaven nicht erlaubt war, irgendeine Art von Waffen zu tragen, entwickelten sie Capoeira als Form der Selbstverteidigung: Sie verbindet kämpferische Elemente mit Akrobatik, Spielerei und Tanz. In den vergangenen Jahrzehnten entwickelte sich eine gewisse Mode um Capoeira. Sie ist mittlerweile in der ganzen brasilianischen Bevölkerung verbreitet und findet auch im Ausland Beliebtheit. Im Zuge der in den letzten Jahren wachsenden Verbreitung der Kampfsporte und -künste aus dem MMA und insbesondere Grappling – Bereich erlangten international Vale tudo, Luta Livre und BJJ große Anerkennung.

Feiertage

Nossa Senhora da Conceição Aparecida, die Gottesmutter Maria, Schutzpatronin Brasiliens
Datum Name Deutscher Name Anmerkungen
1. Januar Confraternização Universal Neujahr  
20. Januar São Sebastião Sankt Sebastian nur in Rio de Janeiro
25. Januar Aniversário de São Paulo Gründung der Stadt São Paulo nur in São Paulo
beweglich Carnaval Karneval offiziell nur der Dienstag aber Rosenmontag praktisch immer inkludiert
beweglich Quarta-feira de Cinzas Aschermittwoch nur morgens
beweglich Sexta-Feira Santa Karfreitag  
beweglich Páscoa Ostern (Ostersonntag) 7. Sonntag nach Aschermittwoch
21. April Tiradentes Gedenken an Joaquim José da Silva Xavier, genannt Tiradentes (Nationalheld Brasiliens)  
23. April São Jorge Sankt Georg nur in Rio de Janeiro
1. Mai Dia do Trabalho Tag der Arbeit/Maifeiertag  
beweglich Ascensão do Senhor Christi Himmelfahrt 2. Donnerstag vor Pfingsten
beweglich Pentecostes Pfingsten 7. Sonntag nach Ostern
beweglich Corpus Christi Fronleichnam 2. Donnerstag nach Pfingsten
9. Juli Revolução Constitucionalista konstitutionelle Revolution nur im Bundesstaat São Paulo
7. September Independência do Brasil Unabhängigkeitstag Brasiliens  
12. Oktober Nossa Senhora Aparecida Erscheinung der Gottesmutter Maria (Schutzpatronin Brasiliens) auch als Kindertag gefeiert
2. November Finados Allerseelen  
15. November Proclamação da República Nationalfeiertag (Ausrufung der Republik)  
20. November Zumbi dos Palmares, Dia da Consciência Negra Zumbi von Palmares,
Gedenktag an Schwarze
nur in Rio de Janeiro, São Paulo, Amazonas, Amapá, Mato Grosso und in Mato Grosso do Sul
25. Dezember Natal Weihnachten  

Homosexualität

Hauptartikel: Homosexualität in Brasilien

Homosexuelle Handlungen werden in Brasilien bereits seit 1823 nicht mehr juristisch verfolgt. Zudem existieren heute in mehreren Bundesstaaten Antidiskriminierungsgesetze. Auch gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften werden anerkannt.

Siehe auch

 Portal:Brasilien – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Brasilien

Literatur

  • Moritz Lamberg: Brasilien: Land und Leute. Salzwasser Verlag, Paderborn, 2011, ISBN 978-3-86195-995-3.
  • Alzamora, Geane; Gambarato, Renira & Malaguti, Simone (Hrsg.): Kulturdialoge Brasilien-Deutschland: Design, Film, Literatur, Medien. Berlin: Ed. Tranvía, Verl. Frey. 2008, ISBN 978-3-938944-19-6.
  • Uwe Holtz (Hrsg.): Brasilien. Eine historisch-politische Landeskunde. Schöningh, Paderborn 1981, ISBN 3-506-15507-5.
  • Dietrich Briesemeister, Gerd Kohlhepp, Ray-Güde Mertin, Hartmut Sangmeister, Achim Schrader (Hrsg.): Brasilien heute. Politik – Wirtschaft – Kultur. Biblioteca Iberoamericana 53. Vervuert, Frankfurt am Main 1994, ISBN 3-89354-553-0.
  • Walther L. Bernecker, Horst Pietschmann, Rüdiger Zoller: Eine kleine Geschichte Brasiliens. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2000.
  • Alfredo Pinto Escoval: Brasilien. In Wolfgang Gieler (Hrsg.): Handbuch der Ausländer- und Zuwanderungspolitik. Von Afghanistan bis Zypern. Bonn 2006, ISBN 3-8258-6444-8.
  • Maik Sadzio: Kulturenwende - Transkulturelle und transreligiöse Identitäten. Auswertung einer empirischen Studie unter pädagogischen MultiplikatorInnen in Belém-Pará/Brasilien, 2010. ISBN 978-3-8391-5006-1
  • Martin Coy, Florian Geipel: Staudämme in Brasilien. Geographische Rundschau 56(12), S. 28 – 35 (2004), ISSN 0016-7460
  • Rosine de Dijn: Das Schicksalsschiff - Rio de Janeiro - Lissabon - New York 1942, DVA, München 2009 ISBN 978-3-421-04350-4

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Brasilien – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Commons: Brasilien – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
Wikiatlas Wikimedia-Atlas: Brasilien – geographische und historische Karten
 Wikisource: Brasilien – Quellen und Volltexte

Quellen

  1. UNDP Human Development Report 2010: International Human Development Indicators: Brazil, UNDP (HTML). UNDP. Abgerufen am 2. November 2010.
  2. Instituto Brasileiro de Geografia e Estatística Primeiros resultados definitivos do Censo 2010: População do Brasil é de 190.755.799 pessoas von April 2011
  3. Fishbase List of Freshwater Fishes for Brazil
  4. Artenliste der Amphibien Brasiliens bei Amphibiaweb
  5. Artenliste der Reptilien Brasiliens bei Reptile Database
  6. Rhett A. Butler mit Daten der FAO (7. Oktober 2010): Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO) nach "Rainforest loss slows", Rhett A. Butler, mongabay.com. (HTML). Rhett A. Butler. Abgerufen am 22. Juli 2010.
  7. n-tv.de, Soja-Preise fallen – Regenwald stirbt langsamer, 11. August 2007
  8. http://news.bbc.co.uk/2/hi/americas/7206165.stm
  9. http://news.bbc.co.uk/2/hi/americas/7207803.stm
  10. Umweltschutzorganisation Greenpeace
  11. http://news.bbc.co.uk/2/hi/americas/7538480.stm
  12. Informationen und aktuelle Nachrichten zu den Guarani (deutsch).
  13. Instituto Brasileiro de Geografia e Estatística: Censo Demográfico 2000 (PDF; Portugiesisch)
  14. Estadão: FGV - País tem queda de 7,26% no número de católicos em 6 anos aufgerufen 23. August 2011 (pt)
  15. Estadão: FGV - País tem queda de 7,26% no número de católicos em 6 anos aufgerufen 23. August 2011 (pt)
  16. Zur Art der Präsentation der brasilianischen Frühkulturen vgl. Arqueologia. Culturas da Pré-História Brasileira auf der Website des Nationalmuseums.
  17. Zusammenfassend zu den Kulturen des Amazonasgebiets vgl. Clark L. Erickson: Amazonia - The Historical Ecology of a Domesticated Landscape, in: Helaine Silverman, William Isbell (Hrsg.): Handbook of South American Archaeology, Springer, 2008, S. 157-183 und daselbst: José R. Oliver: The Archaeology of Agriculture in Ancient Amazonia, S. 185-216.
  18. Vgl. 'Lost towns' discovered in Amazon, in: BBC News 28. August 2008.
  19. Alexander Marchant: From Barter To Slavery. The Economic Relations of Portuguese and Indians in the Settlement of Brazil 1500-1580. Gloucester 1966, S. 13.
  20. Urs Höner: Die Versklavung der brasilianischen Indianer. Der Arbeitsmarkt in portugiesisch Amerika im XVI. Jahrhundert. Zürich 1980, S. 29.
  21. Georg Thomas: Die portugiesische Indianerpolitik in Brasilien, 1500-1640. Berlin 1968, S. 28-29.
  22. Bildquelle
  23. Geisa Maria Rocha, Celso Furtado and the Resumption of Construction in Brazil: Structuralism as an Alternative to Neoliberalism, in: Latin American Perspectives, Vol. 34, No. 5, Brazil under Cardoso (Sep., 2007), Seiten 132-159, Seite 139
  24. http://www.welt-in-zahlen.de/laenderinformation.phtml?country=30
  25. John Hemming: How Brazil Acquired Roraima, in: The Hispanic American Historical Review 70,2 (1990) 295-325.
  26. Quarterly National Accounts [1]
  27. Economic Research & Corporate Development [2]
  28. a b c d e bfai-Datenreport Mai 2007
  29. index mundi
  30. a b c The World Factbook
  31. Der Fischer Weltalmanach 2010: Zahlen Daten Fakten, Fischer, Frankfurt, 8. September 2009, ISBN 978-3-596-72910-4
  32. Karte der Autobahnen und Hauptstraßen in Brasilien
  33. Weltfilmproduktionsbericht (Auszug), Screen Digest, Juni 2006, S. 205–207 (eingesehen am 15. Juni 2007)
  34. Hans-Bredow-Institut für Medienforschung (Hrsg.): Medien von A bis Z. Bonn 2006, S. 63.
  35. Olsen/Sheehy, S. 253.
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