Louise von Baden

Louise von Baden
Großfürstin Elisabeth Alexejewna 1795, Elisabeth Vigée-Lebrun, Schloss Wolfsgarten. Dieses Bild schenkte Elisabeth ihrer Mutter Amalie von Baden

Luise Marie Auguste Prinzessin von Baden (* 24. Januar 1779 in Karlsruhe; † 4. Maijul./ 16. Mai 1826greg. in Beljow) war unter dem Namen Elisabeth Alexejewna seit 1793 Großfürstin von Russland und an der Seite Kaiser Alexander I. von 1801 bis 1825 Kaiserin von Russland.

Inhaltsverzeichnis

Kindheit und Jugend

Luise war die Tochter des Erbprinzen Karl Ludwig von Baden und seiner Frau Amalie von Hessen-Darmstadt. Sie war das dritte von acht Kindern. Zu ihren Geschwistern zählte Friederike Dorothea von Baden, die Gemahlin von König Gustav IV. Adolf von Schweden.

Luise wuchs in einem warmen und familiären Umfeld auf und sollte bis an ihre Lebensende in engem Kontakt zu ihrer Mutter stehen. Sie war erst dreizehn Jahre alt, als über ihre Zukunft entschieden wurde: Kaiserin Katharina die Große suchte eine Frau für ihren Enkel, den zukünftigen Kaiser Alexander I.. Dabei fiel ihr Auge auf Luise. Auf Katharinas Einladung hin reiste Luise mit ihrer jüngeren Schwester Friederike nach Sankt Petersburg, wo sie Alexander vorgestellt wurde. Die Kaiserin war von Luises Schönheit, Anmut und Charme beeindruckt. Auch Luise und Alexander fanden Gefallen aneinander. Der unerfahrene und schüchterne Alexander, er war selbst erst fünfzehn Jahre alt, wusste jedoch nicht, wie er sich Luise gegenüber richtig verhalten sollte, was diese als Ablehnung interpretierte. Bald jedoch kam sich das junge Paar näher und im Mai 1793 wurden sie verlobt.

Vor der Hochzeit konvertierte Luise zum russisch-orthodoxen Glauben und trug fortan den Titel und Namen Großfürstin Elisabeth Alexejewna. Die Hochzeit fand schließlich am 28. Septemberjul./ 9. Oktober 1793greg. in Sankt Petersburg statt. Katharina schrieb darüber in einem Brief, es sei wie „eine Heirat zwischen Amor und Psyche“. Elisabeth und Alexander waren nur 14 bzw. 16 Jahre alt.

Der Mensch

Elisabeth war für ihr engelsgleiches Gesicht und ihre melodische Stimme bekannt. Ihr ovales Gesicht, ihre feinen Gesichtszüge und blauen Mandelaugen entsprachen dem Schönheitsideal dieser Zeit. Das gelockte blonde Haar trug sie meist offen. Zudem hatte sie eine graziöse und anmutige Haltung.

Sie galt als schüchtern, freundlich, liebenswert und großzügig, las mit Begeisterung und interessierte sich für Kunst. Trotz ihres starken Charakters lebte sie eher zurückgezogen, nur umgeben von ihren engsten Freundinnen. Ihr zurückhaltendes und introvertiertes Wesen machte sie am russischen Hof nicht sehr beliebt, und auch Elisabeth war in ihrer späteren Position als Zarin nicht glücklich.

Elisabeth liebte Alexander und unterstützte ihn nach Kräften bei persönlichen sowie politischen Krisen. Ihre Ehe war ausgeglichen, emotional empfand das Paar jedoch nicht allzu viel für einander. Beide hatten, wenn auch mit gegenseitigem Einverständnis, außereheliche Beziehungen.

Großfürstin von Russland

Elisabeth Alexejewna als junge Kaiserin, ein Gemälde von Elisabeth Vigée-Lebrun

Jung und naiv, wurde Elisabeth schlecht auf ihre neue Rolle vorbereitet. Mit dem Leben am russischen Hof mit seiner Kälte und allerlei Intrigen kam sie ebenfalls nicht klar. Besonders schockierte sie das ausschweifende Liebesleben der Zarin Katharina. Einer derer Liebhaber versuchte sogar, Elisabeth zu verführen.

Elisabeth fühlte sich einsam und hatte Heimweh, besonders nachdem ihre Schwester Friederike nach Baden zurückgekehrt war. Sie konnte in ihrer neuen Umgebung nur selten sie selbst sein. Allein die Nähe zu Alexander gab ihr Halt. Nur sechs Monate nach der Hochzeit schrieb sie an ihre Mutter „Ohne meinen Mann, der mich als einziger glücklich macht, wär ich bereits tausend Tode gestorben“.

Die ersten Ehejahre waren relativ glücklich. Lediglich die Kaiserin Katharina war enttäuscht darüber, dass bis zu ihrem Tod am 17. Novemberjul./ 28. November 1796greg. – nach drei Jahren Ehe – noch kein männlicher Thronfolger geboren war. Mit Katharinas Tod bestieg ihr Sohn als Kaiser Paul I. den Thron. Während seiner Herrschaft versuchte Elisabeth, so wenig Zeit wie möglich an Pauls Hof zu verbringen. Sie empfand eine große Abneigung gegen ihren Schwiegervater, seine ungerechte Politik und seinen stumpfsinnigen Charakter.

Bald kam es zu ersten Krisen in der Ehe. Elisabeth fühlte sich von ihrem Mann vernachlässigt, sodass sie ihre romantische Natur nicht ausleben konnte. Sie fand zunächst Trost in der Freundschaft zur Gräfin Golowina. Später begann Luise ein Verhältnis mit dem polnischen Prinzen Adam Czartoryski, russischer Außenminister und ein Freund ihres Mannes. Das Verhältnis sollte drei Jahre dauern.

Nach mehr als fünf kinderlosen Ehejahren kam am 18. Maijul./ 29. Mai 1799greg. endlich die erste Tochter des Paares zur Welt, die Großfürstin Maria Alexandrowna. Am Hof kursierten Gerüchte, das Kind sei von Czartoryski. Bei der Taufe konnte auch Kaiser Paul seine Bedenken bezüglich der Vaterschaft nicht verbergen: Elisabeth und Alexander waren blond und blauäugig, Haare und Augen des Kindes hingegen dunkel. Kurz darauf wurde Czartoryski ins Ausland versetzt. Und auch an der kleinen Großfürstin konnte sich das Paar nicht lange erfreuen. Sie starb bereits kurz nach ihrem ersten Geburtstag. Aus Briefen an ihre Mutter kann man entnehmen, dass Elisabeth der Tod ihrer Tochter sehr mitnahm und kein Tag verging, an dem sie nicht um Maria trauerte. Maria war für sie durch nichts zu ersetzen.

Russische Kaiserin

Kaiserin Elisabeth Alexejewna 1807, Gemälde von Jean-Laurent Mosnier

Die Politik Kaiser Pauls I. führte letztendlich zu seiner Ermordung durch einige Adelige am 12. Märzjul./ 24. März 1801greg.. Thronfolger Alexander billigte eine Absetzung - nicht jedoch den Mord – und wurde dabei von Elisabeth unterstützt. Sie half ihm, über den Schock hinwegzukommen und sich auf seine neue Rolle als Kaiser Alexander I. und den damit verbundenen Aufgaben und Pflichten zu konzentrieren. Auch Elisabeth übernahm nun repräsentative Pflichten einer Kaiserin, wobei die erste Frau am Hof immer noch ihre Schwiegermutter Maria Fjodorowna war.

Alexander behandelte Elisabeth zwar gut, schenkte seiner Frau jedoch nur wenig Aufmerksamkeit. Elisabeth wiederum war zu zurückhaltend, um ihrem ruhelosen Mann, der mit vielen nervlichen und seelischen Problemen zu kämpfen hatte, eine ausreichende Stütze zu sein. Bereits seit 1799 hatte Alexander eine Affäre mit Prinzessin Maria Naryschkina, einer Polin. Am Hof prahlte diese viel mit ihrer Beziehung zum Kaiser, die annähernd neunzehn Jahre dauern sollte. Elisabeth fand wiederum Trost in ihrer Beziehung zu Adam Czartoryski, der inzwischen anlässlich Alexanders Thronbesteigung nach Russland zurückgekehrt war. Diese beendete sie jedoch kurz darauf und ging ein Verhältnis mit dem gut aussehenden Stabschef Alexis Ochotnikow ein. Diese Affäre hatte jedoch ein tragisches Ende: Ochotnikow starb 1807 bei einem Attentat. Man ging damals davon aus, dass entweder Alexander I. oder dessen Bruder Großfürst Konstantin den Auftrag gegeben hatte. Auf Geheiß Kaiser Nikolaus I. wurden sämtliche Zeugnisse dieser Beziehung, wie Briefe und Tagebücher, nach Elisabeths Tod vernichtet.

Kaiser Alexander I. gestand seinem engen Freund König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen, dass diese Ehe wohl für keinen von beiden die Erfüllung gebracht hatte.

Am 3. Novemberjul./ 15. November 1806greg. brachte Elisabeth eine weitere Tochter zur Welt, Großfürstin Elisabeth Alexandrowna. Wie schon bei der Geburt der ersten Tochter, kursierten auch dieses Mal Gerüchte bezüglich der Vaterschaft. Nach dem Tod Ochotnikows widmete sich Elisabeth umso mehr ihrer kleinen Tochter. „Lisinka“ verstarb mit nur fünfzehn Monaten an einer Infektion, die sie sich wohl beim Zahnen zugezogen hatte. Elisabeth verfiel daraufhin in eine tiefe Depression. Das Ereignis brachte Elisabeth und Alexander einander wieder näher. Allerdings hatten inzwischen beide die Hoffnung auf eine Familie aufgegeben. Nach dem Tod des zweiten Kindes verkündete Alexander, dass er und Elisabeth keine weiteren Kinder haben könnten, da es Gottes Wille sei.

Während der Napoleonischen Kriege unterstützte Elisabeth Alexanders Pläne und reiste 1814, nach dem Sieg über Napoleon, mit ihrem Mann zum Wiener Kongress, wo sie auch ihre alte Liebe Adam Czartoryski wiedertraf. Er liebte Elisabeth immer noch und vergab ihr ihre Untreue.

Mit zunehmenden Alter war Elisabeths Schönheit weitgehend verflogen, und sie stellte ihre Ansprüche nach Romantik und Zuneigung von ihrem Mann zurück. Auch dessen Persönlichkeit hatte sich über die Zeit gewandelt. 1818 beendete er die Beziehung zu Maria Naryschkina und das Paar begann, immer mehr Zeit miteinander zu verbringen. Elisabeth gab ihrem Mann die nötige seelische Unterstützung, als dessen außereheliche Tochter Sophia starb. Das Paar war sich zu dieser Zeit so nah wie bisher noch nie, die offensichtliche Nähe der beiden Partner zueinander überraschte viele.

Kaiserin Elisabeth Alexejewna 1814, gemalt von Wladimir Borowikowski
Skulptur, aufgestellt am 27. Mai 2008 in Baden-Baden

Um 1825 begann sich Elisabeths Gesundheit zu verschlechtern, was sich vor allem in Form von Lungenerkrankungen zeigte. Die Ärzte rieten ihr zu einem längeren Aufenthalt in der südlich gelegenen Stadt Taganrog, wo ein milderes Klima herrscht. Da Taganrog über keinen Palast verfügte, mussten sich Elisabeth und Alexander mit einem einfachen Haus zufriedengeben. Sie genossen jedoch die bescheidene und intime Atmosphäre. Am 17. Novemberjul./ 29. November 1825greg. kehrte Alexander von einer Reise auf die Krim nach Taganrog zurück. Er hatte sich dort eine Erkältung zugezogen, die bald zu Typhus ausartete. Am 19. Novemberjul./ 1. Dezember 1825greg. erlag er schließlich der Krankheit und starb in Elisabeths Anwesenheit. Mit diesem erneuten Schicksalsschlag stellten sich bei Elisabeth zunehmend Selbstzweifel ein. Sie konnte nicht begreifen, womit sie all diese Verluste verdient hatte. Sie war sehr auf ihren Mann fixiert und wusste nun als Witwe nicht mehr, wo sie hingehörte.

Tod

Wegen ihrer angeschlagenen Gesundheit konnte sie nicht einmal mehr nach Sankt Petersburg reisen, um an der Beerdigung ihres Mannes teilzunehmen. Im Mai 1826 trat Elisabeth die Rückreise nach Sankt Petersburg an. Unterwegs ging es ihr zeitweise so schlecht, dass man eine Pause in der Stadt Beljow einlegen musste. Am frühen Morgen des 4. Maijul./ 16. Mai 1826greg. fand eine Kammerzofe die Kaiserin tot in ihrem Bett. Sie war wohl an Herzversagen gestorben. Kurz nach Alexanders Tod hatte Elisabeth noch an ihre Mutter geschrieben, dass sie gerne dem wichtigsten Menschen ihres Lebens folgen würde.

Literatur

  • John D. Bergamini, The Tragic Dynasty: A History of The Romanovs, New York 1969, ISBN 1-56852-160-X
  • Henri Troyat, Catherine le Grande, Paris 1977 – Dt. Übersetzung: München, List, 1980
  • W. Bruce Lincoln, The Romanovs: Autocrats of All the Russias, London 1981, ISBN 0-385-27908-6.
  • Henri Troyat, Alexander of Russia, New York, E.P Dutton, 1982, ISBN 0-525-24144-2 – Dt. Übersetzung: Frankfurt/M. 1991
  • Sofia Privalikhina, Das russische Schicksal einer badischen Prinzessin. Die Kaiserin Elisabeth Alexiewna 1779-1826, Tomsk 2006, ISBN 5-9528-0047-5

Weblinks

 Commons: Elisabeth Alexejewna (Louise von Baden) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


Vorgängerin Amt Nachfolgerin
Maria Fjodorowna Kaiserin von Russland
1801–1825
Alexandra Fjodorowna

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