Ludwig Meyn

Ludwig Meyn
Ludwig Meyn. Wurde auch von seinen Freunden Dr. Weisheit genannt.

Claus Christian Ludewig (Ludwig) Meyn (* 1. Oktober 1820 in Pinneberg; † 4. November 1878 in Uetersen) war ein deutscher Agrarwissenschaftler, Bodenkundler, Geologe, Journalist, Mineraloge sowie Abgeordneter des Bauernstandes in der Holsteinischen Ständeversammlung. Er war der Pionier der Erdölförderung.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Meyn wurde in Pinneberg als Sohn des praktischen Arztes Adolf Meyn und späteren Professors und Direktors des Klinischen Instituts der Universität Kiel geboren und besuchte ab 1826 die Bürgerschule in Pinneberg. Nach der Umsiedlung nach Kiel nahm ab 1840 sein Studium der Naturwissenschaften in Berlin auf, wo er auch dem Chemiker Richard Felix Marchand assistierte. Als Privatdozent für Gesteins- und Bodenkunde unterrichtete er an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und arbeitete gleichzeitig als Lehrer der Naturwissenschaften am Kieler Gymnasium. Dort setzte er sich auch für die Förderung der Natur und Heimatkunde ein.

Ludwig Meyns Grabstätte im Cäcilie-Bleeker-Park in Uetersen.

Die Erforschung des Bodenaufbaus in seiner Heimat und der Verbreitung der Forschungsresultate war sein Ziel. Seinen Studenten lehrte er die Bedeutung der von Justus von Liebig begründeten Agrikulturchemie. Seinen allen Neuerungen gegenüber skeptischen Landsleuten wollte er die Notwendigkeit klarmachen, dem Boden durch wohlüberlegte künstliche Düngung diejenigen Nährstoffe wieder zuzuführen, die ihm die abgeerntete Frucht entzogen hat. Meyn lebte hauptsächlich in Uetersen und setzte sich dort für die sozial schwachen Mitbürger ein. Er war Mitbegründer und Finanzgeber des Krankenhauses in Uetersen (Bleeker-Stift).

Ferner war Meyn Abgeordneter des Bauernstandes in der holsteinischen Ständeversammlung.

Am 4. November 1878 starb er an den Folgen eines Schlaganfalls, den er auf einer Geschäftsreise nach Hamburg erlitt.

Sein Name heute

Nach ihm ist später das Gymnasium von Uetersen benannt worden (Ludwig-Meyn-Gymnasium). Auf Grund seiner Verdienste wurde 1952 die Fachzeitschrift "Meyniana" des Geologisch-Paläontologischen Institut in Kiel nach ihm benannt. Ebenfalls seinen Namen trägt eine Straße auf dem Campus der Universität Kiel, Ludewig-Meyn-Straße, an der unter anderem der Fachbereich Geologie angesiedelt ist. Auch in Pinneberg, Halstenbek, Elmshorn und Uetersen sind Straßen nach Ludwig Meyn benannt worden.

Wirken als Geologe

Ab 1846 setzt er sich für die Gewinnung der einheimischen Rohstoffe wie Gips und Kalk in Segeberger Kalkberg und Lieth ein. Gleichzeitig sammelte Meyn über 1500 Gesteinsproben aus ganz Schleswig-Holstein als Belegstücke, diese bilden noch heute den Grundstock der Geologischen Sammlung der Landesuniversität. Im Frühjahr 1856 begann Ludwig Meyn mit einfachen Handgeräten die ersten Bohrungen nach Erdöl in Dithmarschen, drei Jahre, bevor Edwin L. Drake im US-Bundesstaat Pennsylvania die erste Ölquelle anzapfte. Es waren die ersten Bohrungen nach Erdöl überhaupt, jedoch ohne größeren Erfolg: Meyn fand nur bitumenhaltigen Sand und Ölkreide. Später erhielt er vom dänischen König das Privileg, den bitumenhaltigen Sand auszubeuten. So wurde daraus ab 1858 Bitumen, Wagenschmiere und Petroleum gewonnen.

In den Jahren 1875/76 führte er als Geologe auch die Untersuchungen und Bohrungen in Watt vor Sylt zum Bau des Hindenburgdamms durch. Auf Grund seines positiven Befundes für den Dammbau sollte schon 1913 mit dem Bau des Dammes begonnen werden, das Vorhaben verzögerte sich jedoch bis 1923.

Wirken als Agrarwissenschaftler

Die ehemalige Kunstdüngerfabrik, heute Harles und Jentzsch, ein Spezialbetrieb für die Verarbeitung von tierischen und pflanzlichen Fetten und Ölen

Anfang 1854 übernahm Dr. Ludwig Meyn eine alte Sägemühle in Uetersen und gründete dort auch eine Fabrik für Bau- und Düngemittel. Nach einem Brand infolge einer Explosion Ende 1860 wurde die Sägemühle und die Kalkproduktion aufgegeben. Er gründete später daraus eine Fabrik für Kunstdünger. Durch seine Fabrik wollte er die Ideen von Justus von Liebig in die Landwirtschaft seiner Heimat einbringen. Besonders wies er auf die Nutzung des von ihm produzierten Knochenmehls hin. Es war ein organischer Dünger, der Kalk, Stickstoff und besonders reichlich Phosphorsäure enthielt. Es ist sein Verdienst, dass nun Kunstdünger eingesetzt werden konnte, der größere Erträge auf den Feldern brachte.

Wirken als Journalist und Dichter

In Jahr 1854 begann er als Mitarbeiter bei den Itzehoer Nachrichten. Dort vermittelte er der Bevölkerung sein Fachwissen über die heimischen Bodenarten, Tier- und Pflanzenkunde und die Verwendung von Kunstdünger.

Auch als Dichter gab er schon 1843, während seiner Studentenzeit, ein Gedichtbändchen heraus. 1865 veröffentlichte er sogar ein dramatisches Stück (Fünf Stunden Abenteuer) nach einer englischen Vorlage. Aber auch Freunde und Bekannte erhielten gelegentlich Proben seines Humors. Eine weitere Veröffentlichung war Mein Onkel, der Bürgermeister.

Werke

  • Mineralsysteme (Doktorarbeit) (1844)
  • Holsteinisches Geschiebe, Asphalt im Granit (1846)
  • Geognostische Beobachtungen in den Herzogtümern Schleswig und Holstein (1847)
  • Erdfälle bei Stipsdorf (1850)
  • Das Salz im Haushalte der Natur und des Menschen (1857)
  • Landwirtschaftliche Taschenbücher (1861-1878)
  • Erläuterung zur Geologischen Karte von Schleswig-Holstein (1864)
  • Geognostische Bestimmung der Lagerstätte von Feuersteinsplittern bei Bramstedt in Holstein (1868)
  • Geognostische Beschreibung der Insel Sylt und ihrer Umgebung : nebst einer geognostischen Karte im Maassstabe von 1:100.000 (1876)
  • Die natürlichen Phosphate und deren Bedeutung für die Zwecke der Landwirthschaft. (1872)
  • Die richtige Würdigung des Peru-Guano in der Landwirthschaft für den Rest des Jahrhunderts. (1872)
  • Der Asphalt und seine Bedeutung für den Straßenbau großer Städte. (1872)
  • Dr. Meyn's Hauskalender (ab 1871)
  • Dr. Meyn's Landwirtschaftskalender (ab 1873)
  • Der Bernstein der norddeutschen Ebene auf zweiter, dritter, vierter, fünfter und sechster Lagerstätte (1876)
  • Geologische Uebersichtskarte Schleswig-Holsteins (1882) (nach seinem Tod veröffentlicht)
  • Die Bodenverhältnisse der Provinz Schleswig-Holstein (1882) (nach seinem Tod veröffentlicht)
  • Aus dem Leben und aus der Natur - Gesammelte Aufsätze von Dr. L. Meyn dem Wirtschaftsfreund der Itzehoer Nachrichten

Literatur und Quellen

  • Itzehoer Nachrichten (1857, 1917)
  • Gripp, K. - Über den Gipsberg in Segeberg (1912)
  • Reitz, H. - Ludwig Meyn (1920)
  • Wüst, E. - Ludwig Meyn zum 100-jährigen Geburtstag (1920)
  • Buch - Geschichte und Volkskunde des Kreises Pinneberg -
    Dr. Ludwig Meyn. Ein Pionier der Landwirtschaft (1922)
  • Zimmermann, Siegfied - Ludwig Meyn - ein Erdölpionier Schleswig-Holsteins (1968)
  • Staak, Hans - Die Ahnen des Geologen Ludwig Meyn (1970)
  • Menke, B - Die altquartäre Braunkohle von Lieth (1989)
  • Mosler Lothar - Vom Rittersitz zur Rosenstadt (1985)
  • SHHB - Die Kalkgrube Lieth (1988)
  • Uetersener Nachrichten - Wer war Ludwig Meyn (3/1990)
  • RWE Dea - Ölkreide-Bohrungen in Dithmarschen
  • Planet Wissen - Sylt - Porträt Hindenburgdamm
  • Lokales Bibliothekssystem Halle-Merseburg
  • Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte

Weblinks

 Commons: Ludwig Meyn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikisource: Ludwig Meyn – Quellen und Volltexte

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