Meteor (Yacht)

Meteor (Yacht)
Die Meteor I in Kiel

Meteor war der Name von fünf kaiserlichen Segelyachten, die im Gegensatz zur Dampferyacht SMY Hohenzollern für Regatten erworben oder speziell konstruiert und gebaut wurden. Kaiser Wilhelm II. wollte mit ihnen auf nationalen (z. B. Kieler Woche) und internationalen Regatten (z. B. Cowes Week) den damals führenden Nationen im Segelsport (Großbritannien, USA) Paroli bieten und den vermeintlichen Vormachtanspruch auf See durch sportliche Leistungen untermauern. Erst mit der Yacht Meteor IV konnte Wilhelm II. seinen Anspruch „Deutsch vom Kiel bis zum Flaggenknopf“ einlösen.[1]

Inhaltsverzeichnis

Meteor I

Die Meteor I (ex Thistle) im Trockendock

Hauptartikel: Meteor I

Die Meteor I lief 1887 unter dem Namen Thistle in Partick on the Clyde, Schottland vom Stapel. Nach ein paar Jahren erfolgreichen Regattasegelns im Royal Clyde Yacht Club wurde die Thistle 1891 für 90.000 Goldmark an den deutschen Kaiser verkauft, der das Boot in Meteor umtaufte. Die Yacht wurde nach Kiel zum Kaiserlichen Yacht Club, der nach Kaiser Wilhelm II. benannt worden war und in dem er den Titel Kommodore trug, feierlich überführt und stand ihm dort für Regatten zur Verfügung.

Mit der Meteor I nahm der Kaiser auch zum ersten Mal mit einem eigenen Boot an der internationalen Regatta von Cowes, der Cowes Week, teil. Als 1896 die Meteor II ihren Dienst aufnahm, wurde die Meteor I der Kaiserlichen Marine in Wilhelmshaven als Ausbildungsschiff übergeben und in Comet umbenannt.

Meteor II

1896 gab Wilhelm II. dem renommierten schottischen Yachtkonstrukteur George Lennox Watson den Auftrag, eine neue, schnellere kaiserliche Rennyacht zu entwerfen, die dann von der D. & W. Henderson-Werft am Fluss Clyde in Schottland gebaut und ausgerüstet wurde. Bis 1902 diente sie dem ehrgeizigen Kaiser für Segelregatten.

Meteor III

Stapellauf der Meteor III
Prinz Heinrich und Theodore Roosevelt während der Taufe.

1902 wurde die Schoneryacht, entworfen von Cary Smith, auf Shooters-Island bei New York City fertiggestellt. Dies war ein Bruch mit der britischen Segeltradition des Kaisers. Zur Schiffstaufe am 25. Februar 1902 war der Bruder des Kaisers, Prinz Heinrich, nach New York angereist. Taufpatin war Alice Roosevelt, die Tochter des amtierenden US-Präsidenten Theodore Roosevelt. Das stellte den Beginn der deutsch-amerikanischen Seglerfreundschaft dar. So entstand die Idee, neben dem America’s Cup, der bislang eine Angelegenheit zwischen England und Amerika war, deutsch-amerikanische Sonderklassen-Wettfahrten, abwechselnd in Kiel und in Marblehead im Revier des Eastern Yacht Clubs, Boston, zu veranstalten. So wurde 1906 um den Roosevelt-Pokal und 1907 um den Kaiser Wilhelm-Pokal gesegelt.

Neben den großen deutsch-amerikanischen Regatten traf der Kaiser mit der Meteor III 1908 auf die neue Yacht des Industriellen Gustav Krupp von Bohlen und Halbach, die Germania, die in den meisten Wettfahrten den Kaiser bei weitem besiegte. Die Ausstattung der dritten Kaiser-Yacht war erheblich luxuriöser als die der beiden Vorgängermodelle. So verfügte die Meteor III über einen Salon, ein Arbeitszimmer, eine kleine Bibliothek und elegante Schlafräume.

1910 wurde die Yacht an Carl Dietrich Harries und seine Frau Hertha, Tochter von Werner von Siemens verkauft, in Nordstern umbenannt und nahm unter den neuen Eignern auch an der Kieler Woche teil.

Meteor IV

Meteor IV in Travemünde (1910)

So sehr der Kaiser die Meteor III auch mochte, die Niederlagen gegen die Germania von Krupp veranlassten ihn zum Kauf der vierten Meteor. Diese wurde von Max Oertz entworfen und auf der Germania-Werft in Kiel gebaut, wo auch die Yacht Krupps entstand. Die Meteor IV. war die erste, die komplett von deutschen Konstrukteuren entworfen und gebaut und mit deutscher Besatzung ausgestattet wurde. Die Meteor IV. war mit einer Länge über Alles von 47,14 m größer als die Meteor III.

Meteor V

1914 lief die letzte, ebenfalls von Max Oertz konstruierte, kaiserliche Yacht Meteor V in Kiel vom Stapel. Als mit 47,6 m Länge und 1410 m² Segelfläche die größte Kaiser-Yacht, gewann sie kurz nach der Schiffstaufe bereits die Elbregatta 1914. Prinz Heinrich persönlich fuhr mit einem Zerstörer der Marine 1914 nach Cowes und holte die Meteor, die keinen eigenen Hilfsmotor hatte, kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges nach Deutschland zurück. Nur so entging die Meteor dem Schicksal der Germania, die ebenfalls zur Vorbereitung auf die Cowes Week 1914 am Solent war und vom englischen Zoll als Prise beschlagnahmt und versteigert wurde.[2]

Literatur

  • Detlef Jens: Die „Meteore“ des Kaisers. In: ders., Die klassischen Yachten. Bd. 3: Rennschiffe im Wandel der Zeit, S. 42–61. Koehlers Verlagsgesellschaft, Hamburg 2007, ISBN 978-3-7822-0958-8.
  • Klaus Kramer: Max Oertz – Genie, Yachtkonstrukteur, Aeronaut und Erfinder, 2001, Klaus Kramer Verlag, ISBN 3-9805874-3-6
  • Klaus Kramer: Vom Gondelcorso zum Ocean-Race, Klaus Kramer Verlag, ISBN 3-9805874-4-4
  • Kristin Lammerting: Meteor – die kaiserlichen Segelyachten, DuMont Reiseverlag, 1999, ISBN 978-3-7701-4783-0

Weblinks

 Commons: SMY Meteor – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Klaus Kramer: Max Oertz – Genie, Yachtkonstrukteur, Aeronaut und Erfinder, Seite 38ff
  2. Meteor V (1914), Ölbild (1917) von Willy Stöwer im Warleberger Hof, Stadtmuseum von Kiel, abgerufen am 16. Oktober 2009

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