Paul Griesser

Paul Griesser

Paul Griesser (* 6. September 1894 in Wasseralfingen/Württemberg; † 6. Juni 1964 in Bielefeld) war ein deutscher Architekt und Innenarchitekt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Der Alte Markt in Bielefeld mit den von Paul Griesser neu erbauten Giebelhäusern unter Einbeziehung des Battig-Hauses von 1680 (Mitte). Das zweite Haus von links wurde 1976 durch das Vorblenden eines historischen Giebels völlig verändert.

Paul Griesser absolvierte zunächst eine Schreinerlehre und ging ab 1911 auf die Schreinerfachschule in Nürnberg. Anschließend besuchte er die Kunstgewerbeschule Dresden und wurde Mitarbeiter bei dem Dresdener Architekten Georg Heinsius von Mayenburg. Als Soldat geriet er 1916 in französische Kriegsgefangenschaft, aus der er erst 1920 wieder entlassen wurde. Danach setzte er sein Studium an der Kunstgewerbeschule in Stuttgart fort und studierte zudem Architektur bei Wilhelm Kreis. 1924 nahm er an der Werkbund-Ausstellung Die Form in Stuttgart teil. Noch im selben Jahr wurde er Leiter der neuen Fachklasse für Innenarchitekten und Tischler an der Handwerker- und Kunstgewerbeschule Bielefeld. In der Folgezeit beteiligte sich Griesser, der zu einem der bekanntesten Innenarchitekten der Zwischenkriegszeit avancierte, an zahlreichen Ausstellungen.

Seit den 1930er Jahren war der gebürtige Württemberger vornehmlich als Architekt tätig und errichtete in Bielefeld u.a. den an der Welle gelegenen Erweiterungsbau des Tabakhauses Crüwell, sowie ein neues Fabrikationsgebäude für die Firma Dr. August Oetker. Beide Gebäude entstanden noch unter dem Eindruck der Neuen Sachlichkeit. Griesser entwarf aber nicht nur Fabrikgebäude und Villen, sondern auch eine ganze Reihe von Einfamilienhäusern. Außerdem war er für die Inneneinrichtung mehrerer Schiffe verantwortlich. Ab 1935 Vertrauensarchitekt des Amtes Schönheit der Arbeit, lieferte er zudem Entwürfe für Bauten der Hitlerjugend.

Nach 1945 war Griesser am Wiederaufbau des Alten Marktes in Bielefeld beteiligt. An der Südseite errichtete er zwischen 1951 und 1958 - unter Einbeziehung der aus der Barockzeit stammenden Front des Battig-Hauses (1680) - drei schlichte Giebelhäuser mit Dreiecksgiebeln, die, ebenso wie das gegenüberliegende Theater am alten Markt, noch ganz der Heimatschutzarchitektur verpflichtet sind. Während Nr. 2 als Apotheke dient, bilden die Häuser 3-7 den Komplex der Lampe-Bank. Das an der Welle gelegene Verwaltungsgebäude der Bank wurde hingegen als siebengeschossiges Hochhaus erbaut, das sich in der zeittypischen Rasterbauweise präsentiert. 1976 wurde das von Griesser kreierte Ensemble am Alten Markt einschneidend verändert: Nr. 5 wurde mit dem Renaissancegiebel des kriegszerstörten und später abgebrochenen Hauses Obernstraße 29 versehen und die Fassade dementsprechend angepasst.

1959 wurde Griesser mit dem Kulturpreis der Stadt Bielefeld ausgezeichnet.

Werk

Bauten

  • 1935: Erweiterungsbau der Tabakfabrik Crüwell an der Neustädter Straße in Bielefeld
  • 1936: Fabrikgebäude der Firma Oetker in Bielefeld, Lutterstraße
  • 1948/1949: Wiederaufbau des Crüwell-Hauses in Bielefeld
  • 1951: Wetterhäuschen am Oberntorwall in Bielefeld
  • 1951-1955: Wiederaufbau der Südseite des Alten Marktes in Bielefeld
  • 1955: Verwaltungsgebäude der Lampe-Bank an der Welle in Bielefeld

Veröffentlichungen von Paul Griesser

  • Das neue Möbel. Neuzeitliche Wohn-, Schlaf- und Arbeitsräume. (= Baubücher, Band 7.) Stuttgart, 1929.
  • Die neue Wohnung und ihre Möbel. (= Baubücher, Band 9.) Stuttgart, 1930.

Literatur

  • Andreas Beaugrand und Gerhard Renda (Hrsg.): Werkkunst. Kunst und Gestaltung in Bielefeld 1907-2007. (= Schriften des Historischen Museums der Stadt Bielefeld, Band 25.) Bielefeld, 2007, S. 290-293, S. 327.

Weblinks


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