Segnungsgottesdienst

Segnungsgottesdienst

Ein Segnungsgottesdienst ist eine eigenständige Gottesdienstform, bei dem eine liturgische Segnungshandlung im Mittelpunkt steht. Segnungsgottesdienste sind eine alte Tradition der christlichen Kirche.

In praktisch allen größeren Kirchen ist es heute möglich, Segnungsgottesdienste auf ökumenischer Basis durchzuführen, wobei sowohl die Mitglieder der beteiligten Kirchen wie auch andere Christen und Nichtchristen willkommen sind. Daher werden Segnungsgottesdienste von den Kirchen oft auch als Möglichkeit gesehen, sich bewusst für Leute zu öffnen, die wenig Kontakt zur Kirche haben oder der Kirche ganz fern stehen.

Segnungsgottesdienste wenden sich gewöhnlich an eine bestimmte Menschengruppe. In der charismatischen Bewegung gibt es allgemeine Segnungsgottesdienste, zu denen jeder eingeladen ist, der sich aus einem persönlichen Grund segnen lassen möchte, beispielsweise in einer persönlichen oder gesundheitlichen Krise oder am Beginn einer neue Lebensphase.

Segnungen werden in der römisch-katholischen Kirche unter die Sakramentalien gezählt.[1] Grundsätzlich fallen Segnungen „in die Zuständigkeit des Priestertums aller Getauften“[2]. Allerdings gilt: „Je mehr eine Segnung das kirchliche und sakramentale Leben betrifft, desto mehr ist ihr Vollzug dem geweihten Amt (Bischöfen, Priestern und Diakonen) [Vgl. Ben 16; 18] vorbehalten.“[3]. Die römisch-katholische Kirche benutzt für Segnungen ein liturgisches Buch, das sogenannte Benediktionale.

Inhaltsverzeichnis

Segnungsgottesdienste im Kirchenjahr

An vielen Orten haben Segnungsgottesdienste auch einen Platz im Kirchenjahr gefunden, in einigen Fällen als kirchliche Antwort auf weltliche Anlässe:

  • Am Valentinstag werden heute vielerorts – auch ökumenische[4] – Segnungsgottesdienste für liebende Menschen durchgeführt. Dies gilt für verheiratete und verlobte Paare, aber öfters auch explizit für alle verliebte unverheiratete Menschen, dabei auch Menschen die nicht kirchlich heiraten können, wie etwa geschiedene Wiederverheiratete oder Homosexuelle[5][6], wobei die katholische Kirche Wert darauf legt, dass Homosexuelle nur einzeln gesegnet werden.
  • Am Tag der Kranken im März finden Segnungsgottesdienste für Kranke und ihre Angehörigen statt
  • In manchen Gegenden finden im traditionell im Frühling Segnungsgottesdienste für Motorradfahrer im Rahmen eines Motorradgottesdiensts statt
  • Am Muttertag gibt es Segnungsgottesdienste für Mütter und für Familien
  • Um den 4. Oktober, dem Gedenktag von des Hl. Franziskus können Haustier und Nutztiere gesegnet werden.
  • In ländlichen Gegenden gibt es, oft an den Tagen vor Christi Himmelfahrt, Bitttage, an denen die Felder gesegnet werden.
  • Um den 24. Juli (Gedenktag des Hl. Christophorus) werden vielerorts Fahrzeuge der Rettungsdienste gesegnet.[7].

Segnungsgottesdienste zu besonderen Gelegenheiten

Viele Kirchen bieten Segnungsgottesdienste für Lebensübergänge oder für prägende Lebenssituationen an, beispielsweise

Liturgie

Segnungsgottesdienste finden in der Regel zusätzlich zu den normalen Gottesdiensten statt, oft am Abend.

Passende Musik ist sehr wichtig, zur Einstimmung und zum Ausklang, aber oft auch während Einzelsegnungen stattfinden, ebenso zum Thema passende Lieder, deren Stil das Zielpublikum anspricht. In der Regel wird besonders darauf geachtet, dass die Teilnehmer Gelegenheit finden, sich aus ihrer Lebenssituation heraus einzubringen. Das kann durch Lieder oder einfache Wechselgebete geschehen, aber auch durch eine Gelegenheit seine eigenen Erfahrungen zu schildern.

Die Grundstruktur einer Segensfeier in den meisten Konfessionen besteht aus

  • Eingangsmusik
  • Eröffnung (Begrüßung, Einführung, Gebet)
  • Schriftlesung
  • Ansprache
  • Segensgebet (oft anschließend Segnungen einzelner durch Handauflegen)
  • Fürbitten
  • Vaterunser
  • Entlassung
  • Ausgangsmusik

Oft werden nach der Begrüßung, Schriftlesung und Ansprache Lieder eingefügt, die gewissermaßen die Antwort der Teilnehmer darstellen.

Andere Segenshandlungen

Neben Segnungsgottesdiensten gibt es auch Segenshandlungen, die außerhalb des eines Gottesdienstes stattfinden, beispielsweise:

  • In der orthodoxen Kirche ist es Brauch, eine neue Wohnung durch den Priester segnen zu lassen.
  • Sowohl in der katholischen als auch in der orthodoxen Kirche kann man Gegenstände segnen lassen, wobei es sich um Devotionalien oder auch Gegenstände des alltäglichen Lebens (z. B. Eheringe, Arbeitswerkzeuge) handeln kann.
  • In katholischen Gegenden ist es üblich, am Dreikönigstag einen Segen über das Haus oder die Wohnung und seine Bewohner auszusprechen, wobei von den Sternsingern mit Kreide die Jahreszahl und C + M + B über die Tür geschrieben wird. Die Buchstaben stehen nicht, wie oft angenommen, für Caspar, Melchior und Balthasar sondern für das lateinische Christus mansionem benedicat (Christus segne dieses Haus).
  • In liturgisch geprägten oder charismatischen Gruppen ist es oft üblich, jemanden zu segnen, der eine neue Aufgabe übernimmt.

Literatur

  • Segnungsgottesdienst, in: Gottesdienstbuch. Ergänzungsband für die Evangelische Landeskirche in Württemberg, Ausgabe 2005, Stuttgart 2005, S. 102-112, ISBN 3-438-06292-5
  • Benediktionale. Studienausgabe für die katholischen Bistümer des deutschen von der Internationalen Arbeitsgemeinschaft der Liturgischen Kommissionen hrsg. von den Liturgischen Instituten Salzburg, Trier, Zürich. Einsiedeln

Siehe auch

Quellen

  1. Katechismus der katholischen Kirche (KKK) Nr. 1667 f.
  2. Katechismus der katholischen Kirche (KKK) Nr. 1669 f.
  3. Katechismus der katholischen Kirche (KKK) Nr. 1669 f.
  4. Beispiel: Ökumenischer Segnungsgottesdienst am Valentinstag, kathweb.de
  5. Segen auch für homosexuelle Paare (Waldkraiburg), OVB online, 4. Februar 2009
  6. Katholische Segensfeiern am Valentinstag (Wien), religion.orf.at, 12. Februar 2007
  7. http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/10/0,1872,2340938,00.html

Weblinks


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