St.-Johanniskirche (Bad Schandau)

St.-Johanniskirche (Bad Schandau)
Die St.-Johanniskirche in Bad Schandau

Die St.-Johanniskirche ist die evangelisch-lutherische Stadtkirche in Bad Schandau. Die am Markt befindliche Kirche stammt aus dem 18. Jahrhundert und beherbergt in ihrem Inneren einen wertvollen Altar aus der Renaissance, der ursprünglich für die Dresdner Kreuzkirche geschaffen wurde.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Stadtansicht mit Kirche (um 1900)
Blick über den Markt zur Kirche (um 1900)

Bereits 1445 sprechen alte Aufzeichnungen von einem kyrchlehn zu Schandaw. Damals existierte in Bad Schandau eine kleine der Jungfrau Maria gewidmete Kapelle, die bis 1459 eine Filialkirche von Lichtenhain war. Seit 1459 bildete sie (mit Ausnahme der Jahre 1544/45) eine eigene Parochie, die im Laufe der Zeit für Rathmannsdorf, Wendischfähre, Ostrau, Postelwitz und Schmilka die Zuständigkeit übernahm.

Die kleine Kapelle wurde 1557 baulich erweitert. Bereits 1570 gab es Pläne, den durch Hochwasser mehrfach beschädigten hölzernen Glockenturm zu ersetzen, dafür fand 1610 auch eine landesweite Kollekte statt. Aber erst 1645 wurde an der Westseite der Kirche ein massiver steinerner Glockenturm errichtet, der im unteren Abschnitt einen quadratischen und im oberen Abschnitt einen achteckigen Querschnitt aufweist. Der Turm sollte den Bad Schandauern auch als Zufluchtsstätte dienen (die Bauzeit fiel mitten in den Dreißigjährigen Krieg). Die Idee des Fluchtturmes stammte vom damaligen aus Siebenbürgen stammenden Pfarrer der Gemeinde, der sie den Wehrkirchen seiner Heimat entlehnt hatte. Für den Bau erhielt die Gemeinde einen Kredit der Dresdner Kreuzkirche über 300 Gulden.

Das nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges einsetzende Bevölkerungswachstum erforderte auch eine bauliche Erweiterung des Kirchenschiffes, welches 1668-71 im heutigen Umfang neu entstand. In der neuen Kirche nahm auch Kurfürst Johann Georg III. 1683 und 1686 an Gottesdiensten teil, als er zur Jagd in der Sächsischen Schweiz weilte. Ein verheerender Stadtbrand vernichtete am 8. Juni 1704 neben 102 Häusern auch die St.-Johanniskirche. Der Wiederaufbau des Kirchenschiffes wurde 1709, der des Turmes 1711 abgeschlossen. Der Turm erhielt beim Neuaufbau eine laternenbekrönte barocke Haube. Als Baumaterial wurde für die gesamte Kirche Postelwitzer Sandstein verwendet. Die äußere bauliche Gestalt der Kirche ist seit dem Wiederaufbau weitgehend unverändert.

Der Innenraum wurde hingegen 1784, 1799 und 1845 von schweren Hochwassern der Elbe (siehe auch Hochwasser und Naturkatastrophen in Sachsen) geschädigt. Beim Elbehochwasser 1845 stand das Wasser bis zum oberen Rand der Kanzelbrüstung. Zur Beseitigung der Hochwasserschäden erfolgte 1876-77 eine umfassende Neugestaltung des Innenraumes. Dabei wurde das Nordportal zugemauert und eine hölzernen Kassettendecke, einstöckige Emporen und farbiger Fenster im Altarraum eingebracht. Die Umbaukosten beliefen sich auf knapp 50.000 Goldmark.

1978-80 erfolgte eine grundlegende Renovierung des Turmes. Die letzten Umbauten erfuhr die Kirche nach dem Elbehochwasser 2002, bei dem das Wasser bis knapp unter die Empore stand. Dabei wurden die alten fest auf Podesten montierten Holzbänke durch ein mobiles Gestühl ersetzt, soweit möglich wurde die Technik im Turm auf Höhe der Emporen hochwassersicher eingebaut. Beim Elbehochwasser 2006 stand das Wasser 30 cm hoch in der Kirche.

Baubeschreibung

Altar

Den zweigeschossigen aus Sandstein gehauenen und mit Marmor und Halbedelsteinen verzierten Renaissancealtar schuf Hans Walther II. von 1574 bis 1579 für die Dresdner Kreuzkirche. Nach der Zerstörung der Kirche (1760) im Siebenjährigen Krieg wurde der Altar 1768 in die Annenkirche, wo er bis 1902 verblieb. 1927 wurde er nach Bad Schandau verbracht.

Die Geschosse werden von korinthischen und ionischen Säulen getragen. Das Hauptfeld zeigt Reliefs des Abendmahles und des Passahmahles. Das Obergeschoss zeigt den gekreuzigten Jesus Christus und zwei Engel mit Geißelsäule und Kreuz, über Christus breitet Gott Vater seine segnenden Arme aus. Die Römischen Zahlen I bis X erinnern an die Zehn Gebote. Die vier sitzenden Evangelisten flankieren Gott Vater. Links und rechts des Altars befinden sich Darstellungen von Johannes dem Täufer und Apostel Paulus.

Kanzel

Die barocke Kanzel wurde aus einem Stück Sandstein herausgehauen. Sie ersetzte 1705 die im Vorjahr beim Brand zerstörte Kanzel. Getragen wird sie von Mose mit den Gesetzestafeln. An der Brüstung befinden sich Darstellungen von Christus, der Weltkugel und den vier Evangelisten. Die Kanzel war ein Geschenk des Geleitsmanns und Floßschreibers Gottfried Conrad und trägt seinen Namen, Monogramm und das Familienwappen. Conrad hatte bereits bei der Erweiterung des Kirchenschiffes 1668-71 eine neue Kanzel gestiftet.

Schmerzensmann

Der Schmerzensmann ist eine wertvolle spätgotische Schnitzarbeit aus dem 15. Jahrhundert. Sie stellt den rastenden Christus dar.

Orgel

Eine erste Orgel erhielt die St.-Johanniskirche 1627 im Zusammenhang mit dem Einbau eines neuen Chors. Bereits 20 Jahre später wurde es durch ein neues Orgelwerk im Wert von 200 Gulden ersetzt, welches aber beim Brand 1704 zerstört wurde. Ersatz wurde 1719 durch den Orgelbauer Tamitius aus Zittau geliefert (Kosten: 475 Taler). Im Zuge der Innenrenovierung wurde 1876/77 eine neue Orgel der Firma Eule aus Bautzen im Wert von 6.700 Goldmark eingebaut. Die heutige Orgel lieferte 1927 die Firma Jehmlich Orgelbau aus Dresden. Die Orgel verfügt über eine pneumatische Traktur und ein Freipfeifenprospekt.

Hochwassermarken

Im Kirchenschiff markieren Hochwassermarken die Elbfluten seit 1784. Bei der 1876/77 erfolgten Renovierung des Innenraumes wurde ein geneigter Sandsteinfußboden eingebaut, der ein besseres Abfließen des Wassers ermöglicht, zudem wurde der Innenraum bis in eine Höhe von 2 m zum Hochwasserschutz mit dünnen Sandsteinplatten verblendet.

Literatur

  • Georg Buchwald: Neue sächsische Kirchengalerie: Ephorie Pirna. Verlag Arwed Strauch, Leipzig 1904
  • Alfred Meiche: Historisch-Topographische Beschreibung der Amtshauptmannschaft Pirna. Verlag der von Baensch Stiftung, Dresden 1927
  • Dietmar Möschner: Kirchen in der Sächsisch-Böhmischen Schweiz. Bad Schandau 2002, ISBN 3-9806841-0-5
  • ohne Autor: Sachsens Kirchengalerie. Vierter Band, fünfte Abtheilung: Die Inspectionen Pirna, Altenberg und Dippoldiswalda. Verlag Hermann Schmidt, Dresden um 1840
  • Gerhardt Schmidt: Die Kirchen in der Sächsischen Schweiz. Evangelische Verlagsanstalt, Berlin 1990

Weblinks

 Commons: St.-Johanniskirche (Bad Schandau) – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
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