Uprava državne bezbednosti

Uprava državne bezbednosti

Die Uprava državne bezbednosti (dt.: Staatssicherheitsdienst; kyrill.: Управа државне безбедности, bosnisch bzw. ijekavisch: Uprava državne bezbjednosti, slowen.: Uprava državne varnosti, kroat.: Uprava državne sigurnosti, Abkürzung: UDBA) war der jugoslawische Sicherheitsdienst und somit die Geheimpolizei Jugoslawiens, welcher 1946 gegründet wurde. Neben der Abrechnung mit den jeweiligen Gegnern war diese Organisation vor allem gegen tatsächliche und eventuelle Gegner des neuen jugoslawischen Regimes gerichtet, was vor allem in den unmittelbaren Nachkriegsjahren die Internierung oder physische Beseitigung bedeutete. Die UDBA ist mutmaßlich für etwa 200 Morde und Entführungen verantwortlich und wurde mit dem Zerfall Jugoslawiens Anfang der 1990er Jahre aufgelöst.

Chef der UDBA war bis zu seinem 1966 erzwungenen spektakulären Rücktritt Aleksandar Ranković.

UDBA entstand im Jahre 1946 durch die Aufteilung der im Mai 1944 gegründeten OZNA (Odjeljenje za zaštitu naroda = Volksschutzabteilung) in eine zivile (UDBA) und eine militärische Abteilung. (Kontraobaveštajna služba KOS = Gegenaufklärungsdienst, ab 1955 Organ bezbednosti OB = Sicherheitsorgan). 1966 wurde die UDBA umbenannt in Služba državne bezbednosti (SDB, „Staatssicherheitsdienst“), jedoch hielt sich in der Umgangssprache die Bezeichnung „Udba“ bis zum Ende Jugoslawiens.

Im Inneren war die UDBA für das Aufspüren und die Inhaftierung politischer Gegner und Verdächtiger verantwortlich, von denen viele auf der Insel Goli otok festgehalten wurden. Das Sicherheitsgesetz gab ihr hierfür nahezu unbegrenzten Handlungsspielraum. Im Ausland, wo ihre Tätigkeit nicht durch jugoslawische Gesetze gedeckt war, trat die UDBA gänzlich geheim auf. Ihr Tätigkeitsfeld umfasste hier hauptsächlich Ermordungen, Erpressungen und Entführungen jugoslawischer Emigranten, die in faschistischen und royalistischen Kreisen verkehrten (Ustascha und Tschetniks). Der UDBA werden unter anderem das Attentat 1957 in Argentinien auf den ehemaligen NDH-Staatschef Ante Pavelić, an dessen Spätfolgen dieser 1959 in Madrid starb, der Mord am ehemaligen NDH-Politiker Vjekoslav Luburić 1969 in Spanien, die Ermordung des kroatischen Emigranten Bruno Bušić 1978 in Paris sowie die Morde an den albanischen Emigranten Jusuf (Autor) und Bardhosh Gërvalla und Kadri Zeka (Journalist/Jurist) 1982 in Untergruppenbach zugeschrieben.

Ebenso war die UDBA für eine Serie von Terroranschlägen während der 1970er Jahre in Kärnten verantwortlich, darunter am 18. September 1979 auf das Rathaus der Stadt Völkermarkt, in dem sich eine Ausstellung über den Kärntner Abwehrkampf befand. Dabei verletzten die beiden slowenischen UDBA-Agenten sich selbst und einen Museumsmitarbeiter schwer. Der Agent Luka Vidmar verlor ein Bein. In die Fassade des Rathauses wurde ein Loch gerissen. Die beiden UDBA-Agenten wurden 1980 zur vier Jahren Haft verurteilt, jedoch ein halbes Jahr später gegen zwei Agenten des österreichischen Bundesheers ausgetauscht.[1]

Nach der Auflösung der UDBA in den 1990er Jahren wurden viele ihrer Funktionäre in teilweise hohe Funktionen der Nachfolgestaaten Jugoslawiens übernommen.

Im Jahre 2003 veröffentlichte der ehemalige slowenische Honorarkonsul in Neuseeland Dušan Lajovič unter der Internetadresse www.udba.net[2] umfangreiche Angaben über Personen, die mit der Geheimpolizei Jugoslawiens zusammengearbeitet hatten.

Später gab Lajovič seine Forschungsergebnisse als Buch mit dem Titel Med svobodo in rdečo zvezdo („Zwischen Freiheit und rotem Stern“) heraus. Es handelt sich um eine gekürzte Fassung, da die gesamte politische Führung Sloweniens ausgespart wird.

Bisher wurde in keinem der Nachfolgestaaten Jugoslawiens eine Behörde eingerichtet, die sich mit der Aufarbeitung der Tätigkeit des Geheimdienstes befasst, noch wurde eine offizielle Liste der Mitarbeiter der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Literatur

  • Dušan S. Lajovič: Med svobodo in rdečo zvezdo. Nova obzorja, Ljubljana 2003, ISBN 961-238-206-9 (auf Slowenisch)

Anmerkungen und Quellen

  1. Das Ziel hieß: Kärnten spalten. Kleine Zeitung, 14. August 2009
  2. Die Webseite www.udba.net existiert nicht mehr.

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