Wsewolod Nikolajewitsch Merkulow

Wsewolod Nikolajewitsch Merkulow
Wsewolod Nikolajewitsch Merkulow

Wsewolod Nikolajewitsch Merkulow (* 1895 in Sakataly, Gouvernement Tiflis, Russisches Kaiserreich, heute Zaqatala/Aserbaidschan; † 23. Dezember 1953 in Moskau) war ein sowjetischer Politiker, Geheimdienstfunktionär und zuletzt als Armeegeneral Leiter des MGB.

Leben

Merkulow entstammte einer russischen Offiziersfamilie. Bis 1913 besuchte er in Tiflis ein Gymnasium, das er mit einer Goldmedaille abschloss. Danach studierte er an der Universität St. Petersburg Physik und Mathematik. Während des Ersten Weltkrieges wurde er 1916 in die Armee einberufen, was ihn daran hinderte, sein Studium abzuschließen. Merkulow absolvierte einen Einjahreslehrgang an einer Unteroffiziersschule in Orenburg. Zum Fähnrich befördert, diente er in verschiedenen Einheiten, bis er 1918 wieder nach Tiflis zurückkehrte. Dort arbeitete er als Verwaltungsangestellter an einer Blindenschule.

Ab 1921 war er Mitarbeiter der Geheimpolizei Tscheka bzw. GPU in Georgien. 1925 trat der der KPdSU (B) bei. In der Zeit von 1931 bis 1934 war er ein enger Mitarbeiter von Lawrenti Beria im Parteiapparat der Kommunistischen Partei von Georgien und zuständig für den Aufbau der Hauptverwaltung für Staatssicherheit (GUGB) in der Transkaukasischen SFSR. In dieser Zeit schrieb er eine Broschüre mit dem Titel: Berija - Ein treuer Sohn der Partei. Mitte der 1930er Jahre war Merkulow Leiter der Handelsabteilung der Transkaukasischen Sowjetrepublik und von 1937 bis 1938 Leiter der Abteilung für Wirtschaft und Transport beim Zentralkomitee der georgischen Parteiorganisation. Merkulow war leitend an Säuberungsaktionen in Georgien beteiligt, denen besonders während des Großen Terrors Tausende zum Opfer fielen.

Im September 1938 wurde er zum stellvertretenden Leiter der Hauptverwaltung für Staatssicherheit im NKWD und zum Leiter der Dritten Abteilung ernannt. Am 17. Dezember 1938 übernahm er den Posten des Chefs der Hauptverwaltung für Staatssicherheit (GUGB) und wurde zugleich Stellvertreter Berias, der zu dieser Zeit Volkskommissar für die Inneren Angelegenheiten war. Diese Position hatte er bis zum 3. Februar 1941 inne. Danach wurde er Leiter des neugegründeten NKGB. Diese Position musste Merkulow bereits nach wenigen Monaten im Juli 1941 räumen, da nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion die Strukturen der Sicherheitsorgane stark umorganisiert wurden. Vom 31. Juli 1941 bis zum 14. April 1943 war Merkulow Erster Stellvertretender Volkskommissar für die Inneren Angelegenheiten und leitete ab November 1942 gleichzeitig die Erste Abteilung des NKWD. Am 14. April 1943 wurde er zum Volkskommissar für Staatssicherheit der Sowjetunion ernannt und nach Ende des Zweiten Weltkriegs im Juli 1945 zum Generaloberst befördert. Nach der Umbenennung des NKGB in MGB war er bis Oktober 1946 dessen Leiter. 1947 wurde er zum Leiter der Hauptverwaltung für sowjetisches Vermögen im Ausland ernannt. Nach Stalins Tod im Frühjahr 1953 wurde er Minister für Staatskontrolle.

Am 22. Mai 1953 wurde Merkulow im Zuge der Entmachtung Berias beurlaubt und im September 1953 verhaftet. Am 23. Dezember 1953 wurde er durch ein Sondertribunal des Obersten Gerichtshofs im Schnellverfahren zum Tode verurteilt und umgehend standrechtlich erschossen.

Merkulow war verantwortlich für die Säuberungen in Ostpolen, das im Herbst 1939 im Zuge des Hitler-Stalin-Paktes von der Roten Armee besetzt und der Sowjetunion einverleibt worden war. Außerdem leitete er die Umsiedlungsaktionen gegen „nationalistische Feinde“ in der Westukraine. Er war Leiter der NKWD-Troika, die die Namenslisten der 1940 in Katyn und an anderen Orten in der Sowjetunion erschossenen polnischen Offiziere zusammenstellte.

Auszeichnungen

Literatur

  • Helmut Roewer, Stefan Schäfer und Matthias Uhl: Lexikon der Geheimdienste im 20. Jahrhundert; Herbig, München 2003, ISBN 3-7766-2317-9, S. 294 ff.
  • K. Zalesskij. Imperija Stalina, Moskau, 2000, S. 310-311 (deutsch: Stalins Imperium).

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