Bundesverband Information und Beratung für NS-Verfolgte

Bundesverband Information und Beratung für NS-Verfolgte

Der Bundesverband Information und Beratung für NS-Verfolgte e.V. ist eine im Jahre 1992 gegründete, unabhängige Organisation mit Sitz in Köln.

Gegründet wurde der Bundesverband Information und Beratung für NS-Verfolgte von Vertretern Pax Christis, von NS-Verfolgtenverbänden und Aktion Sühnezeichen Friedensdienste, um die Interessen der weltweit Überlebenden aus der Zeit des Nationalsozialismus zu vertreten und um ihnen Rat und Hilfe zu bieten. Mitglieder des Bundesverbandes sind neben interessierten Einzelpersonen Organisationen wie beispielsweise die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten, Lesben- und Schwulenverband in Deutschland, Arbeitsgemeinschaft ehemals verfolgter Sozialdemokraten, Interessengemeinschaft ehemaliger Zwangsarbeiter oder die Lagergemeinschaft Ravensbrück.

Der Bundesverband Information und Beratung für NS-Verfolgte e.V. versucht neben seiner Beratungstätigkeit unter anderem zu einer authentischen, an der unmittelbaren Erfahrung der Überlebenden orientierten Gedenkkultur beizutragen.

Inhaltsverzeichnis

Initiativen / Projekte

Geschichte

Von 1990 bis 1997 arbeitete der Bundesverband Information und Beratung für NS-Verfolgte an der Einrichtung eines Härtefonds für NS-Verfolgte in Nordrhein-Westfalen. Hier können bedürftige Überlebende mit Wohnsitz in Nordrhein-Westfalen finanzielle Unterstützung erhalten.

1994 erreichte der Bundesverband gemeinsam mit anderen Organisationen eine Entschädigung für die überlebenden Opfer der NS-Militärjustiz, diese hatten bis dahin keine Entschädigungsleistungen erhalten hatten.

Gemeinsam mit dem American Jewish Committee und anderen Verfolgtenverbänden wurde 1995 eine Kampagne für die Holocaust-Überlebenden in Ost- und Mitteleuropa initiiert. Auf der Veranstaltung „Die Überlebenden nicht vergessen“ im Bonner Wasserwerk Anfang des Jahres waren unter anderem Alexander Bergmann von der Jüdischen Gemeinde Riga, Paul Spiegel vom Zentralrat der Juden in Deutschland und Jan Karski, der als Kurier in der NS-Zeit für die polnische Exilregierung in London tätig war, als Redner dabei.

Der Bundesverband war wesentlich beteiligt an den Verhandlungen, die zur Einrichtung der Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" im Jahr 2000 führten. Diese Einrichtung hat an mehr als 1,66 Millionen überlebende NS-Zwangsarbeiter über 4,5 Milliarden Euro ausgezahlt. Der Bundesverband hat als einzige deutsche Verfolgtenorganisation einen Sitz im Kuratorium dieser Stiftung.

Von 2001 bis 2004 beschaffte der Bundesverband im Verbund mit dem Bundesarchiv und dem Internationalen Suchdienst des Roten Kreuzes mehr als 40.000 ehemaligen Zwangsarbeitern, die keinen Nachweis für ihre Zwangsarbeit hatten, die für eine Entschädigung notwendigen Unterlagen.

Der Tatsache, dass die Überleben mittlerweile zum größten Teil hoch betagt sind, trug der Bundesverband mit dem von 2005 bis 2007 in Nordrhein-Westfalen durchgeführten Modellprojekt „Anpassung der Versorgungssysteme der Altenhilfe an die Erfordernisse älterer NS-Verfolgter“ Rechnung: Mitarbeiter und Träger der Altenhilfe wurden dabei für die besonderen Bedürfnisse der Überlebenden sensibilisiert.

Laufende Projekte

Seit 1997 gibt es die beim Bundesverband Information und Beratung für NS-Verfolgte angesiedelte Transferstelle zur Verbesserung der Information und der Beratung für NS-Verfolgte in Nordrhein-Westfalen. Sie ist der Ansprechpartner der Überlebenden in Nordrhein-Westfalen in allen Entschädigungsfragen und Fragen der Altenhilfe und wird vom Land Nordrhein-Westfalen finanziert.

Seit März 2005 veranstaltet der Bundesverband in Köln das Erzähl- und Begegnungscafé für die Überlebenden, die sich dort regelmäßig zu Kaffee und Kuchen treffen können. Das Café dient zum alltäglichen Dialog und, wenn nötig, auch zur Beratung durch die Mitarbeiter des Bundesverbandes. Alle zwei Monate wird das Begegnungscafé zu einem Erzählcafé geöffnet. Dann berichtet einer der NS-Überlebenden aus seinem Leben, um danach mit den Zuhörern, unter denen sich auch oft Schüler befinden, zu diskutieren.

Im August 2007 startete das Modellprojekt Begleit- und Besuchsdienst für NS-Verfolgte, für das Aktion Mensch 4000 Euro zur Verfügung stellte. Damit wurde ermöglicht, dass drei Freiwillige ein Jahr lang 20 bis 30 NS-Verfolgte regelmäßig besuchen.

Entwicklung

Neben den Überlebenden aus der NS-Zeit wenden sich auch Nachkommen der zweiten und dritten Generation an den Bundesverband, die etwas über das Schicksal ihrer Eltern oder Großeltern zur Nazi-Zeit herausfinden wollen. Der Bundesverband entwickelt nun auch Projekte, die sich mit der Erinnerung und dem Gedenken sowie der politischen Bildung beschäftigen.

Prominente Unterstützer

Der Schauspieler Klaus Nierhoff, der in der ARD-Serie Lindenstraße mitspielt, unterstützt und besucht das Erzähl- und Begegnungscafé für NS-Verfolgte regelmäßig. Im Jahr 2000 wurde der Verein mit dem Demokratiepreis ausgezeichnet.

Weblinks


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