Demilitarisierte Zone (Koreanische Halbinsel)

Demilitarisierte Zone (Koreanische Halbinsel)
Karte der DMZ. Die eigentliche DMZ ist in Rot, in der Mitte ist die MDL (schwarze Linie). Zum Lagevergleich ist rechts unten die Koreanische Halbinsel mit Ausschnittsangabe.
Ausschnitt der Koreanischen Halbinsel mit der DMZ (gelbes Band)

Die demilitarisierte Zone (DMZ) teilt die Koreanische Halbinsel de facto in Nord- und Südkorea auf. Sie wurde nach dem drei Jahre dauernden Koreakrieg im Jahre 1953 eingerichtet und läuft von West-Südwest nach Ost-Nordost quer über die Halbinsel, wobei sie nördlich Seouls den 38. Breitengrad schneidet, der bis zum Kriegsausbruch die Grenze zwischen beiden Staaten bildete.

Die DMZ ist 248 Kilometer lang und ungefähr vier Kilometer breit.[1] In ihrer Mitte verläuft die Militärische Demarkationslinie (MDL), de facto die Grenze zwischen Nord- und Südkorea. Die DMZ wird von der aus Vertretern beider Seiten bestehenden Waffenstillstandskommission MAC (von engl. Military Armistice Commission) verwaltet. Das Betreten der DMZ ohne Genehmigung der Waffenstillstandskommission ist beiden Seiten grundsätzlich untersagt.

Inhaltsverzeichnis

Namensgebung

Der englische Begriff für die „Demilitarisierte Zone“ lautet demilitarized zone (ebenfalls „DMZ“ abgekürzt) und würde in der korrekten deutschen Übersetzung entmilitarisierte Zone heißen. Im üblichen Sprachgebrauch und zur Unterscheidung von anderen entmilitarisierten Zonen hat sich jedoch die Anlehnung an den englischen Ausdruck auch im Deutschen und vor allem auch unter den in Nord- und Südkorea lebenden Deutsch sprechenden Personen verfestigt.

Geschichte

Nachdem 1945 durch die Kapitulation Japans der Zweite Weltkrieg sein Ende genommen hatte, wurde die Provinz Chōsen, welche dem Gebiet des seit 1910 in das Japanische Kaiserreich eingegliederten und kolonisierten Koreas entsprach, von den Siegermächten entlang des 38. Breitengrads in zwei Besatzungszonen aufgeteilt. Der Süden wurde von US-amerikanischen Truppen besetzt, der Norden kam unter Kontrolle der Roten Armee.

Dorasan ist der letzte Bahnhof vor der Grenze, Fahrten nach Nordkorea sind beabsichtigt, aber noch nicht möglich.

Nachdem sich in beiden Teilen Regierungen bildeten, die Anspruch auf die gesamte Koreanische Halbinsel erhoben, eskalierte der Konflikt 1950 zum Koreakrieg. Im Waffenstillstandsvertrag wurde 1953 die Einrichtung einer entmilitarisierten Zone geregelt, die beide Staaten voneinander trennt.

Der Baum, der im Mittelpunkt des Konfliktes 1976 stand, in dessen Verlauf zwei US-Soldaten getötet wurden.

Angesichts der Tatsache, dass Nord- und Südkorea sich noch heute formell im Kriegszustand befinden, kam es in der DMZ bislang nur zu wenigen direkten Konflikten. Neben einer Reihe von Überläufen von beiden Seiten war ein Streit im Jahr 1976 über das Fällen eines Baums an der MDL, in dessen Verlauf zwei US-amerikanische Soldaten von der Nordkoreanischen Volksarmee getötet wurden, der einzige ernsthafte Zwischenfall. Im Zeitraum von 1974 bis 1990 wurden insgesamt vier Tunnel gefunden, die vom Norden aus unter der DMZ in den Süden gegraben wurden, um im Kriegsfall Militäreinheiten unbehelligt durch die DMZ zu transportieren. Es wird vermutet, dass es weitere, noch nicht entdeckte Tunnel gibt. Heute können einzelne Tunneleingänge von Touristen besichtigt werden.

Mit historischer Symbolik überquerte am 2. Oktober 2007 der südkoreanische Präsident Roh Moo-hyun die Grenze und die demilitarisierte Zone zu Fuß und nahm am gleichen Tag in Pjöngjang an einem Gipfeltreffen mit Nordkoreas Staatsführer Kim Jong-il teil.

Panmunjeom

Der Grenzübergang Panmunjeom aus Sicht Nordkoreas

In der DMZ befindet sich der Ort Panmunjeom, an dem 1953 der Waffenstillstandsvertrag unterschrieben wurde. Panmunjeom ist auch das Hauptquartier der Waffenstillstandskommission MAC. Seit dem Ende des Koreakrieges haben dort wiederholt Verhandlungen zwischen beiden Seiten stattgefunden.

Sonstige Siedlungen

Darüber hinaus gibt es zwei kleine Dörfer:

  • Daeseong-dong („Dorf des großen Erfolgs“) – das amerikanische Militär bevorzugt die Bezeichnung Freedom Village („Freiheitsdorf“) – befindet sich auf der Südseite der MDL. Es ist ein traditionelles Dorf und wird von der südkoreanischen Regierung scharf kontrolliert. Wohnen darf dort nur, wer schon bei Abschluss des Waffenstillstands 1953 dort gewohnt hat oder von einem dieser Einwohner abstammt. Die Bewohner dürfen bei Einbruch der Dunkelheit ihre Häuser nicht mehr verlassen, erhalten aber im Gegenzug eine Reihe von Vergünstigungen; u. a. sind sie vom Militärdienst befreit und müssen auch keine direkten Steuern bezahlen. In Daeseong-dong gibt es auch die Grundschule „Daeseong-dong Elementary School“.
Die nordkoreanische Flagge über Kijŏng-dong. Mit 160 m Höhe ist dies der dritthöchste Flaggenmast der Welt, die Flagge allein wiegt 270 kg.
  • An der nordkoreanischen Seite befindet sich Kijŏng-dong („Friedensdorf“). Es gilt als „Propagandadorf“, in dem sich hauptsächlich nordkoreanische Soldaten aufhalten sollen. Früher wurde von dort aus nordkoreanische Propaganda über Lautsprecher in südkoreanische Richtung verbreitet.

Natur

Abgesehen von den erwähnten Siedlungen sowie einer großen Anzahl Landminen, Panzersperren und Stacheldrahtzäunen ist die DMZ vom Menschen weitgehend unberührt. Da sich niemand ohne ausdrückliche Genehmigung der MAC in der DMZ aufhalten darf, konnte sich innerhalb von Jahrzehnten eine naturbelassene Tier- und Pflanzenwelt (Urwald) entwickeln. In der DMZ halten sich seltene und geschützte Tiere wie der Mandschurenkranich, Weißnackenkranich, eurasischer Mönchsgeier, Schwarzstirnlöffler, Amurtiger, asiatischer Schwarzbär und möglicherweise sogar der Sibirische Tiger auf.[2][3]

Es gibt ein DMZ-Forum, eine Initiative, die vorschlägt, die DMZ aufgrund seiner Natur in die UNESCO-Welterbe und als Peace Park einzutragen.[4]

Die südkoreanische Regierung hat am 23. März 2010 angekündigt, entlang der DMZ einen Querfeldein-Radweg zu bauen. Dies ist Teil der Bemühungen, die DMZ zu einer weltklassigen Touristenattraktion zu machen. Weitere Pläne sehen Parks, Begegnungszentren sowie ein Naturobservatorium vor.[1]

Literatur

  • Lee Si-Woo: Im Niemandsland – Eine Reise entlang der innerkoreanischen Grenze. Abera Verlag, Hamburg 2007, ISBN 978-3-934376-68-7.

Weblinks

 Commons: Demilitarisierte Zone (Koreanische Halbinsel) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b The Korea Herald vom 23. März 2010: S. Korea to create eco-tourism belt in DMZ, abgerufen am 24. März 2010
  2. dmzformum.org: Tigers and Landmines, in englischer Sprache, abgerufen am 8. September 2011
  3. dmzforum.org: DMZ Forum. A Statement of the DMZ Forum, März 2008, in englischer Sprache, abgerufen am 8. September 2011
  4. dmzforum.org: 2003 Anniversary Meeting, Transboundary Peace Park Projekt, in englischer Sprache, abgerufen am 8. September 2011

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