Julius Fräßdorf

Julius Fräßdorf

Karl Julius Fräßdorf (* 26. Mai 1857 in Neuzelle[1]; † 26. März 1932 in Dresden) war ein deutscher Politiker (SPD) und Gewerkschaftsfunktionär. Während der Weimarer Republik war er Präsident der Sächsischen Volkskammer und des Sächsischen Landtags.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

SPD–Reichstagsabgeordnete aus Sachsen von 1903

Fräßdorf erlernte nach Besuch der Volksschule Neuzelle ab 1871 das Töpferhandwerk, das auch sein Vater schon ausgeübt hatte. Während seiner Wanderschaft trat er 1875 im Gesellenstand in Lübeck in den Allgemeinen Deutschen Töpferverein, dessen Schriftführer er später wurde. Für sein Engagement wurde er wiederholt gemaßregelt und mit Gefängnisstrafen belegt. Von 1877 bis 1880 leistete er beim 2. sächsischen Jägerbataillon seinen Militärdienst. Anschließend widmete er sich wieder seinem erlernten Beruf als Töpfer und Ofensetzer.

1882 war er einer der Mitbegründer des Fachverein der Töpfer und Berufsgenossen in Dresden und wurde im November des Jahres zu dessen ersten Vorsitzender gewählt. Im folgenden Jahr trat er in die SPD ein, in der er ab 1890 als Funktionär tätig wurde. 1885 übernahm er den Vorsitz der Zentral-Kranken- und Sterbekasse der Töpfer in Dresden. Der Allgemeinen Ortskrankenkasse Dresden stand er von 1895 bis zu seinem Tod vor. 1902 übernahm er zudem den Vorsitz im Aufsichtsrat des Konsumvereins „Vorwärts“ in Dresden und 1903 den des Hauptverbands Deutscher Ortskrankenkassen sowie des Verbands Sächsischer Ortskrankenkassen.

Im SPD-Kreisverband Dresden-Neustadt wurde er 1890 zum Vorsitzenden und Agitationsleiter gewählt. 1892 kandidierte er erfolglos für den Reichstag, wurde aber 1895 im Wahlkreis Pirna in die II. Kammer des Sächsischen Landtags gewählt. Das 1896 eingeführte Dreiklassenwahlrecht verhinderte 1901 seine Wiederwahl. Von Juni 1903 bis Januar 1907 war er Abgeordneter des Deutschen Reichstags. Die Einführung des Pluralwahlrechts ermöglichte ihm 1909 die Rückkehr in die II. sächsische Kammer. Von 1911 bis 1913 übernahm er in dieser die Funktion des ersten Vizepräsidenten. Während der Novemberrevolution erhielt er vom sächsischen König Friedrich August III. gemeinsam mit seinem Fraktionskollegen Max Wilhelm August Heldt die Ernennung zum königlich-sächsischen Staatsminister ohne Portefeuille, welche Funktion er jedoch nur vom 1. bis zum 11. November 1918 ausübte. In der Folge war er zeitweise Führungsmitglied des Dresdner Arbeiter- und Soldatenrats. Ab 1919 übernahm er das Amt des Präsidenten der Sächsischen Volkskammer und des Sächsischen Landtags. Er unterstützte die Bildung einer sächsischen Regierung als Koalition aus den Mehrheitssozialdemokraten (MSPD) und der liberalen Deutschen Demokratischen Partei (DDP), die er gemeinsam mit Karl Sindermann und Georg Gradnauer gegen der Widerstand seiner linken Parteigenossen um Ernst Castan und Alfred Fellisch durchsetzte. Als 1923 unter Erich Zeigner eine Minderheitsregierung mit Tolerierung durch die KPD gebildet wurde, trat er aus seiner Partei aus und zog sich aus der Politik zurück. 1926 schloss er sich der als Abspaltung aus der SPD neu gegründeten Alten Sozialdemokratischen Partei Sachsens (ASPS) an.

Literatur

  • Elvira Döscher, Wolfgang Schröder: Sächsische Parlamentarier 1869–1918. Die Abgeordneten der II. Kammer des Königreichs Sachsen im Spiegel historischer Photographien. Droste, Düsseldorf 2001, ISBN 3-7700-5236-6, S. 373 (Photodokumente zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien 5).
  • Josef Matzerath: Aspekte sächsischer Landtagsgeschichte. Präsidenten und Abgeordnete von 1833 bis 1952. Sächsischer Landtag, Dresden 2001, S. 139f.
  • Josef Matzerath: Fräßdorf, Karl Julius. In: Sächsische Biografie. Herausgegeben vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde, bearb. von Martina Schattkowsky.
  • Wilhelm Heinz Schröder: Sozialdemokratische Parlamentarier in den deutschen Reichs- und Landtagen 1867–1933. Biographien, Chronik, Wahldokumentation. Ein Handbuch. Droste, Düsseldorf 1995, ISBN 3-7700-5192-0, S. 447 (Handbücher zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien 7).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Matzerath nennt als Geburtsort Neuzelle, Döscher/Schröder nennen als solchen Schlaben Kreis Guben

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Fräßdorf — ist der Name folgender Personen: Julius Fräßdorf (1857–1932), deutscher Politiker (SPD), Sächsischer Landtagspräsident Otto Fräßdorf (* 1942), deutscher Fußballspieler Diese Seite ist eine Begriffsklärung zur Unterscheidu …   Deutsch Wikipedia

  • Robert Georgi — (1802–1869) Robert Georgi (* 11. November 1802 in Dresden; † 13. November 1869 in Mylau) war ein deutscher Unternehmer und Politiker. Er war Mitglied beider Kammern des Sächsischen Landtags, Präsident der I. Kammer und sächsischer… …   Deutsch Wikipedia

  • Wilhelm Friedrich August von Leyßer — (1771 1842) Wilhelm Friedrich August von Leyßer (* 17. Juli 1771 in Holzminden[1]; † 21. Dezember 1842 in Dresden) war ein …   Deutsch Wikipedia

  • Erich Iltgen — (* 10. Juli 1940 in Köln) ist ein deutscher Politiker (CDU). Er war von 1990 bis 2009 Präsident des Sächsischen Landtages. Inhaltsverzeichnis 1 Leben …   Deutsch Wikipedia

  • Karl Gustav Ackermann — Mitglieder der Reichstagsfraktion der Deutschkonservativen Partei (von links nach rechts): Rudolph Wichmann, Otto von Seydewitz, Helmuth von Moltke, Graf Konrad von Kleist Schmenzin, Otto von Helldorff, Karl Gustav Ackermann. Karl Gustav… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Mitglieder der Sächsischen Volkskammer — Diese Liste gibt einen Überblick über die Mitglieder der Sächsischen Volkskammer in der Weimarer Republik 25. Februar 1919 bis zum 4. November 1920. Die Wahlen zur Sächsischen Volkskammer fanden am 2. Februar 1919 statt. Zusammensetzung Fraktion… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Mitglieder des Sächsischen Landtags (Weimarer Republik) 1.Wahlperiode — Diese Liste gibt einen Überblick über die Mitglieder des Sächsischen Landtags in der Weimarer Republik vom 7. Dezember 1920 bis zum 14. September 1922. Die Wahlen zum Sächsischen Landtag fanden am 14. November 1920 statt Zusammensetzung Fraktion… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Mitglieder des Sächsischen Landtags in der Weimarer Republik (1. Wahlperiode) — Diese Liste gibt einen Überblick über die Mitglieder des Sächsischen Landtags in der Weimarer Republik vom 7. Dezember 1920 bis zum 14. September 1922. Die Wahlen zum Sächsischen Landtag fanden am 14. November 1920 statt Zusammensetzung Fraktion… …   Deutsch Wikipedia

  • Matthias Rößler — im April 2010 Matthias Erich Rößler (* 14. Januar 1955 in Dresden) ist ein deutscher Politiker (CDU). Er ist seit 1990 Mitglied des Sächsischen Landtags und war von 1994 bis 2004 zunächst als Kultus und später als Wissenschafts und Kunstminister… …   Deutsch Wikipedia

  • Wilhelm Schaffrath — (um 1848) Wohnha …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”