Hermann Christian von Wolffradt

Hermann Christian von Wolffradt

Hermann Christian von Wolffradt (* unbekannt; † 16. September 1723 in Dömitz) war Geheimer Rat und Kanzler von Mecklenburg-Schwerin.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Hermann Christian von Wolffradt war der dritte Sohn des Hermann von Wolffradt (1629–1684) und der Christine Rehnskiöld.

Er stand zunächst im Dienst des Herzogs Friedrich Wilhelm (I.), des Regenten von Mecklenburg-Schwerin. Um 1705 begleitete er dessen Bruder, Herzog Christian Ludwig, auf eine diplomatische Mission in die Niederlande und nach England.[1] Im Auftrag Friedrich Wilhelm I. reiste er 1713 nach Berlin und zu dessen Schwester, der preußischen Königin Sophie Luise, die nach Perwenitz abgeschoben worden war.[2] Nach dem Tod des Herzogs im gleichen Jahr war er für dessen Nachfolger Karl Leopold tätig. 1720 wurde er von Karl Leopold in Dömitz zum Kanzler ernannt.[3]

Bereits 1718 oder 1719 soll es wegen eines Berichts über eine angebliche Verschwörung gegen Karl Leopold, den von Wolffradt zusammen mit den Geheimen Räten Schöpfer, Schaper und von Petkum unterzeichnet hatte, zu einem gestörten Vertrauensverhältnis gekommen sein. Der Denunziant flüchtete, als die vermeintlichen Verschwörer in Hamburg gefasst werden sollten. Von Wolffrath verfasste ein sehr unterwürfiges Entschuldigungsschreiben, nachdem zwei der Räte entlassen worden waren.[3]

Zum erneuten Konflikt mit dem Herzog soll es mit dem Weggang von Albrecht Joachim von Krakevitz nach Schwedisch-Pommern gekommen sein. Wolffradt, dessen Frau die Mätresse des Herzogs war, fiel plötzlich bei Karl Leopold in Ungnade. Angeblich wurde er der Fälschung eines nicht näher benannten Dokumentes angeklagt. Dass es sich dabei um die Entlassungsurkunde für Krakevitz gehandelt haben könnte, wurde von David Franck in seinem Werk „Altes und Neues Mecklenburg“ als unglaubwürdig bezeichnet. Ab Sommer 1721 wurden gegen von Wolffradt und den Geheimen Kabinettssekretär Scharff Untersuchungen durchgeführt. Dem ebenfalls in Ungnade gefallenen Dömitzer Festungskommandanten Oberst Balzer Detlof von Buggenhagen[4] und dem Oberjägermeister von Bergholz gelang die Flucht. Mit der Zeit wurde die Untersuchung auf den Dömitzer Bürgermeister Brasch, Familienangehörige und Hausangestellte der Verdächtigen sowie auf mehrere Musketiere ausgeweitet. Zwei der Musketiere wurden im Dezember 1721 hingerichtet. Dem durch deren Aussagen belasteten Scharff wurden unter der Folter Aussagen abgepresst, die Karl Leopold angeblich bewogen, kurz darauf Dömitz zu verlassen. [5]

Am 29. Mai 1722 wurde Hermann Christian von Wolffradt durch den Hofgerichtspräsidenten Jakob Carmon und dem Kanzleirat Ch. David Schröder zum Tode verurteilt.[6] Am 16. September 1723 wurde von Wolffradt in Dömitz öffentlich enthauptet.[3] Brasch und Scharff starben in den folgenden Monaten im Gefängnis. [5]

Familie

Hermann Christian von Wolffradt war seit dem 29. September 1719 mit Frederika Wilhelmina (N.N.) verheiratet. [7] Sie war die Mätresse Karl Leopolds und blieb es auch acht Jahre über von Wolffradts Tod hinaus.

Literatur

  • Carl Gesterding: Genealogien und beziehungsweise Familienstiftungen Pommerscher, besonders ritterschaftlicher Familien. Erste Sammlung. G. Reimer, Berlin 1842, S. 212f. (Digitalisat)
  • Carl Eduard Friedrich Dalmer: Sammlung etlicher Nachrichten aus der Zeit und dem Leben des D. Albr. Joach. v. Krakevitz. Hingst, Stralsund 1862, S. 132f. (GoogleBooks)

Einzelnachweise

  1. Heinrich Reifferscheid: Wie die Schweriner Museen wurden. In: Mecklenburgische Jahrbücher. Bd. 97, 1933, S. 129-158 (Digitalisat)
  2. Friedrich Wigger: Aus dem Leben der Königin Sophie Louise von Preußen (der "Princesse von Grabow"). In: Verein für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde: Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde. Bd. 41, 1876, S. 3–97 (Digitalisat)
  3. a b c Wolffradt, ?? von. Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern, 7. Juni 2004, abgerufen am 21. Dezember 2009.
  4. Carl Gesterding: Genealogien und beziehungsweise Familienstiftungen Pommerscher, besonders ritterschaftlicher Familien. Erste Sammlung. G. Reimer, Berlin 1842, S. 179 (Digitalisat)
  5. a b Wilhelm Paul Graff: Die zweite Ehe des Herzogs Karl Leopold : ein Kulturbild aus Meklenburg im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts. In: Verein für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde: Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde. Bd. 60, 1895, S. 199-308 (Digitalisat)
  6. Karl Ernst Hermann Krause: Carmon, Jakob. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 4, Duncker & Humblot, Leipzig 1876, S. 3 f.
  7. Die Abstammung der Braut ist umstritten. Einig sind ältere Autoren nur darin, dass sie uneheliche Tochter eines Fürsten war. Als ihren Vater vermutet man den mecklenburgischen Herzog Friedrich Wilhelm (I.) oder der preußischen "Soldatenkönig" Friedrich Wilhelm I..

Weblinks


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