Hohe Brücke (Gunzesried)

Hohe Brücke (Gunzesried)
47.51510.2137913
Hohe Brücke
Nutzung Straßenbrücke
Querung von Gunzesrieder Ach
Ort Blaichach im Oberallgäu
Konstruktion Stahlbeton-Bogenbrücke
Fertigstellung 1901
Zustand Originalsubstanz im Kern erhalten, sanierungsbedürftig
Höhe über dem Meeresspiegel 913 m

Älteste Stahlbetonbrücke Deutschlands; Abbruch 2010/2011, wird ersetzt durch Stahlverbundbrücke

Die Hohe Brücke bei Blaichach im Oberallgäu ist mit Baujahr 1901 eine der ältesten Stahlbetonbrücken Deutschlands. Sie wird gegen den Widerstand der Denkmalpflege derzeit durch einen Neubau ersetzt und bis Frühsommer 2011 abgebrochen.

Inhaltsverzeichnis

Alte Brücke

Bau und Sanierung

Die Bogenbrücke über den tief eingeschnittenen Tobel des Gebirgsbaches Gunzesrieder Ach steht auf 913 Meter Meereshöhe, etwa 1 km westlich des Blaichacher Ortsteils Gunzesried an der Fahrstraße zur Ansiedlung Gunzesried-Säge.

In den 1960er Jahren erfolgte eine Sanierung, bei der die alten Pfeiler mit neuem Beton ummantelt wurden, der Kern aber vollständig erhalten blieb. Bis zuletzt war die Brücke dadurch funktionsfähig, wenn auch nur noch für Fußgänger und Radfahrer benutzbar und erneut stark sanierungsbedürftig.

Diskussion über den Erhalt, Entscheid zum Abriss

Nach ersten Überlegungen der Gemeinde zu einem Neubau der Brücke wurden etwa seit Jahresbeginn 2008 die Einwände des Denkmalschutzes und die verschiedenen Optionen (Erhalt und Sanierung oder Abriss und Neubau) diskutiert.

Die Kosten einer erneuten Sanierung wurden höher als für einen Neubau veranschlagt, bei einer maximal möglichen Tragkraft der alten Brücke von 24 Tonnen (schwerere Fahrzeuge bis 40 Tonnen nur mit Einzelgenehmigung). Während der Reparatur wäre die Brücke, die den einzigen Zugang zum Talende darstellt, vier Monate lang gesperrt worden. Die Kosten eines Neubaues samt einer temporären Behelfsbrücke während der Bauzeit wurden dagegen zuletzt auf 1,9 Millionen Euro veranschlagt, wobei die Gemeinde aufgrund staatlicher Zuschüsse im Endeffekt noch rund 800.000 Euro zu tragen hat. Der Neubau kann jedoch auch von schweren Langholz- und Kiestransportern befahren werden.[1] Eine Bürgerversammlung des Ortsteils Gunzesried sprach sich daher deutlich für einen Abriss und Neubau aus, der Gemeinderat schloss sich dem einstimmig an.

Nachdem die industriegeschichtliche Bedeutung der Brücke zuerst viele Jahrzehnte unbeachtet geblieben war, veranlasste das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege eine Neubewertung und trug das Bauwerk als besonders bedeutendes Objekt in die Denkmalliste ein, um einen Abriss zu erschweren. Das Amt entwickelte außerdem mit dem von der Gemeinde für den Brückenneubau beauftragten Planer eine Variante, gemäß der die Brücke in ihren ursprünglichen Zustand zurück versetzt und so saniert werden sollte, dass sie auch wieder für schwere Fahrzeuge befahrbar geworden wäre. Die Kosten dafür wurden auf etwas höher als ein Neubau veranschlagt. Die Gemeinde entschied daraufhin zunächst, nicht auf einem Abriss zu bestehen, wenn soviel Geldmittel für den Denkmalerhalt bewilligt würden, dass auf die Gemeinde keine Mehrkosten zukommen.[2] Die Regierung von Schwaben stellte eine Förderung von 65 % für den Neubau in Aussicht, der seinerzeit amtierende bayerische Kunstminister Thomas Goppel einen Zuschuss des Denkmalschutzes für den Erhalt in Höhe von rund 330.000 Euro.[3]

Parallel zu den Diskussionen wurde eine – unabhängig von der Diskussion für beide Varianten benötigte – Behelfsbrücke errichtet, die im Oktober 2009 freigegeben wurde. Nachdem sich jedoch die Kosten des Projektes, unter anderem wegen der Fundamentierung für die Behelfsbrücke in einem labilen Hang, weiter verteuerten, erwirkte die Gemeinde Blaichach gegen den Widerstand des Denkmalamtes die Abrissgenehmigung für die alte Brücke, welche im Sommer 2010 vom Landratsamt Oberallgäu erteilt und bestandskräftig wurde.[4][5]

An die alte Brücke sollen künftig nur noch Schautafeln erinnern.

Neue Brücke

Die neue Brücke wird eine im Verschiebeverfahren hergestellte Stahlverbundbrücke mit einer Gesamtlänge von 42 Metern, einer Fahrbahnbreite von 6,50 Metern und Gesamtbreite von 8 Metern sowie einer lichten Höhe von rund 25 Metern.[6] Gesamtplaner der Maßnahmen (Abbruch und Neubau) ist das Büro Dr. Schütz Ingenieure aus Kempten, ausgeführt werden die Neubauarbeiten vom Unternehmen Matthäus Schmid aus Baltringen bei Ulm, die Behelfsbrücke wurde von den Unternehmen Mühlbauer Stahlbau + Metallbau aus Furth im Wald und Engel & Buchelt Bau aus Blaichach errichtet.

Die Brückenpfeiler der alten Brücke dienen derzeit noch als temporäres Stützgerüst für den Neubau. Nachdem zunächst die neuen Betonfundamente gegossen wurden, begann im Sommer 2010 die Konstruktion des Brückenunterbaues mit Stahlträgern.[7]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Bei Hoher Brücke Bogen zu Neubau geschlagen, Allgäuer Anzeigeblatt, 6. Februar 2008
  2. Diskussion um „Hohe Brücke“ strebt zu neuen Ufern, Allgäuer Anzeigeblatt, 30. Juni 2008
  3. Tragfähige Brückenlösung noch nicht zementiert, Allgäuer Anzeigeblatt, 19. November 2008
  4. Bei der «Hohen Brücke» wird aufs Tempo gedrückt, Allgäuer Anzeigeblatt, 4. August 2009
  5. Gunzesried wird jetzt das Drei-Brücken-Dorf, Allgäuer Anzeigeblatt, 15. Oktober 2009
  6. Ausschreibung
  7. Tonnenschwerer Stahl fürs Gunzesrieder Tal, Allgäuer Anzeigeblatt, 11. August 2010

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Hohe Brücke — ist der Name folgender Brücken: Hohe Brücke (Chemnitz), eine Brücke über den Fluss Chemnitz in Chemnitz Hohe Brücke (St. Georgenberg), eine Brücke über den Georgenbach, als Zugang zum Tiroler Wallfahrtsort St. Georgenberg Hohe Brücke (Königsberg) …   Deutsch Wikipedia

  • Allgäuer Alpen — f1 Allgäuer Alpen Lage der Allgäuer Alpen innerhalb der Ostalpen Höchster Gipfel Großer Krottenkopf (2.657&# …   Deutsch Wikipedia

  • Blaichach — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”