Karl Huss

Karl Huss

Karl Huss (* 3. Januar 1761 in Brüx ; † 19. Dezember 1836 auf Schloss Königswart in Westböhmen) war ein Scharfrichter der Stadt Eger, Heilkundiger und Sammler. Er war mit Johann Wolfgang von Goethe befreundet und nach dem Jahr 1828 Kustos der Fürst Metternichschen Sammlungen auf Schloss Königswart.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Karl Huss, als Sohn des Scharfrichters der Stadt Brüx Paul Huss geboren, wurde Schüler des Gymnasiums des Ordens der Piaristen in Brüx. Vorurteile wegen des „unehrlichen“ Berufs des Vaters als Henker zwangen Karl Huss die Schule zu verlassen. Er hatte nur die berufliche Möglichkeit, ebenfalls Henker zu werden, suchte aber weiterhin Wissenserwerb durch Privatunterricht. Mit 15 Jahren führte er die erste Hinrichtung durch, ging als 18jähriger auf Wanderschaft und kam im Sommer nach Eger in Westböhmen, wo sein Onkel Scharfrichter war. Für den Altgewordenen führte er drei Hinrichtungen zur Zufriedenheit des Rates der Stadt durch und wurde der letzte Henker der Stadt Eger, da nach dem Jahre 1788 die Todesstrafe nicht mehr mit dem Richtschwert oder am Galgen vollstreckt wurde. Karl Huss, als „letzter Scharfrichter von Eger“ in Romanen dargestellt, wurde eine Figur der Literatur.

Anerkennung als Heilkundiger und Sammler

Durch eigene Beobachtungen gefördert, behandelte Karl Huss mit anerkanntem Erfolg als Heilkundiger kranke Menschen und Tiere, fand Zutritt zu bürgerlichen Familien der Stadt Eger und lernte Sophia Eberl, eine Tochter des Bäckermeisters Eberl kennen. Es kam zu einer Eheschließung und einem gemeinsamen Leben im Scharfrichterhaus beim Mühltor unterhalb der Burg von Eger, für Besucher der Stadt Eger und Kurgästen der nahe gelegenen Badeorte Franzensbad, Marienbad und Karlsbad eine begehrte Besuchsadresse. Neben der Besichtigung der Sammlungen von Münzen, Waffen, Schwertern, Werkzeugen aller Art, Mineralien und Antiquitäten, welche Karl Huss anlegte, interessierten auch seine Forschungsergebnisse zur Stadtgeschichte und der Volkskunde des Egerlandes. Johann Wolfgang von Goethe kam bei seinen Aufenthalten in Eger sechsmal in das Wohnhaus der Huss zu Besuch und besichtigte die Neuzugänge der Sammlungen.

Kustos auf Schloss Königswart

Nach dem Tod der Ehefrau Sophia, geborene Eberl, im Jahre 1824 vereinsamte Karl Huss, und aus Sorge, was mit seinen Sammlungen nach seinem Tod geschehen könnte, bot er die Bestände ohne Erfolg dem Magistrat der Stadt Eger zum Kauf an. Durch Vermittlung eines Heimatforschers, des Magistrats- und Kriminalrats Joseph Sebastian Grüner, übernahm Klemens Wenzel Lothar von Metternich (1773–1859) die Sammlungen aus dem Scharfrichterhaus in Eger. In einem Vertrag erhielt Karl Huss dafür eine lebenslange Rente von 300 Gulden, freies Wohnen und Beheizung sowie die Stelle des Kustos der fürstlichen Sammlungen auf Schloss Königswart.

Im Mai 1828 brachte Karl Huss seine Sammlungen nach Schloss Königswart bei Eger. Als dort ein Teil der Münzsammlung mit wertvollen Einzelstücken gestohlen wurde, verdüsterte sich sein Aufenthalt durch den unbegründeten Verdacht, diese entwendet zu haben. Erst die Aufklärung des Diebstahls rehabilitierte ihn. Sammelstücke aus dem Besitz des Karl Huss auf Schloss Königswart in Westböhmen sind bis heute im dortigen Königswarter Museum der Geschichte erhalten geblieben.

Schriftlicher Nachlass von Karl Huss

  • Eine Autobiographie, geschrieben in den Jahren 1797 bis 1828.
  • Eine vierbändige, bebilderte Chronik der Stadt Eger: „Wie sich von anfangs der Stadt Eger … zugetragen“, 4 Bände, 1797, welche Karl Huss mit kolorierten Abbildungen von Gebäuden, Denkmälern, Wappen und Burgen der Egerer Geschlechter illustriert hat.
  • Die Abhandlung „Vom Aberglauben“, aus seinen Beobachtungen dargestellt, wurde im Jahre 1910 von Alois John, dem Leiter des Stadtarchivs in Franzensbad in den Beiträgen zur Volkskunde des Egerlandes veröffentlicht.

Literatur

  • Jaromír Boháč: Deset obrazů z dějin Chebského muzea – Zehn Bilder aus der Geschichte des Egerer Museums. Karl Huss, Cheb/Eger 2003, S. 34–57.
  • Josef Weinmann: Egerländer Biographisches Lexikon, Band 1. Männedorf / ZH 1985, ISBN 3-922808-12-3, S. 237.
  • Johannes Urzidil: Goethe in Böhmen. Karl Huss, Sophie Huss, geborene Eberl, Darmstadt 1965, S. 37, 56, 114, 127, 157, 168, 287, 288, 424, 428.
  • Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaisertums Österreichs, Band 6 und 9.
  • Biographisches Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder, Band I. herausgegeben von Heribert Sturm im Auftrag des Collegium Carolinum, München 1979, S. 710–711.
  • Lorenz Schreiner: Denkmäler im Egerland – Dokumentation einer deutschen Kulturlandschaft zwischen Bayern und Böhmen. Amberg 2004, S. 828. Kriminalia.de – Das Online-Magazin für Kriminal- und Rechtsgeschichte: Scharfrichter Tagebücher. Beitrag zu dem Scharfrichter Karl Huss.

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