Leo Hugot

Leo Hugot

Leo Hugot (* 3. Januar 1925 in Aachen; † 26. August 1982 ebenda) war ein deutscher Architekt und Bauhistoriker.

Als Architekt, Archäologe, Dombaumeister und Stadtkonservator hat Leo Hugot sich um die Stadt Aachen und das Erbe Karls des Großen in der Nachkriegszeit verdient gemacht.

Leben und Werk

Leo Joseph Hugot wurde am 3. Januar 1925 in Aachen als einziger Sohn von Josefine Hugot, geborene Alt, und Leonhard Hugot geboren. Die Familie wohnte in Aachen-Burtscheid. Dort besuchte Leo Hugot acht Jahre die Volksschule. Der Aachener Domkapellmeister Theodor Bernhard Rehmann wurde auf den jungen begabten Domsingknaben Leo Hugot aufmerksam und ermöglichte ihm den Besuch des Aachener humanistischen Kaiser-Karls-Gymnasium.

Nach der Versetzung in die letzte Klasse des Gymnasiums wurde Hugot 1943 zum Reichsarbeitsdienst einberufen. Ab 1943 war er Infanterist und gelangte als Funker zum Heeresnachrichtendienst. Im September 1944 geriet er in Frankreich für zweieinhalb Jahre in Gefangenschaft.

Nach seiner Heimkehr erlangte er im Juni 1948 durch einen Sonderlehrgang am Kaiser-Karls-Gymnasium die allgemeine Hochschulreife. 1949 nahm Hugot das Studium der Architektur an der RWTH Aachen auf. Neben seinem Studium (1949–1954) an der Fakultät für Bauwesen arbeitete Leo Hugot in den Semesterferien am Aachener Dom regelmäßig als Praktikant und Hilfspolier bei der Bauunternehmung Robert Grünzig.

Nach Abschluss des Studiums 1954 mit dem Grad eines Diplom-Ingenieurs war Hugot örtlicher Bauleiter an der Aachener Dombauhütte unter Dombaumeister Felix Kreusch. Hugots Vorliebe für Baugeschichte war diese Tätigkeit an einem frühmittelalterlichen Baudenkmal ersten Ranges sehr förderlich. Bald veröffentlichte er Arbeiten über die Rekonstruktion des karolingischen Westbaues, über das Zahlenschema der Pfalzkapelle und über die Stellung des Königsthrones.

Von 1956 bis 1969 wohnte und arbeitete Leo Hugot im Haus „Klosterplatz 1“. Von 1969 bis zu seinem Tod 1982 waren Wohnhaus und eigenes Architekturbüro im Hause „Hof 9“ in Aachen. Da sein besonderes Interesse und Können der Denkmalpflege und der Baugeschichtsforschung des Doms und der Baudenkmäler der Stadt Aachen galt, wurde Leo Hugot 1969 Aachener Stadtkonservator und 1974 Dombaumeister.

Eine archäologische Untersuchung der Propsteikirche in Kornelimünster ließ eine reiche Baugeschichte des ehemaligen Benediktinerklosters sichtbar werden. Über diese Arbeit promovierte Leo Hugot 1965 bei Willi Weyres an der RWTH in Aachen.

Zur Europarat-Ausstellung „Karl der Große“ im Jahr 1965 hatte Hugot ein Modell der Aachener Pfalz zu fertigen. Seit dieser Zeit beschäftigte er sich intensiver mit dem Aachener Rathaus und konnte sowohl die Königshalle als auch den Wohnbau Karls des Großen nachweisen.

Im Bereich des Aachener Quirinusbades gelang ihm 1967/68 u. a. die Freilegung eines römischen Kultbezirks, von dem zwei Tempel und die Architektur der Wandelhallen gesichert werden konnten. Unter den Häusern „Hof 7/9“ erforschte und rekonstruierte Hugot das ehemalige Blasius-Hospitium.

Als Stadtkonservator (seit 1969) galt Hugots Sorge dem großen Bestand denkmalwerter Häuser, die er einzeln und als Ensemble zu schützen und erhalten verstand. Das „Haus Löwenstein“ und „Ejjene Keiser Karl“ wurden nicht zuletzt durch Hugot vor dem Abriss gerettet. Die Stadtkernsanierung, die Hugot mit dem fundamentalen Wissen baugeschichtlicher Entwicklung behutsam betrieben hat, fand weit über Aachen hinaus Anerkennung. 1975 wurde Leo Hugot der Architekturpreis NRW des BDA wegen der städtebaulichen Gestaltung nach einem von ihm entwickelten Konzept der Wiederherstellung der alten Straßenführungen und der Maßstäblichkeit der ursprünglichen Altstadtbebauung verliehen. 1976 wurde ihm „für seine Verdienste um die archäologische Erforschung des Rheingebietes, für Bauforschungen und denkmalpflegerische Erhaltung mittelalterlicher Bauwerke im Aachener Raum“ den Albert-Steeger-Preis des Landschaftsverbandes Rheinland verliehen.

1978 konnten die von Hugot entworfenen Aachener Rathaustürme, angelehnt an die historische Formensprache des Mittelalters, errichtet werden. Das Domkapitel in Aachen übertrug ihm in seinem Amt als Dombaumeister die statische Sicherung der Chorhalle durch ein kombiniertes Ringankersystem mittelalterlicher- und neuzeitlicher Eisen-Schweißtechnik. Die Sicherheitskontrolle und Funktionstüchtigkeit des neuen technischen Systems unterzeichnete Hugot zwei Tage vor seinem plötzlichen Tod im August 1982. 1979 hatte Hugot für die Heiligtumsfahrt ein neues Dommuseum und einen atomsicheren Dombunker einrichten lassen. Ebenso wurden 1979 die von Hugot initiierten und wieder neu geöffneten, modern verglasten Chorhallenfenster eingeweiht.

Leo Hugot hat zahlreiche Kirchen in Aachen, im Nachbarland Belgien, in der Eifel und in Köln (St. Gereon und St. Kunibert) nach dem Krieg wieder aufgebaut oder restauriert, umgebaut und ausgestattet.

Er übte viele Ehrenämter in Kirche und Gesellschaft aus. Unter anderem war er Mitgründer und Vorsitzender des Chores Capella Aquensis und leitender Komtur des Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem der Komturei Carolus Magnus. Zahlreiche Vereine, die der Heimatpflege, der Kunst und Musik, der Geschichte und Denkmalpflege verpflichtet sind, unterstützte Hugot aktiv durch Mitgliedschaft und Vorträge.

Am 26. August 1982 starb Leo Hugot mit 57 Jahren völlig unerwartet an einem Herzinfarkt in seinem Büro. Er hinterließ seine Frau Dorothée Hugot, zwei Töchter und zwei Söhne und wurde in der Familiengruft auf dem Heißbergfriedhof Burtscheid/Aachen bestattet.

Literatur

  • Nachruf für Leo Hugot. In: Zeitschrift des Aachener Geschichtsverein 88/89, 1981/82, S. 273ff.
  • Heinz Günter Horn: Leo Hugot gestorben am 26.8.1982. In: "Das Rheinische Landesmuseum Bonn", 6/82, S.93
  • Rundschreiben 1982 Koldewey-Gesellschaft von I. Schild

Weblinks


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