Schlosskapelle (Dresden)

Schlosskapelle (Dresden)
Foto von einem Modell der Schlosskapelle
Schlosskapelle
Altar von 1662
Taufstein von Hans Walther II um 1910
Rekonstruierter Taufstein von Hans Walther II 2009
Portal der Schlosskapelle

Die Schloßkapelle in Dresden war ein von Melchior Trost in den Jahren 1551/53 errichteter Sakralbau in der Dresdner Residenz.[1]

Inhaltsverzeichnis

Kapelle

Die Kapelle war 1551 bis 1553 nach dem Vorbild der Torgauer Schlosskapelle entstanden. Sie war 10,2 m breit und 21,8 m lang. Im Sakralbau wurden spätgotische Formen mit Formen der Renaissance gemischt. Der Sakralbau zeigte ein Netzgewölbe im Stil der Spätgotik, das auf Dreiviertelssäulen ruhte. Diese Säulen stützten sich auf Emporenhöhe auf nach innen gesetzte Strebepfeiler. Bauplastiken aus Sandstein, Drachen und Engel, und figurale Malereien in den Zwickeln, schmückten das Gewölbe. Eine Auflösung der durch die Konversion der Kurfürsten zur katholischen Kirche den Ansprüchen nicht mehr genügenden Kapelle zugunsten der Katholischen Hofkirche erfolgte 1737, wobei die Kopie des Altars und Taufstein in die Sophienkirche gebracht wurden, die nun als evangelische Hofkirche diente. [2]

Im Zuge des Wiederaufbau des Schlosses wurde die Kapelle im Rohbau wiedererstellt und wird seitdem für Konzerte genutzt.

Altäre

Gleichzeitig mit dem Bau entstand 1554/55 der Altar der Schlosskapelle. Der mittlere Altarteil ist zweiteilig. Der untere Teil besteht aus einem Alabasterrelief, der die Kreuzigung des Christus darstellt und von einem Paar von Säulen zu beiden Seiten flankiert wird. Darüber befindet sich ein zweiter Teil, wo ein Gebälk von drei Karyatiden, Mädchenfiguren, getragen wird. Zwischen den Mädchenfiguren sind zwei Reliefs aus Alabaster zu sehen, Adam und Eva im Paradies und deren Vertreibung aus dem Paradies. Der Mittelbau stammt noch aus der Schule des Cornelis Floris. Hans Walther II fügte später noch zwei seitliche Anbauten hinzu, die die Figuren Johannes und Moses zeigten. Giovanni Maria Nosseni fügte eine den Mittelbau und die beiden Seitenbauten umfassende Umrahmung hinzu. So wurden 1602 zwei flankierende Säulen, mit Gebälk und darüber befindlichem Dreipass angebracht. Der Altar wurde 1662 nach Torgau überführt, wo er zwar 1945 zerschlagen, aber von W. Hempel rekonstruiert wurde.[3] Der Altar ist der einzige Beleg für die niederländische Renaissance nach Cornelis Floris in Dresden: „Es ist das einzige Mal, daß sich in Dresden ein niederländischer Einfluß nachweisen läßt, in einer Zeit, in der niederländische Bauwerke das Land beinahe überfluteten.“[4]

Im Jahr 1662 erhielt die Schlosskapelle einen neuen Altar, den Wolf Caspar von Klengel entworfen hatte und bei dem verschiedene einheimische Marmorarten verarbeitet wurden. Der Altar wurde nach der Auflösung der Schlosskapelle 1737 in die Sophienkirche überführt, wo er in der Busmannkapelle aufgestellt wurde.

Goldenes Tor

Das Außenportal, Goldenes Tor oder auch Schönes Tor genannt, wurde 1556 nach dem Vorbild römischer Triumphbögen errichtet. Der Entwurf stammte vermutlich von Giovanni Maria da Padua, einem Schüler von Jacopo Sansovino,[5] die Ausführung wird Hans Kramer und die Bildhauerarbeiten von Hans Walther II zugeschrieben. Auf zwei Paar korinthischer Säulen, die auf Sockeln errichtet wurden, ruht ein mit einem Fries geschmückter Architrav. Darüber befindet sich eine Attika, die im Mittelfeld mit einem Relief verziert worden ist. Zu beiden Seiten des Reliefs in der Mitte befinden sich Nischenfiguren, die von flankierenden Pilastern geschmückt werden. Die Attika trägt eine Lateinische Inschrift: Verbum domini manet in aeternum (Gottes Wort bleibt in Ewigkeit). Drei Statuen stehen oberhalb der Attika, Christus in der Mitte flankiert von den Allegorien Glaube und Stärke. [6] Wilhelm Lübke bezeichnete es als „die weitaus edelste Portalkomposition der ganzen deutschen Renaissance, in Schönheit der Verhältnisse, Klarheit der Komposition, Anmut der Ornamente und Freiheit der Gliederung den Geist durchgebildeter Hochrenaissance“.[7]

Das Goldene Tor wurde 1737 an das Westportal der Sophienkirche angebaut, beim Umbau der Kirche 1864 jedoch entfernt. Im Jahr 1872 wurde es neben der Südfassade des Johanneums aufgebaut, wo es im Jahr 1945 beschädigt wurde. Im Jahr 2004 wurde das Portal, dessen Nachbildung sich heute am Eingang der Schlosskapelle im Großen Schlosshof befindet, abgebaut.

Weblinks

 Commons: Residenzschlosskapelle, Dresden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Fritz Löffler: Das alte Dresden - Geschichte seiner Bauten. E.A.Seemann, Leipzig 1981, ISBN 3-363-00007-3.
  • Heinrich Magirius: Die evangelische Schlosskapelle zu Dresden aus kunstgeschichtlicher Sicht. Altenburg: Kamprad 2009 (Sächsische Studien zur älteren Musikgeschichte) ISBN 978-3-930550-54-8
  • Walter Hentschel: Der Altar der Schloßkapelle zu Dresden. In: Neues Archiv für Sächsische Geschichte und Altertumskunde, S. 119-131
  • Manfred Zumpe: Die Brühlsche Terrasse in Dresden. Verlag für Bauwesen, Berlin 1991, ISBN 3-345-00207-8.

Einzelnachweise

  1. Löffler, S. 37f
  2. Löffler, S. 38 und S. 59 Bildnr. 67 [Das Innere der Schloßkapelle]
  3. Löffler, S. 36 Bildnr. 36 [Der Altar der Schloßkapelle]
  4. Löffler, S. 38.
  5. Zumpe, S. 37
  6. Löffler, S. 53 Bildnr. 57 [Das Tor zur Schloßkapelle]
  7. Löffler, S. 38
51.05274166666713.736922222222

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Schlosskapelle Hubertusburg — Innenraum Schlosskapelle Hurbertusburg am 6. März 2011 …   Deutsch Wikipedia

  • Schlosskapelle Weesenstein — Blick vom Schlosspark zur Schlosskapelle. Die vier großen Rundbogenfenster und die Auswölbung der Außenmauer kennzeichnen die Lage der Kapelle …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Sakralbauten in Dresden —  Karte mit allen Koordinaten: OSM, Google oder …   Deutsch Wikipedia

  • Sophienkirche (Dresden) — Die Sophienkirche war ein evangelischer Sakralbau unweit des Zwingers in Dresden. Sie entstand 1351 als Kirche des Franziskanerklosters und war zum Zeitpunkt ihres Abbruchs die einzige in ihrer Grundsubstanz erhaltene gotische Kirche der Stadt.… …   Deutsch Wikipedia

  • Frauenkirche (Dresden, gotischer Vorgängerbau) — Die gotische Frauenkirche in Dresden war der Vorgängerbau der Frauenkirche von George Bähr. Sie entstand im 14. Jahrhundert und galt trotz ihrer Lage außerhalb der Stadtmauern bis ins 16. Jahrhundert als Mutter und Hauptkirche Dresdens. Die… …   Deutsch Wikipedia

  • Residenzschloss Dresden — Das Dresdner Schloss war das Residenzschloss der sächsischen Kurfürsten (1547–1806) und Könige (1806–1918). Als Stammsitz der albertinischen Linie der Wettiner war es ab dem 16. Jahrhundert prägend für die kulturelle Entwicklung Dresdens. Es ist… …   Deutsch Wikipedia

  • Hausmannsturm (Dresden) — Das Schloss vom Kulturpalast aus Vom Zwinger aus …   Deutsch Wikipedia

  • Architektur in Dresden — Frauenkirche Dresden, 1726–1743 von George Bähr, 1945 zerstört, 1994–2005 rekonstruiert …   Deutsch Wikipedia

  • Heinrich Schütz — porträtiert von Christoph Spetner um 1660 Heinrich Schütz Ge …   Deutsch Wikipedia

  • Karl Heinrich Graf von Hoym — Carl Heinrich Graf von Hoym (1694 1736) Carl Heinrich Graf von Hoym (* 18. Juni 1694 in Dresden; † 22. April 1736 auf der Festung Königstein, Sachsen) war ein königlich polnischer und kurfürstlich sächsischer Diplom …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”