St. Anton (Kempten)

St. Anton (Kempten)
St. Anton in Kempten
Vorne das Klostergebäude, dahinter Kirche und Glockenturm
Chor der Kirche

St. Anton ist eine katholische Klosterpfarrkirche der Kapuziner[1] im südlichen Teil der Stadt Kempten. Patron der Kirche ist Antonius von Padua. In einer Wandnische befinden sich die sterblichen Überreste des Bruders Jörg. Diese wurden 160 Jahre nach dessen Tod von Italien über die Alpen nach Kempten gebracht.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der erste Schritt zum Bau der Kirche im noch wenig bebauten Süden der Stadt war die Gründung des Kirchenbauvereins Kempten-Süd am 8. Januar 1904. Bereits damals stand fest, dass die Anlage den Kapuzinermönchen gehört und ein Ort für das einfache Volk sein soll. Im Jahr 1908 wurden die letzten nötigen Beschlüsse dazu gefasst und der Bau begonnen. Beauftragt waren damals vor allem Bauunternehmen aus der Region. Zunächst wurde das Kloster fertiggestellt, welches die Mönche am 1. September 1912 bezogen. Gleichzeitig wurde der erste Abschnitt der Baustelle, das Presbyterium und das Joch des Hauptschiffes eingeweiht.[2]

Am 3. Mai 1914 wurde die vollendete Kirche durch den Augsburger Bischof Maximilian von Lingg eingeweiht. Es fehlte jedoch weiterhin die Inneneinrichtung der Kirche. Diese wurde zum größten Teil erst nach dem Ersten Weltkrieg von einem Münchner Architekten bezogen. Die Kirche gehörte der Pfarrei St. Lorenz, erhielt jedoch Kontrollaufsicht über Schulen, Gottesdienste und die Krankenseelsorge im Süden der Stadt. Anfang Mai des Jahres 1938 wurde die Kirche zur eigenständigen Pfarrei erhoben, die nicht mehr an St. Lorenz gebunden war.

Während des Zweiten Weltkriegs erlitt das Kloster am 3. August 1944 einen Bombenvolltreffer. Dabei wurden große Teile des Klosters, aber auch die Kirche stark zerstört. Der Wiederaufbau dauerte danach bis in das Jahr 1949. 1951 wurde auch die Bleiverglasung komplett wiederhergestellt. Im Juni 1952 wurde mit der Wiedererrichtung des Kirchenschiffs die ganze Anlage wiedererbaut.[2][3]

In den Jahren 2000 bis 2003 wurde die komplette Klosterkirche restauriert.

Architektur und Innenausstattung

Die nach Westen ausgerichtete Klosterkirche[4] ist durch eine Mauer mit Ecktürmchen umgrenzt. Das Klostergebäude besitzt einen kleinen Eckturm im Stile des Barock.[5]

Das Tonnengewölbe im größten Raum der Kirche ist 27 Meter lang, 15 Meter breit und 17 Meter hoch und umfasst vier Joche.

Der Hochaltar steht auf der Westseite, da die wichtigste, im Osten verlaufende Straße einen besseren Zugang schaffte. Auf dem Hochaltar steht eine 113 Zentimeter hohe Marienstatue aus Lindenholz, eine Nachbildung der Madonna aus Creglingen aus dem Jahr 1953.

Beim Haupteingang befinden sich vier, etwa 3,50 Meter hohe Seitenkapellen.

In der Kirche ist der Kapuziner Georg von Pfronten-Kreuzegg beerdigt. Nach einer Erlaubnis des Papstes Benedikt XV. wurden seine Gebeine am 18. Juni 1922 aus Frascati nach Kempten in eine heute als Ölberg dienende Gruft gebracht. Im Oktober 1952 wurde der Körper nachträglich in einer Wandnische vor dem Muttergottesalter beigesetzt. Die Nische ist durch eine Marmorplatte mit der Inschrift „Hier ruht in Gott der ehrwürdige Diener Gottes Bruder Georg von Pfronten.“ verdeckt.[2]

Orgel

Orgel

Im Jahr 1979 wurde die Orgel von der Firma Orgelbau Schmid gebaut. Sie verfügt über 41 Register, die sich auf drei Manuale und Pedal verteilen. Geprägt wird der Prospekt des Hauptwerks durch drei polygonale Pfeifentürmen aus, zwischen denen zweigeschossige Flachfelder angeordnet sind. Zwei große Flachfelder bilden die Verbindung zu den großen seitlichen Pedaltürmen. Unterhalb des Hauptwerks befindet sich hinter den Holzjalousien das Schwellwerk und in der Brüstung das Rückpositiv. Die Orgel weist folgende Disposition auf:[6]

I Rückpositiv C-
1. Holzgedeckt 8′
2. Prästant 4′
3. Rohrquintade 4′
4. Kleinpommer 2′
5. Octav 1′
6. Cymbel III 1/2
7. Krummhorn 8′
Tremulant
II Hauptwerk C-
8. Gedacktpommer 16′
9. Principal 8′
10. Spitzflöte 8′
11. Octav 4′
12. Koppelflöte 4′
13. Gemsquinte 22/3
14. Octav 2′
15. Mixtur V 11/3
16. Trompete 8′
III Schwellwerk C-
17. Bordun 16′
18. Holzflöte 8′
19. Weidenpfeife 8′
20. Gamba 8′
21. Principal 4′
22. Schweizerpfeife 4′
23. Nasat 22/3
24. Blockflöte 2′
25. Terz 13/5
26. Septime 7/8
27. Plein jeu V 2′
28. Dulcian 16′
29. Oboe 8′
30. Schalmey 4′
Pedal C-
31. Principal 16′
32. Subbaß 16′
33. Großquinte 102/3
34. Octavbaß 8′
35. Gedacktbaß 8′
36. Großterz 62/5
37. Choralbaß 4′
38. Rauschbaß IV 22/3
39. Posaune 16′
40. Trompete 8′
41. Clairon 4′

Koppeln: I/II, III/II, I/P, II/P, III/P

Glocken

Ölberg vor der Kirche

Die große Glocke der Kirche wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, übrig blieb nur die kleine. Am 21. Juli 1954 besorgte man vier neue von einer Glockengießerei aus Kempten. Sie wurden im Park Jägerdenkmal oberhalb der Kirche eingeweiht und am 29. September in den neuen eisernen Glockenstuhl mit der neuen Turmuhr eingebaut. Nach der Installation der elektrischen Anlage wurden sie am 29. Oktober 1954 erstmals geläutet. Seit dem 24. Dezember gibt die neue Turmuhr mit einem Doppelschlag die Viertelstunde und mit einem tiefen Ton die ganze Stunde an.[2]

Ölberg

Außerhalb der Kirche, vor dem Haupteingang, befindet sich ein überdachter Ölberg. Dieser wurde anstelle der Kapuzinergruft, in der auch der Bruder Georg bestattet war, im Jahr 1926 angelegt. Die Gruppe zeigt einen knieenden, leidenden Christus vor einem Engel, der ihm den Kelch des Trostes geben will.[2]

Literatur

  • Dr. Hugo Schnell u. Dr. Paul Mai (Hrsg.): Kempten • St. Anton. 3. Auflage. 408, Verlag Schnell & Steiner, München/Zürich 1980.
  • Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler - Bayern III - Schwaben. 2. Auflage. Deutscher Kunstverlag, München 2008, ISBN 978-3-422-03116-6, S. 569 f..

Einzelnachweise

  1. Informationen beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege über die Kirche
  2. a b c d e Dr. Hugo Schnell u. Dr. Paul Mai (Hrsg.): Kempten • St. Anton. 3. Auflage. 408, Verlag Schnell & Steiner, München/Zürich 1980.
  3. Alexander Herzog von Württemberg: Denkmäler in Bayern. Stadt Kempten: Ensembles – Baudenkmäler – Archäologische Geländedenkmäler. VII.85, ISBN 3-7954-1003-7.
  4. Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler - Bayern III - Schwaben. 2. Auflage. Deutscher Kunstverlag, München 2008, ISBN 978-3-422-03116-6, S. 569.
  5. Informationen beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege über das Klostergebäude
  6. Kirchenmusik Kempten: Orgel, abgerufen am 10. März 2011.

Weblinks

 Commons: St. Anton (Kempten) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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