Villa Schliz (Alexanderstraße 53)

Villa Schliz (Alexanderstraße 53)
Villa Schliz in Heilbronn
Die Sigilgaita ist bestimmendes Fassadenelement
Frauenbüste Sigilgaita am Frontgiebel der Villa Schliz

Die Villa Schliz ist eine im Jahr 1901 errichtete Villa in Heilbronn. Das Bauwerk wurde nach seinem Erbauer, dem Arzt und Altertumsforscher Alfred Schliz, benannt und ist eines der wenigen erhaltenen Jugendstil-Gebäude der Stadt. In der Literatur wird insbesondere der reiche florale Bauschmuck und dessen qualitätvolle Ausführung gelobt.

Beschreibung

Die Villa befindet sich an der Alexanderstraße 53 in Heilbronn, wo sich etwas östlich außerhalb der Innenstadt von Heilbronn seit dem späten 19. Jahrhundert auf dem Lerchenberg Villen wohlhabender Heilbronner Bürger befanden. Als der Heilbronner Stadtarzt und Altertumsforscher Alfred Schliz das Grundstück erwarb, grenzte es an ein Grundstück der Unternehmerfamilie Knorr an. Die zweistöckige Villa aus massivem Stein wurde 1901 von den Architekten Paul Schmohl und Georg Staehelin als Sommerhaus mit Wirtschaftsgebäude erbaut. Das Gebäude ist 17,50 Meter lang, 15,55 Meter tief und auf Firsthöhe 14,85 Meter hoch. Das Stallgebäude ist ebenfalls rund 15 Meter lang, aber nur 5 Meter tief. Mit Balkonen und Loggia bot sich der Eindruck einer dreiflügligen Anlage. Über der 48 m² umfassenden zentralen Halle der Villa befand sich eine dem Wiener Secessionsgebäude nachempfundene Kuppel, die jedoch durch den Explosionsdruck der Luftangriffe auf Heilbronn im Zweiten Weltkrieg beschädigt und 1956 abgenommen wurde.

Hauptmotiv der im Jugendstil erbauten Villa ist eine über dem nierenförmig ausgeschnittenen Portal und den darüberliegenden Bogenfenstern inmitten floral auswuchernder Verzierung befindliche Büste der altitalischen Sonnengöttin Sigilgaita, die einer Skulptur aus einer Kapelle in Amalfi nachempfunden ist. Florale Motive finden sich in zahlreichen Details der zur Straße gewandten Westfassade und insbesondere auch in der Inneneinrichtung wieder und lassen sich mit der belgischen Jugendstilarchitektur von Victor Horta vergleichen. Durch angedeutete Obstschalen, Füllhörner, Blüten und Zweige sollte das „Wohnen im Grünen“ auch sinnbildlich dargestellt werden. In Württemberg ist diese durchweg florale Jugendstil-Variante nur selten anzutreffen.

Hennze beschreibt die Villa wie folgt:[1]

Die Architekten inszenierten auf dem leicht ansteigenden Gelände des Lerchenbergs ein Haus wie eine Theaterkulisse. Ovalfenster, Bogengänge, skulpturale Gesimse und Pylonen gliedern das spannungsreich aufgebaute Landhaus ganz in der Art des floralen Jugendstils nach französischem Vorbild.

Fekete qualifiziert die Villa folgendermaßen:[2]

die ehemalige Villa Schliz […] als ein äußerst seltenes und qualitätvolles Beispiel des floralen Jugendstil in Württemberg.

1947 plante der Sohn des Erbauers, Dr. Manfred Schliz, die Villa durch grundlegende Umbauten in ein Mehrfamilienhaus umzuwandeln, was trotz der damals herrschenden Wohnungsnot von den städtischen Baubehörden untersagt wurde, so dass das Anwesen weitgehend in seiner originalen Gestalt erhalten blieb.

Einzelnachweise

  1. Bernhard Lattner mit Texten von Joachim J. Hennze: Stille Zeitzeugen. 500 Jahre Heilbronner Architektur. Edition Lattner, Heilbronn 2005, ISBN 3-9807729-6-9, Seite 116 und Seite 117
  2. Julius Fekete: Kunst- und Kulturdenkmale im Stadt- und Landkreis Heilbronn. Theiss, Stuttgart 2002, ISBN 3-8062-1662-2. S. 58

Literatur

  • Julius Fekete, Simon Haag, Adelheid Hanke, Daniela Naumann: Denkmaltopographie Baden-Württemberg. Band I.5 Stadtkreis Heilbronn, Theiss, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-8062-1988-3, S. 65–66. 
  • Bernhard Lattner mit Texten von Joachim J. Hennze: Stille Zeitzeugen. 500 Jahre Heilbronner Architektur. Edition Lattner, Heilbronn 2005, ISBN 3-9807729-6-9. S. 116 und 117
  • Joachim Hennze: Villa Schliz, eine Baubeschreibung. In: Museo 14/1999, Städtische Museen Heilbronn
49.1351519444449.2334019444444

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