Zentrum für politische Schönheit

Zentrum für politische Schönheit

Das Zentrum für politische Schönheit (ZPS) ist ein Zusammenschluss von Aktionskünstlern, Menschenrechtlern und Kreativen.

Die Re-Formation der Geschichte vor dem Reichstag in Berlin, 2009

Inhaltsverzeichnis

Selbstverständnis und Ziele

Die "informelle Bundeskanzlerin" des Zentrums für Politische Schönheit, Nina van Bergen

Die Mitglieder definieren ihre Verbindung als eine Denkfabrik, die Menschenrechte mit Aktionskunst verbindet. Ziel sei es, durch so genannte künstlerische Interventionen (‘Bewusstmachung’) auf humanitäre Themen und den Schutz von Menschenleben aufmerksam zu machen.[1] Genozide, Flüchtlingsbewegungen und politische Untätigkeit sind die Schlüsselthemen des ZPS. Wiedererkennungsmerkmal der Künstler sind mit Kohle geschwärzte Gesichter; die Asche soll als mahnendes Symbol an untergegangene Hochkulturen erinnern.[1]

Ansatz des ZPS ist es, den Wert einer Handlung nicht nach dem jetzigen Nutzen, sondern aus der Perspektive zukünftiger Generationen zu beurteilen. Den Mitgliedern des ZPS geht es nach eigenem Bekunden darum, "die menschlichen Antriebe im reichsten und mächtigsten Land der Europäischen Union: Deutschland" zu hinterfragen und darüber nachzudenken,'"was wirklich große Ziele seien und wie politische Unternehmungen aussehen, die der Nachwelt als Akte strahlender Schönheit erscheinen können." So wolle man "ein Bewusstsein dafür schaffen, in welch privilegiertem Zustand die Menschen innerhalb der westlichen Zivilisation leben und daran erinnern, welche Verpflichtungen an dieses Privileg geknüpft sind." Daher sei das ZPS "eine Ideen-, Gefühls- und Handlungsschmiede für Menschen, die umtreibt, wie sie etwas Schönes und Großes tun können."[1]

Aktionen

Bekannt wurde die Gruppe mit einem "Thesen-Anschlag" auf den Bundestag.[2] Die Gruppe erzielte mit ihren Aktionen ein zum Teil ein breites Medienecho. So berichteten unter anderen Kulturzeit (3sat)[3], Spiegel TV[4], Tageszeitungen[5][6][7] und Online-Angebote[8][9], und mehrere Radioprogramme[10][11][12] über die Verhaftung des ZPS-Gründers Philipp Ruch in Folge einer Gedichtrezitation vor dem Reichstag anlässlich der Wiederwahl Horst Köhlers. Der Gedenktag für die Opfer des Srebrenica-Massakers brachte internationales Presseecho[13]. Über die eBay-Versteigerung von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Außenminister Frank-Walter Steinmeier wurde u. a. in der Süddeutschen Zeitung[14], zeit.de[15] und im ZDF Heute-Journal[16] berichtet.

2009 erinnerte die Gruppe mit Bomben-Attrappen (so genannte "Lethe-Bomben") vor dem Reichstag daran, dass die Krematorien im KZ Auschwitz von den Alliierten nicht angegriffen wurden.[17] Die bislang größte Aktion ging den Hintergründen des militärischen Falls der „Schutzzone“ Srebrenica nach.[18] Fiktive "Vorstudien zum Zustand der Gesellschaft", wurden in einer Zeitkapsel[19] eingeschlossen und ein fiktiver CDU/CSU-Fraktionsvorsitzender aus dem Jahre 2034[20] trat beim "Forum der verlorenen Hoffnungen" auf.

Die Säule der Schande

2010 initiierte das ZPS ein Mahnmalprojekt, welches die westliche Mitverantwortung für das Massaker von Srebrenica in Erinnerung rufen soll: Eine etwa 8 Meter hohe und 16 Meter breite Betonskulptur gegen die Vereinten Nationen. Die "Säulen der Schande"[21] bestehen aus 16.744 Schuhen (für 8.372 Opfer), die aus der Ferne ein "U" und ein "N" (Abkürzung für "United Nations") ergeben. Philipp Ruch, künstlerischer Leiter des Zentrums für Politische Schönheit sieht die Skulptur als "eine Medienwaffe. Je mehr Schmerzen sie verursacht, desto mehr Respekt dürfen wir von der UNO gegenüber den Müttern von Srebrenica erwarten."[22] In einem offenen Brief an den Generalsekretär der Vereinten Nationen erklärte das Team zu den Beweggründen: "Wir haben großen Respekt vor den meisten UNO-Abteilungen, angefangen vom UNHCR bis zum WFP. Aber die Machenschaften des DPKO reißen die gesamte Organisation in die Tiefe. Die Verbrechen einer Abteilung können alle guten Taten zunichte machen. [...] Wenn wir weiter in der moralischen Gewissheit leben wollen, etwas aus den schlimmsten Ereignissen des 20. Jahrhunderts gelernt zu haben, können wir Ihren Machenschaften nicht länger zusehen. [...] Die UNO ist das einzige Instrument, das wir besitzen, um Genozide zu unterbinden. Menschen wie Raphael Lemkin sind Helden der Geschichte. Sie haben Akte von unfassbarer politischer Größe, Tragweite und Schönheit ins Werk gesetzt. Aber was die UNO in Bosnien angerichtet hat, lässt den Traum zerbrechen, dass wir heute in der Lage wären, den Bau von Auschwitz zu verhindern."[23] Die Veröffentlichung des Briefes löste in Bosnien ein breites Echo aus. Die populäre Tageszeitung Dnevni avaz druckte den Brief auf der Titelseite.[24]

Presseecho

Berliner Zeitung:

„Außerparlamentarische Opposition heute! Die APO des 21. Jahrhunderts wird von den Künstlern übernommen. Ihre Aktionen verbreiten sich rasend schnell über YouTube und soziale Netzwerke. [...] Ihre Gesichter sind verrußt, die Blicke in die Ferne gerichtet. Sie sprechen mit festen Stimmen in Megafone und fordern die Rückkehr der Schönheit in die Politik.“[5]

ZDF:

„Das Zentrum für Politische Schönheit soll eine Art Thinktank für Aktionspolitik sein. Das Programm: Über Kunstaktionen mehr Menschen zu politischem Engagement zu bewegen.“[16]

die tageszeitung:

„„Große Visionen und Lebensziele sind dem Gründer persönlich nicht fremd. Während die Sehnsüchte seiner Generation um Karriere, Weltreise und Familie kreisen, ist es sein erklärtes Ziel, Genozide zu verhindern. Nachdem er dafür nahe liegende Wege wie Entwicklungshilfe, Politik oder Wissenschaft ausgeschlossen hat, lautet die Strategie Aktionskunst.“[6]

Weblinks

Quellen

  1. a b c ZPS-Website, Konzeption.
  2. ZPS-Website: Die Re-Formation der Geschichte
  3. Youtube: Mitschnitt Kulturzeit (3sat)
  4. Spiegel TV: "Polit-Satire: Bundeskanzlerin zu versteigern"
  5. a b Berliner Zeitung: "Theater für die Generation, die nichts mehr wollte"
  6. a b taz: "Sehnsucht nach dem guten Leben"
  7. Tagesspiegel: "Poetischer als die Polizei erlaubt"
  8. Stern: "Wir wollen weg von den Politikverwaltern"
  9. jetzt.de: "Das Leben ist schön, Politik auch"
  10. WDR 3: "Gedichte verboten"
  11. SWR3: Interview mit ZPS-Gründer Philipp Ruch
  12. Bayern 3 "Zündfunk" Interview mit Philipp Ruch
  13. Internationaler Pressespiegel, Linksammlung im ZPS-Blog
  14. Süddeutsche Zeitung: "Wahlkampf Paradox: Kanzlerin gebraucht abzugeben"
  15. zeit.de: "Online Versteigerung von Merkel gestoppt"
  16. a b Heute Journal: "Merkel und Steinmeier auf eBay zu ersteigern"
  17. ZPS-Website: Krematorium II und III
  18. ZPS-Website: Bergungsarbeiten auf Lethe
  19. ZPS-Website: Die Zeitkapsel-Versuche
  20. Youtube: Frankhelm Weber vor dem Bundeskanzleramt
  21. Frankfurter Allgemeine (FAZ): "Die Witwen klagen an"
  22. Balkan24: Interview mit Philipp Ruch, Initiator der Säule der Schande
  23. Der Spiegelfechter: "Großangriff auf die UNO"
  24. Dnevni Avaz: "Ruch poručio Ki-munu: Vi ste saučesnici u genocidu nad bosanskim narodom i za to ćemo vas tužiti!"

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