Der kleine Soldat

Der kleine Soldat
Filmdaten
Deutscher Titel Der kleine Soldat
Originaltitel Le petit soldat
Produktionsland Frankreich
Originalsprache Französisch
Erscheinungsjahr 1960, Erstaufführung 1963
Länge 88 Minuten
Stab
Regie Jean-Luc Godard
Drehbuch Jean-Luc Godard
Musik Maurice Leroux
Kamera Raoul Coutard
Besetzung

Der kleine Soldat (Le petit soldat) aus dem Jahr 1960 ist der zweite Langspielfilm von Jean-Luc Godard. Darin äußert die Hauptfigur die bekannte Äußerung Godards: Die Fotografie, das ist die Wahrheit. Kino, das ist die Wahrheit 24 Mal in der Sekunde.

Die Geschichte spielt sich vor dem Hintergrund des Algerienkrieges ab, als sich in der Kolonie die arabischen Algerier von Frankreich unabhängig erklären wollten und sich die weißen französischen Algerier gewaltsam widersetzten. Schauplatz ist Genf, wo auf neutralem Boden eine französische Geheimorganisation (man darf die OAS vermuten) und arabische Agenten (es kann sich um die FLN handeln) sich gegenseitig brutal und mörderisch bekämpfen. Zwischen die Fronten gerät der französische Deserteur Bruno, der nebenbei dem dänischen Fotomodell Veronika begegnet. Bruno erhält von den Franzosen einen Auftrag: er soll einen arabischen Mittelsmann umbringen. In Monologen äußert er Zweifel am Sinn dieses Kampfes...

Da er die Ausführung des Attentats zu zögerlich angeht, halten ihn die Franzosen für einen Verräter. Zugleich entlarven ihn die Araber und entführen ihn in eine Wohnung, wo sie ihn foltern. Er befreit sich durch einen Sprung aus dem Fenster und versucht mit den Franzosen Reisepässe für ihn und Veronika auszuhandeln. Als Gegenleistung führt er den vorgesehen Mord aus - vergebens, da die Organisation Veronika als Doppelagentin verdächtigt und umgebracht hat.

Obwohl im Spionagemilieu angesiedelt, besteht der Film weniger aus pausenloser Action als dass er zahlreiche Stadtansichten von Genf zeigt oder sich in Wohnungen abspielt. So lobt die Kritik die schwarzweiße „bemerkenswerte Fotografie, die die Atmosphäre von Genf bei Tag und Nacht mit großer Sensibilität einfängt.“[1]

Getadelt wird das Werk für die „Naivität seines Weltbilds“.[1] Bruno redet in Monologen viel über Kino, Politik, Revolution und Ideale und gibt dabei Godards Standpunkte wieder. Insbesondere den letzten Teil des Films bildet in Veronikas Wohnung ein langer Monolog Brunos. Es gibt etliche Anspielungen auf andere Werke der Kunst, sie reichen vom Namen Veronikas (auf Carl Theodor Dreyer) über Bach bis Aragon. Dieses Zitieren wird dem Film als übertrieben angelastet;[1] es nütze nur Eingeweihten, die einen ähnlichen Geschmack wie Godard haben und die Anspielungen verstehen.[2] Außer Bruno äußern auch die anderen Figuren prägnante Dialoge, etwa: „Wenn eine Frau allein im Leben steht, ist sie entweder eine Nutte oder ein Spitzel.“ Es war Godards erster von zahlreichen Filmen mit Anna Karina, die er später heiratete.

Damals wurde in Frankreich die Filmzensur verschärft. Aufgrund seiner als subversiv empfundenen Standpunktes wurde Der kleine Soldat umgehend verboten. Erst nach Ende des Algerienkrieges, am 25. Januar 1963 kam er zur Aufführung.[3] In Deutschland war der Film erstmals 1966 zu sehen.[1]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d Lexikon des internationalen Films. Zweitausendeins, Frankfurt a.M., 2002, Band 2 H-P, S. 1703
  2. Sight and Sound, Nr. 3 1961, S. 116
  3. Beylie, Claude: Une histoire du cinéma français. Larousse, Paris 2005, ISBN 2-03-575300-7, S. 206-207

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