Djado

Djado
Ruinen der Lehmbauhäuser von Djado
Auf dem Hügel die Ruinen der verlassenen Stadt

Djado ist eine Gemeinde (französisch commune) mit 936 Einwohnern (Volkszählung 2001) in der Region Agadez im Norden von Niger. Die eigentliche Siedlung Djado ist eine Ruinen- und Geisterstadt.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Djado gehört zum Departement Bilma. Es ist ein Oasenort in der zur Sahara zählenden Ténéré-Wüste. Die Gemeinde besteht aus den vier administrativen Dörfern Chirfa (208 Einwohner), Orida (47 Einwohner), Séguédine (485 Einwohner) und Yaba (196 Einwohner).[1] Die verlassene Ruinenstadt ist im Nordosten der Ténéré-Wüste gelegen. Nahezu rund um den Ruinenhügel befinden sich aus unterirdischen Quellen gespeiste Tümpel, ideale Brutstätten für Stechmücken. Allerdings trocknet ein Teil der Tümpel in bestimmten Jahreszeiten fast vollständig aus.

Geschichte

Djado soll nach der Tradition der einheimischen Kanuri von den Sao gegründet worden sein, denen auch die Gründung von Tedjerhe im südlichen Fezzan, der ältesten Ortschaften des Kaouar und der bedeutenden Stadtkultur der Kotoko südlich des Tschadsees zuzuschreiben ist. Der städtische Charakter Djados und der Name verbinden die Ortschaft weiterhin mit Djado im Jabal Nafusa südwestlich von Tripoli. Diese beiden Merkmale scheinen somit auch auf Gemeinsamkeiten mit den sesshaften Berbern hinzudeuten. Mindestens seit der Herrschaft des Dunama Dibalemi (1203-1243) war Djado in das Sefuwa-Reich von Kanem-Bornu integriert. Nach einer zeitweiligen Unabhängigkeit unterwarfen sich die Einwohner erneut der Herrschaft der Sefuwa zur Zeit des Idris Alauma (1564-1596). Mit seinem Heer war dieser König selbst durch die Wüste über Fachi bis in das 260 km südlich von Djado gelegene Bilma gezogen.

Aufgrund der schwindenden Macht des Bornureiches waren die Einwohner der Oase im 18. und 19. Jahrhundert den zahlreichen Tuareg-Überfällen ausgesetzt. Sie verließen deshalb langsam den Ort und siedelten sich im Kaouar an. Als weiterer Grund für das Verlassen der Ortschaft wird die durch Viehherden eingeschleppte Malariamücke angenommen. Um 1860 sollen noch etwa tausend Kanuri in Djado gelebt haben. Zur Mitte des 20. Jahrhunderts war der Ort nur noch von einigen wenigen Kanuri und Tubu bewohnt. Die Salzgewinnung und die Bewirtschaftung der Dattelhaine waren die Haupterwerbsquellen.

Archäologie

Vor einigen Jahre entdeckte der deutsche Reisejournalist Uwe George eine christliche Kapelle in den Ruinen von Djado. George fand Reste eines aufgegipsten Kreuzes, die er als Kruzifix identifizierte. Ähnliche Kreuzzeichen (croix d'Agadès) findet man bei den Tuareg und auch in diesem Fall nimmt man häufig einen christlichen Ursprung an. Bei einer eingehenderen Untersuchung legten George und der Archäologe Helmut Ziegert in der Kapelle auch die grobe Skulptur eines segnenden Christus und ein Behältnis mit der Reliquie eines Herzens frei. Christliche Einflüsse erreichten die Bewohner der zentralen Sahara allerdings nicht von Nubien aus, wie George annimmt, sondern über den Fezzan, wo das Christentum im 6. Jahrhundert n. Chr. unter der Herrschaft von Byzanz eingeführt wurde. Bemerkenswert sind weiterhin die Überreste einer Burg auf dem höchsten Punkt der Ortschaft und die Reste eines Totenhauses im Bereich des Friedhofs der Stadt.

Heutige Situation

Zur Zeit der Dattelernte halten sich regelmäßig Tubu in der Nähe der von Stechmücken verseuchten Geisterstadt auf. In südlicher Richtung gelangt man von Djado aus ins Kaouar-Tal. Nach Westen geht es durch die Kieswüste der Ténéré in das Aïr-Gebirge.

Der Ort wurde aufgrund seiner universellen kulturellen Bedeutung als UNESCO-Weltkulturerbe am 26. Mai 2006 in die vorläufige Liste aufgenommen.

Bibliographie

  • Jean Chapelle: Nomades noirs du Sahara, Paris 1957.
  • Uwe George: "Die Zitadelle der vergessenen Christen", GEO, 1992, n° 9, 157-182.
  • Dierk Lange: A Sudanic Chronicle: the Borno Expeditions of Idris Alauma (1564-1576), Stuttgart 1987.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Répertoire National des Communes (RENACOM). Website des Institut National de la Statistique, abgerufen am 8. November 2010.

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