Gewände

Gewände
Gewände am Fürstenportal (ca. 1225) des Bamberger Doms

Das Gewände, umgangssprachlich auch die Ausschrägung ist die schräg in das Mauerwerk geschnittene seitliche Begrenzung eines Portals, eines Fensters[1] oder einer Schießscharte. Im Gegensatz dazu verlaufen die Schnittflächen der Bogenlaibung sowie steinerner Tür- oder Fensterpfosten rechtwinklig zur Fassade.

Das Gewände begrenzt unregelmäßig geformte Natursteine und andere Materialien im Mauerwerk, betont die Maueröffnung und verbessert in dickwandigen Gebäuden den Lichteinfall, während rechtwinklig geschnittene Öffnungen Fenster und Türen verschatten und wie Löcher in der Fassade erscheinen lassen.

Gewände fanden Verwendung als es darum ging, exakt geschnittene und begrenzende kantige Tür- und Fensteröffnungen herzustellen. Ist das Gewände profiliert, sprechen Steinmetze vom Profilbesatz. Das dickwandige Natursteinmauerwerk romanischer und gotischer Bauten ist häufig mehrfach hintereinander gestaffelt und profiliert, mit Halbsäulen oder Säulen besetzt. Die ersten fest mit der tragenden Struktur verbundenen, daher Säulenstatuen genannten Gewändefiguren wurden vor 1140 für die frühgotischen Westfassade der ehemaligen Abteikirche von Saint-Denis (Seine-Saint-Denis) geschaffen. Sie gingen im 18. Jahrhundert verloren. Ähnliche Gewändefiguren finden sich in den Westportalen (1145/55) der Kathedrale von Chartres. Ab dem 13. Jahrhundert[2] wurde das Gewände, insbesondere von Kirchenportalen, zunehmend betont, während die Säulenstatuen sich zu eigenständigen, frei vor dem Gewände stehenden Rundfiguren entwickelten.[3]

Galerie

Einzelnachweise

  1. Wilfried Koch: Baustilkunde. Europäische Baukunst von der Antike bis zur Gegenwart, Orbis Verlag, 1988 München, ISBN 3-572-05927-5
  2. Johannes Jahn: Wörterbuch der Kunst, S. 270, Körner, Stuttgart 1983
  3. Georges Duby, Jean-Luc Duval: La Sculpture de l'antiquité au moyen-âge, du VIIIe siècle avant J.-C. au XVe siècle. Deuxième partie: Le grand art du moyen-âge, du Ve au XVe siècle. S. 350, Bénédikt Taschen Verlag, 1999 Köln, ISBN 3-8228-7102-8.

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