Alfred Gütgemann

Alfred Gütgemann

Alfred Gütgemann (* 14. Dezember 1907 in Mehlem; † 17. Januar 1985 in Bonn) war Professor für Chirurgie und von 1954 bis 1977 Direktor der Chirurgischen Klinik des Universitätsklinikums Bonn.

Leben

Gütgemann absolvierte Schulzeit (1927 Abitur) und Studium (Staatsexamen 1933, Approbation 1934, Promotion 1934) in Bonn. An der Chirurgischen Universitätsklinik war er Schüler (Habilitation 1941, apl. Professor 1947) von Erich Freiherr vom Redwitz, dessen Nachfolger er 1954 wurde. Zuvor war er von 1942 bis 1945 Leiter eines Wehrmachtslazarettes in Smolensk zur Behandlung von Knochen- und Gelenkverletzungen. In der Zeit, in der Gütgemann Direktor der Bonner Klinik war, wurden eigene Abteilungen für Klinische Chemie und Chirurgische Forschung begründet, dies führte unter anderem zu der Entwicklung einer eigenen Herz-Lungen-Maschine. Ein Schwerpunkt der Klinik war die Chirurgie von Speiseröhre und Magen sowie von Leber, Gallenblase und Gallenwegen. Eine eigene Station war für Patienten, die an den Folgen einer Leberzirrhose litten, reserviert.

Die intensive Beschäftigung mit den Erkrankungen der Leber führte dazu, dass Gütgemann am 19. Juni 1969 die erste Lebertransplantation in Deutschland vornahm. Sein Patient, ein 30-jähriger Mann mit Leberzellkarzinom im Endstadium, erhielt das gesunde Organ eines kurz zuvor an einem Hirnschlag gestorbenen gleichaltrigen Mannes. Der Transplantatempfänger lebte sieben Monate mit dem neuen Organ, bis auch er an Leberversagen infolge einer hepatitischen Infektion verstarb. Diese Pioniertat hatte für Gütgemann ein juristisches Nachspiel, da behauptet wurde, er habe die Leber noch vor dem Ableben des Spenders entnommen. Die Beschuldigungen konnten jedoch nach langwierigen Ermittlungen schließlich entkräftet werden. Insgesamt nahm Gütgemann sieben Lebertransplantationen vor, bevor sich das Zentrum der deutschen Transplantationsmedizin von Bonn nach Hannover zu Rudolf Pichlmayr an die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) verlagerte.

1970/71 war Alfred Gütgemann Präsident der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie, 1982 wurde er Ehrenmitglied. 1977 emeritierte Gütgemann. Ebenfalls 1971 wurde Gütgemann Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina in Halle (Saale).

In seiner Zeit als Ordinarius in Bonn gingen sieben neue Lehrstühle aus der Klinik hervor: Neurochirurgie 1954 (Röttgen), Orthopädie 1967 (Rössler), Klinische Biochemie 1968 (Breuer), Urologie 1971 (Vahlensieck), Nuklearmedizin 1972 (Winkler), Anästhesiologie 1973 (Stoeckel) und Herz- und Gefäßchirurgie 1977 (Kirchhoff).

Literatur

  • Josef Niesen, Bonner Personenlexikon, Bouvier-Verlag Bonn 2006, ISBN 978-3-416-03159-2
  • Gütgemann A.; H. W. Schreiber (1960), Die Chirurgie des Magensarkoms. Stuttgart : Thieme.
  • Gütgemann A, Bernhard A, Dietmann K, Geisler P, Kreutzberg B, Raschke E. (1963), Intracardiale Eingriffe bei völliger Kreislaufunterbrechung in tiefer Perfusionshypothermie. Thoraxchirurgie und Vaskuläre Chirurgie,10: 677-684.
  • Gütgemann A.; H. W. Schreiber (1964), Das Magen- und Kardia-Karzinom. Stuttgart : Enke.
  • Gütgemann A. et al. (1969), Erfahrungsbericht über eine homologe Lebertransplantation. Deutsche Medizinische Wochenschrift 94: 1713-1717. PMID 4309275

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