Günther Schwarberg

Günther Schwarberg

Günther Schwarberg (* 14. Oktober 1926 in Vegesack; † 3. Dezember 2008 in Hamburg) war ein deutscher Journalist und Autor, dessen Buch Der SS-Arzt und die Kinder vom Bullenhuser Damm über ein Kriegsendphasenverbrechen große Wirkung erreicht hat.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Günther Schwarberg wuchs mit seiner Schwester Elfriede, der Tochter seines Vaters aus dessen erster Ehe, und einem Bruder in Vegesack auf. Sein Vater war Lehrer. Vom antifaschistischen Elternhaus wurde Günther Schwarberg in Gegnerschaft zur nationalsozialistischen Weltanschauung erzogen. Seine Schulzeit im „Dritten Reich“ bezeichnete er als „unfroh“. Der Teilnahme an der Hitlerjugend versuchte er sich zu entziehen, obwohl ihm sein Vater die Mitgliedschaft empfohlen hatte. Mit 16 Jahren wurde er als Luftwaffenhelfer eingesetzt und erlebte später die von ihm als Befreiung empfundene Kapitulation auf einem Kriegsschiff.

Ab Herbst 1945 war Schwarberg als Journalist zunächst beim Weser-Kurier, später bei den Bremer Nachrichten tätig. Er lieferte Beiträge für verschiedene Sender und arbeitete 25 Jahre lang beim Stern mit. Eine Artikelserie über das NS-Kriegsverbrechen am Bullenhuser Damm wurde zu Schwarbergs selbstgestellter Lebensaufgabe. Durch seinen Einsatz gelang ihm eine beispielhafte Vergangenheitsbewältigung am konkreten Fall. Sein Buch Der SS-Arzt und die Kinder vom Bullenhuser Damm findet weite Verbreitung: er wurde dafür mit der Anne-Frank-Medaille ausgezeichnet.

In seinem 2007 veröffentlichten Buch Das vergess ich nie schrieb er seine Lebenserinnerungen sowie seine beruflichen Erfahrungen als Journalist nieder. Er übte darin Kritik an einer Reihe bekannter deutscher Journalisten, etwa an Felix von Eckardt, der in Schwarbergs Zeit beim Weser-Kurier sein Vorgesetzter war.

Schwarberg war mehrere Jahre Vorsitzender des „Kinder vom Bullenhuser Damm e. V.“

Wirken

Schwarbergs Spurensuche zu den ermordeten zwanzig jüdischen Kindern geht weit über eine normale journalistische Arbeit hinaus. Seiner Beharrlichkeit ist es zu verdanken, dass die Namen der Kinder nicht in Vergessenheit geraten sind. Mit ihren überlebenden Angehörigen aus aller Welt gründete Schwarberg die Vereinigung Kinder vom Bullenhuser Damm; sie kommen am Jahrestag am Bullenhuser Damm zusammen und sind Gäste bei der Gedenkfeier, die Grundschulen im Stadtteil Schnelsen-Burgwedel ausrichten. Die Schaffung der Denkstätte Bullenhuser Damm mit dem benachbarten Rosengarten bleibt eng mit seinem Namen verknüpft.

Werke

  • Der Juwelier von Majdanek. Gruner und Jahr, Hamburg 1981
  • Angriffsziel Cap Arcona. Gruner und Jahr, Hamburg 1983
  • mit Lea Rosh Der letzte Tag von Oradour. Steidl Verlag, Göttingen 1988
  • Die letzte Fahrt der Exodus. Göttingen 1988 ISBN 3-88243-097-4
  • Der SS-Arzt und die Kinder vom Bullenhuser Damm, Göttingen 1988 ISBN 3-88243-095-8
  • Das Getto. (Bildband Warschauer Ghetto) Göttingen 1989
  • Die Mörderwaschmaschine. Steidl Verlag, Göttingen 1990
  • Der letzte Tag von Oradour. Göttingen 1992 ISBN 3-88243-092-3
  • Meine zwanzig Kinder. Göttingen 1996 ISBN 3-88243-431-7
  • Es war einmal ein Zauberberg. Eine Reportage aus der Welt des deutschen Zauberers Thomas Mann. Rasch und Röhring, Hamburg 1996
  • Sommertage bei Bertolt Brecht. Tagebuchskizzen unter dem dänischen Strohdach. Rasch und Röhring, Hamburg 1997
  • Bremer Geschichten. Donat Verlag, Bremen 1999
  • Im Ghetto von Warschau. Heinrich Jösts Fotografien. Steidl Verlag, Göttingen 2001
  • Dein ist mein ganzes Herz. Die Geschichte von Fritz Löhner-Beda, der die schönsten Lieder der Welt schrieb, und warum Hitler ihn ermorden ließ. Steidl Verlag, Göttingen 2002
  • Das vergess ich nie. Erinnerungen aus einem Reporterleben. Steidl Verlag, Göttingen 2007 ISBN 978-3-86521-560-4

Weblinks


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