Hans Hut

Hans Hut
Hans Hut: Stich aus dem 17. Jahrhundert

Hans Hut (* 1490 in Haina; † 6. Dezember 1527 in Augsburg) war ein Täufer, der in Süddeutschland und Österreich kurzzeitig sehr aktiv war.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Hut war ein reisender Buchhändler. Er nahm an der entscheidenden Schlacht des Thüringer Bauernkrieges am 15. Mai 1525 bei Frankenhausen teil. Nach der Schlacht gelang ihm die Flucht und er zog eine ganze Weile durch das Land.

An Pfingsten 1526 wurde er von Hans Denck, der zuvor von Balthasar Hubmaier getauft worden war, in Augsburg getauft. Er erwartete den Anbruch des Reiches Gottes in Form einer gewaltsamen apokalyptischen Durchsetzung der Herrschaft des Christus für das Jahr 1528. Daher entfaltete er umfangreiche missionarische Aktivitäten, weil er vor Pfingsten 1528 die 144.000[1] versiegeln musste. Er verstand die von ihm gespendete Taufe deshalb als Versiegelung Täuflings. Deshalb bezeichnete er ihn auch durch ein Wasser-Kreuzzeichen an der Stirn.

Seine Missionstätigkeit erstreckte sich von der thüringisch-fränkischen Grenze im Norden bis nach Tirol und Mähren; und er scheint auf seinen Missionsreisen oft ehemalige Bauernkriegsteilnehmer aufgesucht zu haben. Seine Verkündigung war von den mystischen Gedankengängen Thomas Müntzers sehr stark geprägt. Der beste Kenner der Hutschen Biographie und Theologie, Gottfried Seebaß, nennt ihn einfach „Müntzers Erbe“. Nur eineinviertel Jahr war Hans Hut als Missionar der Täuferbewegung unterwegs. Spuren seiner Wirksamkeit lassen sich nachweisen in Thüringen, Franken, Schwaben, Bayern, Österreich, Salzburg und Mähren. Größere Städte, in denen er die täuferischen Lehren verkündete und dieTaufe spendete, waren Coburg, Augsburg, Erlangen, Nürnberg, Nikolsburg, Wien, Steyr, Freistadt, Linz, Passau undSalzburg sowie viele kleinere Ortschaften, die er auf seinen Reisen durchzog.[2]

Im August 1527 gehörte Hans Hut zu einer Anzahl führender Täufer, die sich in Augsburg zu einem Täuferkonzil (Augsburger Märtyrersynode) trafen. Dort wollte man u.a. Unterschiede in den Lehrmeinungen ausgleichen. Als der Augsburger Rat von dem Treffen erfuhr, versuchte man der Versammelten habhaft zu werden. Zusammen mit wichtigen Augsburger Täufern wurde Hut verhaftet. Weil es nicht gelang, die Inhaftierten von ihren Lehren abzubringen, verurteilte man Hut und die anderen zu langjährigen Haftstrafen. Hans Hut starb in Folge eines Brandes im Augsburger Gefängnis Ende 1527.

Werke

  • Von dem geheimnis der tauf, baide des zaichens und des Wesens, ein anfang eines rechten wahrhaftigen christlichen Lebens, 1527, als Manuskript erhalten
  • Ein christlicher Underricht, wie göttliche geschrift vergleicht und geurtailt solle werden. Aus kraft des heiligen geists und zeuknus der dreitail christlichen Glaubens sambt iren verstand, 1527[3]

Literatur

  • Gottfried Seebaß: Müntzers Erbe. Werk, Leben und Theologie des Hans Hut. Gütersloher Verlags-Haus, Gütersloh 2002, ISBN 3-579-01758-6, (Quellen und Forschungen zur Reformationsgeschichte ), (Zugleich: Erlangen-Nürnberg, Univ., Habil.-Schr., 1972).
  • Werner O. Packull: Mysticism and the Early South German. Austrian Anabaptist Movement. Herald Press, Scottdale PA 1977, ISBN 0-8361-1130-3, (Studies in anabaptist and mennonite history 19).
  • Hans-Jürgen Goertz: Die Täufer. Geschichte und Deutung. 2. verbesserte und erweiterte Auflage. Beck, München 1988, ISBN 3-406-31660-3.
  • Gottfried Seebaß: Hans Hut. Der leidende Rächer. In: Hans-Jürgen Goertz (Hg.): Radikale Reformatoren. 21 biografische Skizzen von Thomas Müntzer bis Paracelsus. Beck, München 1978, ISBN 3-406-06783-2, (Beck'sche schwarze Reihe 183), S. 44–50.
  • Gottfried Seebaß: Das Zeichen der Erwählten. Zum Verständnis der Taufe bei Hans Hut. In: Hans-Jürgen Goertz (Hrsg.): Umstrittenes Täufertum. 1525–1975. Neue Forschungen. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1975, ISBN 3-525-55354-4, S. 138–164.
  • Julius Hartmann: Hut (Hutt), Hans. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 13, Duncker & Humblot, Leipzig 1881, S. 459.
  • Grete Mecenseffy: Hut, Hans. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 10, Duncker & Humblot, Berlin 1974, S. 91.
  • Friedrich Wilhelm Bautz: Hut, Hans. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 2, Hamm 1990, ISBN 3-88309-032-8, Sp. 1213–1217.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Bibel, Neues Testament, Offenbarung des Johannes: 7,4 EU, 14,1 EU, 14,3 EU
  2. Wolfgang Schäufele: Das missionarische Bewusstsein und Wirken der Täufer - dargestellt nach oberdeutschen Quellen, Band XXI in der Reihe Beiträge zur Geschichte und zur Lehre der Reformierten Kirche (Hrsg. Paul Jacobs u.a.), Neukirchen-Vluyn 1966, S.143
  3. Beide Schriften finden sich bei Lydia Müller: Glaubenszeugnisse oberdeutscher Taufgesinnter, Leipzig 1938

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