Heiligen-Geist-Kirche (Barmstedt)

Heiligen-Geist-Kirche (Barmstedt)
Die Heiligen-Geist-Kirche in Barmstedt

Die Heiligen-Geist-Kirche in Barmstedt im südlichen Schleswig-Holstein ist das bedeutendste Bauwerk der Stadt und gehört neben der Rellinger Kirche, der Pinneberger Drostei und der Uetersener Klosterkirche zu den wenigen Bauten des Barock im Kreis Pinneberg.

Inhaltsverzeichnis

Die Barmstedter Kirche

Vorgeschichte

Eine erste Kirche in Barmstedt wird um 1140 urkundlich erwähnt[1], der Bau wurde vermutlich durch die Ritter von Barmstede vorangetrieben. Die heutige Kirche ist der zweite, eventuell auch dritte Bau an dieser Stelle. Als direkte Vorgängerin wird die sogenannte „St. Margarethen-Kirche“ benannt, die in ihren Grundmauern noch aus dem 13. Jahrhundert stammte. Sie bildete den Mittelpunkt der kleinen Siedlung Barmstedt. Die aus Feldstein errichtete Margarethenkirche wurde im Laufe der Jahrhunderte für die wachsende Gemeinde zu klein und genügte auch den repräsentativen Ansprüchen der hier herrschenden Rantzauer nicht mehr, so dass zu Beginn des 18. Jahrhunderts eine neue Kirche nötig wurde. Für das neue Gotteshaus wurde die alte Kirche fast vollständig abgebrochen, lediglich der Turm und Teile der Westmauer blieben bestehen und in den Neubau integriert. Die Kirche wurde im Auftrag Graf Wilhelm Adolfs zu Rantzau zügig von 1717 bis 1718 errichtet und bereits zu Pfingsten 1718 eingeweiht, weswegen sie fortan die Bezeichnung Heiligen-Geist-Kirche trug.

Das Bauwerk

Blick nach Westen auf den Orgelprospekt und die Empore

Die Barmstedter Kirche ist ein rechteckiger, barocker Saalbau aus Backstein von 34 Metern Länge mit einem polygonalen Abschluss. Das Kirchenschiff wird von Korbbogenfenstern erhellt und der Innenraum ist mit einem hölzernen Tonnengewölbe überspannt. Der Zugang zum Schiff erfolgt über das Hauptportal im Turm und je ein weiteres Portal an der Nord- und Südwand.

Die Kirche wartet mit einer nahezu unveränderten Ausstattung aus ihrer Erbauungszeit auf. Die Decke ist mit einem Himmelszelt und Szenen aus dem Alten Testament bemalt, die allerdings schon 1754 erneuert werden mussten. Später wurde das Deckengemälde übertüncht und erst in den 1980er Jahren wieder freigelegt und restauriert. Der östliche Bereich des Kirchenschiffs ist mit einer hölzernen Empore gerahmt, deren Pfeiler den Grundriss des Vorgängerbaus markieren. Die Empore ist mit 32 Gemälden dekoriert, die Ereignisse aus der Bibel darstellen. Unter den goldgefassten Rahmen sind die Namen der Stifter angebracht. Eine weitere Empore befindet sich im nördlichen Bereich des Saals.

Der Grafenstuhl der Familie Rantzau

Den Mittelpunkt des Kirchensaals bildet ein puttengeschmückter Hochaltar mit einer Christusfigur und den Aposteln Petrus und Paulus. Bemerkenswert ist die hochgelegene Patronatsloge an der südlichen Wand der Kirche. Dieser Grafenstuhl oder manchmal auch Fürstenstuhl genannte Raum war die persönliche, heizbare Kammer der Rantzauer Grafen, die ihre Residenz auf der nahen Barmstedter Schlossinsel hatten. Die gräfliche Familie konnte von hier dem Gottesdienst beiwohnen, ohne mit dem bäuerlichen Volk in Berührung kommen zu müssen. Der Grafenstuhl verfügt deswegen über einen eigenen Zugang an der südlichen Außenwand.

Das bedeutendste Ausstattungsstück der Kirche ist die große Orgel, die von dem Arp Schnitger-Schüler Johann Hinrich Klapmeyer von 1719 bis 1720 angefertigt wurde. Die Orgel verfügt über 2196 Pfeifen und 31 Register und wurde mehrmals restauriert.

Der Turm

Der 53 Meter hohe Turm stammt in seinem Inneren zum Teil noch aus der Romanik und sollte wohl einst auch als Wehrturm dienen, ob er diese Funktion jemals ausüben musste, ist allerdings unklar. Seine heute sichtbare Verkleidung erhielt er erst um 1842. Der schlanke, gotisch geprägte Helm wurde im Volksmund auch als Schusterahle bezeichnet, was auf die alte Funktion Barmstedts als Schusterstadt verweist. Diese Bezeichnung wird heute allerdings kaum noch verwendet.

Offene Kirche

Außerhalb der Gottesdienste ist die Kirche an jedem 1. und 3. Sonntag des Monats nachmittags für Besucher geöffnet. Zudem ist sie regelmäßiger Veranstaltungsort für verschiedene musikalische Aufführungen.

Wissenswertes

Der Vater des Dichters des Schleswig-Holstein-Liedes, Matthäus Friedrich Chemnitz, diente in der Heiligen-Geist-Kirche als Hilfsprediger. Sein Grab befindet sich an der äußeren Nordwand des Kirchenbaus.

Literatur und Quellen

  1. Geschichte der Stadt Barmstedt
  • Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Hamburg, Schleswig-Holstein. Deutscher Kunstverlag, München 1994, ISBN 3-422-03033-6

Weblinks

 Commons: Heiligen-Geist-Kirche (Barmstedt) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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