Hermann Mandel

Hermann Mandel

Hermann Mandel (* 13. Dezember 1882 in Holzwickede (Westfalen); † 8. April 1946 in Kluvensiek bei Rendsburg) war ein deutscher Theologe und Religionswissenschaftler, der in der Zeit des Nationalsozialismus eine Rassenseelenkunde propagierte.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Mandel, ursprünglich Johannes Hermann, war Sohn von Heinrich Mandel, einem Lehrer und späteren Leiter einer Waisenanstalt in Neukirchen. In Moers besuchte er das Gymnasium Adolfinum, wo er Ostern 1901 das Abitur ablegte. Danach studierte Mandel Theologie in Halle, Königsberg und Bonn. Im Oktober 1904 bestand er in Koblenz das Examen pro lic. concionandi. Im selben Jahr noch setzte er sein Studium an der Universität Greifswald bei Carl Stange fort. Er wurde 1906 mit seiner Schrift Die scholastische Rechtfertigungsllehre, ihre Bedeutung fur Luthers Entwickelung, ihr Grundproblem und dessen Lösung durch Luther gleichzeitig promoviert und habilitiert. Danach war er Dozent in Greifswald, ab 1911 Titularprofessor.

Von 1912 bis 1918 war Mandel Professor für Systematische Theologie in Rostock, dann als Nachfolger Erich Schaeders von 1918 bis 1935 Professor an der Universität Kiel. In diesen Jahren entfernte sich Mandel immer weiter von der evangelischen Lehre weg und wandte sich einer „Deutschtheologie“ zu. Deren Grundgedanke lag in der Entgegensetzung „zwischen abendländischer und orientalisch vorderasiatischer Geisteskultur“. Erstere begriff Mandel als „Wirklichkeitsreligion“, naturverbunden auf Lebensbewältigung gerichtet, letztere als „Jenseitsreligion“, naturfeindlich, dualistisch und fatalistisch. Mandels Religionspsychologie war antisemitisch und basierte auf der Annahme unveränderlicher rassischer Grundlagen jeden Glaubens. Um 1933 wurde Mandel Mitglied im völkischen Bund für Deutsche Kirche (Deutschkirche) und propagierte dort ein von allen jüdischen Einflüssen gereinigtes Christentum.[1]

Mandel schloss sich 1933 ebenfalls der „Deutschen Glaubensbewegung“ an und war Vorsitzender eines kurzlebigen Freundeskreises der Arbeitsgemeinschaft Deutsche Glaubensbewegung sowie bis Herbst 1944 Mitherausgeber von Jakob Wilhelm Hauers Zeitschrift Deutscher Glaube.[2].

1934 wurde Mandel Mitglied im Nationalsozialistischen Lehrerbund. In die NSDAP trat er 1937 ein.

1936 publizierte er die Abhandlung Arische Gottschau. Im selben Jahr verließ Mandel die Theologische Fakultät und trat in die Philosophische Fakultät ein, wo er als Direktor des Instituts für Rassenkundliche Geistesgeschichte bis 1942 Vorlesungen über Rassenpsychologie, Rassenkulturkunde und Weltanschauungskunde hielt. Das Institut leitete er bis 1945.

1938 trat Mandel in den Nationalsozialistischen Dozentenbund ein. 1939 erschien sein Buch Rassenseelenkunde als biologische Wissenschaft.[2] Seit 1942 beteiligte er sich am NS-Projekt Kriegseinsatz der Geisteswissenschaften, wobei er als Schwerpunkt das Thema Die Philosophie als indogermanische Leistung, artbestimmte Grundzüge der indogermanischen Philosophie behandelte.[2]

Sein Grab befindet sich auf dem Parkfriedhof Eichhof.

Werke (Auswahl)

  • Die Erkenntnis des Übersinnlichen: Grundriß der systematischen Theologie. Leipzig: Deichert 1911–1912
  • Nordisch-Deutsches Seelentum im Gegensatz zum Morgenländischen. Stuttgart 1934
  • Nordisch-arische Wirklichkeitsreligion. 1934
  • Deutsche Glaubensunterweisung in Frage und Antwort. 1935
  • Deutscher Gottglaube. 1934
  • Rassenkundliche Geistesgeschichte. Eine einführende Antrittsvorlesung und ein systematischer Forschungsüberblick. Leipzig 1936 (Schriften zum deutschen Glauben. Heft 6)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ulrich Nanko: Die Deutsche Glaubensbewegung. Eine historische und soziologische Untersuchung. Diagonal-Verlag, Marburg 1993, S. 61, ISBN 3-927165-16-6. Gegründet wurde der Bund für deutsche Kirche im Mai 1921, der die Zeitschrift Deutschkirche herausgab. Gründer und Förderer des Bundes waren der Wagnerforschner Hans von Wolzogen, der völkische Literaturhistoriker Adolf Bartels und der Herausgeber der Zeitschrift Heimdall Adolf Reinecke sowie evangelische Pfarrer und Theologen.
  2. a b c Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch Verlag, Zweite aktualisierte Auflage, Frankfurt am Main 2005, ISBN 978-3-596-16048-8, S. 388.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Hermann Steuri — Hermann («Mändel») Steuri (* 8. September 1909 in Grindelwald;[1] † 17. August 2001 ebenda[2]) war ein Schweizer Bergführer und alpiner Skirennfahrer. Er gewann in den 1930er Jahren mehrere internationale Skirennen und gilt als einer der… …   Deutsch Wikipedia

  • Mandel (Begriffsklärung) — Das Wort Mandel bezeichnet: die Frucht des Mandelbaums, siehe Mandel einen vollständig mit Mineralsubstanz gefüllten Hohlraum im Gestein, siehe Mandel (Mineralogie) ein lymphatisches Organ, meistens die Gaumenmandel, siehe auch Tonsille… …   Deutsch Wikipedia

  • Mandel — 1. Herkunftsname zu den Ortsnamen Mandel (Rheinland Pfalz), Mandeln (Hessen, Ostpreußen). 2. Berufsübername zu mhd., mnd. mandel »Mandel« für den Verkäufer oder Verarbeiter. 3. Berufsübername zu mnd. mandel(e) »Haufe von 15 Getreidegarben« für… …   Wörterbuch der deutschen familiennamen

  • Maria Mandel — Mandel after her arrest by US troops, 1945 Born January 10, 1912(1912 01 10) Münzkirchen, Austria Hungary Died …   Wikipedia

  • Eduard Mandel — (* 15. Februar 1810 in Berlin; † 20. Oktober 1882 in Berlin) war ein deutscher Kupferstecher. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Ehrung 3 Werke (Auswahl) …   Deutsch Wikipedia

  • María Mandel — Este artículo o sección necesita referencias que aparezcan en una publicación acreditada, como revistas especializadas, monografías, prensa diaria o páginas de Internet fidedignas. Puedes añadirlas así o avisar al a …   Wikipedia Español

  • Liste der Biografien/Mam–Maq — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Gymnasium Adolfinum Moers — Gymnasium Adolfinum Schulform Gymnasium Gründung 1582 Ort Moers …   Deutsch Wikipedia

  • Hengsen — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Opherdicke — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”