Kuony von Stocken

Kuony von Stocken

Kuony von Stocken (auch manchmal als Hans Kuony) war ein Hofnarr des österreichischen Herzogs Leopold I. und Ursprung eines noch heute dargestellten Brauches in der schwäbisch-alemannischen Fastnacht. Kuony soll sich während des schweizerisch-österreichischen Kriegs im 14. Jahrhundert als überaus weiser Warner eines Feldzuges hervorgetan haben und erbat sich im Anschluss an den negativen Ausgang das Privileg, jährlich in seiner Heimatstadt Stockach ein Narrengericht abhalten zu dürfen.

Kuony von Stocken (links) im roten Narrengewand während der Schlacht am Morgarten (Tschachtlanchronik 1483)

Während der Vorbereitungen zum Einfall in das Land Schwyz (Schweiz) soll so der Herzog spaßeshalber seinen Narren Kuony befragt haben, was er denn von der ganzen Angelegenheit halte. Der weise Narr antwortete:

Ihr geratet wohl, wie ihr wollt in das Land Schwyz hinein kommen, jedoch geratet keiner, wie ihr wieder wollt heraus kommen.

Der Rat, der darauf hinwies, was denn passieren würde, wenn man den Schweizern unterliege, wurde lachend abgetan. Erst nach der vernichtenden Niederlage der Österreicher in der Schlacht am Morgarten 1315, nach der der Herzog nicht viel mehr als sein Leben retten konnte, erinnerte sich dieser an den weisen Rat seines Narren und gewährte ihm einen Wunsch. Kuony erbat sich das Privileg, in seiner Heimatstadt Stockach alljährlich ein Narrengericht abhalten zu dürfen.

Kuony von Stocken (links) standesgemäss in einer gelben Schellentracht mit Fiedel (Darstellung der Schlacht am Morgarten aus der Berner Chronik von Diebold Schilling)

Da Leopold aber bereits 1326 und damit vor der Regelung der Angelegenheit starb, wandte sich Kuony den Erzählungen nach an Erzherzog Albrecht den Weisen, der ihm schließlich 1351 das Privileg gewährte. Unter dem persönlichen Schutz des Stadtherrn von Stockach, dem Landgrafen Eberhard von Nellenburg, soll Kuony letztendlich die Urkunde in seine Heimatstadt verbracht haben, wo sie in der Säule eines Brunnens aufbewahrt wurde.

Die Legende des Kuony von Stocken kann angezweifelt werden. Um 1400 erscheint die Figur erstmals in Heinrich Wittenwilers Dichtung Der Ring. Eine ganze Reihe von Chronisten der Schweiz greifen die Geschichte auf, und so erscheint Kuony beispielsweise in der 1485 entstandenen Spiezer Chronik und in der etwa zehn Jahre älteren Berner Chronik. In der Spiezer Fassung erscheint der Narr als fiedelnder Geigenspieler, im hier abgebildeten Beispiel der Berner Chronik im typischen zweigeteilten Narrengewand mit Eselsohren und Glöckchen.

In Kuonys Heimatstadt Stockach wird zudem im Stadtarchiv tatsächlich eine Urkunde aus dem Jahr 1743 aufbewahrt, welche sich auf eine Vorlage von 1687 stützt, die ihrerseits auf das Originalprivileg verweist. Diese in der Säule des mittleren Brunnens gefundene Urkunde besagt, daß jhme Hans Kuene undt allen seinen Nach-Kommenden Burger von Stockhach, alle Jährl. in der Faßtnacht […] das Narren Gericht vergunet u. in Gnaden erteilt seye.

Die Figur des Hans Kuony spielt in der heutigen schwäbisch-alemannischen Fastnacht immer noch eine zentrale Rolle. Im Stockacher Narrengericht, das alljährlich am Schmotzigen Donnerstag tagt, tritt er als unverlarvter Narr in einem schwarz-roten Narrenkostüm auf.

Aufgrund seiner Legende erstellte ihm seine Heimatstadt einen Brunnen auf dem man rundherum seinen weisen Rat an den Herzog von Österreich lesen kann.

Kuony von Stocken stellt aufgrund seines Rates an den Herzog von Österreich einen der beiden Hofnarrentypen dar. Während so genannte natürliche Narren wie beispielsweise Claus Narr mit allerlei Gebrechen am Hof eines Fürsten für dessen Erheiterung sorgte, aber auch an Sterblichkeit eines jeden Menschen und an die Vergänglichkeit allen Ruhms erinnerte, steht Kuony als künstlicher Narr für einen in Wahrheit sehr intelligenten Menschen, ähnlich wie es Kunz von der Rosen, der Hofnarr Kaiser Maximilians, war.

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