Mafiamorde von Duisburg

Mafiamorde von Duisburg

Als Mafiamorde von Duisburg wurde ein Ereignis bekannt, bei dem in den Morgenstunden des 15. August 2007 sechs Menschen vor einem italienischen Restaurant in Duisburg erschossen wurden. Aufgrund seiner Brutalität sorgte der Fall auch im Ausland für großes Aufsehen. Hintergrund der Tat war die Fehde zweier verfeindeter Mafia-Familien. Der Haupttäter wurde im März 2009 in Amsterdam verhaftet und später nach Italien ausgeliefert. Am 12. Juli 2011 wurde er vor einem Geschworenengericht im kalabrischen Locri zu lebenslanger Haft verurteilt.[1]

Inhaltsverzeichnis

Hergang

Am 14. August 2007 trafen sich der Wirt des Duisburger Restaurants „Da Bruno“ Sebastiano S. mit seinem Lehrling Tommaso-Francesco V. und vier weiteren Verwandten des Wirts im Restaurant, um in den 18. Geburtstag des Lehrlings hineinzufeiern. Als diese nach zwei Uhr aus dem Restaurant zu ihren Autos gingen, wurden sie dort von unbekannten Personen erschossen. Der Notruf ging bei der Polizei um 2:24 Uhr ein, um 2:30 Uhr war sie vor Ort. Die Opfer saßen in ihren Autos, es wurden über 70 Schüsse auf sie abgegeben. Schon kurz nach der Tat wurde spekuliert, dass die Tat mit einer Fehde zweier verfeindeter Familien der Mafiaorganisation ’Ndrangheta in Zusammenhang steht.

Hintergründe der Tat

Die Mafiamorde von Duisburg waren der Höhepunkt einer Familienfehde zwischen den Mafia-Familien Strangio-Nirta und Pelle-Romeo, die sich nach einem Karnevalsscherz am 11. Februar 1991 in San Luca und einem daraus resultierenden Streit entwickelte. Dem Streit folgte eine Schlägerei zwischen Mitgliedern beider Familien und Tage danach wurden zwei junge Männer ermordet aufgefunden. Die Fehde blieb jahrelang ruhig, bis am 25. Dezember 2006 die 33-jährige Maria S., die Ehefrau eines der beiden vermutlichen Haupttäter, ermordet aufgefunden wurde. Wahrscheinlich war der 25-jährige Marco M. der Täter, der Maria S. damals tötete.[2] Er befand sich auf der Flucht vor Mafiosi in Deutschland, als er mit den anderen Opfern im Restaurant erschossen wurde.[3]

Ermittlungen

Schon wenige Wochen nach der Tat wurde der später verhaftete Giovanni S. mit der Tat in Verbindung gebracht. Das BKA hatte Informationen über die Vorfälle an Weihnachten 2006 von der italienischen Polizei erhalten und aufgrund der Polizei bekannten familiären Verbindungen nach Duisburg entsprechend weitergeleitet.[4] Giovanni S. soll mit einem Komplizen am Morgen des 15. August 2007 auf die sechs italienischen Männer geschossen haben. Im Fluchtfahrzeug fanden sich seine DNA und Schmauchspuren. Die Ermittlungen der italienischen und der deutschen Polizei wurden in der Folge intensiviert und eine gemeinsame Task Force zur Lösung des Falles gebildet.[5]

Erste Erfolge konnten vier Monate nach der Tat gemeldet werden, als vier verdächtige Personen in Neuss, Oberhausen und San Luca festgenommen wurden.[6] Im August 2008 wurde ein Schwager der 2006 getöteten Frau festgenommen, der als Drahtzieher des Attentats vermutet wurde.[7] Im Oktober 2008 wurde der Anführer der Mafia-Familie Pelle-Romeo in Italien festgenommen. Er soll 2006 den Auftrag gegeben haben, Maria S. zu töten.[8] Ihr Ehemann, der als einer der Hauptverdächtigen gilt, wurde von holländischen Polizisten im November 2008 in Amsterdam festgenommen.[9]

Eine Feinstaubplakette in seiner Wohnung brachte die Polizei letztlich auf die Fährte von Giovanni S. Die Plakette war auf einen Frankfurter PKW eines Kontaktmannes ausgestellt, der die Polizei letztendlich zum Versteck führte. Nachdem diese das Haus monatelang observiert hatte, wurde der Täter am Abend des 12. März 2009 in Amsterdam verhaftet.[10] Bei ihm waren seine Frau und ein weiterer möglicher Tatverdächtiger.[11] Er wurde ebenso wie der andere Hauptverdächtige später nach Italien ausgeliefert.[12]

Die Ermittlungen der deutschen Polizei zeigten auch, dass die ’Ndrangheta insbesondere in Nordrhein-Westfalen mittlerweile über feste Stützpunkte verfügt.[13]

Prozess

Im kalabrischen Locri begann im April 2010 der Prozess gegen Giovanni S. und zwei weitere Verdächtige. Dieser war in einen großen Prozess eingebettet, in dem insgesamt 14 'Ndrangheta-Mitglieder angeklagt waren.[14] Sieben von ihnen, darunter auch der Haupttäter der Morde in Duisburg, wurden am 12. Juli 2011 zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt.[1]

Weblinks

Wikinews Wikinews: ’Ndrangheta – in den Nachrichten

Einzelnachweise

  1. a b Spiegel Online: Mafiamorde von Duisburg. Gericht verurteilt Haupttäter zu lebenslanger Haft, abgerufen am 12. Juli 2011.
  2. Spiegel Online: Sechsfach Mord in Duisburg: Feinstaubplakette verriet mutmaßlichen Mafia-Killer, vom 13. März 2009.
  3. Spiegel Online: Duisburger Mafia-Massaker: Killerkommando auf Rachefeldzug in Deutschland, vom 15. August 2007.
  4. Axel Spilcker: Teil des Gefahrenraums, in: Focus 36/2007, S. 26f.
  5. Spiegel Online: Sechsfacher Mafiamord: Auto des Täters in Hamburg gesichtet, vom 2. September 2007.
  6. Spiegel Online: Ermittlungen: Festnahmen nach Mafia-Morden von Duisburg, vom 2. Dezember 2007.
  7. Spiegel Online: Duisburger Mafia-Morde: Polizei verhaftet 'Ndrangheta-Boss, vom 7. August 2008.
  8. Spiegel Online: Duisburger Mafia-Morde: Polizei schnappt 'Ndrangheta-Boss im Bunker, vom 16. Oktober 2008.
  9. Spiegel Online: Amsterdam: Mutmaßlicher Hintermann der Duisburger Mafia-Morde gefasst, vom 24. November 2008.
  10. Jürgen Zurheide: Festnahme im Versteck; Nach den Mafiamorden von Duisburg, in: Der Tagesspiegel vom 14. März 2009, S. 32.
  11. Spiegel Online: Sechsfach Mord in Duisburg: Feinstaubplakette verriet mutmaßlichen Mafia-Killer, vom 13. März 2009.
  12. Spiegel Online: Mutmaßlicher Mafia-Mörder wird an Italien ausgeliefert, vom 13. Mai 2009
  13. Tobias Piller, ndrangheta auch in Deutschland stabil. FAZ.net vom 15. August 2008
  14. o.V.: Pizzeria-Mord: Drahtzieher vor Gericht; Angeklagter nimmt per Video an Prozess teil, in: Berliner Morgenpost vom 15. April 2010, S. 10.

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