Marc Augier

Marc Augier

Marc Augier (* 19. März 1908 in Bordeaux; † 16. Dezember 1990 in Paris) war ein französischer Schriftsteller, Abenteurer und Alpinist, der im besetzten Frankreich mit der deutschen Besatzungsmacht kollaborierte und nach dem Krieg in Argentinien und Frankreich einflussreich war. Bekannt ist er auch unter dem Pseudonym Saint-Loup.

Inhaltsverzeichnis

Biographie und Tätigkeit bis 1940

Marc Augier wächst in Bordeaux in einfachen Verhältnissen auf und begeistert sich von frühester Jugend an für die Natur und den Sport.

Nach dem Abitur im Jahr 1926 studiert er Rechtswissenschaften, beginnt aber gleichzeitig mit seinen ersten Motorradtouren und im Journalismus. Zunächst arbeitet er für die Depeche du Midi, für L´Illustration und für Sciences et Voyages. Marc Augier macht sich als Journalist in den 1930er Jahren einen Namen als Skifahrer und Bergsteiger vor allem durch Expeditionen unter anderem in Lappland und in Marokko.

Daneben engagiert er sich beim Aufbau der Jugendherbergen (Auberges de la jeunesse) in Frankreich und betätigt sich als Sozialist und Pazifist. Er arbeitet für Léo Lagrange, Minister in der Volksfrontregierung unter Léon Blum, und die Section française de l’Internationale ouvrière (SFIO/ dt.: Französische Sektion der Arbeiter-Internationale).

Er wendet sich gegen bürgerliche Konventionen, schwärmt von Natur und ursprünglicher Lebensweise und huldigt einem Jugendkult wie viele französische Intellektuelle in den 30er Jahren, z.B. Robert Brasillach. Schon während einer Reise durch Deutschland im Jahr 1929 begeistert er sich für dieses Land. In seiner Reportage Ich sah Deutschland und in mehreren weiteren Publikationen wendet er sich gegen die im damaligen Frankreich weit verbreitete Germanophobie vor allem von Charles Maurras.

Augier bereist viele europäische Länder und knüpft auch Kontakte mit den Führern der Hitler-Jugend. In New York nimmt er 1938 am Weltjugendkongress teil. Die weitgehende Isolation und Ablehnung Deutschlands und der Hitler-Jugend bewegt ihn, sich von der SFIO ab- und den rechtsextremen Kräften zuzuwenden. In der Folgezeit wird Augier stark beeinflusst durch das Buch La Gerbe des Forces (1937) von Alphonse de Châteaubriant und nähert sich dem Nationalsozialismus an. Dieser erscheint Augier als die Rückkehr der europäischen Völker zum Heidentum und zur Ursprünglichkeit der Antike und des frühen Mittelalters, der er den Verfall der jüdisch-christlichen Zivilisation gegenüberstellt.

Tätigkeit während des Vichy-Regimes und der deutschen Besetzung

Nach der Niederlage Frankreichs und der Etablierung des Vichy-Regimes im Juni 1940 gründet er die Bewegung Jeunes pour l'Europe nouvelle (Jugendliche für das neue Europa) und wird Chefredakteur der von Alphonse de Chateaubriant herausgegebenen politisch-literarischen Wochenzeitschrift La Gerbe (dt.: Die Garbe), die erstmals am 11. Juli 1940 erscheint. Es gelingt Augier, renommierte Schriftsteller und Essayisten wie Jean Giono, Paul Morand, Jean Cocteau, Marcel Aymé oder Sacha Guitry als Autoren für La Gerbe zu gewinnen Die Zeitschrift propagiert ein arisches Europa unter deutscher Führung und (ab Juli 1941) einen radikalen Antibolschewismus. Ideologisch liegt das Blatt auf einer Linie mit exponierten Kollaborateuren wie Jacques Doriot und Marcel Déat, die - ebenfalls im Juli 1940 – die Légion des volontaires français contre le bolchévisme (LVF) gründen, der Marc Augier umgehend beitritt.

Bis 1944 beteiligt er sich mit der LVF, die zunächst in die Wehrmacht und ab Juli 1944 als Grenadier-Brigade der SS Charlemagne in die Waffen-SS integriert ist, als Unteroffizier (Feldwebel) mehrfach an Einsätzen an der Ostfront und bei der Partisanenbekämpfung. Nach einer Verwundung im Jahr 1943 kehrt er nach Hildesheim in Deutschland zurück, wo er in im Kloster der schwarzen Männer residiert, die Redaktion der LVF-Zeitschrift Combattant européen übernimmt und als Offizier den Einsatz der LVF organisiert.

Untertauchen und Flucht nach Argentinien

Im Frühjahr 1945 taucht er unter und versteckt sich in Paris, wo er den Roman Face Nord (dt.: Götterdämmerung) unter dem Pseudonym Saint-Loup (dt.: Heiliger Wolf) veröffentlichen lässt, mit dessen Erlös er seine Flucht nach Südamerika finanziert. Nachdem er wegen Kollaboration in Abwesenheit zum Tode verurteilt war, gelingt ihm die Flucht zunächst nach Rio de Janeiro, von wo aus er wenig später nach Argentinien weiterreist.

Dort gelingt es ihm rasch, in der starken deutschen Emigrantenszene in Buenos Aires Fuß zu fassen, in der sich eine große Zahl geflüchteter NS-Kriegsverbrecher betätigt, die über die Rattenlinie nach Argentinien geschleust worden sind. Seine Kontaktfähigkeit und seine militärischen Erfahrungen sowie sein sportliches Talent führen dazu, dass er von der argentinischen Regierung unter Juan Perón als Berater der argentinischen Gebirgstruppen und sogar als Skilehrer von Eva Perón ("Evita") eingesetzt wird.

Seine publizistische Tätigkeit setzt er durch Beiträge für die Emigrantenzeitschrift Der Weg in Buenos Aires fort: Im Heft 1/1950 plädiert er in einem Artikel, den er unter seinem richtigen Namen veröffentlicht, für eine Rehabilitation Deutschlands als künftiger Bundesgenosse Frankreichs im Kampf gegen den Bolschewismus.

Tätigkeit nach der Rückkehr nach Frankreich

Im Herbst 1950 kehrt er inkognito nach Frankreich zurück, wo er nun wieder unter dem Pseudonym Saint-Loup Abenteuerromane, Biographien und Autobiographisches veröffentlicht.

Seine literarischen Qualitäten sind weitgehend unbestritten. Sein 1953 unter Pseudonym erschienener Roman La Nuit commence au Cap Horn (dt.: Die Nacht beginnt am Kap Hoorn) wird sogar für den Prix Goncourt vorgeschlagen, den renommiertesten Literaturpreis Frankreichs. Nachdem seine wahre Identität ans Licht kommt, wird der Vorschlag umgehend zurückgezogen, er wird aber begnadigt, so dass er in den Folgejahrzehnten regelmäßig Romane, autobiographische Bücher und Biographien (über Autopioniere, aber auch über den VW-Käfer) in Frankreich veröffentlichen kann.

Seine Bücher, die um die Themen Abenteuer in der Wildnis, Alpinismus, Motorrad/Automobil und vor allem seine Erlebnisse mit der LVF und der Waffen-SS an der Ostfront kreisen, zeigen, dass sich das Weltbild und die Ideologie Marc Augiers seit Ende der 30er-Jahre bis zu seinem Tod am 16. Dezember 1990 in Paris kaum gewandelt haben. Bis zum Schluss rechtfertigt und verherrlicht er den Nationalsozialismus, die Kollaboration, den Kampf gegen den Bolschewismus und den Rassismus, wendet sich gegen das Christentum und pflegt sorgsam sein eigenes Image als knorriger Abenteurer und Haudegen. Seine Apologetik der Kollaboration und sein Rassismus machen ihn bis heute zu einer Leitfigur der rechtsextremen Szene in Frankreich um den Front National (FN) von Jean-Marie Le Pen. Darüber hinaus fördert er aber auch regionale Autonomiebewegungen wie die der Bretonen, der Basken und der Korsen.

Bibliographie (Auswahl)

  • J'ai vu l'Allemagne, Neuauflage 1991
  • Solstice en Laponie: un raid de ski et de camping hivernal en Laponie finlandaise, Neuauflage 1995
  • Les Skieurs de la nuit. Un raid de ski-camping avec onze documents photographiques, 1944
  • Face Nord, 1945
  • Monts pacifiques, 1951
  • La Nuit commence au Cap Horn, 1952
  • La Peau de l'Auroch, 1954
  • Marius Berliet, 1962
  • Les Volontaires, 1964
  • Nouveaux Cathares pour Montségur, 1969
  • Le Sang d'Israël, 1970
  • Plus de pardons pour les Bretons, 1971
  • Les Hérétiques, 1971
  • Les Nostalgiques, 1971
  • Une moto pour Barbara, 1972
  • Les Voiliers fantômes d'Hitler. Aventures vécues, 1973
  • Les SS de la Toison d'Or, 1978
  • La Division Azul. Croisade espagnole de Léningrad au Goulag, 1978
  • Le Ciel n'a pas voulu. Accidents fabuleux, 1979
  • Le Boer attaque. Commandos sud-africains au combat 1881-1978, 1981
  • Les Partisans. Choses vues en Russie 1941-1942, 1986
  • Renault de Billancourt, 1987.

In deutscher Übersetzung

  • Legion der Aufrechten - Frankreichs Freiwillige an der Ostfront (das ist: 33. Waffen-Grenadier-Division der SS „Charlemagne“) Druffel, Leoni 1977 ISBN 3806108404 ; Pawlak, Herrsching 1984 & 1991 ISBN 3881991271 DNB unter Verf. Saint-Loup gelistet
  • Götterdämmerung - Europa 1945, Druffel-Verlag Leoni 1957
  • Yachten in geheimer Mission - Segler im Dienste der Abwehr. Delius Klasing, Bielefeld 1988 ISBN 3768805980 (zuvor als Taschenbuch erschienen bei Bastei-Lübbe unter dem Titel: Die Geisterschiffe Hitlers 1973, ISBN 3404010043)
  • Brigade der Verlorenen, Fackelverlag 1968
  • Der Karren des Henkers, Historischer Roman
  • Nacht über Feuerland, Zürich 1955

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Marc Augier — (nom de plume: Saint Loup) (born 19 March 1908 in Bordeaux – died 16 December 1990 in Paris) was a French far right writer and politician. Contents 1 Early years 2 Collaboration 3 Post war writing 4 …   Wikipedia

  • Marc Augier — Saint Loup (écrivain) Pour les articles homonymes, voir Saint Loup. Saint Loup, de son vrai nom Marc Augier, est un écrivain français, né le 19 mars 1908 à Bordeaux et mort le 16 décembre 1990 à Paris. Sommaire 1 …   Wikipédia en Français

  • Marc Augier, dit Saint-Loup — Saint Loup (écrivain) Pour les articles homonymes, voir Saint Loup. Saint Loup, de son vrai nom Marc Augier, est un écrivain français, né le 19 mars 1908 à Bordeaux et mort le 16 décembre 1990 à Paris. Sommaire 1 …   Wikipédia en Français

  • Marc Augier de Saint-Loup — Saint Loup (écrivain) Pour les articles homonymes, voir Saint Loup. Saint Loup, de son vrai nom Marc Augier, est un écrivain français, né le 19 mars 1908 à Bordeaux et mort le 16 décembre 1990 à Paris. Sommaire 1 …   Wikipédia en Français

  • Augier — ist der Familienname folgender Personen: Angel Augier (1910–2010), kubanischer Journalist und Schriftsteller Émile Augier (1820–1889), französischer Dramatiker Marc Augier (1908–1990), französischer Schriftsteller, Abenteurer und Alpinist Daneben …   Deutsch Wikipedia

  • Augier —  Cette page d’homonymie répertorie des personnes (réelles ou fictives) partageant un même patronyme. Patronyme Jean Baptiste Augier (25 janvier 1769 Bourges ✝ 3 septembre 1819 Bourges), militaire et homme politique… …   Wikipédia en Français

  • Marc-René de Voyer de Paulmy d'Argenson (1652–1721) — Marc René de Voyer de Paulmy d Argenson Born 4 November 1652(1652 11 04) Venice, Italy Died …   Wikipedia

  • Marc Bessou — est un animateur de télévision français, né à Lyon (France), diplômé en sciences politiques et en droit. Télévision Il présenta La Carte aux trésors en 2006 en remplaçant Sylvain Augier qui anima le jeu de 1995 à 2005. Il a lui même été remplacé… …   Wikipédia en Français

  • Émile Augier — Émile Augier, Portrait par Alphonse Charles Masson Nom de naissance Guillaume Victor É …   Wikipédia en Français

  • Saint-Marc Girardin — Marc Girardin, dit Saint Marc Girardin, né à Paris le 12 février 1801 et mort à Morsang sur Seine le 11 avril 1873, est un homme politique et critique littéraire français. Il est professeur de poésie française au collège Louis le Grand et à la… …   Wikipédia en Français

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”