Antonĭus [1]

Antonĭus [1]

Antonĭus, Name eines römischen plebejischen Geschlechts, von dessen Mitgliedern folgende als die berühmtesten zu erwähnen sind: 1) Marcus A., geb. 143 v. Chr., einer der wirkungsvollsten und ausgezeichnetsten Redner seiner Zeit, weshalb er gewöhnlich den Beinamen Orator (der Redner) führt, neben Crassus die Hauptperson in Ciceros Werk »Über den Redner«. 99 Konsul, wurde 87 als Anhänger der Senatspartei auf Befehl des Marius ermordet.

2) Gajus A. Hybrida, Sohn des vorigen, trotz eines berüchtigten Vorlebens mit Cicero 66 Prätor und 63 Konsul. Er war ein Gesinnungsgenosse Catilinas, wurde aber von Cicero dadurch gewonnen, daß er ihm die reiche Provinz Makedonien überließ. Nach der Rückkehr von dort wurde er 59 wegen der dortigen Erpressungen und zugleich wegen Teilnahme an der Catilinarischen Verschwörung angeklagt und trotz Ciceros Verteidigung nach Kephallenia verbannt, später aber von Cäsar zurückgerufen.

3) Marcus A., der Triumvir, Sohn des Marcus A. Creticus und der Julia, einer Verwandten Cäsars, Enkel von A. 1) und Neffe von A. 2), geb. wahrscheinlich 82 v. Chr., gest. 30 v. Chr., seit dem Jahre 54 das geschickteste und nützlichste Werkzeug Cäsars, zuerst, von 54–50, in Gallien, dann 49 in den Tagen der Entscheidung über den Bürgerkrieg als Volkstribun in Rom, darauf bei der Vertreibung des Pompejus aus Italien. Als Cäsar nach Spanien gegen die Pompejaner zog, blieb A. in Italien als Oberbefehlshaber zurück, nahm aber an den Kämpfen vor Dyrrhachium und an der Schlacht bei Pharsalos teil. Von Cäsar, dem der Senat (zum zweitenmal) die Diktatur übertrug, zum Magister equitum ernannt, führte er in Italien bis zu Cäsars Rückkehr aus dem Alexandrinischen Krieg eine unbeschränkte Herrschaft und wurde, nachdem eine Verstimmung zwischen ihm und Cäsar ausgeglichen war, mit ihm zusammen für 44 zum Konsul ernannt. Die durch die Ermordung Cäsars an den Iden des März 44 und die allgemeine Verwirrung in den nächsten Tagen sich eröffnende Aussicht, sich an dessen Stelle als Alleinherrscher zu setzen, ergriff A. sofort und verfolgte sie mit ebensoviel Vorsicht wie Energie. Zunächst zeigte er dem Senat und den Verschwornen Versöhnlichkeit und Nachsicht; daneben aber reizte er das Volk durch die Veröffentlichung von Cäsars Testament und durch eine sein berechnete Rede bei seinem Begräbnis gegen die Verschwornen auf, so daß dieselben Rom verließen; namentlich aber zog er die Veteranen Cäsars an sich und konnte nunmehr den Senat nötigen, ihm das im Besitz des D. Brutus, eines der Verschwornen, befindliche cisalpinische Gallien und die von Cäsar zu dem von ihm beabsichtigten Parthischen Feldzug nach Apollonia vorausgeschickten Legionen zurückzurufen und ihm zu überlassen. Mit diesen war er im Oktober 44 bereits auf dem Marsche nach dem cisalpinischen Gallien, um es dem Brutus zu entreißen. Da erhob sich gegen ihn der von Cäsar adoptierte Enkel von dessen Schwester, Gajus Octavianus. Dieser war auf die Nachricht von Cäsars Ermordung von Apollonia, wohin er ebenfalls von Cäsar vorausgeschickt worden war, nach Rom geeilt und wußte, da er sich mit A. nicht verständigen konnte, im Laufe des Sommers das Volk, die Veteranen und auch den Senat für sich zu gewinnen, sogar einen Teil der Legionen des A. zum Abfall zu verleiten. Daher wurde er vom Senat nebst den Konsuln von 43 mit der Führung des Kampfes gegen A. beauftragt, der den D. Brutus in Mutina belagerte; Dieser »Mutinensische Krieg« endete mit einer völligen Niederlage des A. (April 43), und es schien der Untergang des A. und der Sieg der Senatspartei entschieden. Allein Octavianus hatte sich ihr nur zu dem Zweck angeschlossen, um dem A. das Gegengewicht halten zu können. Zudem reizte ihn der Senat durch Verweigerung des Triumphes und Übertragung des Oberbefehls an D. Brutus; er rückte daher an der Spitze seiner Truppen gegen Rom und erzwang seine Ernennung zum Konsul (19. Aug.). Unterdes war es A. möglich geworden, das jenseitige Gallien zu erreichen und sich durch Vereinigung mit dem Heere des M. Ämilius Lepidus wieder in den Besitz einer starken Macht zu setzen; mit ihr brach er sofort nach Italien auf und vereinigte sich mit dem ihm entgegenkommenden Octavianus und mit Lepidus zu dem (zweiten) Triumvirat, mit dem Zweck, alle Gegner in Rom aus dem Wege zu räumen, namentlich aber die Streitkräfte der Senatspartei, die im Osten des Reiches von M. Brutus und Gajus Cassius gesammelt worden waren, gemeinschaftlich zu bekämpfen. Gegen diese zogen also A. und Octavianus und lieferten ihnen die zwei Schlachten bei Philippi, in welchen Brutus und Cassius hauptsächlich durch das Verdienst des A. völlig geschlagen wurden und selbst den Tod fanden. A. wandte sich nun nach dem Osten, um dort Ordnung zu schaffen und zur Befriedigung der Veteranen Geld aufzutreiben, fiel aber in die Netze der Kleopatra und verlebte mit ihr untätig den Winter in Alexandria (41/40). Der »Perusinische« Krieg, in den Octavianus durch die Ränke der Fulvia, der Gemahlin des A., und seines Bruders Lucius verwickelt wurde, rief ihn von da nach Italien; doch gelang es den beiderseitigen Freunden, eine Versöhnung zu stande zu bringen, zu deren Befestigung A. Octavians Schwester, Octavia, heiratete (Brundusinischer Vertrag 40). Wiederum übernahm A. den Osten, machte verschiedene Ansätze, die Parther zu bekriegen, unterstützte auch Octavian gegen S. Pompejus und erneuerte mit ihm das Triumvirat auf 5 Jahre (37). Die Wiederaufnahme des Verhältnisses zu Kleopatra wurde aber der Anfang zum endlichen Fall. Die Vernachlässigung der Octavia trennte ihn von deren Bruder, die Schwelgerei und die Willkür, mit der er über die Königreiche und Provinzen des Ostens zu gunsten der Kleopatra und ihrer Kinder verfügte, entfremdete ihm auch einen Teil seiner Anhänger. Daher entzog der Senat ihm 32 seine Machtstellung und erklärte der Kleopatra den Krieg, nachdem Octavian unterdes die Zeit ausgenutzt, den Lepidus aus dem Triumvirat ausgestoßen und sich in den Besitz der Hilfsquellen des Westens gesetzt hatte. A. bot dagegen die Streitkräfte des Ostens auf und rückte gegen Griechenland vor; in der Entscheidungsschlacht 2. Sept. 31 bei Aktion (s. d.) aber gab er selbst den. Kampf auf, indem er der fliehenden Kleopatra nach Ägypten folgte. Erst als sich der Sieger der Grenze näherte, raffte er sich auf, wurde aber bei einem Angriff auf Octavian von seinen Truppen verlassen; auch Kleopatra unterhandelte insgeheim und ließ an ihn die Nachricht ihres Todes gelangen. Aus Verzweiflung darüber stürzte sich A. in sein Schwert, ein tapferer Soldat und tüchtiger Feldherr, aber ausschweifend und als Politiker seinem Nebenbuhler nicht gewachsen.


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