Otto Merkt

Otto Merkt

Otto Merkt (* 26. Juli 1877 in Kempten (Allgäu); † 23. März 1951 ebenda) war ein deutscher Kommunalpolitiker und Heimatforscher.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Beruf

Merkt wurde am 26. Juli 1877 in Kempten geboren. Seine Eltern waren der Bezirkstierarzt Ferdinand Merkt und dessen Frau Emma.

Merkt ging in Kempten zur Schule, besuchte das Humanistische Gymnasium und studierte an der Universität München, der Berliner Universität und der Universität Erlangen Rechtswissenschaften, später noch etwas Sozial- und Handelswissenschaften in Frankfurt am Main. Er promovierte 1903 in Erlangen summa cum laude über die gemeindliche Selbstverwaltung.

Schon während seiner Schulzeit fiel er als Organisator auf. Nach dem Studium wurde er Kommunalbeamter. 1909 wurde er zum rechtskundigen Magistratsrat, 1914 zum Zweiten Bürgermeister der Königlichen Haupt- und Residenzstadt München gewählt. Das Amt, das er bis 1917 innehatte, konnte er kaum ausüben, weil er als Kompanieführer in den Krieg zog. Dabei wurde er dreimal verwundet.

Nach dem Krieg und der Revolution kehrte er in seine Heimatstadt Kempten zurück, wo er am 2. Dezember 1918 einstimmig zum Ersten Bürgermeister (später Oberbürgermeister) gewählt wurde. 1929 wurde er sogar auf Lebenszeit wiedergewählt. Dieses Amt war bis zu seiner Absetzung durch die Nationalsozialisten im Jahre 1942 sein Lebensmittelpunkt. 1924 wurde er zum Präsidenten des Kreistags Schwaben und Neuburg (seit 1933 Bezirksverband Schwaben) gewählt; das blieb er bis 1945. In diesem Jahr wurde er nochmals auf kurze Zeit von der amerikanischen Militärregierung als Bürgermeister ein-, dann aber wiederum abgesetzt.

Nach seiner Absetzung beschäftigte er sich noch intensiver mit der Geschichte des Allgäus, insbesondere seiner Burgen, Burgställe, Schanzen, Letzen und ähnlicher historischer Stätten. Schon seit 1920 war er Vorsitzender des Historischen Vereins Allgäu, später Heimatdienst, dann Heimatbund Allgäu. Otto Merkt war außerdem stark in der alt-katholischen Kirche engagiert.

Er starb am Karfreitag, dem 23. März 1951, in seiner Geburtsstadt und wurde auf seinen Wunsch im Wald im Hölzlerstobel in der Gemeinde Buchenberg beigesetzt.

Leistungen

Merkts wohl dauerhafteste und größte Leistung war es, in fünfzigjähriger Arbeit den Landschaftsnamen Allgäu wieder im Bewusstsein verankert zu haben. Unter anderem sorgte er dafür, dass seine Heimatstadt den amtlichen Namenszusatz „(Allgäu)“ bekam.

Merkt erfand 1928 erstmals in Deutschland das Amt des Heimatpflegers. Ein Heimatpfleger habe nach Merkt die Aufgabe „für den inneren Menschen, für die Seele des schwäbischen Menschen, damit sie schwäbisch werde und bleibe“ zu sorgen. Er solle „vom Volk, von den Vorfahren, von den Bauern ausgehen, um dem Volk, von den Vorfahren, um dem Volk, um Stadt und Land Schwabenart zu zeigen […] Wir kämpfen nicht gegen München, aber wir wollen, dass unser Bayerland altbayerische und fränkische, pfälzische und schwäbische Stammeseigenart achte“. „Bei der Landbevölkerung herrscht für die Pflege des Heimatgedankens viel Verständnis […] Bei dem Arbeiter in der Stadt ist die seelische Not beinahe noch größer, weil er entwurzelt und seine Arbeitskraft Gegenstand kapitalistischen Kaufs ist. Mag der Arbeiter auch kaum Zeit haben für solche Dinge, man soll sie ihm doch nicht vorenthalten. Bei ihm ist die Sehnsucht nach Heimat und Verbundenheit mit der Heimat am größten“. Merkt berief 1930 Barthel Eberl sowie 1935 Alfred Weitnauer und 1940 Ludwig Ohlenroth in das neugeschaffene Amt. Insbesondere Weitnauer leistete für das bayerische Schwaben eine bedeutende Arbeit.

In seiner Heimatstadt ist sein Wirken immer noch unübersehbar. Bis heute wirkt das städtische Entwicklungskonzept Merkts weiter. Zielstrebig baute er Kempten zur „Hauptstadt des Allgäus“ aus. Otto Merkt erreichte es 1935, dass Kempten zur kreisfreien Stadt („Stadtkreis“) erhoben wurde, was die Stadt bis heute ist. Das Allgäuer Überlandwerk, die Allgäu-Halle, die Allgäuer Butter- und Käsebörse, weitere milchwirtschaftliche Einrichtungen, das Stadtbad, die Regotisierung des Rathauses, die Ansiedlung von Schulen und Behörden – die Liste dessen, was er angeregt, gegründet, durchgesetzt und geschaffen hat, könnte noch lang weitergeführt werden. Unter seiner Leitung hatte die Stadt in schwierigsten Zeiten nach dem Zweiten Weltkrieg nicht einen Pfennig Schulden, sondern sogar ein Guthaben.

Otto-Merkt-Wohnhof in Kempten, von der Merktstraße aus gesehen

Sein Steckenpferd war die Geschichte seiner Heimat. Er erforschte vor allem die historischen Stätten des Allgäus. Etwa 1.300 Gedenktafeln an Gebäuden und ungefähr 800 Gedenksteine an historischen Stätten im ganzen Allgäu (etwa auf vielen der von ihm so geliebten Burgställe) hat er zum allergrößten Teil privat anfertigen und aufstellen lassen und bezahlt; sie informieren noch heute jeden über die Geschichte dieser Denkmäler. Kritiker meinen jedoch, Merkt habe auch zahlreiche Abrisse denkmalwürdiger Bauten zu verantworten. Insbesondere setzte er sich – gegen heftigen Protest von Heimatpflegern, vielen Denkmalpflegern und dem Landesamt für Denkmalpflege – für die teilweise Überbauung des Geländes der römischen Siedlung Cambodunum ein. Das nachträgliche Anbringen von Erinnerungtafeln habe daher nicht selten nur eine Alibifunktion gehabt.

Dr. Merkt gründete aus seinem Privatvermögen mehrere Stiftungen, die heute noch tätig sind. Der Markt Buchenberg verwaltet eine kleine Stiftung von Otto Merkt, von der jährlich Hauptschüler der 9. Klasse für besondere Leistungen einen Preis erhalten können.

Werke

  • Burgen, Schanzen und Galgen im Allgäu: das Kleine Allgäuer Burgenbuch. Kösel-Verlag, Kempten (Allgäu) 1951; zugleich abgedruckt im Allgäuer Geschichtsfreund 1951 (zusammen mit dem Artikel Letzen im Allgäu wiederveröffentlicht unter dem Titel Burgen, Schanzen, Letzen und Galgen im Allgäu: das Kleine Allgäuer Burgenbuch im Verlag für Heimatpflege im Heimatbund Allgäu, Kempten (Allgäu) 1985)
  • Letzen im Allgäu, in: Allgäuer Geschichtsfreund 1950, S. 1 ff.
  • Neuere Allgäuer Literatur, eine teilweise kommentierte Sammlung aller Schriften, die im Allgäu und über das Allgäu erschienen sind, vom Kalender über Romane bis zu wissenschaftlichen Werken, zahlreiche Jahrgänge
  • Verwaltungsberichte für die Stadt Kempten (Allgäu), mehrere Jahrgänge

Literatur

Weblinks


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