Speläologie

Speläologie
Die Höhle Ogof Craig A Ffynnon in Wales

Speläologie oder Speleologie (lat. spelaeum „Höhle“ und -logie) ist der Fachbegriff für Höhlenforschung/Höhlenkunde.

Inhaltsverzeichnis

Arbeitsgebiete und Aufgaben

Ziel der Speläologie ist die Erforschung (und der Schutz) von Höhlen und Karsterscheinungen.

Die Speläologie ist eine interdisziplinäre Wissenschaft, die viele Teilbereiche zusammenführt, unter anderem:

Das Auffinden neuer Höhlenteile sowie deren Vermessung und Kartografie unter Einbeziehung des Höhlenumfeldes ist eine der Hauptaufgaben der Speläologen. Ein weiterer Bereich ist die praktische Speläologie zu der die Einseiltechnik (SRT), und das Höhlentauchen gehören.

Der Geologe Radim Kettner gliederte die Höhlenforschung in die Hauptbereiche Speläotopographie, Speläogenese und Speläobiologie. Weiterhin nennt er die Speläohydrologie, Speläometeorologie. Die Speläobiologie vereint seiner Beschreibung nach die Speläobotanik, Speläozoologie, Speläopaläontologie und Speläoanthropologie.[1]

Speläologe oder Höhlenforscher

  • Der Speläologe (Höhlenforscher) befährt Höhlen zu deren Erforschung und Dokumentation und ist üblicherweise in einem höhlenkundlichen Verein organisiert.
  • Der Höhlengeher erkundet eine nicht erschlossene Höhle ohne wissenschaftlichen Zweck. Siehe auch Höhlenwandern.
  • Der Höhlentourist besucht eine Schauhöhle oder nimmt an einer Höhlentrekking-Tour [2] teil.

Es gibt nur sehr wenige berufliche Speläologen. Oft sind es Geologen, die Forschungsprojekte für Universitäten durchführen. Die meisten Speläologen sind Hobbyforscher, die sich ihr Wissen individuell angeeignet haben und oftmals mit professionellen Forschern unterschiedlicher Fachrichtungen zusammenarbeiten. In vielen höhlenkundlichen Vereinen sind auch Wissenschaftler in ihrer Freizeit tätig. Einige bekannte Namen sind in der Liste von Höhlenforschern aufgeführt.

Des Weiteren verfügen Speläologen oft über verschiedene vom Alpinismus her bekannte Qualifikationen (Klettern, Seiltechnik), sowie über andere Kenntnisse wie Höhlentauchen, Vermessungstechnik, Höhlenrettung und Notfallmedizin.

Ausrüstung

Die Grundausrüstung eines Speläologen besteht in der Regel zunächst aus einem Steinschlaghelm mit festmontierter Stirnlampe. Hier sind Lampen mit LED-Technologie auf dem Vormarsch; häufig sind jedoch noch Karbidlampen im Einsatz, die meist mit einer Batterie- oder Akkulampe kombiniert werden. Unerlässlich ist vor allem der Schlaz (Bezeichnung im Höhlenforscherjargon für einen speziellen Overall), der mit Unterschlaz, Handschuhen, Bergschuhen oder Gummistiefeln mit Profilsohle, Schleifsack (ein besonders strapazfähiger wasserdichter Rucksack, den man in Engstellen „nachschleifen“ kann) und Notfallausrüstung kombiniert wird.

Darüber hinausgehende Ausrüstungsgegenstände richten sich insbesondere nach der Zielsetzung, Aufenthaltsdauer und der Art der Höhle:

  • Wasserhöhlen: Superschlaz (wasserdichter Schlaz) oder Neoprenanzug, evtl. Höhlentauchausrüstung
  • Schachthöhlen: SRT-Ausrüstung (Seile, Abseilgerät, Steigklemmen), Hammer, Schlagbohrer, Spit/Bohrhaken, Laschen etc.
  • Eishöhlen: Steigeisen, Eisschrauben, erweiterter Kälteschutz

Bei mehrtägigen Expeditionen wird zudem noch ein erweiterter Nahrungsmittelvorrat sowie ein Schlafsack und oft auch eine Isomatte benötigt.

Einseiltechnik (SRT)

Die Einseiltechnik (single rope technique) dient zum Befahren überwiegend vertikaler Strecken wie zum Beispiel Schächten. Da in Höhlen viele Stellen aufgrund von Nässe und Schlamm nicht im klassischen Stil erklettert werden können, beziehungsweise in der Höhle Sicherheit oberste Priorität genießt, werden diese mit Hilfe technischer Hilfsmittel überwunden. Bis in die 1970er Jahre hinein wurden Schächte häufig mit Hilfe von Drahtseilleitern bewältigt. Diese sind gegenüber Seilen sehr schwer, abgesehen davon musste dabei zusätzlich mit einem Seil gesichert werden. Vor allem das Absteigen auf Drahtseilleitern ist mühsam und gefährlich.

Heute ist das Befahren von Schächten viel einfacher und sicherer. Die persönliche Ausrüstung besteht aus Höhlensitzgurt, Brustgurt, Sicherungsset (Cowtail), Bruststeigklemme, Handsteigklemme mit Fußschlinge und Abseilgerät. Mit selbstblockierenden Abseilgeräten oder sogenannten "Racks" können Schachtstrecken sicher, rasch und vor allem kraftsparend hinunter bewältigt werden. Mit den Steigklemmen (Yümar, Croll etc.) geht es zwar entsprechend anstrengend, aber immerhin sehr sicher wieder hinauf.

Die Seile, die dabei verwendet werden, sind spezielle Statikseile ("Speleo-Seile"), deren Mantel gegen Abnutzung und Schmutz dichter gewebt ist, und die im Gegensatz zu den Seilen, die beim klassischen Klettern am Berg verwendet werden, nur eine sehr geringe Dehnung aufweisen. Speleo-Seile dürfen daher neben dem Abseilen und Aufsteigen lediglich zum statischen Sichern verwendet werden.

Vermessung und Höhlenplan

Verschiedene Vermessungsverfahren werden angewendet: In kleineren Höhlen wird oft mit einer Messschnur gearbeitet, die zwischen zwei Punkten gespannt wird. An dieser Schnur wird ein Hängekompass, das sogenannte Hängezeug eingehängt, die Neigung der Messstrecke mit einem Neigungsmesser (Klinometer) gemessen und die Länge mit dem Maßband ermittelt. In alpinen Höhlen kommen eher Peilverfahren zum Einsatz. Dazu werden Kompass, incl. Neigungsmesser und robuste Laserdistanzmessgeräte, die den schwierigen Bedingungen (Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Nässe, Schmutz) gewachsen sind, verwendet.

Neigung, Länge und Azimut (Kompasswinkel) bilden einen sogenannten Polygonmesszug. Bei einer Vermessung werden viele Polygonzüge aneinander gereiht (=Polygonierung), die auch auf einen Plan übertragen werden. Der Zeichner erfasst auf dem Plan auch Gangbreiten, Umrisse, Höhleninhalt, sonstige Besonderheiten usw.

Aus den vor Ort gewonnenen Daten wird dann, neuerdings meist mit CAD-Unterstützung, ein Höhlenplan erstellt. Hierbei werden weitestgehend international standardisierte Signaturen [3] verwendet, die allen Höhlenforscher das Verstehen des Planes erleichtern.

Gefahren

Neben den allgemeinen alpinen Gefahren existiert in aktiven Wasserhöhlen noch die Gefahr, bei Hochwasser eingeschlossen zu werden und schlimmstenfalls zu ertrinken. Dieser Gefahr kann allerdings durch einfache Vorsichtsmaßnahmen, wie den Besuch solcher Höhlen nur bei sicherer Wetterlage, gegebenenfalls nur im Winter bei strengem Frost, wirksam begegnet werden.

Auch die Möglichkeit sich zu verirren, von Laien häufig als besondere Gefahr gerade in Höhlen empfunden, ist bei entsprechender Erfahrung und Vorsicht äußerst gering.

Die größte Gefahr besteht in der Möglichkeit einer Verletzung. Auf der Erdoberfläche besteht notfalls fast immer die Möglichkeit eines Hubschraubertransports. Im Erdinneren sieht dies gänzlich anders aus: Der Transport eines Menschen mit beispielsweise einem Beckenbruch kann sehr schwierig und langwierig werden. Vor allem in Höhlen mit vielen Engstellen kann die Überwindung weniger hundert Meter unter Umständen ein tagelanges Martyrium für den Verletzten und seine Retter werden. Höhlenvereine unterhalten daher speziell geübte und geschulte Höhlenrettungstrupps, die sich aus den jeweils aktiven Höhlenforschern des Vereines rekrutieren.

Siehe auch Höhlenrettung.

Aus diesem Grund sollten Höhlen grundsätzlich nur zusammen mit erfahrenen Mitgliedern etablierter Höhlenvereine und geeigneter Ausrüstung befahren werden. In Deutschland sind die Höhlenforscher üblicherweise im Verband der deutschen Höhlen- und Karstforscher e. V. (VdHK) organisiert, in Österreich im Verband Österreichischer Höhlenforscher und in der Schweiz in der Schweizerischen Gesellschaft für Höhlenforschung, die auch Kontakt interessierter Personen zu örtlichen Vereinen in der Region vermitteln.

Literatur

  • Hubert Trimmel (Gesamtredaktion): Fachwörterbuch für Karst- und Höhlenkunde. Jahresheft für Karst- und Höhlenkunde Nr. 5 (1964), Verband der Deutschen Höhlen- und Karstforscher e. V., Blaubeuren 1964
  • Hubert Trimmel (Gesamtredaktion): Speläologisches Fachwörterbuch. Akten des 3. Internationalen Kongresses für Speläologie (Wien-Obertraun-Salzburg 1961) Bd. C, Verband der Österreichischen Höhlenforscher, Landesverein für Höhlenkunde in Wien und Niederösterreich, Wien 1965
  • Alfred Bögli: Karsthydrographie und physische Speläologie. Springer, Berlin u. a. 1978, ISBN 3-540-09015-0
  • Herbert W. Franke: Geheimnisvolle Höhlenwelt. Ullstein, Frankfurt am Main 1982, ISBN 3-548-32042-2 (neubearbeitete und erweiterte Ausgabe)
  • Hubert Trimmel: Höhlenkunde. 2. Auflage. Vieweg, Braunschweig 1982, ISBN 3-528-07126-5
  • Georges Marbach, Bernard Tourte: Alpine Caving Techniques. A Guide to Safe and Efficient Caving. : Speleo Projects, Allschwil 2002, ISBN 3-908495-10-5 (übersetzt aus dem Französischen)
  • Herbert W. Franke: Vorstoß in die Unterwelt. Bruckmann, München 2003, ISBN 3-7654-4043-4

Weblinks

Anmerkungen

  1. Radim Kettner: Allgemeine Geologie. Band III, Die Äußeren geologischen Kräfte, die Erdoberfläche und die geologische Tätigkeit des Wassers. Berlin 1959, S. 244-247
  2. [1] Definition des Höhlentrekking
  3. [2] UIS-Höhlensignaturen

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