Geoffrey de Geneville

Geoffrey de Geneville

Geoffrey de Geneville, auch Gottfried von Joinville (* um 1226; † 21. Oktober 1314 in Trim), war ein Lord von Meath, Baron von Trim und Ludlow. Er entstammte aus der Champagne und war ein Angehöriger der Herrenfamilie von Joinville. Seine Eltern waren der Sire Simon von Joinville und dessen Ehefrau Beatrix von Auxonne. Sein älterer Bruder war der Biograph Jean de Joinville.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Trim Castle

Geoffrey wird in der Biographie des heiligen Ludwig (Saint-Louis) seines Bruders zweimal als Burgherr von Vaucouleurs genannt. Diese an der Maas in Lothringen gelegene Burg befand sich seit Generationen im Besitz der Joinvilles und diente Geoffreys Mutter nachdem Tod des Vaters 1233 als Witwensitz. Geoffrey übernahm die Burg nach erreichen der Mündigkeit und errichtete in der zugehörigen Ortschaft eine Schule.

Um das Jahr 1250 gelangte Geoffrey im Gefolge des Grafen Peter II. von Savoyen an den Hof des Königs Heinrich III. von England. Der Graf war ein Onkel der Königin Eleonore und außerdem mit Geoffreys Halbschwester Agnes de Faucigny verheiratet. Bedingt durch den Einfluss des Grafen von Savoyen konnte Geoffrey um 1252 Maud de Lacy heiraten. Als Enkelin von Hugh de Lacy war sie eine der reichsten Erbinnen in den walisischen Grenzmarken und in Irland, die ihm die Baronien Ludlow (Shropshire), Walterstone (Herefordshire), Trim und die Lordschaft von Meath in die Ehe brachte. Dieses Erbe wurde von König Heinrich III. am 8. August 1252 urkundlich bestätigt. Bei Trim gründete Gottfried 1263 ein Dominikanerkloster (Black Friary) und war 1264 Mitglied des regierenden Konzil in Irland nachdem der königliche Justiciar in Kerkerhaft gelegt worden war. Im Gegensatz zu Peter von Savoyen blieb Geoffrey dem König während der Revolte des Simon de Montfort treu und gewährte im Mai 1265 dem Prinzen Eduard nach dessen Flucht aus Kenilworth in Ludlow Unterschlupf.

Danach war Geoffrey als Gesandter des Königs am Hof des walisischen Fürsten Llywelyn ap Gruffydd mit dem 1267 ein Frieden ausgehandelt werden konnte. 1270 begleitete er den Prinzen Eduard auf dessen Kreuzzug in das heilige Land, wo er sich in dessen engsten Vertrautenkreis positionierte. Nach ihrer Rückkehr 1274 wurde Geoffrey zum Justiciar von Irland ernannt. In diesem Amt agierte er aber gegen die Rebellion der Iren in den Wicklow Mountains wenig erfolgreich. Zwar gelang es ihm die Burg von Leix zu entsetzen, doch wurde er anschließend von den vereinten Iren in einer Schlacht bei Glenmalure geschlagen, weshalb er das Amt 1276 wieder aufgab und von Robert d'Ufford ersetzt wurde. Trotzdem blieb Geoffrey in der Gunst König Eduards I., von dem er wieder mit diplomatischen Missionen betraut wurde. So war er von 1280 bis 1282 in Frankreich um dort die Rechte Eduards I. von England in dessen Konflikt mit König Philipp IV. von Frankreich zu vertreten. Dabei überwinterte er 1281 in Vaucouleurs das im noch immer gehörte. 1294 überließ Geoffrey seinem zweiten Sohn Gautier die Burg und löste sich damit von kontinentalen Verpflichtungen. Von 1290 bis 1291 war er erneut am französischen Hof und führte 1297 ein kleines englisches Heer nach Flandern um den Grafen Guido I. im Kampf gegen Frankreich zu unterstützen. 1301 war Geoffrey als Gesandter Englands am heiligen Stuhl in Rom tätig.

Nach seiner Rückkehr verließ Geoffrey Irland nicht mehr und kümmerte sich um den Ausbau von Trim Castle. Seine englischen Besitzungen hatte er bereits 1283 seinen ältesten Sohn Piers übertragen. Da Piers bereits um 1292 und Geoffreys Frau 1304 verstarben verwaltete er den Besitz seiner Familie für seine Enkelin Joan (* 2. Februar 1285/86; † 19. Oktober 1356). Durch deren Ehe mit Roger Mortimer, 1. Earl of March 1306 gelangte der Besitz in die Familie Mortimer. Trotz des Verlustes der Ländereien konnte Geoffrey seinen Sitz im englischen Parlament behalten da ihm der Titel eines Baron Geneville verliehen wurde.

Die von Geoffreys zweitem Sohn Gautier in Vaucouleurs begründete Linie blieb unter dem alten Familiennamen Joinville noch für zwei Generationen dort ansässig. Vaucouleurs wurde dabei 1299 der französischen Lehnshoheit unterstellt. 1334 gab die Familie die Burg auf, die das Familienoberhaupt Anseau an die französische Krone abtrat. Die Joinvilles von Vaucouleurs erhielten zum Ausgleich Burgen in der Champagne. Der jüngere Sohn Nicolas zog an den Hof der Anjou im Königreich Neapel, wo er zeitweise die Regentschaft für König Karl II. ausübte.

Geoffrey trat kurz vor seinem eigenen Tod 1314 als Mönch in seine Abtei von Trim ein, wo er starb und bestattet wurde.

Nachkommen

Aus der Ehe mit Maud de Lacy gingen sieben Kinder hervor:

  1. Geoffroy de Joinville (starb jung)
  2. Pierre de Joinville (Piers de Geneville) († um 1292), Lord of Ludlow und Walterstone; ∞ mit Jeanne de Lusignan († 1323), eine Tochter des Hugo XII. von Lusignan
    1. Joan de Geneville (* 2. Februar 1286, † 19. Oktober 1356), Erbin von Ludlow, Walterstone, Meath und Trim; ∞ mit Roger Mortimer, 1. Earl of March
    2. Maud de Geneville, Nonne in der Abtei Aconbury
    3. Beatrice de Geneville, Nonne in der Abtei Aconbury
  3. Gautier de Joinville († 1304, gefallen im Kampf gegen die Flamen), Herr von Vaucouleurs
    1. Jean de Joinville († nach 1334), Herr von Vaucouleurs, tauschte Vaucouleurs für Méry-sur-Seine ein
      1. Anseau de Joinville, Herr von Méry-sur-Seine
        1.  ? Simonette de Méry († nach 1402), mit Charles de Poitiers († 1419), Herr von Saint-Vallier
      2. Amédée de Joinville, Herr von Méry-sur-Seine
        1. Marguerite de Joinville, Dame von Méry-sur-Seine († nach Juli 1416), ∞ mit Hugues VI. d'Amboise († 1406), Herr von Chaumont
        2.  ? Laure de Joinville, Dame von Méry-sur-Seine, mit N. d'Arcelles
    2. Érard de Joinville, Herr von Doulevant, kämpfte 1346 bei Crécy
      1. Marguerite de Joinville, mit Hugues d'Amboise, Herr von La Maisonfort
  4. Simon de Joinville († nach 1329), ∞ mit Jeanne Fitzlyon
    1. Nicolas de Joinville († 1324), bestattet in der Abtei von Trim
  5. Nicolas de Joinville/Niccolò de Jamvilla († nach 1336), Herr von Morancourt und Miglionico, Regent von Neapel[1]
  6. Guillaume de Joinville († wohl 1322), Herr von Beauregard
  7. Jeanne de Joinville, ∞ mit Graf Johann I. von Salm

Literatur

  • Delaborde, H.-F.: Un Frère de Joinville au Service de l’Angleterre (Bibliotheque Nationale De d’Ecole des Chartes 54; 1893)
  • Beth Hartland: Vaucouleurs, Ludlow and Trim: The Rote of Ireland in the Career of Geoffrey de Geneville (c. 1226-1314), in: Irish Historical Studies (IHS) 33 (2001), S. 457-477
  • Seán Duffy, Ailbhe MacShamhtáin, James Moynes: Medieval Ireland: An Encyclopedia (2005)

Anmerkung

  1. R. Chiàntera: Intorno alla regalis curia e al reggente Niccolò de Jamvilla, in: Archivio storico pugliese, 5 (1952)

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