Granville George Leveson-Gower, 2. Earl Granville

Granville George Leveson-Gower, 2. Earl Granville

Granville George Leveson-Gower, 2. Earl Granville, KG , PC (* 11. Mai 1815 in London; † 31. März 1891 ebenda) war ein britischer Staatsmann. Er war mehrfach Außen- und Kolonialminister (Secretary of State for the Colonies) und war einer der engsten politischen Freunde William Ewart Gladstones, dem er als Führer der liberalen Partei folgte.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft und frühe Jahre

Granville George Leveson-Gower, 2. Earl Granville

Leveson-Gower wurde in London geboren, verbrachte seine Kindheit aber in Paris, wo sein Vater Botschafter war. Er war ein Neffe von Granville Leveson-Gower, 1. Marquess of Stafford.

Er besuchte zunächst das Eton College, studierte am Christ Church College der Universität Oxford und wurde darauf seinem Vater als Attaché beigegeben.

Politische Karriere

1836 wurde Leveson-Gower ins House of Commons gewählt. 1840 heiratete er Lady Acton (Marie Louise Pelline de Dalberg), die Witwe von Sir Richard Acton und Mutter des Historikers John Emerich Edward Dalberg-Acton, 1. Baron Acton. Von 1840 bis 1841 war er Staatssekretär im Ministerium des Auswärtigen (Under-Secretary for Foreign Affairs) in der Regierung von William Lamb, 2. Viscount Melbourne.

Als die Whigs 1846 wieder ans Ruder kamen, erhielt Leveson-Gower, der inzwischen nach dem Tod seines Vaters als Earl Granville ins House of Lords gewechselt war, die Stelle eines Master of the Buckhounds, die er im Mai 1848 gegen diejenige eines Vizepräsidenten des Board of Trade eintauschte. In der Kommission für die Weltausstellung von 1851 in London führte er den Vorsitz.

Im Dezember 1851 wurde er Palmerstons Nachfolger als Außenminister. In dieser Funktion verteidigte er vor allem das Asylrecht der politischen Flüchtlinge im Vereinigten Königreich gegen die Kontinentalmächte. Schon am 22. Februar 1852 beim Fall des Whigministeriums endete seine Amtszeit.

Nachdem aber noch vor Ende des Jahres auch Derbys Ministerium gestürzt worden war, übernahm Leveson-Gower im neuen Koalitionskabinett Aberdeen das Amt des Lord President of the Council, das mit dem Vorsitz im Privy Council verbunden war. 1854 gab er dieses Amt an John Russell, 1. Earl Russell, ab, blieb als Chancellor of the Duchy of Lancaster im Kabinett, bis er im Februar 1855 von neuem Lord President of the Council wurde.

1856 ging er als außerordentlicher Gesandter zur Krönung von Zar Alexander II. nach Moskau. Im selben Jahr wurde er Kanzler der Universität London. In dieser Funktion setzt er sich für die Zulassung von Frauen zum akademischen Studium und für Unterricht in modernen Sprachen ein.

Im neuen Ministerium Palmerston-Russell, das 1859 gebildet wurde, übernahm er wieder die Stelle des Lord President of the Council und wurde im Oberhaus der Hauptvertreter des Kabinetts, mit dem er 1866 zurücktrat. 1862 war er Präsident der Kommission für die zweite Weltausstellung. Inzwischen war 1860 seine Frau verstorben. 1865 wurde er Lord Warden of the Cinque Ports und heiratete Miss Castalia Campbell. Während des Amerikanischen Bürgerkriegs trat er für eine strikte Neutralität ein, die dann von der Regierung auch umgesetzt wurde.

In das im Dezember 1868 gebildete Kabinett Gladstones trat Leveson-Gower anfangs als Kolonialminister ein, im Juni 1870 nach Clarendons Tod wurde er erneut Außenminister. Ob er durch eine energischere Haltung gegenüber dem französischen Ministerium den Ausbruch des deutsch-französischen Kriegs hätte verhindern können, muss dahingestellt bleiben. Während des Krieges beobachtete er strenge Neutralität, verhinderte aber nicht, dass britische Kaufleute Frankreichs Flotte mit Kohlen und sein Heer mit Waffen versorgten.

Als sich 1874 das Ministerium Gladstone auflöste, ging Leveson-Gower wieder in die Opposition zurück und wurde Führer der Liberalen im Oberhaus. Im April 1880 übernahm er abermals unter Gladstone das auswärtige Ministerium, dessen Politik jedoch mehr durch den Premierminister als durch ihn bestimmt wurde. Leveson-Gower verhinderte allerdings auch nicht die Fehler, durch die das Vereinigte Königreich in Ägypten und Afghanistan in eine schwierige Lage geriet und sich von Europa isolierte. Er trat im Juni 1885 mit Gladstone zurück, übernahm dann in Gladstones neuer Regierung vom Januar 1886 statt des Auswärtigen Amtes, das an Archibald Philip Primrose, 5. Earl of Rosebery ging, das Kolonialministerium und behielt es bis zu den Neuwahlen vom Juli 1886, in deren Folge er mit Gladstone um seine Entlassung nachsuchte.

Er zog sich aus dem öffentlichen Leben zurück und verstarb 1891 in London.

Persönlichkeit und Wirken

Leveson-Gower sprach fließend französisch. Er war stets auf Frieden und Ausgleich bedacht und mehr Diplomat als Politiker.

Es gelang ihm, die Differenzen zwischen dem Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten beizulegen, die einerseits restliche territoriale Fragen an der Grenze zu Kanada und andererseits Fischereirechte betrafen.

In Europa waren seine Methoden demgegenüber weniger erfolgreich. Zwar konnte sich das Vereinigte Königreich aus den europäischen Kriegen heraushalten, weil es keine Bündnispartner auf dem Kontinent hatte. Andererseits nutzten die anderen europäischen Großmächte die fehlenden Konfliktbereitschaft mehrfach aus. Insbesondere tat Russland dies mehrfach in Zentralasien (The Great Game). Auch den beginnenden Differenzen mit Deutschland, die sich beispielsweise in der Frage der deutschen Besetzung der Lüderitzbucht zeigten, stand Leveson-Gower im Wesentlichen machtlos gegenüber.

Die grundsätzliche Bereitschaft zur Konfliktbeilegung durch Verhandlungen und Schiedssprüche gewann jedoch in den folgenden Jahrzehnten mehr und mehr Anerkennung.

Literatur


Vorgänger Amt Nachfolger
Granville Leveson-Gower Earl Granville
1846–1891
Granville Leveson-Gower

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