Kernkraftwerk Flamanville

Kernkraftwerk Flamanville

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Kernkraftwerk Flamanville
Kernkraftwerk Flamanville bei Nacht
Kernkraftwerk Flamanville bei Nacht
Lage
Kernkraftwerk Flamanville (Frankreich)
Kernkraftwerk Flamanville
Koordinaten 49° 32′ 14″ N, 1° 52′ 57″ W49.537222222222-1.8825Koordinaten: 49° 32′ 14″ N, 1° 52′ 57″ W
Land: Frankreich
Daten
Eigentümer: EDF
Betreiber: EDF
Projektbeginn: 1979
Kommerzieller Betrieb: 4. Dez. 1985

Aktive Reaktoren (Brutto):

2  (2.764 MW)

Reaktoren in Bau (Brutto):

1  (1650 MW)
Eingespeiste Energie im Jahre 2006: 17.917 GWh
Eingespeiste Energie seit Inbetriebnahme: 331.816 GWh
Website: Seite des Betreibers
Stand: 22. Juli 2007
Die Datenquelle der jeweiligen Einträge findet sich in der Dokumentation.

Das Kernkraftwerk Flamanville befindet sich am Fuße eines 70 Meter hohen granitartigen Felsens an der Westküste der französischen Halbinsel Cotentin am Ärmelkanal. Das Kernkraftwerk, das aus zwei Druckwasserreaktoren besteht, liegt bei der Gemeinde Flamanville in der Region Basse-Normandie im Département Manche, etwa 25 Kilometer westlich von Cherbourg und 20 Kilometer südlich der Wiederaufarbeitungsanlage La Hague.

Inhaltsverzeichnis

Eckdaten

Das Kernkraftwerk beschäftigt etwa 700 Personen und wird von der französischen Gesellschaft Électricité de France (EDF) betrieben. Zur Kühlung wird Wasser aus dem Ärmelkanal genutzt.

Die zwei Druckwasserreaktoren haben eine Nettoleistung von jeweils 1330 Megawatt (MW) und eine Bruttoleistung von 1382 MW.[1] Die installierte Gesamtleistung liegt bei 2764 MW; damit zählt das Kernkraftwerk zu den mittleren in Frankreich. Pro Jahr speist es durchschnittlich 18 Milliarden Kilowattstunden in das öffentliche Stromnetz ein; dies entspricht dem jährlichen Bedarf an elektrischer Energie der Regionen Basse-Normandie und der Bretagne. Es liefert damit ungefähr drei Prozent des französischen Bedarfs an elektrischer Energie.

Geschichte

Sprengung der Klippe für den Bau des Kernkraftwerks im Jahr 1978
Baufortschritt des Kraftwerks im Jahr 1980
Der Zaun des Kernkraftwerks

Baubeginn für den ersten Reaktorblock war am 1. Dezember 1979, er ging am 4. Dezember 1985 in Betrieb. Um das Kernkraftwerk zu bauen, musste eine hohe Klippe gesprengt werden. Mit dem Bau des zweiten Reaktorblockes wurde am 1. Mai 1980 begonnen, die Inbetriebnahme war am 18. Juli 1986.[1]

Am 21. Oktober 2004 hat der Elektrizitätskonzern EDF die Errichtung eines dritten Reaktors bekanntgegeben. Dabei handelt es sich um die dritte Generation von Druckwasserreaktoren, den Europäischen Druckwasserreaktor (EPR), der seit 1992 von der französischen Atomholding Areva und Siemens entwickelt wird. Dieser soll als zweiter seiner Bauart, nach dem finnischen Reaktor 3 im Kernkraftwerk Olkiluoto, in Betrieb genommen werden. Die Leistung des EPR-Reaktors soll bei 1650 MW liegen. Der Baubeginn war am 3. Dezember 2007, die Fertigstellung wurde vom Betreiber EDF für 2012 erwartet. Die geplanten Baukosten betrugen ursprünglich 3,3 Milliarden Euro. Areva erklärte Ende 2008, dass sich die Bauzeit bis 2013 verzögere und die Baukosten 4 Milliarden Euro betragen werden.[2] In der Halbjahresbilanz für das 1. Halbjahr 2010 verkündete EDF, dass der kommerzielle Betrieb erst für 2014 erwartet werde und schätzte die Kosten auf "ungefähr 5 Milliarden Euro".[3] Im Juli 2011 verschob EDF die geplante Inbetriebnahme erneut um zwei Jahre. Die "erste kWh des EPR wird 2016 produziert". Die Kosten wurden auf bereits 6 Milliarden Euro beziffert.[4]

Sicherheit

Im Falle eines starken Erdbebens könnte es bei den bestehenden Blöcken zum Versagen der Notkühlung kommen. Einem Bericht der Atomsicherheitsbehörde ASN im Oktober 2002 zufolge könnte die Funktionsfähigkeit eines sicherheitsrelevanten Ventils, das das Abkühlen der Reaktorblöcke gewährleisten soll, bei einem Erdbeben nicht sichergestellt werden.[5]

Der geplante EPR soll dennoch unter anderem durch eine doppelte Außenhülle und einen so genannten Core-Catcher höchsten Sicherheitsansprüchen genügen. Bei letzterem soll ein Keramikbecken eine eventuelle Kernschmelze auffangen können. Der Nuklearkonzern Areva schätzt bei diesem Reaktortyp die Unfallgefahr um das Zehnfache niedriger als bei älteren Generationen ein.

Daten der Reaktorblöcke

Das Kernkraftwerk Flamanville hat insgesamt zwei in Betrieb befindliche Blöcke und einen in Bau befindlichen Block:

Reaktorblock[1] Reaktortyp Netto-
leistung
Brutto-
leistung
Baubeginn Netzsyn-
chronisation
Kommer-
zieller Betrieb
Abschal-
tung
Flamanville - 1 Druckwasserreaktor 1330 MW 1382 MW 01.12.1979 04.12.1985 01.12.1986
Flamanville - 2 Druckwasserreaktor 1330 MW 1382 MW 01.05.1980 18.07.1986 09.03.1987
Flamanville - 3 EPR (DWR) 1600 MW 1650 MW 03.12.2007 ursprünglich 2012 geplant, jetzt 2016[6]

Quellen

  1. a b c Power Reactor Information System der IAEO: „France (French Republic): Nuclear Power Reactors“ (englisch)
  2. Erster EPR in Frankreich wird um ein Fünftel teurer als geplant. Verivox, 4. Dezember 2008, abgerufen am 10. Dezember 2008.
  3. H1 2010 Results, Progress Update on the Flamanville 3 EPR Project. EDF, 30. Juli 2010, abgerufen am 30. Dezember 2010.
  4. Erster EPR in Frankreich wird um ein Fünftel teurer als geplant. EDF, 20. Juli 2011, abgerufen am 21. Juli 2011.
  5. Energie-Chronik
  6. AFP, 20. Juli 2011: Fertigstellung von EPR-Kraftwerk in Flamanville weiter verzögert

Siehe auch

Weblinks


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