König Laurins Rosengarten

König Laurins Rosengarten
Der Rosengarten mit dem Gartl
Dietrich von Bern im Kampf mit König Laurin

König Laurin ist der sagenhafte Zwergenkönig des Rosengartens, der im Kampf Dietrich von Bern unterliegt. Die Geschichte wurde als mittelhochdeutsches Heldenepos aus dem 13. Jahrhundert sowie als volkstümliche alpenländische Sage überliefert. Letztere versucht, das rote Glühen einer Bergregion zur Dämmerungszeit (Alpenglühen) zu erklären, und stellt damit eine ätiologische Sage dar.

Inhaltsverzeichnis

Volkstümliche Überlieferung

Nach der volkstümlichen Überlieferung lag im „Gartl“, einer Einbuchtung im Gestein (auf dem oberen Foto als weißer Fleck unterhalb des Gipfels zu sehen), der wunderschöne Rosengarten des Zwergenkönigs. Als der König an der Etsch seine schöne Tochter Similde vermählen wollte, wurden alle Adeligen der Umgebung zu einer Maifahrt eingeladen, nur König Laurin nicht. Dieser beschloss daraufhin, mit Hilfe seiner Tarnkappe als unsichtbarer Gast teilzunehmen. Als er Similde sah, verliebte er sich sofort in sie, setzte sie auf sein Pferd und sprang mit ihr davon. Sofort zogen die Recken aus, geführt von Dietrich von Bern und seinem Waffenmeister Hildebrand, um Similde zurückzuholen und standen kurz darauf vor dem Rosengarten.

König Laurin band sich einen Wundergürtel um, der ihm die Kraft von zwölf Männern verlieh, und stellte sich dem Kampf. Als er sah, dass er trotz allem verlor, zog er sich die Tarnkappe über und sprang, unsichtbar wie er nun zu sein glaubte, im Rosengarten hin und her. Die Ritter aber erkannten an den Bewegungen der Rosen, wo der Zwergenkönig sich verbarg. Sie packten ihn, zerstörten den Zaubergürtel und führten ihn in Gefangenschaft. Laurin aber drehte sich um und belegte den Rosengarten, der ihn verraten hatte, mit einem Fluch: Weder bei Tag noch bei Nacht sollte ihn jemals mehr ein Menschenauge sehen. Laurin hat aber die Dämmerung vergessen, und so kommt es, dass der Rosengarten beim Sonnenauf- und -untergang blüht.

Eine andere Variante der Sage deutet das Alpenglühen als Widerschein der Feste in der versunkenen Kristallburg des Zwergenkönigs.[1]

Heldenepos

Die mittelhochdeutsche Heldenepos-Version ist uns in mindestens achtzehn Handschriften vom Anfang des 14. bis Anfang des 16. Jahrhunderts und elf Drucken von 1479–1590 überliefert. Es gibt auch eine tschechische Handschrift von 1472, sowie eine dänische Bearbeitung. Die mittelhochdeutschen Texte lassen sich aufgrund von Inhalt und Form in fünf Versionen unterscheiden:

  • ältere Vulgat-Version (Grunderzählung)
  • jüngere Vulgat-Version (mit Vorgeschichte der Entführung von Dietleibs Schwester)
  • Walberan-Version (Verknüpfung mit einer weiteren Geschichte um den Zwergenkönig Walberan)
  • Dresdner Laurin (Inhaltlich wie ältere Vulgat, doch Strophen in Heunenweise. Alle anderen Versionen in Reimpaaren.)
  • Pressburger Laurin (nur ein Bruchstück bis zum Aufbruch Dietrichs zum Rosengarten, eher parodistische Schilderung).

Ein wesentlicher Unterschied der Fassungen ist in der Bewertung der Konfliktparteien zu sehen: die Partei Laurins wird zunehmend negativ gekennzeichnet, so dass die durchaus ungerechtfertigte Zerstörung des Rosengartens durch Wittich und Dietrich in den Hintergrund tritt. Eine Ausnahme stellt der Walberan-Version, bei der die Zwergen-Partei als gerecht, milde und ritterlich geschildert wird.

Teil politischer Auseinandersetzungen

Der Laurin-Mythos wurde auch in politische Auseinandersetzungen einbezogen. Um sich touristisch werbewirksam als Laurin-Stadt präsentieren zu können, wurde in Bozen 1907 ein Laurin-Brunnen errichtet, der zeigt, wie der große Dietrich den kleinen sich am Boden krümmenden Laurin niederringt. Dies wurde von nationalistisch gesinnten Italienern wohl so verstanden, dass damit Deutschland sich gegenüber Italien überlegen fühlte. In der Nacht vom 4. zum 5. Juni 1934 wurde der Brunnen zerschlagen und danach ins Kriegsmuseum von Rovereto gebracht. Bei den späteren Diskussionen um seine Wiederaufstellung wurde die Figurengruppe des Brunnens auch als Darstellung des Gegensatzes zwischen der rätischen Urbevölkerung und den germanischen Eroberern verstanden.

Literatur

  • Joachim Heinzle: Einführung in die mittelhochdeutsche Dietrichepik. Berlin: de Gruyter 1999. ISBN 3-11-015094-8, S.145 ff.
  • Ulrike Kindl (Hrsg.): Märchen aus den Dolomiten. Eugen Diederichs Verlag, München 1992, ISBN 3-424-01094-4
  • Karl Felix Wolff (Hrsg.): Dolomitensagen. Sagen und Überlieferungen, Märchen und Erzählungen der ladinischen und deutschen Dolomitenbewohner. Mit zwei Exkursen Berner Klause und Gardasee. VA Athesia, Bozen, 2003, ISBN 88-8266-216-0 (Repr. d. Ausg. Innsbruck 1989)
  • René Wetzel: Dietrich von Bern im „Laurin“ (A) als Pendler zwischen heroischer und arthurischer Welt. In: Jahrbuch der Oswald von Wolkenstein Gesellschaft, Bd. 14, 2003/04, S. 129-140.

Siehe auch

Thidrekssaga, Dietrichepik, Dietrich von Bern, Virginal (Dietrichepik), Rosengarten zu Worms

Einzelnachweise

  1. Johann Nepomuk Sepp: Bayrischer Sagenschatz. München 1876, S. 8.

Weblinks


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