Max Volmer

Max Volmer
Max Volmer, 1958

Max Volmer (* 3. Mai 1885 in Hilden; † 3. Juni 1965 in Potsdam) war ein deutscher Chemiker mit dem Schwerpunkt Physikalische Chemie (Reaktionskinetik). Er wirkte als Professor an der Technischen Universität Berlin-Charlottenburg sowie ab 1955 an der Humboldt-Universität zu Berlin, und entwickelte zusammen mit John Alfred Valentine Butler die Butler-Volmer-Gleichung. Von 1955 bis 1959 war er Präsident der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, der späteren Akademie der Wissenschaften der DDR.

Leben und Werk

Volmer studierte Chemie in Marburg und Leipzig, promovierte dort 1910 über photochemische Reaktionen im Hochvakuum und wurde nach seiner Habilitation 1913 Privatdozent an der Universität Leipzig. 1916 begann er seine Tätigkeit am Physikalisch-Chemischen Institut der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin kriegsbedingt mit überwiegend militärischen Fragestellungen. Die Stern-Volmer-Gleichung geht auf eine Zusammenarbeit mit Otto Stern in dieser Zeit zurück. Von 1918 bis 1920 setzte er seine Forschungen in der Auergesellschaft fort, wo er 1919 die Quecksilber-Dampfstrahlpumpe erfand.

Nach kurzer Zeit als außerordentlicher Professor an der Universität Hamburg, in der er sich mit Phasenübergängen zwischen Gas- und Kristallzustand beschäftigte und eine neue Adsorptionstherme (Volmer-Isotherme) einführte, wurde er 1922 als Ordentlicher Professor des Physikalisch-Chemischen Instituts der Technischen Universität Berlin-Charlottenburg berufen. Dort arbeitete er bis Kriegsende 1945 vorwiegend über Kristallflächen und Kristallwachstum. So entdeckte er die Oberflächenwanderung adsorbierter Moleküle, die heute als Volmer-Diffusion bezeichnet wird. 1934 wurde er ordentliches Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften, die Bestätigung der Berufung erfolgte jedoch aus politischen Gründen nicht und wurde erst 1946 durch die neugegründete Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin als Nachfolgeinstitution der Preußischen Akademie nachgeholt. Die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina ernannte ihn 1936 zum Mitglied.

Volmer konnte die Meldung jedoch nicht persönlich überbracht werden, da er im August 1945 mit einer Spezialistengruppe um Gustav Hertz nach Moskau geschafft worden war. Dort musste er im Rahmen des russischen Atomprojektes die Aufgabe übernehmen, eine Anlage zur Herstellung von Schwerem Wasser zu errichten, einer Voraussetzung für die Plutoniumproduktion durch Natururanreaktoren. Zusammen mit Gustav Richter gelang ihm der Aufbau eines entsprechenden Ammoniak-Destillationsturmes in Norilsk.

Volmer konnte erst im März 1955 nach Ost-Berlin zurückkehren. Er erhielt auf Grund seiner Arbeiten in der Sowjetunion den Nationalpreis der DDR erster Klasse, die Auszeichnung Hervorragender Wissenschaftler des Volkes sowie ab 1. Mai 1955 eine ordentliche Professur an der Humboldt-Universität zu Berlin. Ab den 10. November 1955 war Volmer Mitglied des Wissenschaftlichen Rates für die friedliche Anwendung der Atomenergie beim Ministerrat der DDR. Vom 8. Dezember 1955 bis zum 23. Oktober 1958 war er zudem Präsident und anschließend bis zum 10. Oktober 1963 Vizepräsident der Deutschen Akademie der Wissenschaften sowie ab 27. August 1957 auch Gründungsmitglied des Forschungsrates der DDR.

1955 wurde ihm die Ehrenbürgerschaft von Potsdam verliehen. Als Anerkennung seiner wissenschaftlichen Arbeit erhielt Volmer die Ehrendoktorwürde der TU Berlin. Ein Institut der TU Berlin sowie zwei Straßen in Berlin-Adlershof und in seiner Heimatstadt Hilden tragen heute seinen Namen.

Literatur

  • Kurzbiographie zu: Volmer, Max. In: Werner Hartkopf: Die Berliner Akademie der Wissenschaften: Ihre Mitglieder und Preisträger 1700–1990. Akademie-Verlag, Berlin 1992, ISBN 3-05-002153-5, S. 377.
  • Oskar Blumtritt: Max Volmer (1885−1965). Eine Biographie. Technische Universität Berlin, Berlin 1985, ISBN 3-79-831053-X
  • Dieter Hoffmann: Volmer, Max. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Ch. Links Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4, Band 2.
  • Akademie-Archiv, Bestand Akademieleitung, Personalia, Nr. 476 [Max Volmer]

Weblinks

 Commons: Max Volmer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Max Volmer — Born May 3, 1885 Hilden …   Wikipedia

  • Max Volmer — (né le 3 mai 1885 à Hilden, en Allemagne mort le 3 juin 1965 à Potsdam) fut un physico chimiste allemand qui contribua de façon décisive à la formalisation …   Wikipédia en Français

  • Max Volmer — Nacimiento …   Wikipedia Español

  • Volmer — Max Volmer Max Volmer (né le 3 mai 1885 à Hilden, en Allemagne mort le 3 juin 1965 à Potsdam) fut un physico chimiste allemand qui contribua de façon décisive à la formalisation de la cinétique électrochimique. Il suivit des… …   Wikipédia en Français

  • Volmer — ist der Familienname folgender Personen: Arvo Volmer (* 1962), estnischer Dirigent Günter Volmer (1922–2010), deutscher Ingenieur, Gewerkschafter und Politiker (CDU), MdB Johannes Volmer (* 1930), deutscher Ingenieur und Professor für… …   Deutsch Wikipedia

  • Volmer-Weber-Wachstum — Unter Schichtwachstum versteht man in der Oberflächenchemie das Wachstum von Monolagen auf eine Phasengrenze. Schichtwachstumsarten Man unterscheidet drei einfache Grenzmechanismen: Frank van der Merwe Modus Frank van der Merve Wachstum Das Frank …   Deutsch Wikipedia

  • Max Rostal — (7 July 1905 – 6 August 1991) was a violinist and a viola player. He was Austrian born, but later took British citizenship. Contents 1 Biography 2 Discography 3 Media 4 …   Wikipedia

  • Max Rostal — (* 7. Juli[1] 1905 in Teschen, Österreichisch Schlesien; † 6. August 1991 in Bern) war ein Violinist, Bratschist und Pädagoge. Inhaltsverzeichnis 1 Biographie 2 Auszeichnungen …   Deutsch Wikipedia

  • Stern-Volmer-Gleichung — Stern Volmer Plot: Es wurde der Term (F0 / F) − 1 gegen die Konzentration des Quenchers [Q] aufgetragen. Der Anstieg des linearen Verlaufes (rote durchgezogene und gepunktete Linie) der Stern Volmer Gleichung entspricht der Stern Volmer Konstante …   Deutsch Wikipedia

  • Relation de butler-volmer — En cinétique électrochimique,on peut traiter une étape élémentaire de transfert de charge en suivant le modèle de Butler Volmer que l on doit à John Alfred Valentine Butler et à Max Volmer. La loi de vitesse est donné par la relation de Butler… …   Wikipédia en Français

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”