Offener Pneumothorax

Offener Pneumothorax
Klassifikation nach ICD-10
J93 Pneumothorax
J93.8 Sonstiger Pneumothorax
ICD-10 online (WHO-Version 2011)

Bei einem offenen Pneumothorax handelt es sich um ein schweres und lebensbedrohliches Krankheitsbild, das durch einen totalen Kollaps beziehungsweise durch ein Zusammenfallen eines Lungenflügels gekennzeichnet ist. Es geht mit Schmerzen, Atemnot bis hin zum Schock einher und erfordert ein rasches notfallmedizinisches Eingreifen.

Inhaltsverzeichnis

Einteilung und Ursachen

Ursache für den Lungenkollaps ist eine Verbindung des Pleuraraums (Pleurahöhle, Pleuraspalt) mit der Außenluft. Der Pneumothorax kann entweder nach außen – Lufteintritt in den Pleuraraum über die Wand des Brustkorbs – oder nach innen – Lufteintritt über die Atemwege - offen sein. Der nach außen offene Pneumothorax wird auch als offener äußerer Pneumothorax bezeichnet, der nach innen offene auch als offener innerer Pneumothorax.

Ein offener äußerer Pneumothorax entsteht meist durch ein zu einer Perforation der Thoraxwand führendes Trauma (traumatischer Pneumothorax), beispielsweise infolge einer Messerstichverletzung. Darüber hinaus können beide Formen des offenen Pneumothorax auch iatrogen, das heißt infolge medizinischer Maßnahmen entstehen.

Krankheitsentstehung

Im Pleuraraum herrscht normalerweise ein Unterdruck, der das Zusammenfallen der Lunge verhindert. Durch die offene Verbindung mit der Außenluft gleicht sich der Druck im Pleuraraum an den atmosphärischen Druck an, so dass es zu einem Totalkollaps der Lunge auf der betroffenen Seite kommt. Die betroffene Lunge kann nicht mehr am Gasaustausch teilnehmen. Darüber hinaus tritt ein so genanntes Mediastinalpendeln auf, das mit einer paradoxen Atmung der gesunden Seite einhergeht. Das Mediastinalpendeln wird verursacht durch die Druckunterschiede in den Pleuraräumen. Beides zusammen, der komplette Ausfall eines Lungenflügels sowie das Mediastinalpendeln, führt zu starker Atemnot (Dyspnoe) und zu einer Ateminsuffizienz, die mit einem Mangel an Sauerstoff (Hypoxie) einhergeht.

Krankheitsbild

Beim offenen Pneumothorax handelt es sich um ein akutes Krankheitsbild, dass mit atemabhängigen Schmerzen und Atemnot einhergeht. Außerdem ist eine Ateminsuffizienz mit einhergehender Hypoxie typisch, so dass es kompensatorisch zu einer Tachypnoe (schnelleren Atemfrequenz) und einer Tachykardie (schnelleren Herzfrequenz) kommt. Für den offenen Pneumothorax ist außerdem eine Ateminsuffizienz typisch, die zu einem Schock führen kann.

Diagnostik

Die Diagnose eines offenen Pneumothorax wird vor allem anhand der typischen klinischen Untersuchungsbefunde für einen Pneumothorax sowie einer Röntgenaufnahme des Thorax (Röntgen-Thorax) gestellt. Bei schweren Thoraxtraumen können Begleitverletzungen mit Hilfe einer Computertomographie erfasst werden.

Charakteristisch für den offenen Pneumothorax ist ein „schlürfendes Geräusch“ über der Wunde in der Wand des Brustkorbs (Thorax), das durch das Ein- und Ausströmen von Luft während der Atmung bedingt ist. Im angloamerikanischen Raum wird dieses Phänomen auch als sucking wound bezeichnet.

Therapie

Da es sich um ein lebensbedrohliches Krankheitsbild handelt muss eine rasche Therapie erfolgen. Als Sofortmaßnahme wird in der Regel eine endotracheale Intubation und Beatmung durchgeführt. Nach Stabilisierung der Kreislaufverhältnisse erfolgt der chirurgische Verschluss der Thoraxwunde sowie das Legen einer Thoraxdrainage. Eine Thoraxdrainage ist notwendig, da es sonst zur Ausbildung eines Spannungspneumothorax kommen kann. Ist eine Intubation und Beatmung nicht möglich, kann als Sofortmaßnahme auch zunächst die Wunde im Brustkorb luftdicht verschlossen werden, beispielsweise mit Hilfe einer sterilen Abdeckfolie. Auch in diesem Fall muss zur Verhinderung der Ausbildung eines Spannungspneumothorax eine Thoraxdrainage gelegt werden.

Literatur

Weblinks

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