Robert Ferdinand Cremer

Robert Ferdinand Cremer

Robert Ferdinand Cremer (* 27. Dezember 1826 in Aachen; † 1882 in Koblenz) war ein deutscher Architekt und Baumeister des Spätklassizismus und der Neorenaissance.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Der Sohn des Baumeisters Johann Peter Cremer (1785–1853) und Bruder des ebenfalls als Architekt und Baumeister tätigen Friedrich Albert Cremer (1824–1891) studierte ab 1843 Architektur an der Berliner Bauakademie. Anschließend entschied er sich für eine preußische Beamtenkarriere und war zunächst als Bauführer und schließlich als Baumeister in Bad Oeynhausen tätig. Hier trug er unter anderem für die Planung und Erstellung des Badehauses I die Verantwortung, welches er noch im klassizistischen Stil mit strengen hellenischen Elementen nach dem Vorbild seines Vaters und Schüler Karl Friedrich Schinkels (1781–1841) zusammen mit dem Architekten Karl Ferdinand Busse (1802–1868) entworfen hatte.

Etwa 1857/58 wurde Cremer als Landesbaumeister unter dem Dombaumeister Ernst Friedrich Zwirner (1802–1861) nach Köln berufen. Hier überwiegend mit Kirchenbauten und Kirchenrestaurationen betraut, wechselte Cremer seinen bisher angewendeten Stil und setzte nun neoromanische und neugotische Formen und Elemente ein. Im Jahr 1862 zog es ihn schließlich nach Aachen, wo er mit den Planungen und Entwürfen zum Neubau des Hauptgebäudes des Polytechnikums Aachens, der heutigen RWTH-Aachen, betraut wurde. Hierzu legte er zwei Entwürfe vor, einen im italienischen Stil der römischen Schule des 16. Jahrhundert nach dem Vorbild von Baldassare Peruzzi (1481–1536), einen anderen als frei empfundenen Ziegelsteinrohbau im Stil des 14. oder 15. Jahrhunderts nach dem Vorbild des von Joseph von Egle (1818–1899) errichteten Stuttgarter Polytechnikums. Die Bauherren, die Revision in Berlin sowie auch das liberal gesinnte Wirtschaftsbürgertum Aachens sprachen sich schließlich für diese zweite Variante aus.

Von diesen Planungen beflügelt, nahm Cremer noch an den Architekturwettbewerben für den Berliner Dom und das Reichstagsgebäude teil, konnte sich aber diesmal mit seinen Ideen unter mehr als 100 Bewerbern nicht durchsetzen. Nach dem Entwurf für einen Neubau der Strafanstalt Aachen sowie weiteren Profanbauten und Restaurationen wurde Cremer 1873 nach Koblenz versetzt und dort zum Baurat befördert. Hier war er jetzt unter anderem als Mitglied im Preisgericht für die Vergabe von Bauaufträgen zuständig, trat aber selbst als Baumeister kaum noch nennenswert in Erscheinung.

Sein Sohn Wilhelm Cremer (1854–1919) wurde ebenfalls ein anerkannter Architekt und gründete mit seinem Partner Richard Wolffenstein das Architekturbüro Cremer & Wolffenstein in Berlin und war für die Planung und Erstellung zahlreicher Geschäftshäuser, gehobener Wohnhäuser sowie des U-Bahnhofes Nollendorfplatz verantwortlich.

Bauwerke (Auswahl)

  • Dunstbadehaus I. in Bad Oeynhausen (1855-1856), zusammen mit Carl Ferdinand Busse
  • Johanniskirche Köln-Deutz (1859)
  • Lambertuskirche Bliesheim (1860–1863)
  • Hauptgebäude der RWTH-Aachen (1865–1870)
  • Strafanstalt Aachen, heutige alte Justizvollzugsanstalt Aachen (1865–1870)
  • Berliner Dom (1868 - Architektenwettbewerb)
  • Reichstagsgebäude Berlin (1868 - Architektenwettbewerb)
  • Evangelische Kirche Krefeld (vor 1873)
  • Grashaus Aachen (Figurenfries, vor 1882)

Literatur

  • Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, Band 8, S. 79 f.
  • Ferdinand Esser, Robert Cremer: Die polytechnische Schule zu Aachen. Entworfen von Robert Cremer, ausgeführt und herausgegeben von Ferdinand Esser. 1871.
  • Robert Cremer: Die neue Strafanstalt in Aachen. In: Zeitschrift für Bauwesen, 22/1872, Spalte 7–20 und Atlas, Tafel 1–6
  • Herbert Philipp Schmitz: Robert Cremer, Erbauer der Technischen Hochschule und Restaurator des Münsters zu Aachen. In: Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins, 1969.
  • Ingeborg Schild: Die Brüder Cremer und ihre Kirchenbauten. Kühlen, Mönchengladbach 1965.
  • Hans Dieter Nägelke: Hochschulbau im Kaiserreich. Kiel 1997, ISBN 3-93359809-5, ISBN 978-3-93359809-7

Weblink und Quellen


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