Schloss Ringenberg

Schloss Ringenberg
Schloss Ringenberg

Schloss Ringenberg ist ein Wasserschloss auf dem Stadtgebiet von Hamminkeln in Nordrhein-Westfalen. Es steht im Südosten des Stadtteils Ringenberg, dem es seinen Namen gab.

Das Schloss geht auf eine Burggründung aus dem 13. Jahrhundert im strategisch wichtigen Grenzgebiet der Territorien der Grafschaft Kleve, des Erzstifts Köln und des Fürstbistums Münster zurück. Von niederländischen Truppen zerstört, kam die Anlage an den Freiherrn Alexander von Spaen, der sie wieder aufbaute.

Heute ist das Schloss Eigentum der Stadt Hamminkeln, die dort ihr Standesamt betreibt. Außerdem beheimatet das Gebäude ein Atelierzentrum der Derik-Baegert-Gesellschaft und ein Restaurant.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Architektur

Das Schloss im Stil des niederländischen klassizistischen Barocks ist eine dreiflügelige Anlage aus Backstein, die von Wassergräben umgeben ist. Seine Süd- und seine Ost-Ecke werden von mächtigen, runden Ecktürmen gebildet. Der südliche von ihnen besitzt eine geschweifte, laternenbekrönte Haube. Die zwei Geschosse des Schlosses werden von einem Walmdach abgeschlossen, das eine Wetterfahne mit der Jahreszahl 1661 besitzt. Über den Eingängen der beiden Seitenflügel finden sich klassizistische Frontons. Zum ehemaligen Hauptportal im Mitteltrakt führt heute noch eine zehnstufige Freitreppe, wenngleich deren Ausführung wesentlich schlichter als der Originalzustand ist.

Bei dem Gebäude handelt es sich um das einstige Hauptschloss. Die westlich davon gelegene ehemalige Vorburg ist nicht mehr erhalten.

Innenausstattung

Im Erdgeschoss des südwestlichen Seitenflügels besitzt das Gebäude eine bemalte Holzbalkendecke vom Ende des 17. Jahrhunderts. Weil sie lange Zeit unter einer Abhängung verborgen war, ist sie weitgehend noch im Originalzustand erhalten und somit nahezu einzigartig im Rheinland. Neben ihren floralen Malereien im Stil des Hochbarock zeigt sie die Wappen Alexanders von Spaen und seiner ersten Ehefrau Henriette von Arnheim.

Geschichte

Die Anfänge

Rundturm an der südlichen Ecke des Schlosses (2005)

Eine Urkunde von 1220[1] nennt erstmals das „castrum de Ringelinberg“. Zu jener Zeit war es im Besitz des Ritters und Freigrafen Sueder III. von Dingden, der es als festes Burghaus im sumpfigen Gebiet des Isselbruchs hatte errichten lassen. Als die Adelsfamilie dann ihren Stammsitz dauerhaft dorthin verlegte, nannte sie sich fortan „von Ringenberg“.

Es heißt, Sueder III. habe sich der Lehnspflicht gegenüber dem Münsteraner Fürstbischof entziehen wollen und deshalb für einen möglichen Verteidigungsfall die Burg errichten lassen.[1] Nur wenig später trug er sie dem Klever Grafen zu Lehen auf und verlobte seine Tochter Beatrix von Ringenberg mit Dietrich Luf I., dem Bruder des Grafen Dietrich VII. von Kleve, um die Verbindung zum Herrscherhaus zu festigen. Der Besitz kam nach dem Tod Sueders III. 1265 über seine Tochter an die Grafen, die ab 1359 dort einen Amtmann einsetzten.

1329 ließ Dietrich IX. von Kleve vier niederländische Familien als Fachleute kommen, um die Sumpflandschaft rund um Ringenberg trockenlegen zu lassen und urbar zu machen. Aus dem 14. Jahrhundert stammen auch die beiden dreigeschossigen Rundtürme an der Süd- und Ostecke der Anlage.

Umbauten und Zerstörung

Es folgten mehrere Umbauten im 15. Jahrhundert. Unter anderem wurde dem vermehrten Einsatz von Feuerwaffen durch Einbau von hakenbüchsentauglichen Schlüsselscharten im Kellergeschoss des Ostturms Rechnung getragen. In diese Zeit fällt auch die Befestigung der Burg mit Gräben, Wällen und Mauern. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurden Instandsetzungsarbeiten vorgenommen, doch diese erwiesen als recht erfolglos, denn während des Niederländisch-spanischen Krieges wurde die Wehrburg von spanischen und während des Dreißigjährigen Krieges im Jahr 1629 dann von niederländischen Truppen eingenommen. 1635 wurde die Burg von den Niederländern endgültig zerstört. Zeitgenössischen Berichten zufolge war sie 1648 „gäntzlich ruinirt und demolirt, auch gantz und gar zum Steinhauffen verfallen.“

Wiederaufbau unter Alexander von Spaen

Schloss Ringenberg Ende des 17. Jahrhunderts

Im gleichen Jahr erhielt der niederländische Oberst und Landdroste Jakob von Spaen vom Brandenburger Kurfürsten Friedrich Wilhelm Ringenberg für seine Verdienste als Mannlehen. Von Spaen hatte ihn im Kampf gegen die Generalstaaten tatkräftig unterstützt. Jakobs Bruder, der brandenburgische Generalfeldmarschall Alexander von Spaen, baute ab 1660 auf den Ruinen der mittelalterlichen Burg das heutige Schloss. Dabei wurden noch erhaltene Reste des Wehrbaus in die neuen Gebäude mit einbezogen, so zum Beispiel die grabenseitigen, zwei Meter dicken Außenwände der Anlage. Die Wetterfahne auf dem Schlossdach nennt das Jahr 1661 als Enddatum der Bauarbeiten. Mit diesen beauftragte Alexander von Spaen denselben Baumeister, den er auch für den Umbau des niederländischen Schlosses Biljoen bei Velp, einem Ortsteil von Rheden, in der Nähe von Arnheim engagierte.[2] Sein Name ist bis heute unbekannt. Beim Tod des Generalfeldmarschalls erbte eines seiner zwölf Kinder die Schlossanlage: sein Sohn Alexander Bernhard, der sie 1696 an seinen älteren Bruder Friedrich Wilhelm verkaufte.

Ende des 18. Jahrhunderts stand Schloss Ringenberg – derweil an den niederländischen Zweig der Familie von Spaen übergegangen – unter Verwaltung eines Rentmeisters. Unter seiner Ägide ist wohl auch der Abbruch der beiden quadratischen Ecktürme im Osten und Norden des Areals sowie des einstigen Torhäuschens zu datieren, die zwischen 1733 und 1823 abgerissen wurde. Der Besucher musste Letzteres einst passieren, um das an allen vier Seiten von Wassergräben umgebene Schloss über eine Zugbrücke zu erreichen.

Das 20. Jahrhundert

Nach 1848 erfolgten mehrere Besitzerwechsel, bis 1924 Graf Clemens von Plettenberg die baufällige Schlossanlage erwarb. Sofort nach dem Kauf begann er mit der Restaurierung des stark verwahrlosten Gebäudes. Seine Bemühungen wurden aber durch den Zweiten Weltkrieg jäh zunichte gemacht. Durch Artillerie und Fliegerbomben wurde der nördliche Gebäudeflügel 1945 schwer beschädigt. Die Ortschaft Ringenberg war zu 40 Prozent zerstört. Nach Kriegsende erfolgte eine behelfsmäßige Wiederherstellung und eine anschließende Nutzung des Schlosses als Kirche und Schule.

Der Sohn Clemens von Plettenbergs ließ weitläufige Gärtnereien rund um das Schloss anlegen und vermietete einen Teil des Gebäudes an den Kunstverlag Der Kreis, dessen Inhaber Bodo Bratke, der später die Derik-Baegert-Gesellschaft gründete, dort eine Galerie mit wechselnden Kunstausstellungen eröffnete.

1989 erwarb die damalige Gemeinde Hamminkeln die Anlage und ließ sie ab 1990 unter den Maßgaben des Denkmalschutzes aufwändig sanieren und restaurieren. Ziel war die originalgetreue Wiederherstellung der Anlage des 17. Jahrhunderts. In diesem Zuge wurden von Dezember 1990 bis August 1991 auch archäologische Grabungen im Kellergeschoss durchgeführt.[3] Interessante Fundstücke sowie die Ergebnisse dieser Grabung sind im Keller des Schlosses zu begutachten. Bei den Wiederaufbauarbeiten im Südwestflügel wurde zudem eine bemalte Balkendecke freigelegt, die durch ihren außerordentlich guten Erhaltungszustand kunsthistorisch sehr wertvoll ist.

Heutige Nutzung

War in den Schlossgebäuden schon in den Jahren zwischen 1909 und 1911 das Bürgermeisteramt untergebracht, dient Ringenberg auch seit 1994 zum Teil wieder städtischen Zwecken. Seit diesem Jahr beherbergt es das Standesamt der Stadt Hamminkeln.

Im barocken Kellergewölbe des Schlosses ist seit 1998 ein Restaurant beheimatet.

Die Räume des Nordflügels sowie des Mitteltrakts werden unterdessen von der Derik-Baegert-Gesellschaft genutzt. Sie unterhält dort ein Atelier-Zentrum für junge Künstler. Aus diesem Grunde sind Innenbesichtigungen auch nur nach Voranmeldung oder ihm Rahmen von öffentlichen Ausstellungen und Konzerten möglich.

Literatur

  • Paul Clemen (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler des Kreises Rees (= Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz. Band 2, Abt. 1). L. Schwann, Düsseldorf 1892, Seite 103−105 (online).
  • Ferdinand G. B. Fischer: Ausflugsziele am Niederrhein. Schöne Burgen, Schlösser und Motten. Verlag Peter Pomp, Bottrop 2000, ISBN 3-89355-152-2.
  • Harald Herzog: Hamminkeln - Eine bemalte Holzdecke des 17. Jahrhunderts. In: Denkmalpflege im Rheinland. Jg. 9, Nr. 3, 1992, ISSN 0177-2619, Seite 114−117.
  • Hulda Pankok: Das Schicksal des Schlosses Ringenberg. In: Kreisverwaltung Rees (Hrsg.): Heimatkalender 1963. Rheinberg 1962, Seite 145−148.
  • Heimerick M. J. Tromp: Ein Geschlecht ohne Grenzen. Alexander von Spaen und sein Nachlaß. In: Niederrheinkammer. Jg. 47, 1991, ISSN 0174-5700, Seite 227−228, 235.
  • Andre Wemmers, Jens Wroblewski: Theiss-Burgenführer Niederrhein. Konrad Theiss, Stuttgart 2001, ISBN 3-8062-1612-6, S. 122–123. 

Weblinks

 Commons: Schloss Ringenberg – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b H. Pankok: Das Schicksal des Schlosses Ringenberg, Seite 146.
  2. H. M. J. Tromp: Ein Geschlecht ohne Grenzen, Seite 227.
  3. Vgl. Carmen Maurer: Untersuchung des Kellers in Schloss Ringenberg. In: Harald Koschig (Hrsg.): Archäologie im Rheinland 1991. Rheinland-Verlag, Köln 1992, ISBN 3-7927-1326-8, Seite 126−129.
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