Schloss Seehof

Schloss Seehof
Front mit Haupteingang
Schloss Seehof - Parkseite
Lage der Gemeinde Memmelsdorf, Landkreis Bamberg

Schloss Seehof ist die ehemalige Sommerresidenz der Bamberger Fürstbischöfe. Das etwa fünf Kilometer östlich von Bamberg gelegene Schloss gehört heute zur Gemeinde Memmelsdorf. Es wird von einem großen Garten umschlossen, der ehemals im Stil des Rokoko gestaltet war. Die Fläche der Anlage umfasst etwa 21 Hektar. In der unmittelbaren Umgebung wird Teichwirtschaft zur Karpfenzucht betrieben.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Bereits im 15. Jahrhundert wurde am Ort der heutigen Anlage ein Jagdhaus errichtet. Das vierflügelige Schlossgebäude mit den markanten eckständigen Türmen entstand im Auftrag des Bamberger Fürstbischofs Marquard Sebastian Schenk von Stauffenberg. Der Plan stammte von Antonio Petrini, der Bau wurde 1687 begonnen und 1696 abgeschlossen. Nach dem Auftraggeber wird das Schloss auch Marquardsburg genannt; es ähnelt in seiner vierflügeligen Anlage dem Schloss Johannisburg in Aschaffenburg.

Dem Schloss wurde von Fürstbischof Lothar Franz von Schönborn die Gartenanlage in ihrer heutigen Größe hinzugefügt und mit Fontänen, Brunnen, Bosketten und einem Heckentheater ausgestattet. Der Höhepunkt der Gartenkunst wurde unter Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim erreicht, der zwischen 1757 und 1779 unter anderem ein nicht mehr erhaltenes Labyrinth schuf, Wasserspiele bauen ließ und für reichen Skulpturenschmuck sorgte. Die Figuren führte der Bamberger Hofbildhauer Ferdinand Tietz aus, der auch für den Garten in Veitshöchheim tätig war. Skulpturen von Ferdinand Tietz schmücken auch den Rosengarten der Bamberger Residenz.

Schloss und Garten kamen nach der Säkularisation in Privatbesitz und verwahrlosten in den folgenden 150 Jahren. Die Einrichtungsgegenstände wurden nach und nach veräußert, der kunstvolle Garten sich selbst überlassen, die Kaskade verfüllt und alle Skulpturen an andere Standorte verbracht. Teile der verkauften Einrichtung werden heute zum Beispiel im New Yorker Metropolitan Museum of Art[1] gezeigt. 1975 erwarb der Freistaat Bayern die Liegenschaft. Nach einer umfangreichen Sanierung des Hauptgebäudes, die bis in die 1990er Jahre andauerte, sind neun Schauräume innerhalb des Schlosses der Öffentlichkeit zugänglich. Nach und nach konnten auch Kunstgegenstände zurückgekauft werden.

Die Gesamtanlage stellt sich heute als rechteckiger Garten dar, der in sechs durch Wege getrennte Rechtecke gegliedert ist. Das Schloss liegt zentral, die Wege sind als Alleen ausgeführt. Die ursprüngliche Gartengestaltung ist nicht mehr erkennbar, die meisten Flächen sind mit Rasen belegt, in den mittleren Rechtecken findet sich lockerer Baumbestand, in einem weiteren ein Boskettbereich.

Kaskade, Wasserleitung und Tunnel

Kaskade, im Zentrum die Herkulesgruppe von Ferdinand Tietz
Kaskade, Detail Herkules Figurengruppe von Ferdinand Tietz, nach 1769
Südansicht des Schlosses

Adam Friedrich von Seinsheim veranlasste den Bau einer repräsentativen Kaskade, die Planungen dafür begannen 1761, Baubeginn war 1764 und die Inbetriebnahme 1771. Die Planung führte Johann Michael Fischer aus, die künstlerische Gestaltung übernahm Ferdinand Tietz. Um eine hinreichende Wasserversorgung mit ausreichender Fallhöhe für das Schloss und die Wasserkünste im Garten zu gewährleisten, wurde zuerst eine Wasserleitung und später ein Tunnel angelegt. Es wurden mehrere Quellen genutzt; die Wasserleitung, die teilweise als Druckleitung ausgelegt war, hatte eine Länge von etwa sechs Kilometern. 1764 wurde mit dem Bau eines begehbaren Tunnels durch den Schammelsberg begonnen. Die Ausführung erfolgte in bergmännischem Vortrieb im Gegenortverfahren unter Zuhilfenahme eines Orientierungsschachtes. Der Tunnel führt durch den anstehenden Fels, an anderen Stellen war eine Gewölbeausmauerung notwendig. Die Wasserführung erfolgte in einer gedeckten Rinne auf der Tunnelsohle. Der Tunnel hat eine Länge von 640 Metern. Nach manchen entstellenden Eingriffen, die auch die Stabilität des Bauwerks beeinträchtigten, war die Kaskade zum Zeitpunkt des Erwerbs von Seehof durch den Freistaat in einem desolaten Zustand. Die nicht mehr konservierbaren Partien der Kaskade können mit anderen Skulpturen im Ferdinand-Tietz-Museum in der westlichen Orangerie des Schlosses besichtigt werden. Nach jahrelangen Restaurierungsarbeiten durch ein Team von Steinmetzen und Restauratoren konnte die wiederhergestellte Kaskade am 22. Juli 1995 wieder in Betrieb genommen werden.

Orangerie

Memmelsdorfer Tor − Innenseite
Wappen über dem Memmelsdorfer Tor

Die Orangeriegebäude mit dem Memmelsdorfer Tor und den später hinzugefügten Gewächshäusern auf beiden Seiten gehören zu den bedeutendsten Orangeriebauten in Franken. Die ursprüngliche Orangerie wurde bereits um 1723 durch Lothar Franz von Schönborn errichtet. Ab 1733 wurden durch Friedrich Karl, seit 1729 Fürstbischof von Bamberg, unter der Planung von Balthasar Neumann die Orangerien auf der Nordseite des Lustgartens erneuert. Die Bauarbeiten führte Justus Heinrich Dientzenhofer aus. Die großzügige Anlage diente als Überwinterungshaus der Orangenbäume und anderer exotischer Pflanzen. In der westlichen Orangerie ist seit 1997 das Ferdinand-Tietz-Museum eingerichtet.

Verwaltung

Nach dem Erwerb des Schlosses durch den Freistaat Bayern wird das Gebäude vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege (BLfD) genutzt und von der Bayerischen Schlösserverwaltung verwaltet.

Regelmäßige Veranstaltungen

  • Anfang Juni: Frühling im Schloss Seehof (Kammermusikfestival)
  • Anfang August: Sommerserenaden Schloss Seehof (Kammermusikfestival)

Siehe auch

Literatur

  • Berthold Fiedler: Die Kaskade im Park des Schlosses Seehof. Wiederherstellung 1983–1995. Festschrift anlässlich der Feierstunde am 22. Juli 1995. Landbauamt Bamberg, Bamberg 1995.
  • Klaus Grewe: Die Kaskade von Schloss Seehof in Memmelsdorf und ihre aufwendige Wasserleitung. In: Frontinus-Gesellschaft e.V. (Hrsg.): Wasser im Barock. von Zabern, Mainz 2004, ISBN 3-8053-3331-5, S. 133–147 (Geschichte der Wasserversorgung 6).
  • Uta Hasekamp: Die Schlösser und Gärten des Lothar Franz von Schönborn. Das Stichwerk nach Salomon Kleiner. Wernersche Verlagsanstalt, Worms 2005, ISBN 3-88462-192-0, S. 48–51 (Grüne Reihe. Quellen und Forschungen zur Gartenkunst 24).
  • Michael Petzet, Emil Bauer: Schloß Seehof. Sommerresidenz der Bamberger Fürstbischöfe. Verlag Fränkischer Tag, Bamberg 1995, ISBN 3-928648-17-9.
  • Alfred Schelter, Michael Petzet: Schloss und Park Seehof. Bamberg, Memmelsdorf. Amtlicher Führer. Bayerische Schlösserverwaltung, München 2005, ISBN 3-932982-60-6.

Einzelnachweise

  1. Daniëlle O. Kisluk-Grosheide: The Garden Room from Schloss Seehof and Its Furnishings. In: Metropolitan Museum Journal, Vol. 25, 143. Metropolitan Museum of Art, New York 1990.

Weblinks

 Commons: Schloss Seehof – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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